Am nächsten Morgen empfand Frank es als traurig, nachdem er von Norberts Tod erfuhr. Sie waren Kindheitsfreunde gewesen und sie verbanden Ähnlichkeiten, unteranderem die Beziehung zum Übernatürlichen. Frank wusste, dass der Tod nur ein Übergang war. Sein Sohn war bei ihm und redete ihm gut zu, während seine Schwiegertochter in der Totenwelt ihren Dienst erledigte. Gamia hatte einen Auftrag in der Hand und teleportierte sich zum besagten Ort. Sie fand sich auf einem Bahnhof wieder und musterte drei betrunkene Jugendliche. Ein Mädchen, ungefähr 19, war mit zwei Jungs unterwegs, die in ihrem Alter waren. Mit einem der Jungs war sie sichtlich zusammen. Um schneller heim zu gelangen, nahmen sie eine Abkürzung und die Jungs liefen über die Gleise. "Das könnt ihr nick machen!" rief das Mädchen lachend, als ihr Freund rief: "Komm rüber! Ist ne Abkürzung!" Er und sein Kumpel waren guter Laune. Das Mädchen war sich nicht ganz sicher, aber gab nach. Sie stieg auf die Gleise nieder, bis alle drei eine laute Warnhupe vernahmen und das Licht des Zuges den schockierten Gesichtsausdruck der jungen Frau enthüllte. Der Zug hatte ihren Körper frontal erwischt und ihr Freund schrie verzweifelt ihren Namen. Er konnte nicht glauben, was vor seinen Augen geschehen war und sein Kumpel musste ihn regelrecht festhalten, damit er nicht auf die Gleise zum toten Körper seiner Freundin rannte. "Das ist meine Schuld! Hätte ich nicht-" Die Stimme versagte unter den Tränen und er fiel auf die Knie. "Warum?!"
Gamia nahm ihre Sense zur Hand und geleitete die Seele des Mädchens in den Himmel. Ihre Seele wusste nicht richtig, was geschehen war, aber spürte, dass sie das Leben auf Erden hinter sich gelassen hatte. Gamia musterte das Geschehen und erblickte einen Schutzengel an der Seite des traumatisierten Zugführers und einen bei den zwei Jungs.
Die Polizei und Rettungskräfte rückten mit Blaulicht und Martinshorn an. Daraufhin lief Gamia zu den Jungs und nickte dem Engel zu, welcher Kraft und Trost zu spenden versuchte. "Warum sie?!" schrie er aufgelöst und konnte diesen Verlust nicht verkraften, an welchem er sich die Schuld gab. Gamia senkte den Kopf. "Sie sollte am heutigen Tage sterben. Ihre Zeit war gekommen." flüsterte sie mitfühlend, auch wenn beide sie weder hören noch sehen konnten. Kurz darauf kehrte Gamia zurück ins Totenreich, gab die Akte in der Gilde ab und traf zufällig auf ihre Mutter. "Gamia, Liebling!" schmunzelte Gina und drückte ihr Kind an sich. Genauso wie Gamia war sie auf dem Heimweg und ihre tochter erzählte von dem Seelengeleit und dem Hinterbliebenen. Gina schaute sie ruhig an und nahm die Erzählung gefasst auf. "Viele haben Angst vor dem Tod, weil sie nicht wissen, wann und wie er auf einen zukommt." sagte Gina in einem angenehmen Tonfall und zustimmend nickte Gamia, als ihre Mutter hinzufügte: "Die Menschen suchen immer wieder nach Antworten auf ihre Fragen, dabei sind sie nicht dafür geeignet, alles zu wissen."
Für einen Moment herrschte Stille und beide teleportierten sich auf die Erde. "Alles zu wissen wäre furchtbar und nicht richtig. Das Leben zeichnet sich gerade durch die vielen Geheimnisse aus." Gina lächelte und verabschiedete sich mit einem Stirnkuss von ihrer Tochter, welche zu ihrem Haus zurück kehrte.
