„Elija?“
Der blonde Junge mit den blauen Augen schaute sofort auf, als ich ihn ansprach. „Ja?“
„Treffen wir uns heute Abend zum Filmmarathon?“ Es war Freitagabend und seit wir Kinder waren, gehörte der Freitagabend uns. Wir trafen uns bei einem von uns, machten Popcorn und schauten die ganze Nacht Filme. Ich vermisste das Ritual, ich vermisste unsere Pyjamapartys. Aber vor allem vermisste ich ihn. Er war mein bester Freund - seit er mit neun Jahren in das Nachbarhaus gezogen war, waren wir unzertrennlich. Doch seit einigen Wochen war er ständig beschäftigt und wimmelte mich ab. Wir beide hatten immer nur einander gehabt, wir waren nie beliebt in der Schule gewesen, aber wir hatten immer zusammengehalten. Es verletzte mich, dass er offenbar interessantere Dinge gefunden hatte, die ihm wichtiger waren als seine beste Freundin. Und vor allem verletzte es mich, dass er es offenbar nicht einmal für nötig hielt, mich einzuweihen. Obwohl wir uns eigentlich alles erzählten. Na ja, fast alles. Ich hatte ihm verschwiegen, dass sich meine Gefühle ihm gegenüber verändert hatten, dass es mehr war als Freundschaft, was ich für ihn empfand. Aber nachdem er mir von seiner Schwärmerei für die beliebteste Schülerin der Schule erzählt hatte, hatte ich es nie über mich gebracht, unsere Freundschaft sinnlos zu ruinieren. Neben ihr war ich ein Nichts und es war mir immer genug gewesen, seine beste Freundin zu sein, das Mädchen, zu dem er immer kam, wenn er ein Problem hatte oder mit dem er am Liebsten seine Zeit verbrachte. Zumindest war es mal so gewesen.
„Tut mir leid, ich habe schon was vor“, meinte er mit zerknirschtem Gesichtsausdruck, „Aber nächste Woche ganz sicher!“
„Ja, natürlich“, murmelte ich. Das hatte er bereits letzte Woche versprochen. Und in der Woche davor. Warum machte ich mir überhaupt noch die Mühe, ihn zu fragen? Für ihn war ich offensichtlich bedeutungslos geworden, während ich mich immer noch verzweifelt an ihn klammerte, obwohl es offenkundig Zeit wurde, ihn loszulassen. „Dann sehen wir uns Montag!“, verabschiedete ich mich und drehte mich um, um mich auf den Heimweg zu machen. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah.
Gedankenverloren lief ich durch die Straßen. Ich brachte es nicht über mich, nach Hause zu gehen, das Haus, das noch immer direkt neben Seinem stand und so irrte ich ziellos durch die Gassen und hing meinen Gedanken nach, die immer nur um Elija kreisten. Und was es mit seinem merkwürdigen Verhalten auf sich hatte. Ich kam zu keinem Ergebnis. Eigentlich hatte ich immer geglaubt, Elija besser zu kennen als er sich selbst manchmal, aber offenkundig lag ich falsch. Ich wusste einfach nicht, was ich von seiner Missachtung halten sollte.
So in Gedanken versunken merkte ich nicht, dass ich in die weniger gute Gegend unserer Stadt kam und es zu allem Übel auch bereits dunkel zu werden begann. Mit einem Seufzen und mich innerlich verfluchend wollte ich umdrehen, doch es war bereits zu spät. Zwei junge Männer waren auf mich aufmerksam geworden und folgten mir. „Hey, Süße, warte doch mal!“, grölte der Eine. Ich beschleunigte meine Schritte und bog um die nächste Ecke – nur um mich in einer Sackgasse wiederzufinden. Verdammt! Zum Umkehren war es zu spät, denn die beiden Männer hatten mich eingeholt.
„Hallo, Schönheit. Lust auf ein bisschen Spaß?“ Der zweite Typ grinste mich schmierig an und machte Anstalten, nach mir zu greifen. Ich wich zur Seite aus und hatte sogleich die Mauer des Hauses im Rücken.
