Im Zwischenreich suchte Cedric die frühere Partnerin von Wilma auf und fand ihren Namen schnell heraus, woraufhin er ihr Büro aufsuchte. Er klopfte an und verbeugte sich, als er sich vorstellte, während Fabiola ihm einfach nur die Hand gab. "Und Sie möchten mir Fragen zu Wilma stellen?" Sie wirkte nicht sonderlich bestürzt, wie Cedric auffiel und fand dies etwas sonderbar.
"Wie lange kannten Sie Wilma Wilson und wie gut?" Cedric setzte sich ihr gegenüber hielt direkten Blickkontakt. "Na ja, ich traf sie zufällig nach dem Vorfall mit dem Missbrauch und hatte gelegentlich ein wenig von anderen etwas über sie gehört.", fing sie an zu erzählen, während Cedric sich einige Dinge notierte. "Wilma hat mir ziemlich viel erzählt und ich bin ehrlich mit Ihnen, Herr Dronner. Von dem, was ich gehört habe, dachte ich, ihre Eltern wären etwas hochgestelltes und war enttäuscht, als sich das Gegenteil herausstellte. Ich dachte durch sie käme ich an eine höhere Stellung. Schließlich war sie nur zum Spaß haben da. Nur weil sie mir am Ende aber nicht wirklich etwas gebracht hat, habe ich sie nicht umgebracht!" berichtete Fabiola mit kalter Ehrlichkeit, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und betonte die letzte Aussage. Ruhig schrieb Cedric seine letzten Notizen auf und so klärte sich zumindest, warum sie nicht trauerte. Jedoch bildete er sich kein gutes Urteil über ihre Person. "Hatte Wilma Feinde?"
Fabiola schüttelte den Kopf und beneinte seine Frage. "Nur ein paar, die uns schief angeschaut haben, weil wir ein Paar waren, mehr aber nicht." Damit dankte Cedric und verabschiedete sich. Er suchte seine Frau in ihrem Büro auf und küsste sie zur Begrüßung.
"Und? Hast du etwas in Erwägung ziehen können?" hinterfragte sie und er lehnte sich seufzend gegen die Wand. "Für Fabiola sollte Wilma nur ein Mittel zum Zweck sein, zum Spaß haben. Auch von ihr habe ich erfahren, dass Wilma keine Feinde hatte, es gab nur welche, die ihre Beziehung nicht gut ansahen." erklärte Cedric, während er auf seinen Notizblock sah. Aufmerksam hörte Felicia zu. "Warum hat man sie wohl umgebracht?" murmelte Felicia vor sich hin und schrieb die Akten nebenbei weiter. Scharfsinnig antwortete Cedric auf ihre Frage und bezog sich auf die letzte Aussage von Fabiola. "Man hat sie nicht ermordet, weil jemand ihre Person hasste, sondern weil sie eine homosexuelle Beziehung führte. Es war eine Tat aus reiner Homophobie." schlussfolgerte er kalt und Felicia schluckte bei seiner Aussage. Besorgt blickte sie ihren Ehemann an. "Das heißt dann aber, dass noch mehr in Gefahr sind! Der Mörder könnte jederzeit unseren Sohn angreifen!" entfuhr es ihr besorgt. "Ich weiß, dessen bin ich mir bewusst. Deshalb werde ich alles in meiner Macht stehende tun, diese Person umgehend aufzuhalten!"
Er hatte genauso Bedenken um seinen Sohn und legte behutsam den Arm um seine Frau. "Und welche Verbindung könnte zu Eliane bestehen?" hinterfragte Felicia nachdenklich und Cedric dachte über eine Verbindung nach, als ihn etwas auffiel. "In der früheren Geschichte war es verpönnt, dass ´Weiße´ mit ´Schwarze´ zusammen waren oder ein Kind zusammen hatten. Nicht selten wurden diese Menschen verfolgt und getötet. Bei Niklas ist es ähnlich. Sein Vater ist ein Mensch, seine Mutter ein Todesgeist. Ein sehr interessanter Zustand. Der Mörder wusste davon und da er Niklas Vater oder ihn nicht einfach so töten konnte, hat er Eliane ermordet. Für dieses Todeswesen ist Niklas ein unreiner Mischling und ich glaube für den Mörder ist es noch lange nicht zu Ende. Wir haben es mit jemanden zu tun, der eine, für uns, falsche Ideologie hat."