Wenige Tage vergingen und Cedric schlief in dem großen Bett, bis Felicia sich über ihn beugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Mit halb geöffneten Liedern blickte er grinsend zu ihr, wie sie im schwarzen Nachtkleid im Bett lag, bevor er sie zu sich zog, den Arm um sie legte und an sich kuschelte. "Meine Felicia." hauchte er in ihr Ohr und küsste ihren Nacken zärtlich. Er genoss es, noch einen Moment mit ihr im Bett zu kuscheln und sie beschützend zu umarmen. Felicia fand es süß, wie er sie im Halbschlaf festhielt, bis sie sich aus dem Griff löste und Cedric aus seinem Halbschlaf erwachte. Er setzte sich ins Bett und lehnte sich an die Bettlehne, als Felicia ihn freudig umarmte. "Guten Morgen." schmunzelte Cedric, bis seine Frau ihm in die Augen blickte und ihre Lippen auf seine legte. "Herzlichen Glückwunsch zum 300.ten Geburtstag."
Bei diesen Worten überkam Cedric ein glückliches Gefühl und er bedankte sich freudig. "Ich danke dir, meine Felicia." wisperte er und umarmte sie fest. Für einen Moment verweilten sie so, bis das Ehepaar aufstand und sich für ihre Tätigkeit im Totenreich umzogen. Sie wollten ihre Arbeit früh erledigen, denn ihre Söhne möchten noch vorbeikommen, außerdem hatte Cedric vor, den Abend bei Henrik zu verbringen.
Henrik hatte seinen Nachtdienst beendet und Johannes löste ihn mit Jeremy von seinem Dienst ab. "Alles Gute, Herr Dronner!" wünschte Johannes lachend, während Jeremy Henrik die Hand gab und sich leicht verbeugte. "Danke euch. Und du darfst mich Henrik nennen, Johannes!" Der Gildenführer lächelte ruhig und wollte gerade gehen, als die Tür aufging und ihm im nächsten Moment Alma um den Hals fiel. Sie trug ihre Arbeitskleidung und schien kurz vor der Arbeit hergekommen zu sein. "Herzlichen Glückwunsch, Papa!" Alma grinste und auch Henrik konnte seine Freude nicht verbergen. "Vielen Dank, meine Liebe." Er strich über ihr Haar und bot ihr an, dass sie nach der Arbeit gerne vorbei kommen dürfte, um gemeinsam einen Wein zu trinken. "Natürlich komme ich vorbei!" versicherte sie und ging ihrer Berufung nach. Vor den Schmieden wartete auch schon ihr Lehrlings-Mädchen Amelia auf sie und nach einer schnellen Begrüßung liefen sie hinein. Alma führte Amelia sofort zu den Drechselbänken. "Ich möchte, dass Sie heute etwas anderes lernen, als Gegenstände einzusortieren. Wir werden heute Holzstäbe drechseln!" erzählte Alma freudig und erinnerte sich an ihre Lehrzeit zurück, allerdings schaute Amelia noch wenig begeistert aus.
Nachdem Amelia auf Almas Geheiß hin einen Holzstab geholt hatte, fragte sie ihren Lehrling, ob sie Erfahrung damit hätte, aber Amelia schüttelte den Kopf. Daraufhin zeigte Alma ihr dies und Amelia schaute aufmerksam zu, bevor sie es selber versuchen sollte. Sie setzte die Schutzbrille auf und nahm das Werkzeug zur Hand, aber ihre ersten Versuche gingen sichtlich daneben. "Du darfst nicht direkt gerade drauf halten!" merkte Alma an und wollte es ihr noch einmal zeigen, aber Amelia versuchte es sofort weiter und Alma wich zurück, als sie Amelias launischen Blick sah. "Entschuldige!" meinte Alma mit leicht verschränkten Armen und ließ ihren Lehrling machen. Amelia hörte kurze Zeit später auf und Alma musterte den Holzstab, aber ihr Blick verriet alles. "Sie müssen viel lernen, aber es war Ihr erster Versuch und sie waren stets bemüht. Wir lernen das die nächsten Tage fleißig und es dauert immer seine Zeit, ein Handwerk zu perfektionieren." erklärte Alma und schaute zu Amelia, die sichtlich sauer wegen dem Fehlschlag war. "Kaum einer nimmt noch einen Holzstab für seine Sense! Wozu brauche ich das denn?!" entfuhr es ihr unverständlich und fügte hinzu: "Außerdem haben wir doch genug im Lager!"
