Zeit verging und Jeremy betrat am 29.8 die Gilde alleine. Sein Sohn Johannes hatte frei an seinem Geburtstag und begab sich auf die Erde. Er suchte ein Blumengeschäft auf, in welches er jedes Jahr ging und nahm sich orangene Blumen mit. Die Floristin kannte ihn bereits seit längerem. "Sie kommen öfters an bestimmten Tagen hierher und holen orangene Blumen." merkte die Schwarzhaarige an und Johannes nickte. "Die sind für meine Mutter. Sie hat heute Todestag und genau so rötliches Haar wie ich gehabt." erzählte er sanft lächelnd und die Floristin empfand diese Geste als schön. "Sie freut sich sicher." erzählte sie ruhig und Johannes nickte, bevor er sich verabschiedete.
Er lief zum nahegelegenen Friedhof und wenn er diesen betrat, blickte er zu all den Geistern, die auf dem Friedhof verweilten. An diesen lief er unbekümmert vorbei und betrat den Weg zum Grab seiner Mutter. Dabei erinnerte er sich, wie er ihr Grab zum ersten Mal mit seinem Vater besuchen gewesen war, nachdem er es unbedingt einmal sehen wollte.
Der kleine Johannes lief mit seinem Vater den erdigen Weg entlang und hielten bei Jorinas Grabstein. Jeremy kniete sich zu seinem Sohn nieder. "Hier liegt deine Mutter begraben." erwähnte er ruhig und erst lächelte Johannes, dass er irgendwie in ihrer Nähe war. Sein Vater lief ein Stück zurück und ließ Johannes das Grab mustern. Erst freudig blickte er zum Grabstein, zeigte auf diesen und dann zu seinem Vater. "Da steht mein Geburtstag!" Johannes blickte wieder zur Inschrift und Jeremy versetzten diese Worte einen Stich. Abrupt realisierte Johannes die Inschrift, ließ den Finger sinken und drehte sich zu Jeremy um. In seinen Augen sammelten sich Tränen und Johannes rannte zu seinem Vater, welcher ihn mitfühlend in den Arm nahm und dem genauso das Nass in die Seelenspiegel stieg.
Johannes legte die Blumen auf ihr Grab nieder und dankte ihr, dass sie ihm das Leben geschenkt hatte. Seicht lächelte er und blickte auf ihr Grab. Er verspürte die Anwesenheit eines Engels und weitete die Augen, als er bei diesem Engel eine Frau sah, die ihm ähnlich sah. Seine Augen funkelten und die Frau lächelte ihn an, bevor sie freudig ihre Arme ausbreitete und sagte: "Alles Gute zum Geburtstag mein Junge."
Überwältig nahm Johannes seine Mutter zu einer langen Umarmung in den Arm und fühlte eine gewisse Geborgenheit. In dieser Position verblieben sie einen Moment. "Es ist unbeschreiblich schön, dich endlich in meine Arme schließen zu können, wo ich dich einst nie auf dem Arm halten durfte." flüsterte Jorina liebevoll und beide genossen diesen Moment in vollen Zügen. Sie waren glücklich, sich endlich einmal zu sehen und in die Arme schließen zu können, nach all den Jahren. Jorina strich mit ihrer Hand über Johannes Wange. "Jeremy hat sich gut um dich gekümmert und er hat sein Versprechen gehalten, böse Wesen von dir fernzuhalten." merkte sie löblich an und stolz legte sich in ihrem Gesicht nieder. sie merkte Johannes trotz der Freude an, dass ihn etwas belastete. Jorina spürte auch schon, welche Gedanken in seinen Kopf kreisten. "Bitte habe keine Schuldgefühle, da heute mein Todestag ist. Ein Leben kommt und ein anderes geht. Ich hatte keine Angst, als ich gestorben bin und erkannte, dass Jeremy ein Todesgeist ist. Hauptsache dir ging es gut und du durftest leben." beruhigte sie ihn und diese Worte berührten Johannes. Er konnte eine kleine Träne nicht verbergen und auch über Jorinas Wange floss eine. "Ich habe dir vom Himmel aus zugesehen, wie es dir ergangen ist und wie du dich entwickelt hast. Es hat mich immer glücklich gemacht und so konnte ich endlich Jeremys Wohnung sehen." erzählte sie und lachte zum Ende ihres Satzes. "Zumindest erklärte sich danach sein geheimnisvolles Verhalten, wenn es darum ging, ihn zu besuchen." Jorina amüsierte sich darüber und auch Johannes lachte über diese Anmerkung.
"Ich komme auch gut in der Totenwelt zurecht, auch wenn ich manchmal Abwechslung auf der Erde brauche, da mich die Atmosphäre sonst zerdrückt, aber ich werde akzeptiert und bin nicht der einzige Halbblut auf dieser Welt. Ich mache in der Totenwelt ja eine Lehre in der Gilde. Vater hatte die Idee, für den Fall einer Erlösung und da es sicherer sei als Praktiker. Er wollte nicht, dass mir wegen meinem Halbblut-Dasein etwas geschieht." erzählte Johannes freudig und Jorina hörte gerne, dass es beiden gut erging. "Er wird sicher auch noch vorbeischauen." vermutete sie und schaute Johannes zufrieden an. "Ich wünsche dir das Beste für deine Lehre und dass du ein gutes Gildenmitglied wirst." Jorina zog Johannes zu einer weiteren Umarmung zu sich und beide schauten sich ein letztes Mal in die Augen, bevor Jorina mit dem Schutzengel zurück in den Himmel kehrte.
