Was würdest du tun, wenn du plötzlich in ein völlig anderes Leben geworfen wirst? Und die Einzige bist, die sich daran erinnert, dass es vorher auch ein Leben gab?
Als ich das erste Mal in meinem neuen Leben erwachte, war Verwirrung das Erste, was ich spürte. Ich war verwirrt, weil ich mich nicht an das erinnern konnte, was zuvor geschehen war. Wie ich hier gelandet war. Und warum ich mich eben nicht erinnern konnte. Schnell wurde mir klar, dass auch die anderen um mich herum aus einem anderen Leben kamen. Auch sie erinnerten sich nicht. Aber bei ihnen war es anders. Sie erinnerten sich nicht einmal daran, dass es ein anderes Leben gegeben hatte. Während ich also verzweifelt nach einer Erklärung und meinen verschollenen Erinnerungen suchte, lebten sie ein glückliches Leben, weil sie nicht ahnten, dass es nicht immer so gewesen war. Ich dagegen konnte einfach nicht akzeptieren, es nicht zu wissen, warum ich hier war.
Es gab Wächter. Ihre Funktion war den meisten nicht ganz klar, sie dachten sich wohl, dass sie zu ihrem Schutz hier seien. Aber mir war bewusst, dass sie hier waren, um aufzupassen. Dass wir uns nicht erinnerten. Dass wir nicht das funktionierende Gefüge beschädigten. Ich war ihnen also ein besonderer Dorn im Auge – was mir nur recht war. Ich würde mir nicht einfach gefallen lassen, was sie mit uns gemacht hatten. Auch wenn ich nicht sicher wusste, was genau das sein mochte. Ich weigerte mich, mitzuspielen, mich in diesem Leben einzurichten. Ich wollte zurück in mein altes Leben. Denn das war mein Leben. Dieses andere Leben war eine Lüge, die mir von anderen aufgetischt worden war.
Einer der Wächter wurde dazu abgestellt, stets ein Auge auf mich zu haben. Mich zu überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hatte und dass dieses Leben das Beste war, was mir passieren konnte. Ich wusste seine Mühen durchaus zu schätzen. Denn es war in der Tat ein gutes Leben. Aber wie sollte ich mit meinem alten Leben abschließen, wenn ich nicht wusste, ob es wirklich so schlecht war? Sicherlich hatte es dort Menschen gegeben, die mir wichtig waren. Denen ich wichtig war. Ich konnte doch nicht einfach ein ganzes Leben vergessen!
Und als ich schließlich die Wahrheit erfahre, stellt das alles auf den Kopf. Die Welt, mein Leben, alles, was ich kannte, ist untergegangen. Die Wächter haben mich aus meiner Zeitlinie herausgeholt. Ich sollte mich glücklich über die Rettung schätzen und doch kann ich einfach nicht loslassen. Warum sollte ausgerechnet ich das Glück haben, gerettet zu werden? Und was, wenn es nicht doch noch einen Weg gegeben hätte, die Welt zu retten? Die Wächter verstehen es nicht, die anderen verachten mich für die Unruhe, die ich in ihr gutes Leben bringe, aber ich möchte zurück. Zurück in mein Leben, in meine Zeit. Auch wenn ich dafür etwas aufgeben muss…