Er war pünktlich wie ein Uhrwerk. Ich hörte das Knacken seiner Schritte im Unterholz. Ich wusste, dass er sich nur mit den Geräuschen ankündigte, weil er mich nicht erschrecken wollte. Sonst war er leichtpfotiger unterwegs.
Mit einem Brummen ließ er sich hinter mir nieder und ich kuschelte mich wie immer in sein weiches Fell. Manchmal wunderte ich mich, dass er nicht ahnte, dass ich es wusste. Weil ich nach dem ersten Schrecken keine Angst mehr gehabt hatte. Weil ich ihn immer erwartete, da ich genau wusste, dass er kommen würde. Weil ich mit ihm sprach wie mit einem Menschen – wenn wir denn überhaupt sprachen. Weil ich ihm manchmal die Hausaufgaben erklärte, als würde ich mit mir selbst reden, aber eigentlich daran dachte, dass er in der Schule nicht besonders gut war und die Hilfe gut gebrauchen konnte. Manchmal wunderte ich mich, dass er nicht ahnte, dass ich wusste, dass er ein Junge war, der sich in einen Wolf verwandeln konnte.
Vielleicht wollte er nicht weiter darüber nachdenken, weil es für uns beide so einfacher war. Vielleicht ahnte er, dass mir seine Gesellschaft als Wolf lieber war als als Junge. Denn als Wolf konnte er nicht sprechen. Und seine Worte mich nicht verletzen.
Vielleicht sagte ich ihm deshalb auch nicht, dass ich die Wahrheit kannte.