Ich habe mich oft gefragt, ob man einen Schatten lieben kann. Aber man kann auch Trugbilder und Illusionen lieben, warum also sollte man keinen Schatten lieben können?
Für eine lange Zeit habe ich ihn nur aus der Ferne gesehen. Ich habe seine Anmut bewundert, seine ehrerbietige Gestalt, die immer in einen dunklen Umhang gehüllt war, deren Kapuze sein Gesicht vor allen verbarg. Niemand hatte ihm je in die Augen gesehen, während ein Blick von ihm reichte, um alle zu ergründen. Ich hatte ihn bewundert, verehrt. Doch er hatte niemals gemerkt, dass ich da war. Er war der Verborgene, der Tänzer in den Schatten, der Herr über die Geheimnisse. Und ich war verloren in den Geheimnissen seiner Welt, in einem Labyrinth aus Träumen und Lügen, die der menschliche Geist stets produzierte.
All meine Hoffnung ruhte auf ihm. Er war der Lichtblick in meiner Finsternis, obwohl er die Dunkelheit war. Ich hatte auf seine Hilfe gebaut und musste doch alleine zu fliegen lernen.
Ich habe mich immer vor der Welt versteckt, weil ich mich fürchtete, weil ich nur in Sicherheit zu sein glaubte, wenn ich mich zwischen den Geheimnissen seiner Welt verbarg.
Mit meinen Flügeln konnte ich hoch hinaus fliegen.
Und doch war alles nur eine Illusion. Ein Schatten, gebildet aus den Wünschen, die mich Tag für Tag verfolgen.
Er ist der Tänzer der Schatten, die Verkörperung all meiner Wünsche. Und doch nicht real.