~2 Jahre später~
Henrik und Smeralda saßen zusammen in der Gilde und vernahmen die große Tür. Kurz darauf stand Johannes vor ihnen. Er war alleine und wirkte motiviert. "Guten Tag Henrik und Smeralda." grüßte er und lehnte sich leicht gegen den Tisch. Henrik musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue und sofort ließ Johannes davon ab. "Was gibt es zu tun?" fragte er lächelnd und Henrik stand auf. "Keine Hetze." schmunzelte er und begleitete Johannes zu seinem Gildenplatz, welchen er sich mit Jeremy teilte, seit seiner abgeschlossenen Lehre durfte Johannes alleine den Gildendienst übernehmen und dies machte er gut. Bei Problemen konnte er jederzeit Gina oder Justin um Rat fragen. Henrik erklärte ihm einige Details. "Es ist das Übliche. Akten schreiben, überbringen, entgegennehmen. Manchmal kommen Sensenschmieder vorbei, aber heute gibt es keinen Sonderfall." Johannes nickte und setzte sich. Es fühlte sich noch für ihn surreal an, alleine in der Gilde zu sein, aber er schlug sich gut und sollte irgendwann in Jeremys Fußstapfen treten. Henrik lief zu Smeralda zurück und ergriff ihre Hand. "Angenehme Schicht. Wir sehen uns morgen." verabschiedete Henrik sich und Smeralda winkte Johannes zum Abschied.
Nach kurzer Zeit kamen Alma und Amelia mit mehreren Sensen in die Gilde und Johannes wusste, dass sie zum Tod wollten, um Sensen segnen zu lassen. Nickend lief Alma an ihm vorbei und betrat den Raum des Todes. Mit den gesegneten Sensen begab sie sich zurück zu den Schmieden. "Sortiere bitte die Sensen ein und danach haben wir etwas zu besprechen." bat Alma ihren Lehrling höflich und Amelia nickte, aber sie machte sich Gedanken darum, worüber Alma mit ihr reden wollte und überlegte, ob sie sich Unannehmlichkeiten erlaubt hatte. Nervös sortierte sie die Sensen für die neuen Seelengeleiter ein und kehrte zu Alma in dem Nebenraum zurück. Seit Alma ihr eine zweite Chance gegeben hatte, hat sie sich bemüht, es besser zu machen und kam mit ihrer Lehrmeisterin besser aus, auch wenn es von Zeit zu Zeit kleine Differenzen gab, aber sie reagierte nicht mehr so, wie zu ihrer Anfangszeit. Sie setzte sich ihrer Lehrmeisterin gegenüber und Alma lächelte. "Sie haben sich, trotz Höhen und Tiefen, in den letzten zwei Jahren gut gemacht und wenn Sie bereit dafür sind, dann würde ich Sie gerne Ihre Abschlussprüfung machen lassen." Eine kurze Stille breitete sich ein Lächeln aus, welches sie so bodenständig wie möglich halten wollte. "Gerne." gab sie zu und Alma nickte gelassen. "Dann haben Sie nun drei Tage Zeit, sich eine Sense zu überlegen und diese anzufertigen. sie können sich alles frei einteilen. Ich zeige Ihnen noch schnell Ihren Arbeitsbereich und dann dürfen Sie heimgehen und sich für Ihre Prüfung vorbereiten. Sollten Sie Fragen haben, stehe ich zur Verfügung." erklärte Alma ihr das organisatorische und Amelia nickte.
"Verstanden!"
Beide standen auf und Alma führte Amelia zum Arbeitsplatz, welchen sie als Prüfungsplatz kenntlich machte durch ein kleines Sensenmannschild, auf dem Prüfung draufstand, damit kein anderer Scythe Maker diesen belegte. Amelia hatte keine weiteren Fragen mehr, zog sich um und begab sich aufgeregt heim. Sie hätte am liebsten ihrem Vater davon erzählt und war voller Aufregung, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Der erste Schritt sollte eine Konzeptzeichnung der Sense sein, die erstellt werden sollte und Amelia überlegte, in welche Richtung ihre gehen sollte, aber in der ersten Zeit fiel ihr kein Design ein, bis sie festlegte, eine Sense mit Holzstab zu kreieren, welchen sie selber drechseln wollte und ein schmales, geschwungenes Sensenblatt zu schmieden. Die Sense sollte schlicht und einfach sein. Amelia wusste, dass die erstellte Sense keine besondere sein musste und auch eine ganz simple sein konnte, sofern die Arbeitsschritte alle stimmten und das Endergebnis gut war. Amelia verbrachte die erste Zeit mit dem Konzept und beließ es an diesem Tag dabei. Sie hörte die Haustür und ihren Vater mit Jackson heimkommen, was sie dazu verleitete, aus ihrem Zimmer herauszukommen und ihrem Vater zu erzählen, dass sie in ihrer Prüfungszeit war. "Ich freu mich für dich, dann bist du bald eine richtige Sensenschmiederin." freute er sich und wünschte ihr das Beste für die Prüfung.