Wie kann die Liebe echt sein, wenn alles eine Lüge ist?
Das war die Frage, die sie sich in den letzten Tagen und Wochen immer wieder gestellt hatte. Seit sie begonnen hatte, sich in ihren Kollegen zu verlieben, mit dem sie in der Firma arbeitete, auf die sie angesetzt worden war. Ihr Vorgesetzter hatte vermutet, dass dort krumme Geschäfte liefen, dass die Firma im Schmuggler-Geschäft tätig war. Bisher hatte sie nicht viel herausfinden können, obwohl sie sich mit seinem Sekretär angefreundet hatte.
Und aus dieser Freundschaft war rasch mehr geworden. Sie fühlte sich bei ihm geborgener als irgendwo sonst auf der Welt, fühlte sich geliebt und beschützt und sicher vor den Stürmen der Welt. Und doch wusste er nichts über sie, kannte nur ihren falschen Namen, ihre falsche Geschichte. Oder spielte es vielleicht keine Rolle, wo er doch ihren Charakter kannte – und bei dem war sie ganz sie selbst gewesen? Oder hatte sie auch dort nur eine Rolle gespielt, eine Rolle, die sie selbst nicht bemerkt hatte?
Gleichzeitig konnte sie sich nicht sicher sein, wie viel sie wirklich über ihn wusste. Wie viel mochte er über die krummen Geschäfte seines Chefs wissen? Steckte er vielleicht mit drin? Sie hatte keine Ahnung. Manchmal war es einfach kompliziert.
Die Grenzen begannen zu verwischen.
Wie kann die Liebe echt sein, wenn sie nicht weiß, was Lüge und was Wahrheit ist?