Er war nie schlecht in der Schule. Nur weil er Sportler war, weil er den Sport liebte, den körperlichen Ausgleich zum vielen Sitzen in der Schule, war er noch lange nicht auf den Kopf gefallen. Er brauchte keine Nachhilfe von der Klassenstreberin und Außenseiterin. Nicht so wie in den vielen Filmen und Geschichten. Trotzdem stimmte das Klischee, dass viele Mädchen aus der Schule auf ihn standen. Dass er im Grunde die freie Auswahl hatte. Und dass alle erwarteten, dass er als ‚heißester Typ der Schule‘ auch das heißeste Mädchen daten musste. Denn wie könnte er da schon Nein sagen, wenn sie an ihm Interesse zeigte. Und auch sie entsprach nicht dem Klischee, war keine fiese Zicke, sondern ein nettes Mädchen, mit dem er gerne Zeit verbrachte. Sie zockten gerne Videospiele zusammen. Was natürlich so gar nicht dem Klischeebild entsprach. Und vermutlich war deshalb auch nicht mehr zwischen ihnen. Er mochte sie. Aber nicht auf diese Weise.
Stattdessen war er Hals über Kopf in seine Laborpartnerin verliebt. Sie entsprach beinahe dem Klischee der Außenseiterin, aber auch sie hatte mehr Facetten, die er bei ihrer Zusammenarbeit nach und nach entdeckte. Sie war lustig. Selbstbewusst. Aber nicht auf diese aufdringliche Weise, wie manche sich selbst repräsentierten. Sie war sich ihrer selbst auf eine Art und Weise genug wie nur wenige. Sie ruhte ganz und gar in sich selbst, kümmerte sich nicht um die Meinungen anderer über sie. Und sie war klug. Sie konnten sehr gut miteinander diskutieren, interessierten sich beide für komplexe Themen und fremde Welten wie Astronomie und Meeresbiologie. Mit ihrem Lächeln und ihrer natürlichen Art hatte sie ihn einfach verzaubert. Seine Freunde hatten nicht lange gebraucht, bis sie seine mehr als offensichtliche Schwärmerei bemerkt hatten. Sie zogen ihn damit auf, aber das kümmerte ihn nicht. Gutmütig lächelnd überging er ihre Kommentare – die er selbst auch gemacht hätte, wenn es einen anderen so erwischt hätte. Denn eigentlich meinten sie es nicht böse. Und sie unterstützten ihn. Fanden es überhaupt nicht seltsam, als er schließlich mit ihr zusammenkam. Nahmen sie wie selbstverständlich in ihrem Kreis auf. Es gab auch ein paar kritische Kommentare von Leuten, die es eigentlich nichts anging, die aber trotzdem ihre Meinung kundtun zu müssen glaubten. Aber diese verstummten, sobald allen klar war, wie selbstverständlich sie beide einfach zusammengehörten.
Wie selbstverständlich wurde sie auch ein Teil seiner Familie. Bis davon plötzlich nichts mehr übrig war. Und er sie fortstieß…