Innerlich war Alma wütend auf Amelia und gestochen scharf entgegnete sie: "Woher meinen Sie, kommen die Holzstäbe?" Alma war selber über ihren Ton überrascht, aber ihre Frage machte Amelia sprachlos. "Wir drechseln diese selber und es kann immer individuelle Wünsche geben. Außerdem beherrscht man nichts direkt beim ersten Mal! Entschuldigen Sie, aber ich bezweifle, dass sie sofort einen perfekten Metallstab anfertigen werden und diese brauchen wir öfters!" Diese kleine Ansage zeigte ihre Wirkung und Amelia nickte. Alma dachte nur daran, dass Sibylle härter mit Amelia verfahren hätte und sie selber noch freundlich gewesen sei. Amelia war Almas erster Lehrling, die komplizierter als die Anderen ist.
Alma entließ ihren Lehrling wenige Stunden später und vollendete selber noch eine Sense für ein todeswesen. Sie ließ diese bei dem Sensenmann segnen, lagerte diese bei den fertigen Sensen und kehrte heim, um sich umzuziehen.
Bei Cedric und Felicia klopfte es am Nachmittag an der Wohnungstür und ihre Söhne standen vor dieser. Frederic ließ Fritz keine Zeit zum umarmen, weil er seinen Vater als Erster um die Arme fiel. "Happy Birthday, Paps!" rief Frederic überglücklich und gab ihm einen Wangenkuss, zückte aber sofort ein Taschentuch, um den schwarzen Lippenstift wegzuwischen. "Sorry..." schmunzelte er, aber Cedric lächelte und meinte: "Das ist doch nicht schlimm. Ich danke dir." Daraufhin beglückwünschte Fritz Cedric und richtete die Glückwünsche von Gina und Gamia aus. Cedric war sehr erfreut über diese Worte und sie setzten sich im Wohnzimmer zusammen hin. Cedric beschämte es ein wenig, im Mittelpunkt der Familie zu stehen, aber er war froh, diesen Tag mit seiner Frau und Söhnen verbringen zu können.
Wenige Stunden später verabschiedeten sich seine Söhne, nach dem sie den Nachmittag entspannt mit Brettspielen verbracht hatten. Cedric stand im Flur und zog sich seine Schuhe an. Er blickte zu Felicia und umfasste ihre beiden Hände. "Ich gehe zu Henrik, bis später und vielen Dank für den tollen Tag." Felicia freute sich über seine Worte und ihre Augen funkelten vor Freude auf. "Das mache ich gerne für dich. Hauptsache du bist glücklich und zufrieden an deinem Geburtstag." Sie kam näher an ihm heran, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben.
Cedric klopfte an Henriks Wohnungstür und lief hinein. Alma stand hinter dem Sofa und hatte ein Weinglas in der Hand. Ihre Arme waren auf der Lehne abgesetzt und sie seufzte. "Mein neues Lehrmädchen macht mir zu schaffen. Ich erwähnte ja schon, dass sie am ersten Tag negativ aufgefallen ist und heute hat sie sich wieder was Neues erlaubt." teilte Alma mit und erzählte von Amelia, während Henrik ihr aufmerksam zuhörte. "Sprich sie darauf an und erzähl ihr von den möglichen Konsequenzen." riet er ihr ruhig und Alma nickte zustimmend. "Ich werde das noch eine Weile beobachten und sie dann darauf ansprechen." meinte Alma, trank ihr Glas aus und bemerkte dann ihren Onkel. Freudig lächelte sie und umarmte Cedric. "Auch dir alles Gute." sagte sie entspannt, als sie ihren Vater von hinten drückte. "Na dann, macht euch noch einen schönen Abend!" verabschiedete sie sich und lief zur Tür hinaus.
