Jeromes Gesicht war wutverzerrt, als Gina seine Identität offenbarte und gerade so konnte er verhindern, nicht zu stürzen. "Dann sind Sie also der Gruppenführer von Redemptor Noster? Wem haben Sie alles auf dem Gewissen?" verlangte sie zu wissen, bevor Jerome mit der Wahrheit hervorkam. Er wusste, dass es nichts mehr brachte, dies zu verheimlichen. "Frau Klitzo, da sie eine Selbstmörderin war und diesen Herr Wilson, der mir sein Schicksal erzählte." Anfangs lächelte Gina, da sie als Sensenmann wusste, weshalb der Todesgeist in dieser Welt war. Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernst, als sie seine Aussage hörte und stemmte eine Hand an ihre Hüfte. "Warum?" wollte sie wissen und in ihrer Stimme fehlten jegliche Emotionen. Jerome senkte den Kopf und biss die Zähne zusammen. "Haben Sie schon mal jemanden an den Tod durch Suizid verloren? Ich will Gerechtigkeit für diese Seelen, die nur Leid widerfahren haben, darunter auch für meine Tochter, die wegen dieser Welt unfassbar leidet." antwortete er laut mit einer zornigen Stimme, als Gina kaltherzig entgegnete: "Fügen Sie ihr mit Ihren Taten und der Tatsache, dass Sie nach Ihrem Tod nicht mehr bei ihr sein können, nicht noch mehr Leid zu?"
Jerome stockte bei dieser Frage und dachte an Jayna. Er war ihr einziger Grund, diese Welt auszuhalten und sie war bereits am Tod ihrer Mutter zerbrochen. Die Wahrheit wollte er nicht einsehen und als er sie verdrängte, keimte die Wut in ihn auf. Er zückte eine zweite Sense und Gina schaute interessiert. "Zwei Sensen? Damit werde ich auch fertig!" meinte sie selbstbewusst und als Jerome auf sie zu rannte, wehrte sie seine erste Sense mit ihrer eigenen ab und konnte knapp der Zweiten ausweichen.
Sie neigte sich nach hinten und vollführte einen Backflip, dabei trat sie gegen Jeromes Kinn. Kaum stand sie wieder, folgte ein weiterer Angriff von Jerome, der den Tritt einfach weggesteckt hatte. Die erste Sense verfehlte knapp ihren Hals und Gina schlug diese mit ihrer weg. Jeromes Zweitsense erblickte sie gerade so aus dem Augenwinkel und hielt den Sensenstab mit ihrer Hand fest, aber Jerome gewann die Oberhand und als Gina die Zweitsense nicht mehr halten konnte, durchbohrte diese direkt ihr Herz.
Jerome grinste siegreich, als er die Sense sah, die sich quer durch Ginas Oberkörper gestochen hatte. Blut tropfte zu Boden und Smeralda schrie, als sie Ginas Verletzung sah. "Nein!! Bitte nicht!" flehte sie aufgelöst und bekam Angst, dass der Mörder sie wieder ins Visier nehmen wird! Sie konnte den Anblick nicht ertragen und schloss die Augen.
Jerome wollte sich gerade an Smeralda wenden, als Gina einen Schritt zu ihm lief. "Du bist ziemlich tough!" merkte er erzürnt an und Gina wollte gerade ihre Sense erheben, als Jerome sie mit seiner Sense, die er noch zur Hand hatte, angriff und dabei auf ihren Kopf zielte. Er landete einen Treffer und die Sense durchbohrte direkt ihren Kopf.
Er freute sich über seinen Erfolg, aber es wunderte ihn, dass Gina nicht zu Boden fiel, sondern ihn anguckte, als sei sie weiterhin bei Bewusstsein. Als er in ihre Augen blickte, überkam ihn die Angst. Sie strahlten eine andere Atmosphäre aus als zuvor. Er wich zurück, als Gina plötzlich einen Arm bewegte und die Sense aus ihrem Oberkörper zog. Eiskalt warf sie diese weg und ließ Jerome zusammen zucken. Gina schaute, als sei dies nichts gewesen! Mit der anderen Hand zog sie die andere Sense aus ihren Kopf und warf diese ebenfalls hinfort. Das Geräusch von Sensen, die zu Boden fielen und klirrten ließ Smeralda aufhorchen und sie konnte nicht glauben, dass Gina dies überlebt hatte! Jerome war genauso erschrocken, als Gina ihre Sense umfasste und eine dunkle Robe ihren Körper umhüllte. "Ein normales Todeswesen hättest du damit durchaus getötet.", sagte sie und Jerome lief es eiskalt den Rücken runter, als er Ginas knochige Hand sah, die ihre Sense umfasste. "Aber den Tod kannst du nicht töten."
