„Am Anfang hatte ich Angst vor dir, weißt du das?“, keuchte sie unter Schmerzen.
„Du musst ruhig liegen bleiben!“ Seine sonst so ruhige, dunkle Stimme war erfüllt von Gram. Er wusste, dass sie sterben würde.
Ebenso wie sie. „Das wird nichts mehr ändern“, flüsterte sie, „Und ich will dir danken. Dafür, dass du mich hierhergebracht hast. Auch wenn ich mich am Anfang gefürchtet habe, habe ich mit der Zeit gelernt, die Schönheit dieser Welt zu sehen. Und die Schönheit in dir.“
Nicht alles war immer so, wie es auf den ersten Blick erschien. Die immerwährende Dunkelheit dieser Welt hatte eine unglaubliche Schönheit, die man nur sehen konnte, wenn man die Augen dafür öffnete. Und so war es auch mit ihm. Er wirkte finster und verschlossen, seine schweigsame Art und die Dunkelheit, die ihn umgab, hatte sie am Anfang Furcht empfinden lassen. Doch je länger sie hier gelebt hatte, desto näher war sie ihm gekommen, desto besser hatte sie ihn verstanden. Sie hatte gesehen, wie er zur Verteidigung dieses Reiches kämpfte, wie er die Menschen beschützte. Sie hatte verstanden, wer er wirklich war. Sie hatte ihn nicht länger gefürchtet.
Und dann hatte sie eine Verschwörung gegen ihn aufgedeckt. Doch bevor sie ihn warnen konnte, hatten sie versucht, sie zu töten. Er war rechtzeitig zur Stelle gewesen und hatte sie verteidigt und dabei beinahe selbst den Tod gefunden. Sie waren gemeinsam in die Wälder geflohen und sie hatte ihn versorgt.
Doch sie hatten sie gefunden. Er hatte gekämpft, aber er war nicht stark genug gewesen. Nicht schnell genug, um das Messer kommen zu sehen. Sie war es gewesen.
„Du hättest das nicht tun sollen“, sagte er, „Nicht für mich. Dieses Messer war für mich bestimmt.“ Noch immer presste er die Hand auf die Wunde in ihrem Bauch, doch sie konnte spüren, wie das Blut aus ihrem Körper floss, wie die Kälte nach ihr griff und das Leben mit jedem Tropfen davon rann.
„Ich konnte dich nicht sterben lassen. Diese Welt braucht dich“, erklärte sie, die Worte wollten kaum aus ihrem Mund kommen. Sie war so schwach, so müde. Die Augen fielen ihr zu.
„Nein, diese Welt braucht dich“, widersprach er, „Du bist die Hoffnung. Das Licht, das die Dunkelheit meiner Welt erhellen sollte.“
„Ich bin keine Heldin, ich habe keine besonderen Fähigkeiten“, murmelte sie.
„Nein, aber du hast deinen Mut. Die wertvollste Eigenschaft, die ein Mensch nur haben kann“, flüsterte er.
Doch sie hörte seine Worte schon nicht mehr.