Felicia dachte dabei an Gamia und machte sich Gedanken darum, wem der Mörder als nächstes ins Visier nehmen könnte.
Niklas und Gamia waren glücklich zusammen und auch Frank freute sich für seinen Sohn und hatte den Eindruck, er wäre viel ausgelassener. Seit dem Geschehnis mit dem Schaf warf Norbert ein besonderes Auge auf die Weide und auch Rin schien diese aufmerksam zu mustern. Sie saß im Schneidersitz auf der Terrasse und war komplett darauf konzentriert, als ihr Vater sie lachend aus dem Gedanken riss und hoch hob. "Du bist wie deine Mutter."
Monoton starrte Rin zu Boden und störte sich nicht daran oder zeigte irgendeine Wehr. Norbert umarmte seine Tochter stolz und hatte gesehen, wie konzentriert sie die Weide beobachtete hatte. Er ließ sie kurz darauf wieder los und stumm setzte sie sich wieder hin. Rin war es gewohnt, dass ihr Vater sie einfach so glücklich hochhob oder umarmte. "Manchmal frage ich mich, ob du dir bei sowas nicht etwas denkst oder empfindest." murmelte er und Norbert hatte sich neben seine Tochter gesetzt. Weiterhin monoton blickte sie in die Ferne. "Wenn ich könnte, würde ich sicher etwas empfinden, wie Menschen diese Gefühle auch immer nennen. Das ist mir aber nicht möglich." Ihr Vater nickte, schien sich aber nichts daraus zu machen und lächelte fröhlich. "Deinen Vater hast du aber auch sicher ohne Gefühle lieb." Er legte den Arm um Rin. "Ohne würde ich nicht existieren."
Kurz lachte Norbert auf. "Ohne deine Mutter aber auch nicht.", erwiderte er und Stolz funkelte in seinen Augen auf. "Sie hat wirklich sehr um dein Leben gekämpft. Ihr ging es ziemlich schlecht in der Schwangerschaft und sie lag viel vor Schmerz. Außerdem litt sie unter starker Übelkeit, die sie öfters zu unterdrücken versuchte, weil deine Mutter dich nicht... aus ihrem Körper ausstoßen wollte. Und ihre Schreie bei deiner Geburt werde ich auch nie vergessen. Ich habe ihr beigestanden, aber diese waren laut, furchterregend und schon nicht mehr mit Schreie zu vergleichen. Die in der Nähe wohnten, fragten sich, was los sei und hatten Angst. Mir ist egal, dass einige mich bis heute noch meiden, ich brauche nicht viele Freunde. Das Wichtigste bist ohnehin du." Rin hatte ihrem Vater sehr aufmerksam zugehört, sagte allerdings nichts weiter dazu.
"Von vorneherein hatte ich keine Angst vor Nora, deiner Mutter. Auch wenn wir uns aus natürlichen Gründen unwohl fühlen. Nora trieb sich bei meinen Schafen rum und ich fand sie als schöne Frau vor mir stehen. Man möge fast sagen, sie hätte mich verführt." Weiterhin hörte Rin der Erzählung zu und musterte ihren Vater, der fröhlich mit ihr auf der Steinstufe saß und vor sich hin vegetierte.
In den nächsten Tagen passierte Norberts Schafen nichts weiteres, trotzdem hatte er ein wachsames Auge auf die Weide und auch Rin schien sich nicht ganz davon abwenden zu können.