„Nein“, widersprach ich zittrig, „Lasst mich einfach gehen!“
Sie beachteten meine Worte nicht weiter, sondern lachten bloß und griffen erneut nach mir. Da schwang sich plötzlich etwas Gelbes vom angrenzenden Dach und ehe ich mich versah, lagen die Männer am Boden, getroffen von zwei Betäubungsstacheln. Schockiert und überraschte starrte ich den Neuankömmling an. Der Bienenmann. Natürlich hatte ich schon von ihm gehört, wer hatte das nicht, wo er doch Gesprächsthema Nummer Eins war? Er war so etwas wie ein Superheld, beschützte die Bewohner der Stadt und trug dabei immer einen gelb-schwarzen Anzug mit Flügeln, mit denen er tatsächlich fliegen konnte, und eine Maske, die sogar seine Augen verdeckte. Niemand wusste also, wer unter dem Anzug steckte und es gab viele Theorien und Vermutungen. Ich hatte mich nicht daran beteiligt, weil es mich überhaupt nicht interessierte und der Einzige, mit dem ich über so etwas gerätselt hätte, mich immer mehr mied. Ohnehin wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass er jemals mich irgendwie retten oder beschützen würde. Ich war immerhin völlig unwichtig für diese Welt, ob ich da war oder nicht war ohne Bedeutung.
„Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“, sprach mich der Bienenmann an. Obwohl seine Stimme durch die Maske gedämpft war, hätte ich sie unter Millionen erkannt. Und plötzlich ergab alles einen Sinn und ich konnte ihn nur schockiert anstarren. Aber alles passte. Die Größe. Die Statur. Vor mir stand eindeutig Elija.
Ich erinnerte mich an seine Frage und antwortete: „Ja, alles bestens. Danke für die Rettung“, hängte ich noch an, obwohl ich ihm am Liebsten eine verpasst hätte. Das hätte er mir doch sagen können! Ich hätte ihm helfen können, auch wenn ich keinerlei Superkräfte oder Kampffertigkeiten besaß. Aber er hatte sich stattdessen entschieden, mich aus seinem Leben zu verbannen. Er wollte ein Held sein und dabei hatte er keinen Platz mehr für mich.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“, bot er an.
„Nein, danke. Ich finde den Weg alleine.“ Meiner Stimme hörte man meine Wut an, aber das konnte ich nicht ändern. Sollte er doch denken, was er wollte. Ich war jedenfalls fertig mit Elija, der mal mein bester Freund gewesen war. Ich drängte mich an ihm vorbei und spürte den verwirrten Blick in meinem Rücken, doch es war mir egal. Ich hatte meinen besten Freund endgültig verloren. Vielleicht schon vor Wochen, aber jetzt wurde es mir erst endgültig klar.
In den nächsten Wochen ging ich ihm aus dem Weg. Ich holte ihn nicht mehr morgens ab, um zusammen zur Schule zu gehen und ich setzte mich in der Mittagspause nicht mehr zu ihm, auch wenn das die wenigen Gelegenheiten gewesen waren, in denen wir noch zusammen etwas gemacht hatten. Ich konnte ihm aber nicht mehr in die Augen sehen, nachdem er mich derartig belogen hatte. Manchmal spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, ein paar Mal versuchte er auch mit mir zu reden, aber ich blockte jedes Mal ab, zumal er keine Ahnung zu haben schien, dass ich sein Geheimnis kannte und deshalb sauer auf ihn war. Es war ja nicht nur, dass er es mir verschwiegen hatte, es war auch supergefährlich, aber das schien ihn nicht zu interessieren, solange er nur der Held sein konnte!
