Immer wieder schaut die Löwin hinaus auf die Steppe, durchstreift das hohe Gras mit ihren Blicken, wartet auf ein Aufblitzen von Fell, ein wohlbekanntes Knurren. Doch nichts geschieht.
Sie wartet. Wartet auf die Rückkehr ihrer Anführerin. Doch sie bleibt verschollen. Vielleicht wurde sie beim Jagen verletzt. Vermutlich hat der Mensch seine Finger im Spiel. So viele von ihnen wurden schon von den Menschen getötet oder starben an den Folgen der Veränderung, die der Mensch mit der Welt vor sich nahm und gegen die sie machtlos waren.
Ihre Anführerin kehrt nicht zurück. Nun muss sie für das Rudel sorgen.
Sie wartet. Wartet auf die Rückkehr ihres Sohnes. Vergiftet von den Hirten, die ihre Herden vor den hungrigen Löwen zu schützen versuchen. Er war so schwach auf den Beinen, als sie ihn fand, er konnte nicht aufstehen. Und sie musste ihn zurücklassen, für das Rudel sorgen. Vielleicht würde er ja doch noch die Kraft finden, um zu ihnen zurückzukommen und weiter mit ihnen zu ziehen. Die Hoffnung schwelt in ihr, aber die kleine Flamme erlöscht langsam.
Er kommt nicht. Und sie sieht ihn nie wieder.