Das hatte er nicht gewollt.
Als er nach Hause gekommen war, war sie da gewesen. Ein Eindringling in seine Familie, in seine Ruhe, in seine gewohnte Umgebung. Dabei hatte sie lediglich seiner Mutter beim Haushalt geholfen, die ihr ein Heim angeboten hatte, nachdem ihres abgebrannt war. Seine Mutter hatte sie und ihre ruhige, freundliche Art gemocht – und er war eifersüchtig gewesen, weil seine Mutter sich immer eine Tochter gewünscht hatte und keinen Jungen, der ihr immer Ärger gemacht hatte, obwohl sie sich nie darüber beschwert hatte. Aber er hatte es in ihren Augen gesehen, wann immer sie die junge Frau ansah.
Sein Großvater hatte sie auch gemocht. Sie hatte ihm immer aufmerksam gelauscht, wenn er seine alten Geschichten erzählte, wenn er alte Legenden und Sagen zum Besten gab. Er hatte daran nie Interesse gehabt, aber sie hatte seinem Großvater zugehört. Und dafür hatte der alte Mann sie geschätzt.
Für ihn war sie ein Störfaktor gewesen, jemand, der ihm seinen Platz in der Familie streitig machte, obwohl sie einfach nur ein Zuhause gesucht hatte, in dem sie für eine Weile leben konnte. Er hatte sie wirklich mies behandelt und sie hatte alle seine Worte einfach ertragen, obwohl er gesehen hatte, dass er sie damit verletzte. Dennoch hatte er immer weiter nachgesetzt, immer weiter gebohrt und Salz in eine Wunde gestreut, die er nur erahnt aber doch ausgenutzt hatte.
Nach einem heftigen Streit war sie mitten in der Nacht aus dem Haus gestürmt. Er war ihr nicht gefolgt, obwohl draußen ein heftiger Sturm tobte. Ein Teil von ihm hatte sein Verhalten ihr gegenüber bereut. Der andere Teil war froh gewesen, dass sie endlich fort war.
Sie hatte sich verirrt. Ihre Spuren hatten ins Moor geführt, doch man hatte sie nicht finden können.
Bis heute war sie verschollen.
Das hatte er nicht gewollt.