Ich wusste, dass ich das Richtige tat, indem ich mich von ihm abkapselte, wo er mich doch nicht mehr brauchte, und doch fühlte ich mich einsamer denn je. Wen hatte ich außer ihm denn schon gehabt? Er war immer da gewesen und hatte mich aufgemuntert, er war der Einzige, den es wirklich zu kümmern schien, was mit mir war. Er wusste, dass mein Vater nur meinen älteren Bruder sah und meine Mutter ständig mit meiner kleinen Schwester beschäftigt war. Ich war das problemlose Kind, gut in der Schule und ohne Auffälligkeiten, deshalb war ich für beide praktisch unsichtbar. Ich war für alle Menschen unsichtbar, nur für ihn war ich es nie gewesen und auch ich hatte mir eingebildet, in ihm das Besondere zu sehen, wenn er mal wieder dachte, dass er unauffällig und gewöhnlich wäre. Für mich hatte er kein Kostüm gebraucht, um ein Held zu sein.
Es dauerte drei Wochen, bis ihm der Kragen zu platzen schien, denn plötzlich wurde ich von ihm auf dem Weg zum Unterricht abgefangen und in eine kleine Besenkammer gezerrt, wo wir uns wohl besser unterhalten konnten. „Was ist los mit dir? Du bist so anders. Und du gehst mir aus dem Weg. Warum sprichst du nicht mit mir darüber, was los ist?“, begann er.
Mit diesen Worten schaffte er es zielsicher, mich an all die Wut und den Schmerz der letzten Wochen zu erinnern. „Weil wir uns ja sonst alles erzählen?“, zischte ich.
Er zögerte mit seiner Antwort, dann nickte er. „Ja“, meinte er etwas unsicher. Ich konnte mir denken, was der Funke Zweifel in seinen Augen bedeutete, und war noch mehr enttäuscht, dass er mir immer noch nicht die Wahrheit sagte.
„Erinnerst du dich an unsere Freundschaftsregeln?“ Wir hatten mit zehn eine Liste mit Regeln erstellt, an die wir uns heute noch hielten, weil sie uns durch alle Krisen geholfen hatten. Oder zumindest war es so gewesen, bevor sich alles geändert hatte. „Vor allem an die erste Regel, die wichtigste?“
„Keine Lügen. Keine Geheimnisse“, wiederholte er murmelnd und das schlechte Gewissen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Gut, denk da mal drüber nach, Bienenmann!“
Er sog scharf die Luft ein. „Du weißt es? Woher?“
„Ich bin nicht dumm, Elija, und ich kenne dich besser als irgendjemand sonst. Glaubst du nicht, ich würde deine Stimme erkennen?“
„Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?“
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, konterte ich.
„Ich wollte dich nicht mit in die Sache hineinziehen.“ Ich konnte nicht anders als zu schnauben und wandte mich zum Gehen, doch Elija hielt mich fest. „Bist du deswegen wütend auf mich? Weil ich es dir nicht gesagt habe?“
„Natürlich bin ich wütend, weil du dich mir nicht anvertraut hast, aber das kann ich sogar noch bis zu einem gewissen Grad verstehen. Wir alle haben doch Geheimnisse, die wir nicht einmal mit unserem besten Freund teilen können. Aber hier geht es um etwas völlig anderes! Du hast mich links liegen lassen, hast mich glauben lassen, dass dir unsere Freundschaft egal wäre. Und hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, wie es mir gehen würde, wie es deiner Mum gehen würde, wenn dir etwas passiert? Nein, das hast du nicht! Du willst bloß der Held sein, den alle lieben! Dir war es nie genug, dass du immer mein Held warst!“
„Ich will helfen, was ist falsch daran?“
„Gar nichts. Aber es ist trotzdem zu gefährlich!“
„Geht es hier darum? Dass du dir Sorgen um mich machst? Ich kann auf mich aufpassen.“
„Na, dann ist ja alles gut.“ Ich riss mich aus seinem Griff los und stolperte aus der Besenkammer, bevor er noch meine Tränen sah.
Er rief mir eine Entschuldigung nach, aber ich beachtete sie nicht weiter.
Er brauchte meine Hilfe nicht. Und er hatte nichts dazu gesagt, dass ich glaubte, dass ihm unsere Freundschaft nichts mehr bedeutete. Und das tat mehr weh, als ich jemals geglaubt hatte.
