Lange Jahre sind vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen habe. Damals, an diesem finsteren Ort, in der letzten Nacht dieses Krieges. Viele Jahre hatten sie zusammen verbracht an den dunkelsten Orten dieser Welt, an den gottlosesten Plätzen. Und dann ging der Krieg zu Ende und sie standen vor dem Nichts der Zerstörung, die übrig geblieben war.
Sie hatte gedacht, dass er in der letzten Schlacht gestorben wäre. Viele ihrer Freunde hatten das Ende des Krieges nicht erlebt und manchmal hatte sie geglaubt, dass sie vielleicht das bessere Schicksal hatten. Dass es gut war, dass sie nicht mehr miterleben mussten, wie ein neuer Krieg begann, weil die Menschen immer etwas wollten, was sie nicht hatten. Weil sie nicht in Frieden leben konnten. Wann immer ein Krieg endete, brandete irgendwo ein neuer auf und jedes Mal blieb weniger zurück. Und doch fühlten sich die Sieger stets reicher als zuvor ohne zu begreifen, dass kein Krieg gewonnen werden konnte. Er war schon verloren mit dem ersten Opfer, das er forderte.
Jeder Krieg fühlte sich an wie ein neues Leben, ein weiteres Leben, das seine Spuren in ihrer Seele hinterließ. Ihn zu sehen, ihn nach all den Jahren wieder leibhaftig vor sich stehen zu sehen, ihn tatsächlich wiederzusehen, fühlte sich seltsam an.
Sie lächelten sich an. Ein Lächeln der Freude über das unerwartete Wiedersehen, ein Lächeln der Trauer wegen all der verlorenen Freunde, die nicht mehr hier mit ihnen standen.
Ein Lächeln wie aus einem anderen Leben.