Die Zwillinge waren alleine und Henrik stand grinsend auf, um Cedric zu begrüßen. "Alles Gute zum 300.ten." wünschten sich beide gleichzeitig und lachten erfreut. Früher hätte Cedric sich nie vorstellen können, mit seinem Bruder zusammen den Geburtstag zu verbringen, als sie noch zerstritten waren. Heutzutage kamen sie an diesem Tag immer zusammen.
"Und hattest du auch noch Besuch von deiner Familie?" fragte Henrik und holte eine Weinflasche unter dem Tisch hervor. "Meine Söhne waren da." erwähnte Cedric lächelnd und Henrik nickte. "Smeralda und Alma sind am Nachmittag vorbeigekommen, aber Smeralda musste relativ früh wieder los, aufgrund einiger Sensenaufträge." erzählte Henrik dann und öffnete die Flasche, um beiden einzuschenken. Er stellte die Flasche ab, beide hoben ihr Glas und blickten sich lächelnd an. "Auf uns!"
Sie genehmigten sich einen großen Schluck und stellten ihre Gläser wieder auf den Tisch. "Das ist heute schon mein drittes Glas." seufzte Henrik und Cedric meinte nur: "Du hast ein Alkoholproblem." Er schmunzelte leicht, während Henrik mit den Augen rollte. "Ich muss nicht unbedingt Wein trinken!" erwiderte er, aber Cedric lachte nur leise. Henrik sah zum Schrank in der Stube und dachte an das Fotoalbum ihrer Eltern. "Früher haben wir noch immer Bilder an unserem Geburtstag gemacht." murmelte er und stützte sein Kopf an seiner Hand ab, als er und Cedric ein helles Licht vernahmen und beide ungläubig die Augen weiteten. Sie spürten die Auren zweier Schutzengel und ihre Augen funkelten auf, als sie ihre Eltern erblickten.
Cedric stand den Tränen nahe, er hatte seine Eltern über eine sehr lange Zeit nicht gesehen und die Trauer hatte ihm immer zu schaffen gemacht. Sein Bruder sah ihre Eltern zuletzt, als Cedric schwer verletzt wurde, doch diesmal hatten sie die Möglichkeit, unter ruhigen Umständen miteinander zu reden. Auch ihre Eltern waren sichtlich gerührt über die Zusammenkunft. Richard schaute seine Söhne stolz lächelnd an, während Flavia ihre Tränen nicht verbergen konnte. "Unsere Jungs." schluchzte sie freudig und beide standen auf, um ihre Eltern zu einer langen Umarmung zu sich zu ziehen. "Es tut so gut, euch endlich wieder zu haben und in die Arme zu schließen!" hauchte Cedric und schloss die Augen. Im Inneren fühlte er, wie eine seelische Last von ihm fiel. Henrik erging es genauso und er fühlte sich viel leichter. Beide konnten endlich komplett mit dem plötzlichen Tod ihrer Eltern abschließen.
