Sein einziger Wunsch war es gewesen, sich nicht länger in einer fremden Haut verstecken zu müssen. In seiner eigenen Haut leben zu können – auch nachdem sein Planet zerstört worden war. Er wollte doch nur ein neues Zuhause auf der Erde finden. Und er hatte nicht geglaubt, dass es an der Seite der Menschen möglich sein würde. Dafür hatte er zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, wenn er seine wahre Gestalt offenbart hatte. Zu viel Ablehnung erfahren. Und so hatte er einen Krieg gegen die Menschen begonnen. Für eine neue Heimat für sich und sein Volk. Viele seiner Leute hatten sich ihm angeschlossen. Die nicht länger als Aliens auf diesem Planeten leben wollte. Die Menschen hatten doch ohnehin nichts anderes verdient in ihrer Ignoranz und Intoleranz.
Und dann hatte er sie getroffen. Sie hatte ihn in einer Gasse gefunden, nachdem er von Angreifern verletzt worden war. Er hatte fliehen können, doch mit seinen Verletzungen hatte er es nicht weit geschafft. Er hatte schon alle Hoffnungen aufgegeben, war bereit gewesen, bis in den Tod zu kämpfen, als sie aufgetaucht war und ihm ihre Hilfe angeboten hatte. Sie hatte für einen Moment gestockt, als sie das grüne Blut gesehen hatte, das aus seinen Verletzungen strömte, dann hatte sie sich ihm weiter genähert. Sie war nicht davongerannt, hatte nicht um Hilfe geschrien, hatte ihn schlicht als lebendes Wesen gesehen, dass Hilfe brauchte. Sie hatte seine Wunden versorgt und ihm sogar Unterschlupf in ihrer Wohnung geboten. Für einen Fremden, den sie nicht kannte. Für einen Fremden von einem anderen Planeten. Für einen Fremden, der sie und alle der ihren tot sehen wollte. Sie hatte es nicht gekümmert. Für sie waren alle Lebewesen gleich viel wert und die Erde für sie groß genug, um alle miteinander leben zu können.
Sie hatte ihn zum Nachdenken gebracht. Ob es nicht noch mehr Menschen wie sie geben mochte, die dem Fremden aufgeschlossen und freundlich begegneten. Menschen, mit denen ein Zusammenleben möglich sein konnte. Vielleicht war die Menschheit nicht komplett schlecht? Doch bevor er diesen Gedanken genauer durchdenken konnte, kamen seine Freunde, um ihn zu befreien. Und sie wurde getötet.
Denn ein Krieg fordert immer auch unschuldige Opfer.