Der nächste Morgen war schlimm, ich hatte die ganze Nacht wach gelegen und leise geweint und so sah ich genauso übermüdet aus, wie ich mich fühlte. In der Schule ging ich Elija gewissenhaft aus dem Weg. Es war von Vorteil, dass ich seinen Stundenplan so gut kannte wie meinen eigenen. Beim Mittagessen stocherte ich nur lustlos in der ungenießbar aussehenden Pampe, die sie in der Kantine als Essen verkauften. Mir war der Appetit vergangen.
Ich war völlig in Gedanken versunken, sodass mir das Raunen und Gelächter völlig entging. Ich schreckte erst auf, als sich jemand direkt neben mich stellte. Als ich aufschaute, erkannte ich Elija. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren, und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Er sah lächerlich aus. Offenkundig hatte er den Schrank seiner Mutter geplündert, denn er trug Mini-Rock, High-Heels und eine Bluse. Um seinen Hals hatte er einen Federschal gelegt und auf dem Kopf trug er einen Blümchen-Hut. Selbst ein wenig Make-Up hatte er sich verpasst. Als er merkte, dass er meine Aufmerksamkeit hatte, kniete er sich ein wenig umständlich vor mir nieder. „Mackenzie Alaska Kennedy, ich bitte dich untertänigst um Vergebung für mein bescheuertes Verhalten.“
„Elija, steh auf“, zischte ich. Die gesamte Cafeteria starrte uns an und es war mir unangenehm, dass er so viel Aufmerksamkeit auf uns lenkte.
„Nein, Ali, warte. Ich muss das erst los werden! Ich habe mich wirklich blöd verhalten, mir ist nicht klar gewesen, wie sehr ich dich damit verletze, dass ich dich ausgeschlossen habe. Und um dir zu beweisen, dass mir unsere Freundschaft sehr wohl etwas bedeutet, mache ich mich hier gerade total zum Affen. Weil es mir egal ist, was die anderen von mir denken, weil sie mich ruhig für verrückt halten können, wenn du mir nur vergibst und wieder meine beste Freundin wirst.“
„Du bist verrückt“, stellte ich klar und konnte ein Kichern nicht länger unterdrücken, „Du bist vollkommen verrückt.“
„Ist das ein ‚Du vergibst mir‘?“
„Natürlich, du Esel!“ Wie könnte ich ihm nicht verzeihen, wenn er sich derartig bemühte?
„Oh, gut, langsam tun mir schon die Knie weh!“, grinste er und erhob sich.
Ich stieß ihm vor die Brust und lachte befreit. „Du bist unmöglich.“
„Ein bisschen.“ Er grinste schief, als er sich neben mir fallen ließ.
Mein Herz flatterte. Beste Freundin. Das war nicht das, was mein Herz sich insgeheim wünschte, aber viel besser als nichts.
Schweigend saßen wir auf unserem Lieblingsplatz hoch oben auf der Brücke, die über den Fluss, der die Stadt begrenzte, führte. Es hatte schon seine Vorteile, wenn der beste Freund fliegen konnte. Bei ihm fühlte ich mich sicher, er würde mich nie fallen lassen, deshalb genoss ich es immer, wenn nur wir beide hier oben saßen. Es war einer dieser Momente, in denen es sich so anfühlte, als gäbe es nur uns beide, das Wasser, das tief unter unseren baumelnden Beinen floss, und den Wind, der unser Haar zerzauste. Bei Nacht war der Ausblick auf die unzähligen Lichter der Stadt immer atemberaubend schön.
Seit unserer Versöhnung waren wir oft hergekommen. Elija hatte mich in seine neue Welt mitgenommen, hatte mir erzählt, wie er sich nach einem Bienenstich zu verändern begonnen hatte, und dass er bald erkannt hatte, welche neuen Fähigkeiten er besaß. Er hatte sich entschieden, auf Verbrecherjagd zu gehen, und auch wenn ich mir ständig Sorgen um ihn machte und er es wusste, fühlte er sich dazu berufen. Wie Recht er damit gehabt hatte, mich nicht in seine Welt ziehen zu wollen, weil es gefährlich war, hatten wir am heutigen Tag gesehen. Sein ‚Erzfeind‘ hatte die einzige wirkliche Schwachstelle des Bienenmannes gefunden – und das war wohl ich. Er hatte mich entführt und eingesperrt und hatte mich als Druckmittel benutzt. Elija hatte mir das Leben retten können, aber ich spürte, dass er sich Vorwürfe machte.
