Seine Augen, die hinter seiner Maske hervorblitzen, bohren sich in meine. Fragend. Abwartend. Seine Worte hallen in meinem Kopf wider. Was spricht dagegen? Ich hätte ihm so viele Antworten geben können, so viele Argumente. Dass es sicherer war, wenn wir es nicht wussten. Dass sich alles ändern könnte, wenn wir die Wahrheit wüssten.
Und doch kann ich nur an das Gefühl seiner Lippen auf meinen denken. Wir beide gegen den Rest der Welt, das war schon immer so und wird für immer so bleiben.
Er hat Recht. Was spricht schon dagegen? Jahrelang haben wir Seite an Seite gekämpft, immer verborgen unter den Masken. Wir wissen nichts voneinander, ich kenne weder seinen Namen noch seine Familie oder seine Vergangenheit. Und dennoch kenne ich ihn besser als irgendeinen Menschen sonst, ich kenne seine Tapferkeit, seine Klugheit und seinen Witz. Seit Jahren verbindet uns eine enge Freundschaft, die in der letzten Zeit zu etwas Mehr, zu etwas Größerem erblüht ist. Bei uns beiden. Ich liebe ihn und er liebt mich. Ist es da nicht verständlich, dass ich den Mann unter der Maske sehen will, dessen Augen das Einzige sind, was ich bisher kenne? Was spricht dagegen?
Ich spüre, wie ich nicke, bevor ich genau weiß, was ich tue. Seine angespannte Haltung entspannt sich, als er einen erleichterten Seufzer ausstößt. Wie sehr muss er gefürchtet haben, dass ich nicht zustimme?
„Auf drei?“, fragt er und legt eine Hand auf seine Maske.
„Auf drei“, stimme ich zu und ahme seine Bewegung nach.
„Eins.“
Ich frage mich, wie wohl sein Gesicht aussehen mag. Ich bin aufgeregt, dass ich es gleich nach all den Jahren zum ersten Mal sehen werde.
„Zwei.“
Ich frage mich, ob wir Ärger kriegen werden. Unser Meister hat uns immer ausdrücklich davor gewarnt, unsere Identitäten voreinander preiszugeben. Aber er hatte uns auch davor gewarnt, uns zu verlieben und doch waren wir machtlos gegen unsere Gefühle.
„Drei.“
Vielleicht hätte ich mich fragen sollen, ob ich bereit für die Wahrheit war.