Ein Gefühl, dass mich mein Leben lang verfolgt, ist das Gefühl der Unzulänglichkeit. Ich habe mich immer danach gesehnt, eine Heldin zu sein. Jemand, der die Schwachen beschützt und sie gegen das Böse verteidigt. Vielleicht lag es daran, dass ich mich immer minderwertig gefühlt habe, ich habe mich immer allen anderen unterlegen gefühlt. Vor allem meinem besten Freund Bobby gegenüber. Er war etwas Besonderes, konnte die Welt mit einem Wimpernschlag verändern, während ich schlichtweg ich selbst war, ohne besondere Talente. Ich war nur mit Tollpatschigkeit gesegnet. Bobby pflegte mir zu sagen, dass alle großen Geister ein wenig tollpatschig seien. Weil sie mit ihrem Kopf immer woanders waren. Er sagte immer, dass ich viel klüger war als er und dass er ohne mich völlig aufgeschmissen wäre. Für ihn war ich der Kopf hinter ihm. Aber das war mir nicht genug.
Ich wollte mehr, ich wollte nicht der Kopf sein, ich wollte als Heldin an seiner Seite stehen, wollte neben ihm im Ruhm baden, damit dieses Gefühl der Minderwertigkeit im Jubel der Menschen untergehen konnte. Damit ich mich nicht länger so fühlte, als würde ich für immer im Schatten stehen.
Bobby und ich fingen an zu streiten. Er warf mir vor, dass ich albern wäre. Ich warf ihm vor, dass er mich nicht verstehen würde. Was er auch nicht konnte. Nicht nur, weil er all das hatte, was ich mir wünschte, sondern weil er nie dieses Gefühl mit mir geteilt hatte. Er sagte mir, er könne mich nicht verstehen, weil er in mir mehr sah, als ich es jemals könnte. Weil er lieber im Schatten stehen würde.
Ja, ich bin unzulänglich. Aber nicht, weil es mir an besonderen Fähigkeiten mangelt. Sondern weil ich gegangen bin, als er mich gebraucht hat. Ich bin keine Heldin. Denn dann wäre ich geblieben trotz aller Unsicherheiten. Und er wäre nicht gestorben.