Jerome wurde starr vor Schock, als er ihre Sensenmann Aura spürte, die mit negativen Emotionen wie Trauer und Verzweiflung, aber auch einer leichten Freude begleitet wurde. Smeralda wollte ihren Augen ebenfalls nicht trauen, als sie den Sensenmann persönlich vor ihr sah. Ginas Gesicht war verhüllt und sie lief mit erhobenen Schritten zu Jerome, welcher vor ihr auf die Knie fiel.
"Jerome Makricia, für Ihren Verstoß gegen die Regel Todeswesen dürfen sich, egal aus welchen Gründen, nicht töten, werden Sie zur Todesstrafe verurteilt!" sprach sie laut und mit einer durchdringenden Stimme. Ihr Gegenüber zuckte zusammen und als Gina ihre Sense anhob, überkamen ihn die unterschiedlichsten Erinnerungen mit seiner Familie. Er erinnerte sich daran, wie er Yui im Waisenhaus vor den anderen Kindern verteidigt hat, wie sie erfuhren, dass sie Eltern werden und Jayna das erste Mal auf den Arm halten konnten. Die Emotionen, die er und Yui damals empfunden haben, würde er nie vergessen. Sie konnten ihr Glück kaum fassen, waren voller Aufregung und Jerome war keine Sekunde von Yuis Seite gewichen. Selbst er musste, wie Yui, Tränen vergießen und Jayna erfüllte sie voller Stolz. Er dachte an ihre ersten Schritte, Worte und dass sie war ein wenig anders war, als andere Kinder, da sie sehr für sich war, aber dies machte ihnen nichts. Niemals würde er vergessen, wie sie das erste Mal weinend in seinen Armen lag, als sie beichtete, dass sie in der Schule nieder gemacht wurde. Es hatte ihn und Yui das Herz gebrochen, mit anzusehen, wie ihre geliebte Tochter innerlich zerbrach und von den Dämonen zerfressen wurde. Er wollte immer nur, dass es ihr gut ging, sie beschützen und für sie da sein. Jerome wollte nicht, dass sie wegen der Tat anderer kaputt ging. In ihm kam das Bild eines Familienfotos hoch, aber er sah sich nicht auf diesem. Yui und Jayna würden, wenn die Zeit käme, wieder zusammen sein, nur er wird niemals wieder bei ihnen sein.
Die erhobene Sense von Gina fuhr auf Jerome nieder und trennte seinen Kopf vom restlichen Körper ab. Seine letzten Gedanken waren ganz bei seiner Familie. Als sein Körper zu Erde, Asche und Staub wurde, nahm Gina ihr menschliches Aussehen wieder an, setzte die Kapuze ab und seufzte: "Ich hasse diese Gestalt." Schließlich sah sie zu Smeralda, welche ihre Augen verschlossen gehalten hatte und ihr somit der Anblick erspart blieb. In ihrer aktuellen Verfassung hätte ihr dies nur mehr zugesetzt und der Anblick einer Hinrichtung sollte keiner miterleben.
Gina kniete sich zu Smeralda nieder und nahm sie vorsichtig in den Arm. "Er wollte mich umbringen...." schluchzte sie verbittert und der Schock saß tief. Dazu kam, dass sie zuvor schon belastet war, von dem Streit mit Henrik.
Unterdessen war Cedric zur Gilde gegangen und traf auf seinen Bruder. Sofort fragte er, da Henrik dies am besten wissen sollte, danach wo Smeralda war. Henrik horchte auf und senkte den Kopf, dadurch merkte Cedric, dass was nicht stimmte. "Vielleicht ist sie bei sich daheim, aber ich weiß es nicht genau." murmelte er gedankenverloren, als Cedric entgegnete: "Wir müssen sie finden, sie könnte in großer Gefahr sein!"