Flavia strich über die Haare ihrer Söhne und ein stolzes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "300 Jahre schon." schmunzelte sie und nahm beide einzeln in den Arm. Richard strich dabei über Flavias Rücken, bevor auch er seine Söhne glücklich in den Arm nahm. Die Schutzengel hielten sich still und verdeckt, sie wurden kaum bemerkt. Flavia und Richard setzten sich auf das Sofa direkt gegenüber ihrer Söhne. "Die Zeit im Zwischenreich und Himmel vergeht zwar anders, aber 300 Jahre.... Wie die Zeit dahin geht." seufzte Flavia und senkte kurz den Kopf, als sie glücklich wieder aufblickte. "Möchtet ihr auch einen Wein?" fragte Henrik ruhig nach und sah zu seinen Eltern. Sein Vater nickte erfreut. "Gerne!" schmunzelte er und seine Frau nickte zwar auch, aber blickte leicht zur Seite. "Hattest du nicht heute im Himmel schon Wein?" fragte sie neckisch nach, aber Richard lächelte nur und meinte: "Bei Wein kann man sich gerne mehr als ein Glas genehmigen." Sein zweitgeborener Sohn musste lachen. "Dem stimme ich zu." Er überreichte beiden ihre Weingläser und zusammen schauten sie sich in die Augen, lächelten und stießen zusammen mit den Worten: "Auf den 300.ten Geburtstag!" an.
Alle vier genehmigten sich einen großen Schluck Wein und genossen diesen sehr. "Herrlich." lobte Richard und seine Frau blickte dabei zu Cedric. "Daher hat er das." schmunzelte Cedric und Flavia nickte lächelnd. Richard und Henrik hatten diese Worte mit angehört. "Wein hat eben etwas besonderes an sich." verteidigte Henrik sich und könnte viele Argumente für den Genuss von Wein erläutern.
Richard hatte weiterhin ein Grinsen auf dem Gesicht und musterte seinen Wein, als er schmunzelnd erzählte: "Ich erinnere mich noch an die Tage, als ich mit Herbert Wein getrunken habe." Glücklich sah er zu seinen Söhnen. "Wir haben auch manchmal Wein mit ihm getrunken!" entgegnete Henrik freudig und legte das rechte Bein über das Linke, als Richard lachend erzählte: "Ich habe mir mit ihm mal die Kante gegeben!"
Flavia seufzte und schlug die Hand vors Gesicht, während Henrik entrüstet und überrascht war. "Wie?! Bei uns war er immer so bescheiden!" Kurz schmollte Henrik, während sein Vater am lachen war. "Tja, mein Sohn." neckte Richard weiter, als seine Frau sich einmischte. "Dann erzähl ihnen aber bitte auch, wie betrunken du heim gekommen bist." warf sie ein und Richard wurde still. Die Blicke richteten sich auf Flavia. "Ich erinnere mich noch genau daran! Damals war ich daheim und im, ich glaube vierten Monat mit den Jungs schwanger. Als ich dich schon durch die Tür rufen gehört habe und dann vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer ging, wo du dich an der Wand abstützen wolltest, dachte ich, das ist jetzt nicht dein ernst!", Sie funkelte Richard streng an, welcher still und beschämt den Kopf senkte. "Nachdem du mich erblickt hattest, bist du zu mir und hast mich umarmt, aber deinen Kuss bin ich damals ausgewichen. Danach hast du meinen Bauch umarmt und mit den Kleinen geredet, aber du hast irgendwas unverständliches geredet und bist fast zur Seite gefallen, dass ich nicht wusste, ob ich mich darüber freuen oder weinen sollte. Am Ende bist du auf dem Sofa eingeschlafen und als ich zur Gilde lief, lags du halb auf dem Boden." Flavia entfuhr ein tiefer Seufzer und sie trank vom Wein, während Richard beschämt grinste. "Tut mir leid, aber das war nur das eine Mal!" verteidigte Richard sich ruhig und seine Frau verschränkte einen Arm. "Sei froh." murmelte sie vor sich hin, lachte dann und schmiegte sich an Richard. Ihre Söhne schmunzelten über die Anekdote und Cedric ärgerte seinen Bruder. "Kommt dir bekannt vor, oder?" Henrik schaute mit gerollten Augen zur Seite. "Hätte ich damals nicht zu viel getrunken, hätte es Alma vielleicht nicht gegeben!" widersprach Henrik grinsend und dachte mit Stolz an seine Tochter, als Flavia ihn ein wenig ernst anfunkelte. "Trotzdem kannst du nicht zu ihr sagen, dass du nichts mit ihr anfangen kannst!"