Keiner von uns wusste, was er sagen sollte. Ich wollte ihm sagen, dass alles okay war, aber es wäre eine Lüge. Ich wusste, dass mich die Geschehnisse von heute verfolgen würden, auch wenn es nicht seine Schuld war. Ich umklammerte die Metallstreben fest mit meiner Hand, als ich eine sanfte Berührung auf meiner kalten Haut spürte. Elijas warme Fingerspitzen wanderten über meinen Handrücken, hinterließen kribbelnde Spuren und ich wehrte mich nicht dagegen. Und als er seine Hand über meine legte, mit seinem Daumen sanft meinen Handrücken streichelte, drehte ich meine Hand um, sodass sich unsere Handflächen berührten und er seine Finger mit Meinen verschränken konnte. Das warme Gefühl breitete sich von meiner Handfläche bis zu meinem Herz aus und brachte es zum Rasen. Ich musste mich dringend ablenken!
„Hast du je daran gedacht, Becky mit deinem neuen Können zu beeindrucken?“, sprach ich das Thema an, das wie ein Eimer kalten Wassers über meinem Kopf wirkte. Becky war die beliebteste Schülerin der Schule, für die Elija schon eine Weile schwärmte. Sie hatte ihn nie beachtet, aber sie stand eindeutig auf den Bienenmann, so wie sie immer von ihm erzählte. Manchmal hatten Elija und ich uns darüber lustig gemacht, wie wenig sie eigentlich wusste, aber es wäre vielleicht seine Chance, ihr zu zeigen, wie besonders er war.
„Ihre Bewunderung bedeutet mir nichts.“ Elija atmete tief durch, dennoch hatte ich das Zittern in seiner Stimme gehört.
Überrascht schaute ich ihn an. „Warum nicht? Und seit wann?“ Er antwortete nicht. Und dann sah ich eine glitzernde Träne über seine Wange laufen. Ich löste meine Hand aus seiner, um ihm die Träne von der Wange zu streichen. „Warum weinst du?“
„Du machst dir immer Sorgen um mich, aber heute hätte ich dich beinahe verloren!“
„Mir ist nichts passiert“, beschwichtigte ich ihn.
„Ach ja? Und was ist das hier?“ Er hielt meine Hand fest und zog den Ärmel meines Arms hinunter, um die Abdrücke zu offenbaren, die die Fesseln hinterlassen hatten. Dazu kamen einige blaue Flecke, Prellungen, Abschürfungen und kleinere Wunden.
„Es ist nichts, was nicht wieder heilt.“
„Aber, was wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre?“
„Du bist es aber!“
„Und trotzdem ist es meine Schuld, dass es überhaupt so weit gekommen ist.“
„Es ist nicht deine Schuld! Es war meine Entscheidung, mich einzumischen und er allein hat die Schuld an allem, was er mir angetan hat.“
Elija schwieg eine Weile. „Ich habe mich immer belanglos gefühlt...“, begann er.
„Elija...“, wollte ich ihn unterbrechen.
„Nein, bitte, lass mich aussprechen.“ Er holte tief Luft und starrte gedankenverloren in die Ferne. „Ich habe mich immer belanglos gefühlt, aber nun ist mir klar geworden, dass ich das für dich nie gewesen bin. Ich habe dich vernachlässigt, obwohl ich dich in meinem Leben brauche. Und obwohl du mir verziehen hast, fühle ich mich immer noch schlecht deswegen. Und als du heute entführt worden bist, ist mir klar geworden, dass ich dich immer wie selbstverständlich in meinem Leben betrachtet habe, aber es ist nicht selbstverständlich, auch wenn ich es mir nicht anders vorstellen kann. Du wolltest wissen, warum mir Beckys Bewunderung nichts bedeutet. Der Grund bist du.“
Und dann küsste er mich.