Bei diesem Satz zuckte Henrik zusammen und wurde nervös. Dies konnte er vor Cedric nicht verbergen und wurde gefragt, was los sei. Schließlich beichtete Henrik, dass er einen Streit mit ihr gehabt hat, weil er sich nicht beherrschen konnte. Cedric war überhaupt nicht begeistert davon und war sauer auf Henrik. "Du bist auch immer wieder selber Schuld." meinte Cedric kalt und verschränkte die Arme. "Ich weiß, ich habe selber gemerkt, wie idiotisch ich war." entgegnete er besorgt und war nun mehr in Sorge. Sein Bruder beruhte nicht weiter auf dieses Thema und Cedric fragte: "Gibt es jemanden, der von Smeraldas Vergangenheit wusste?" Sofort wusste Henrik Bescheid und sah zu seinem Bruder. "Ihr Vater, der auch im Zwischenreich verweilt, konnte davon wissen." antwortete er besorgt, Cedric nickte und meinte, er würde sofort nach ihr suchen gehen. Er verließ die Gilde und ließ Henrik alleine zurück, welcher große Sorgen um Smeralda hatte. Schließlich konnte er nicht mehr still sitzen und als Justin kurz darauf wiederkam meinte er nur: "Entschuldige, ich muss kurz weg!" bevor er aus der Gilde stürmte.
Henrik folgte seinem Bruder, als vor Cedric ein Sensenmanngeist erschien und ihnen den Aufenthaltsort von Smeralda und Gina mitteilte. Gina persönlich hatte diesen los geschickt und es dauerte nicht lange, bis die Zwillinge den Ort des Geschehens erreichten. Während Cedric sich an Gina wandte, fiel Henrik zu Smeralda auf die Knie und zog sie zu sich. Er versuchte stark zu bleiben, aber ihre Tränen, die Sorge und der Gedanke, dass sie wirklich in Gefahr schwebte, nachdem sie sich gestritten hatten, machten ihm zu schaffen. "Ich hätte dich beinahe verloren und habe dir vorher auch noch all die gemeinen dinge gesagt. Du hast Recht, ich bin nicht besser wie damals, bitte verzeih!" Er biss die Zähne zusammen und zwei kleine Tränen rollten über sein Gesicht. Smeralda schlang die Arme um ihn und umarmte ihn genauso fest. "Es ist in O-ordnung! Ich bin nur froh, dass du da bist!" schluchzte sie und Henrik war froh, dass sie wohlauf war und ihm sein Vergehen verzieh. "Ich bereue meine Worte und finde es schön, dass du dir Sorgen gemacht hast. Als Cedric mir sagte, dass du in Gefahr seist, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht und Justin alleine in der Gilde gelassen. Ich hätte mir das nie verziehen, wenn dir was passiert wäre!" erzählte er, während er sie auf den Armen hochhob und sanft anblickte. Smeraldas Augen funkelten bei diesen Worten, denn diese Tat bedeutete ihr viel. Henrik wischte ihre Tränen weg und stupste ihre Nase an. Lächelnd blickten sie sich an.
Gina hatte in der Zeit mit Cedric gesprochen. "Ich habe den Gruppenanführer hingerichtet. Es hat sich dabei um Jerome Makricia gehandelt." erzählte sie und bei den Namen stockte Cedric. Diesen hatte er sich auf seiner Liste notiert, aber was ihn mehr erschrak war die Tatsache, dass Felicia die ganze Zeit über mit Jerome geredet hatte! Auf einer Seite war dies auch positiv, so könnte er eventuell mehr über Jerome in Erfahrung bringen. Gina erzählte ihm die Einzelheiten und Henrik erfuhr, dass Harald für den Angriff an Smeralda gesorgt hatte. Smeralda zuckte bei diesen Namen zusammen und krallte sich an Henriks Hand.
Henrik brachte Smeralda heim und Alma wusste nicht was los war, weshalb sie besorgt war, als sie ihre Mutter so sah. Auf ihre Nachfrage antwortete Henrik nur, dass er dies später erklären würde und verschwand zurück zur Gilde, wo er sich als erstes bei Justin entschuldigte. "Alles in Ordnung." meinte Justin ruhig und Henrik lief schnurstracks zum Sensenmann. Dort standen bereits Gina und Cedric, die dem Tod alles erzählten. Gevatter Tod nickte beiden zu. "Ich danke euch sehr für eure Hilfe." dankte er ihnen und verbeugte sich. Cedric gab sich wie immer bescheiden und Gina setzte sich auf ihren Stuhl mit der Aussage: "Ich habe nur meine Pflicht getan."
