Ich werde niemals den Tag vergessen, an dem mein Schicksal eine so unerwartete Wendung genommen hat. Ich erinnere mich an die ahnungslose Ruhe auf dem Schiff, das Gefühl der Sicherheit, nachdem wir die Schrecken des Krieges endlich hinter uns gelassen zu haben glaubten. Aber wir hatten uns niemals gewaltiger geirrt.
Der Einschlag der Torpedos riss uns aus den Kojen. Das Wasser brach in die untersten Decks ein und das Schiff bekam sofort Schlagseite. Auf den Gängen entbrandete ein Überlebenskampf, auf dem Deck kämpften wir um die Rettungsboote, denn das Wasser war eiskalt. Wer hineinsprang, war innerhalb von Sekunden tot.
Ich erinnere mich an den Adrenalinrausch, der mich die ganze Zeit erfüllt hatte und der die klaren Erinnerungen verschluckt hat. Oft habe ich mich gefragt, ob ich mich damit unbewusst selbst geschützt habe. Denn zuerst sah ich meine Schwester sterben. Sie wurden mit den Fluten mitgerissen und über Deck in die kalte See gespült. Dann traf es meinen Vater, der unter Deck vom Wasser eingeschlossen wurde. Meine Mutter und meinen kleinen Bruder hatte ich bereits auf der Flucht verloren, sie lagen irgendwo im Schnee neben den unzähligen anderen Leichen.
Ich weiß nicht genau, wie ich es auf eines der Rettungsboote schaffte. Aber ich erinnere mich genau, wie ich das Schiff sinken sah, wie die Wellen die letzten Überlebenden vom Deck ins eiskalte Wasser spülten. Ich erinnere mich an das letzte Aufleuchten, als das große Schiff, das uns so unverwüstlich erschienen war, sich auf die Seite legte und plötzlich einfach verschwunden war, hinunter auf den tiefen Meeresgrund sinkend zu all den anderen Schiffen und Menschen, die dort bereits in einem nassen Grab lagen. Noch immer habe ich die letzten Schreie aller noch auf dem Schiff befindlichen Menschen im Ohr, bevor das untergehende Schiff sie mit in die Tiefe zog.
So viele Tode hatte dieser Tag gesehen. Ein weiterer Tag in einer langen Reihe von Leid und Sterben.
Und er sollte nicht der letzte sein.