Sie schaute ihn genau an. Prägte sich seine vertrauten Gesichtszüge ein, sein geliebtes Gesicht. So viele Jahre waren sie nun schon verheiratet. Sicher hatten sie ihre Streitereien und Differenzen gehabt, doch niemals hatten sie aufgegeben. Weil sie einander liebten und nicht ohne den anderen leben wollten.
Und nun stand er vor ihr, erzählte ihr, dass er sich in seinem eigenen Körper fremd fühlte. Dass er sich schon immer falsch gefühlt hatte und nicht länger leugnen wollte, wer er war.
Sie konnte nur dastehen und ihn anstarren. War alles zwischen ihnen eine Lüge gewesen? Wie hatte sie es nur übersehen können? Und wie könnte sie ihn noch länger lieben?
Doch je länger sie ihm in die so vertrauten Augen schaute, in denen Unsicherheit und Liebe schimmerten, desto bewusster wurde sie sich, dass es keine Rolle spielte.
Sie liebte ihn schon so viele Jahre. Sie liebte ihn dafür, wer er war und nicht wie er aussah.
Und sie begriff, dass wahre Liebe bedingungslos war.