Von Anfang an gab es jede Menge Gerüchte über uns. Jeder wusste es besser, selbst als wir selbst, und jeder hatte eine Meinung zu uns. Die Einen hielten mich für eine Schlampe, die Anderen wünschten sich, sie hätten es wie ich gemacht. Keiner verstand, dass es für mich kein Spiel war, keine Berechnung. Doch mit diesen Gerüchten konnte ich leben – aber nicht damit, dass er dem Gerede mehr glaubte als mir.
Wir hatten uns beim Sport kennengelernt. Er war nur einige Jahre älter als ich und genauso tollpatschig wie ich. Wir hatten uns gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge gewesen und schon bald hatte sich etwas daraus entwickelt. Und dann kam das neue Semester und plötzlich war er mein Dozent. Es gab keine Möglichkeit, dies zu ändern, sodass wir keine Wahl hatten als unsere Beziehung zu unterbrechen. Doch die Anziehung zwischen uns war stärker und wir trafen uns heimlich.
Leider blieb unsere Beziehung nicht so geheim, wie ich es gerne gehabt hätte. Und plötzlich wurde ich von Menschen bewertet, die mich gar nicht kannten. Menschen, die mich schon zuvor für dumm gehalten hatten, weil ich so ruhig war und immer im Schatten meiner Freundin stand. Sie schlief oft mit den Dozenten, um ihre Noten zu verbessern und so war der Schluss naheliegend, dass ich genauso sein müsste wie sie.
Ich dachte, er wüsste, dass ich nicht dumm bin und dass ich niemals so etwas tun würde und doch zweifelte er. Er begann zu glauben, dass ich nur etwas mit ihm angefangen hätte, weil ich es immer so machen würde. Irgendwas müsse ja an den Gerüchten dran sein.
Vielleicht zweifelte er nicht an mir, vielleicht zweifelte er nur an sich selbst. Aber seine Unterstellungen haben die Liebe zwischen uns zerstört.