Der Tod und Cedric hatten sich gerade voneinander verabschiedet, als es an der großen Seitentür klopfte. Sofort wusste der Sensenmann Bescheid und die Tür öffnete sich langsam. Aus dieser trat ein Engel aus der Fraktion und alle Beteiligten verbeugten sich, als der Engel aus der Fraktion aus dieser trat. Der Engel begann zu sprechen. "Der Himmelsfürst hat mich geschickt, um Justin abzuholen." Der Angesprochene ging einen Schritt vor und verbeugte sich zum Abschied, bevor er dem Engel durch die Tür folgte und der Tod alleine im Raum stand.
Der Engel brachte Justin in den Himmel und sofort überkam ihn ein angenehm warmes Gefühl. Er fühlte sich sehr wohl und geborgen. Daraufhin erkannte er auch die vielen Engel im Himmel und die Seelen, welche friedlich mit ihren Liebsten verweilten. Justin stand vor einer goldenen Tür, die zu einem Raum führte und der Engel stellte sich mit Schwert vor diese Tür. "In diesem Raum ist es Ihnen möglich, direkt mit dem Himmelsfürst zu kommunizieren. Der Himmelsfürst an sich ist jedoch überall." Damit ließ der Engel Justin zur Tür treten, verbeugte sich und Justin klopfte an. Die Tür öffnete sich selbstständig nach innen und als Justin in dem Raum verschwand, stellte sich der Engel vor die verschlossene Tür.
Der Gehilfe des Todes grüßte den Himmelsfürst vornehm mit einer Verbeugung. Auch wenn er den Himmelsfürst nicht sehen konnte, spürte er trotzdem seine Anwesenheit. Eine klare Stimme sprach zu ihm. "Willkommen im Himmel, Justin. Gevatter Tod hat Sie geschickt, damit Sie etwas über den Himmel lernen und verstehen, welche Bedeutung der Himmel hat. Es steht Ihnen frei, Fragen zu stellen." Daraufhin herrschte ein kurzer Moment der Stille, bevor Justin die erste Frage stellte.
"Warum existiert die Erde und die Menschen? Warum leben wir?" sprach Justin seine Fragen ruhig aus und erneut verging ein Moment der Stille, bevor er eine Antwort erhielt.
"Einst wurden zwei Seelen erschaffen, denen ein freier Wille erlaubt war. Jedoch erlaubten sich diese Seelen zu viel und wurden ausgelöscht. Daraufhin wurde entschieden, dass sich die Seelen erst als würdig erweisen mussten. Zusammen mit Mutter Natur wurde die Erde erschaffen und Mutter Natur kreierte eine Hülle für die Seele, damit diese auf Erden Bestand haben konnte. Das Leben auf Erden ist eine Prüfung, um zu sehen, dass es die einzelne Seele wert ist, in den Himmel zu kommen." Aufmerksam lauschte Justin den Worten des Himmelsfürst und nickte verständlich. Er stellte eine weitere Frage.
"Wenn das Leben eine Prüfung ist, passieren dann genau deshalb verherrende Schicksalsschläge?" erkundigte Justin sich mit einem neutralen Gesichtsausdruck und wartete die Antwort ab.
"Ja, jeder Mensch hat eine andere Last zu tragen, um zu sehen, welchen Weg jeder einzelne geht.", erklärte der Himmelsfürst ruhig. "Allerdings ist nicht alles vom Schicksal hervorbestimmt. Die Menschen haben einen freien Willen und verfügen zum Teil selbst über ihr Schicksal." Beeindruckt von diesen Worten überlegte Justin weiter und fuhr mit seinen Fragen fort. "Warum passieren Schicksale, in denen ein Mensch zu nichts mehr in der Lage ist und trotzdem wird er nicht vom Tod erlöst?"
Stille herrschte.
"Es ist eine Prüfung für die Hinterbliebenen. In schweren Zeiten offenbart sich der Mensch und es zeigt sich, ob er dem Himmel weiterhin würdig ist. Seit dem einst der Engel fiel und zum Höllenfürst wurde, zeigt sich welchen Weg der Mensch geht. Ob er stark bleibt oder sich vom Himmel abwendet." Justin verstand immer mehr über die Hintergründe der Existenz. Er wusste, dass der Himmelsfürst nicht alle Schicksalsschläge verhinderte, da jeder ein Laster als Prüfung hatte, welches bei einen mehr oder weniger wog. Auf einige Grausamkeiten hatte er keinen Einfluss, unteranderem auch, wenn das Böse seine Finger im Spiel hatte. Das hieß jedoch nicht, dass es ihm egal war. Der Himmelsfürst tat alles, um diesen Menschen zu helfen.
"Wurde der Tod von Ihnen erschaffen, um den Seelen den Übergang zur anderen Welt zu ermöglichen?" hakte Justin interessiert nach und stand mit geraden Rücken im Raum, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. "Nein, der Tod existierte bereits, ebenso Mutter Natur. Der Tod nahm sich dieser Aufgabe an und erschuf einen Ort für die Unerlösten." Eine Weile überlegte Justin, bevor er eine Frage zu einer Thematik stellte, die ihm schon länger beschäftigte.