Kurzerhand stockte Henrik und zuckte zusammen. "Das ist über 20 Jahre her und das hat mir bereits jeder gesagt! Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe!" Schmollend sah er zu Boden, als Flavia über seine Schulter strich. "Ist schon in Ordnung." sagte sie lächelnd und alle vier stießen noch einmal an. Flavia blickte zu Cedric und lächelte freudig. "Ich freu mich immer, wenn ich dich am Klavier spielen sehe." lobte sie ihn und beschämt erwiderte Cedric: "Ich bin aber noch lange nicht so gut wie du." Seine Mutter kicherte. "Danke, aber so gut bin ich doch nicht." meinte sie peinlich berührt, als Henrik und Richard beide entsetzt ansahen und Richard meinte: "Macht euch nicht kleiner, als ihr seid!" Zustimmend nickte Henrik und beide mussten ihnen Recht geben.
"Du machst aber auch einen tollen Job in der Gilde, Henrik, ihr beide. Richard ist immer ganz gespannt, wenn du einen Fall bearbeitest." erzählte Flavia euphorisch und Richard nickte, während er den Arm um seine Frau legte und liebevoll über diesen streichelte. Dabei gaben sie sich einen Kuss.
Die Eltern der Zwillinge schauten zu ihnen und Flavia musterte ihre Söhne. "Ihr habt euch schon immer gegenseitig ergänzt." meinte sie schmunzelnd und die Brüder sahen sich fragend an. Schließlich half Flavia beiden auf die Sprünge. "Cedric ist Rechtshänder, introvertiert und hat zwei Söhne, während Henrik Linkshänder, extrovertiert ist und eine Tochter hat." Die Brüder verstanden, was ihre Mutter meinte. "Stimmt!" lachte Henrik schon leicht angetrunken, als sein Vater scherzend hinzufügte: "Nur bei den Zähnen klappt es nicht ganz!" Daraufhin linste er auf Henriks zwei spitzere Zähne, während Cedric nur einen besaß. Flavia seufzte betrüb und senkte den Kopf. Richard sah zu ihr und fragte sich, was sei, als sie murmelnd sagte: "Ich finde und fand es immer nur schade, dass ihr euch deswegen immer gestritten habt und kein gutes Verhältnis hattet. Für uns wart ihr nie verschieden, ihr habt euch immer nur gegenseitig ergänzt." Mit erhobenem Haupt und einem Lächeln fügte sie hinzu: "Zum Glück ist es nun anders!"
Das erste Glas wurde von dem Ehepaar geleert und Richard nahm die Weinflasche und füllte sich erneut auf, während Flavia es bei einem Glas beließ. "Ich bin stolz auf euch, meine Söhne. Ihr macht eine tolle Arbeit und erinnert mich an eure Mutter und mich. Henrik als Gildenführer und Cedric kümmert sich um die Angelegenheiten im Totenreich." erwähnte Richard fröhlich, während er sich einschenkte und daran dachte, dass beide in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten waren. "Alma macht sich aber auch ganz gut bei solchen Angelegenheiten." fügte Henrik hinzu und bestätigend nickte Cedric. "Die kleine Schmiederin haben wir auch bereits kennengelernt.", sagte Flavia in einem ruhigen Tonfall und schmiegte sich an Richard. "Sie hat es euch sicher damals erzählt, als sie im Himmel war." Flavia schmunzelte und dachte freudig daran zurück, wie sie Alma im Himmel das Klavier spielen gezeigt hatte, aber Alma es nicht konnte und mit ihnen über alles Mögliche gesprochen hatte. "Wir haben euch auch immer vom Himmel beobachtet und beschützt." warf Flavia sorgend und liebevoll ein und ihr Erstgeborener senkte leicht den Kopf. "Henrik erzählte davon, dass ihr da wart, als ich von eines der Mitglieder schwer verletzt wurde." murmelte er und Flavia beugte sich vor, um über seine Schulter zu streichen. Cedric blickte auf und sah in das liebevolle Gesicht seiner Mutter. "Wir werden immer an eurer Seite sein." Dieser Satz gab Cedric das Gefühl, dass ihre Eltern immer in ihrer Nähe waren und lediglich in einer anderen Ebene lebten.