Am späten Abend wuchs in Rin das Bedürfnis zur Schafsweide zu gehen und sie konnte dieses nicht unterdrücken. Sie trat aus dem Haus, als ihr Vater sich schlafen legte und lief fast bis zum Ende der Weide. Plötzlich vernahm sie eine ihr fast ähnliche Aura und bemerkte eine Schlange, um die sich Nebelschwaden schlangen, bevor eine oberkörperfreie Gestalt mit schwarzem Mantel vor ihr Stand. "Du bist meiner Aura gefolgt, hervorragend.", Er packte sie am Kinn und starrte in ihre monotonen Augen. "Hier treiben sich ja wirklich interessante Wesen rum." Gierig leckte er sich über die Lippen und über Rins Hals. "Du bist ein Teufel." entfuhr es ihr direkt und ihr gegenüber grinste. Er trat näher an sie heran und hüllte sie in Nebelschwaden. "Dein Vater ist menschlich, aber deine Mutter war eine Dämonin. Möchtest du nicht mehr über deine Herkunft erfahren? Ich kann dir ganz viel zeigen.", Betörend sprach er zu ihr und Rin vernahm seine Worte einfach nur.
"Lass deine Natur raus und stelle dich dem, was du bist, denn du kannst es nicht unterdrücken, es schlummert tief in dir drin." Mit diesem Satz und einem komischen Gefühl ließ er Rin zurück und verschwand. Ruhig lief sie in ihr Zimmer und erblickte das halb angefressene Schaf. Irgendwas fühlte sich anders an und ohne Beherrschung fiel sie übe die Überreste her, die zu verwesen begannen. Grob nahm sie die Innereien in die Hand, schlang diese hungrig hinunter und hinterließ eine blutige Sauerei. Einigermaßen kam sie wieder zur Besinnung und hatte ein befriedigendes Gefühl. Eine Zeit lang saß sie vor der aufgefressenen Leiche, bevor ihre menschliche Seite zum Vorschein kam und sie einen Teil wieder ausspuckte. Für einen Moment begutachtete sie die Mischung aus Maden und breiartigen Innereien, bevor sie ein Tuch holte und ihr Zimmer säuberte.
Gamia und Niklas hatten sich einen Film angeschaut. "Du darfst gerne hier schlafen." bot er ihr an und Gamia überlegte, bevor sie unsicher nickte. Sie hatte noch nie woanders geschlafen und beide waren erst seit kurzem zusammen. Das merkte Niklas ihr an und war sehr rücksichtsvoll. "Wenn du nicht möchtest, ist das in Ordnung." Aber sie schüttelte den Kopf und erklärte ihre Nervosität. Er sagte, sie müsse keine Sorgen haben und zog sich einen Pyjama an, während Gamia sich nur etwas ihrer Kleidung entledigte. Er legte sich neben sie und küsste sie. "Ich freue mich, dass du hier schläfst."
Daraufhin küsste er sie noch mal, hinunter zu ihrem Hals. Gamia ließ sich darauf ein, aber war sehr zurückhaltend. Auch für Niklas war es ungewohnt. "Entschuldige, aber ich find dich einfach toll und habe dir viel zu verdanken. Ich würde sehr gerne irgendwann mit dir schlafen wollen." Er schlug die Hand vor dem Mund bei seiner letzten Aussage und es schien ihm wohl unangenehm. "Ich würde auch gerne, aber nicht jetzt, später irgendwann." gestand Gamia und schaute dabei mit geröteten Wangen zur Seite. Niklas stand noch einmal auf, um sich etwas Wasser zu holen. In der Küche begegnete er seinem Vater, der auch gerade zu Bett gehen wollte. "Gamia schläft hier." berichtete er und Frank nickte. "Gut, dass du ihr doch eine Chance gegeben und dich überwunden hast, sonst hättest du einen ziemlichen Fehler begangen. Das freut mich sehr." Schnell trank Niklas das Glas aus und grinste beschämt. "Gute Nacht, Paps." "Gute Nacht, mein Sohn."
Gamia wachte mit Niklas gemeinsam auf und sie begaben sich in Arbeitskleidung. Im Vorraum küsste Niklas seine Freundin leidenschaftlich, bevor sie auf dem Hof arbeiteten, bis es später wurde und Gina heim kam. Erst da realisierte Gamia, dass sie noch gar nicht im Totenreich gewesen war, entschuldigte sich und spurtete los. Sie regte sich über sich selber auf und bearbeitete die Akten bis in den Abend, merkte irgendwann, dass sie müde wurde und brachte die Akten nur noch zu den Praktikern.
Daheim stieg sie zu Niklas ins Bett, der sie freudig umarmte und ihr einen gute Nacht Kuss auf die Stirn gab.