"Warum existieren im Zwischenreich Todesengel? Warum können einige Todeswesen Kinder bekommen?"
Schon länger hatte er über die Existenz der Todeswesen nachgedacht, besonders wenn er Henrik oder Cedric sah. bis jetzt gab es nicht viele Todesengel, doch es gab sie und er wusste, dass es eine Begründung dafür geben musste!
"Todesengel können nur von Sündern gezeugt werden, die im Leben ermordet worden sind oder sich selber umgebracht haben. Ihr eigentlicher Todestag war noch nicht eingetreten und wurde durch diese Taten verkürzt. Einige dieser Todesgeister hätten im Leben Kinder gehabt, doch durch ihre Tat wurde diesen Seelen die Möglichkeit genommen, auf Erden zu existieren. Deshalb bekamen sie im Totenreich die Chance. Wenn Sünder einen Nachfahren zeugen, vermindert sich zugleich ihre Strafe."
Mit einem Mal wurde Justin alles klarer vor Augen. Er realisierte, dass unteranderem die Dronner-Zwillinge eigentlich ein Leben als Mensch hätten führen sollen, doch durch ihre zu früh gestorbenen Eltern wurde ihnen dies verwehrt und nun lebten sie für immer im Zwischenreich und agierten im Dienste des Todes. Er wusste nun auch, dass Todeswesen bewusst nicht mitgeteilt wurde, dass sich ihre Strafe vermindert, wenn sie Kinder bekommen.
Aufrichtig dankte Justin dem Himmelsfürst, verbeugte sich und verließ den Raum. Seine für ihn wichtigsten Fragen wurden beantwortet und der Engel führte ihn in eine Abteilung mit mehreren Büchern und Engeln, die mit einer weißen Feder Worte niederschrieben. "Dies sind die Verwalter Engel, welche die sogenannten Schicksalsbücher verwalten, schreiben und ändern, wenn sich etwas im Schicksal eines Menschen ändert." Eine Weile musterte Justin diese und erinnerte sich an die Theoretiker. "Sie schreiben diese Bücher mit einer Schicksalsfeder, nur dann sind die Worte wirksam." Die Schicksalsbücher sahen alle sehr konzentriert aus, während sie ihrer Arbeit nach gingen. "Außerdem notieren sie mit einer Lebensfeder, wenn ein neuer Mensch geboren wurde." Daraufhin sah Justin weiße Akten in den Händen mancher Engel.
Der Engel führte Justin weiter durch den Himmel und sein Augenmerk fiel auf eine Art Bibliothek. "Hier finden sich die Lebensbücher aller Menschen!" Immer mehr realisierte Justin Parallelen zum Himmel und der Totenwelt. Die Größe der Bibliothek war immens und erstaunlich. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass einige Bücher sich noch selber schrieben, während andere nicht mehr fortgeführt worden. Manche waren dicker, andere dünner. Er dachte an den Raum mit den Lebensbüchern der Todesengel. Während Bücher wie die von Cedric bereits eine gewisse Dicke hatten, war das von Gamia dünner.
Anmutig schritt der Engel aus der Fraktion weiter vor und sie stellten sich zu Engeln mit kleinen Schwertern, welche teilweise auf die Erde verschwanden oder von dieser kamen. "Die Schutzengel haben viele wichtige Aufgaben. sie handeln unteranderem nach den Schicksalsbüchern und sorgen dafür, dass diese eintreten. Darum nennen wir sie auch Schicksalsengel. Zum Beispiel, wenn zwei Menschen aufeinander treffen sollen oder sie verhindern Ereignisse und beschützen die Menschen. Zudem stehen sie den Seelen bei, welche ihre Verwandten auf Erden besuchen möchten."
Um sich herum erblickte Justin die vielen Seelen, die friedlich vor sich hin lebten. Um ihn herum flatterten ein paar kleine Engel und grüßten ihn munter. Es war Justin bewusst, dass auch er ein kleiner Engel hätte sein können, wenn sich der Tod ihm nicht angenommen hätte.
Zuletzt fielen Justin die Engel auf, welche lange Gewänder trugen. "Die Propheten-Engel sind Vermittler zwischen dem Himmel und Menschen, die dem Himmel mit ihren Glaubens ehr nahe stehen, wie Priestern. Außerdem überbringen sie bestimmte Nachrichten." Justin war sehr aufmerksam und verstand schnell. Im Himmel passierten keine Fehler und Justin merkte, dass die Engel relativ willenlos waren und unter dem Himmelsfürst standen. Ihm fiel auch auf, dass die Engel, auch wenn einige männlich wirkten, ziemlich geschlechtslos waren, wenn sie sich nicht festlegten.