"Wart ihr damals sehr überrascht? Immerhin gab es damals keine Todesengel und niemand hatte damit gerechnet, dass man im Totenreich Kinder bekommen könnte." fragte Henrik neugierig nach und linste zu seiner Mutter, die zu ihm sah, dann freudig zu Richard und zum Schluss wieder ihre Söhne anblickte. "Damals war ich alleine daheim, als die kleinen Engel vor mir erschienen und ich war sehr überrascht. Ich habe mich aber gefreut und euer Vater genauso. Dass es dann natürlich direkt zwei waren, war umso schöner." erzählte sie schwärmend und ergriff dabei Richards Hand, welcher verliebt zu ihr blickte. "Es war aber auch immer eine schöne Zeit, wenn wir zusammen unsere Spieleabende hatten oder ihr im Bett des jeweils anderen geschlafen habt. Wenn ich Cedric nicht in seinem Bett gefunden habe, wusste ich, dass er bei Henrik ist und umgekehrt." Flavia fand diese Erinnerungen schön und das sah man in ihren funkelnden Augen. "Manchmal lag ihr auch im Ehebett zusammen und wenn wir am frühen Morgen von der Gilde kamen, war das schon immer ein wundervoller Anblick." merkte Richard gelassen, mit dem Weinglas in der Hand, an. "Wir erinnern uns." meinten die Zwillinge lächelnd und dachten ebenfalls an die schönen Zeiten zurück. Schließlich stießen sie ein letztes Mal an und tranken ihre Gläser aus, bis der Moment der Verabschiedung gekommen war. Sie wussten, dass diese Zeit kommen würde, wollten dies aber nicht wahrhaben, zu schön ist das Beisammen sein gewesen.
Alle vier standen auf und blickten sich an, bis sie sich alle in die Arme fielen. "Schön, dass ihr da wart." bedankten sich die Zwillinge aufrichtig und ihre Eltern lächelten bescheiden. "Gerne, es hat gut getan, endlich wieder bei euch gewesen zu sein." Flavia strich über das Haar ihrer Söhne und hatte Tränen in den Augen. Auch Richard hatte Mühen, seine Tränen zu verbergen. "Auf wiedersehen, wir wachen immer über euch." verabschiedeten sie sich mit zarten Worten und mit Richard lief sie gemeinsam zu den Schutzengeln.
Ein helles Licht erschien und bis zum Schluss schauten sie sich entgegen. Nachdem Flavia und Richard zum Himmel zurück gekehrt waren, setzte Henrik sich wieder, welcher den Wein spürte. Cedric sah noch einen Moment gedankenverloren zu der Stelle, an welcher beide gestanden hatten. "Ich würde dann auch wieder heim gehen." murmelte er und sah zu seinem Bruder, welcher nickte. "Tu das. Schön, dass du da warst." Henrik stand auf und begleitete Cedric noch zur Tür, welcher sich dort seine Schuhe anzog. Kaum wollte Cedric die Tür verlassen, hielt Henrik ihn auf. "Alles ok?" erkundigte Henrik sich besorgt, denn er wusste, dass dies ein heikles Thema bei Cedric war. Doch zu seiner Überraschung lächelte Cedric sanft und neigte leicht den Kopf. "Ja, es tat gut, dass sie da waren. Ich fühle mich, als wäre eine Last von mir gefallen."