Schließlich kam der Tod auf Henrik zu sprechen und bat ihn vorzutreten. Der Gildenführer nickte und erkundigte sich, was der Tod möchte, als dieser erzählte: "In den nächsten Tagen bekommt die Gilde ein neues Gildenmitglied, welches Herr Gastrados Stelle einnehmen wird. Bitte sei Ihm ein guter Lehrmeister." Henrik nickte bei seiner Bitte und gab ihn dieses Versprechen. Man sah ihm an, dass er sich freute, dass die Gilde endlich ein neues Mitglied bekam, auch wenn er sich vorstellen konnte, dass die erste Zeit anstrengend werden würde. Er erinnerte sich an seinen Lehrmeister und wollte seine Aufgabe gut machen. Cedric schmunzelte ein wenig. "Dich als Lehrmeister zu haben wird sicher interessant." neckte er seinen Bruder, welcher grinste. "Ich werde dem Mitglied schon alles notwendige beibringen!" entgegnete er und war auf die Person gespannt, die sein Lehrling werden würde.
Cedric kehrte heim und wurde bereits von Felicia erwartet. sie ahnte, dass etwas passiert sein musste und setzte sich auf seine Bitte hin auf das Sofa. Er nahm ihre Hände und blickte sie nachdenklich an. "Der Anführer von Redemptor Noster wurde vom Tod hingerichtet." erklärte er und Felicia nickte. "Zum Glück ist es endlich vorbei." sagte sie erleichtert, bis ihre Augen sich weiteten und sie Cedrics Hand losließ, als er ihr den Namen des Mörders nannte. Felicia schlug die Hände über den Kopf. "Oh Cedric, es tut mir leid, dass ich dir erst einreden wollte, dass er es nicht sein kann!" entschuldigte sie sich und war beschämt. Es erschrak sie jedoch auch, dass sie die ganze Zeit vertraut mit ihm geredet hatte, während er heimlich Todeswesen ermordete. Schließlich fragte Cedric sie, ob sie ihm genaueres erzählen konnte und auch wenn Felicia sich nicht mehr an jedes Gespräch erinnerte, konnte sie ihm Jeromes Vergangenheit und Meinung zum Tod, wie auch dem Himmelsfürst sagen. Auf einmal stockte Felicia. "Was wird aus seiner Tochter? Sie ist psychisch krank und hing an ihrem Vater. Wir müssen uns nach ihr erkundigen!" entfuhr es ihr stand auf. Felicia wusste, dass Jayna sie nie wirklich mochte, aber sie nahm es ihr nicht übel und wollte sie nicht alleine lassen. Jayna hat genug Schicksalsschläge erleiden müssen. Cedric war anfangs irritiert, aber folgte seiner Frau daraufhin zu Jeromes Wohnung.
Felicia klopfte an Jeromes Wohnungstür und es dauerte lange, bis die Tür einen Spalt aufging und Jayna am Türrahmen stand. Sie erkannte Felicia wieder und senkte den Kopf. "Was willst du? Wer ist dieser Mann?" fragte sie verhasst und Felicia kam etwas näher. "Das ist mein Ehemann Cedric. Wir müssen dir etwas wegen deinem Vater erzählen." erklärte Felicia sanft und als sie Jaynas Vater erwähnte, horchte sie plötzlich auf und öffnete die Tür. "Was ist mit Vater?" fragte sie ängstlich nach und Cedric empfand eine gewisse Empathie für Jayna, was daran lag, dass ihn dies an den Tag erinnerte, an dem Todeswesen ihm und Henrik den Tod ihrer Eltern mitteilten. Nur diesmal war er eines dieser Todeswesen, die diese Botschaft überbrachten.
Er und seine Ehefrau betraten den Raum und Jayna sah sie fragend an, als Felicia leicht den Kopf senkte und sagte: "Dein Vater Jerome wurde hingerichtet. Er war ein Mörder."
Sie sagte es so behutsam wie möglich, doch als Jayna diese Worte realisierte, wurde ihr schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein. Felicia bekam ein schlechtes Gewissen, dass es zu direkt gewesen sei, aber Cedric nahm ihr diese Sorge und sie entschlossen sich dazu, Jayna zu den Heilern zu bringen, mit der Begründung, dass sie dort am besten aufgehoben sei und psychische Hilfe bekommt.