Zusammen mit dem Engel kehrte er zum Raum des Himmelsfürst zurück und bedankte sich aufrichtig für die Worte und dass er so hier stand, wie er es tat. Dankend nahm der Himmelsfürst das Lob an und verwies darauf, dass der Gehilfe von Mutter Natur bereits wartete. Justin lief aus dem Raum, und verbeugte sich zum Abschied von dem Engel der Fraktion. Er erkannte bereits eine weiße Gestalt, die vor ihm kniete, den Kopf gesenkt und sanft lächelte, bevor sich diese erhob, verbeugte und Justin die Hand reichte. "Ich bin der weiße Tod und kümmere mich um die Seelen verstorbener Tiere. Zudem stehe ich im Dienste von Mutter Natur." Ebenso stellte sich Justin vor und folgte kurz darauf dem weißen Sensenmann durch ein gleißendes Licht, bevor er sich in einer großen goldenen Uhr wiederfand, die kleine Risse hatte und ein paar kleine Dornen ragten sich im Inneren um diese.
Mit einem sanften Lächeln vollendete Mutter Natur die jetzige Hülle eines Menschen, welche kleine Engel abholten. Sie wandte sich an Justin und beide verbeugten sich gegenseitig voreinander. "Mein Name ist Mutter Natur. Einst erschuf ich die Erde und Lebewesen, darunter die menschliche hülle, welche aus Asche, Staub und Erde geformt wird." Bodenständig senkte sie den Kopf und faltete die Hände zusammen. Mutter Natur war eine anmutige Persönlichkeit, aber wenn man genau hinsah, bemerkte man allerdings, dass sie etwas kaputt aussah.
"Ich gab den Menschen einen Ort, an dem sie zusammen leben können." Justin nickte und lächelnd stellte sich der weiße Tod neben ihn. "Wenn es sich ermöglicht, würde ich Justin gerne das Geleiten der Seele eines Tieres zeigen." Anfangs war Justin verwirrt, aber empfand es als interessant. Mutter Natur nickte dem weißen Tod zu und dieser zückte seine kleine Sense. Bevor sie jedoch zur Erde verschwanden, machte Justin einen leichten Knicks vor Mutter Natur und dankte ihr. "Vielen Dank, dass Ihr mir erlaubt, diese Erfahrung zu machen und das Wissen mit mir teilt. Ich bewundere, was Sie geschaffen haben und werde dem gedenken." Diese Worte ehrten Mutter Natur und sie dankte ihm aufrichtig, bevor Justin mit dem weißen Tod verschwand.
Kaum waren beide verschwunden, senkte Mutter Natur den Kopf. "Würden doch nur mehr verstehen, wie kostbar das Geschenk ist, dass ich ihnen einst gab. Wenn sie diesen Ort weiter so behandeln, dann wird es keine Welt mehr geben, an denen sie leben werden können." Plötzlich hustete Mutter Natur laut und spuckte Blut in ihre Handfläche. Als sie diese näher musterte, erkannte sie ein Stück Plastik in dem Blut. Sie beseitigte alles, erschuf weitere Hüllen und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, damit sich der weiße Sensenmann keine Sorgen machen musste.
Der weiße Tod und Justin knieten an einem überfahrenden Feldhasen. Die Autos fuhren durch die Hüllen beider durch. "Ein Sensenmann ist dazu in der Lage, auch Tierseelen zu geleiten. Gevatter Tod beherrscht dies ebenfalls. Nachdem Mutter Natur die Erde und Lebewesen erschuf, kreierte sie einen Sensenmann, der sich um die Seelen ihrer Geschöpfte sorgte und die Tiere beschützt. Seit dem sorge ich mich um die Tiere, während Gevatter Tod sich um die Menschenseelen kümmert." erklärte der weiße Tod ruhig und bat Justin, seine Sense zur Hand zu nehmen. Langsam führte er diese zum Körper des Hasen und spürte, dass die Seele entwich. Es war unkomplizierter, als bei einem Menschen und kurz darauf hoppelte die Seele des Feldhasen um Justin Beine umher. Er kniete sich zu ihm runter und nahm den Hasen hoch. Der weiße Tod grinste. "Es ist sehr einfach. Bei den Tieren gibt es allerdings, wie bei Menschen, Tiere die noch nicht sterben möchten." Justin war immer noch begeistert darüber, dass er eben seine erste Tierseele geleitet hatte. Der Feldhase wurde vom weißen Tod in die Arme genommen und der weiße Sensenmann sprach ein paar letzte Worte aus. "Hiermit endet die Lehre. Steh dem Tod weiterhin bei. Ich werde nun zu Mutter Natur zurück kehren." Mit einer tiefen Verbeugung dankte Justin und lächelnd verschwand der weiße Tod durch ein gleißendes Licht.
Ein Flügelportal tat sich vor Justin auf, welches sich von dem eigentlichen Todesportal unterschied. Zwischen den Flügel befand sich ein Totenkopf. Nur Justin konnte dieses Portal öffnen. Nach dem er durch dieses getreten war, befand er sich wieder direkt im Raum des Todes. Gevatter Tod freute sich über die Rückkehr seines Gehilfen, welcher über alles berichtete, was er an diesem Tag gelernt hat.