Am Morgen wurde Tiffany ungemütlich geweckt und hatte ein Übelkeitsgefühl, welchem sie nicht stand hielt und sich erbrach. Ihr wurde bewusst, dass etwas nicht stimmte, sie ließ das Frühstück weg und lief direkt zu Berta, welche ihr sicher weiterhelfen konnte.
Berta sah Tiffany an, dass sie sich unwohl fühlte. "Ist es die Übelkeit, die du letztens beschrieben hast?" fragte Berta direkt und setzte schon einen Tee auf. Beschämt nickte Tiffany und Berta setzte sich ihr gegenüber.
"Ich werde dir gleich ein paar Fragen stellen." warnte sie vor und wartete kurz, bis sie den Tee aufgießen konnte, bevor sie sich wieder Tiffany zuwidmete. "Tiffany, wann hattest du deine letzte Blutung?" fragte sie frei heraus und Tiffany lief rot an. "Es ist nichts, wofür du dich schämen musst. Das ist ein natürlicher Vorgang. Ich habe sie auch gehabt." erklärte Berta ruhig und Tiffany senkte den Kopf. "Ich glaube das muss im Januar gewesen sein." antwortete sie ruhig und Berta nickte. "Wir haben fast Ende März. Hast du mit Viktorius Sex gehabt?" Berta fragte frei heraus und brachte Tiffany in Verlegenheit. "J-ja..."
"In den letzten Wochen?" hakte Berta nach und ihr Gegenüber nickte. Bertas Blick wurde ernster und sie bat Tiffany sich hinzulegen und ihr Kleid hochzuziehen. Zwar fühlte sich Tiffany bei Berta sicher, unangenehm war es ihr trotzdem. Berta hielt inne und ließ ihre Hand über Tiffanys Bauchgegend gleiten, schloss die Augen und lächelte. Tiffany zog ihr Kleid wieder runter und sie setzten sich wieder. Beide sahen sich an und Berta musterte das Funkeln in den Augen von Tiffany.
"Tiffany.", fing Berta freudig zu sprechen an. "Du bist schwanger."
Aus Reflex umfasste Tiffany ihren Bauch und weitete die Augen. "Ich.... ich bekomme ein Kind? Ich weiß gar nicht, ob ich bereit dazu bin." Sorge breitete sich in ihr aus und Berta ergriff ihre Hände. "Wir bekommen das hin. Es ist zu Anfang immer beängstigend, weil so viel Neues auf einem zukommt, aber es haben schon viele geschafft und du wirst es auch schaffen." Trotzdem breiteten sich in Tiffany viele Gedanken aus und sie dachte an ihre Mutter.
"Was ist, wenn ich es doch verliere? So wie Mutter?" hauchte sie und hatte große Angst. "Wenn dies passieren sollte, stehe ich dir bei. Du kannst auf mich zählen. Ich habe zwei Kinder auf die Welt gebracht und habe schon einmal bei einer Geburt geholfen. Bei mir bist du in besten Händen. Ich verstehe deine Verlustangst, deiner Mutter wegen, aber es muss nicht dir passieren. Du kannst manches tun, um es zu vermeiden, das Schicksal nicht herauszufordern, aber vieles liegt nicht in unserer Hand." Ihre sanfte Stimme beruhigte Tiffany und sie versuchte, nicht darüber nachzudenken. Etwas anderes bereitete Tiffany allerdings mehr Sorgen. "Wie soll ich es Viktorius sagen? Ich weiß nicht mal, ob ein Kind in sein Leben passt. Es geht ihm doch nicht gut und ich weiß nicht, wie wir es mit einem Kind meistern wollen. Ich weiß noch nicht mal, ob er überhaupt eine Familie gründen möchte..." Bertas Blick war entschlossen. "Im Notfall ziehen wir es alleine auf! Er hat mit dir geschlafen, es ist sein Kind und er hat dafür Verantwortung zu tragen. Ihr seid nicht alleine, ich werde euch helfen. Besonders die erste Zeit kann anstrengend sein. Aber vergiss nicht, du musst da nicht alleine durch." Tiffany war Berta unendlich dankbar dafür, dass sie ihr bei diesen veränderten Lebensabschnitt beistand. Tiffany lächelte müde.
"Vielleicht beantwortet das seine Frage nach dem Sinn des Lebens." seufzte sie und umfasste immer noch ihren Bauch. Berta senkte den Kopf. "Das weiß ich nicht." gestand sie, aber langsam verstand sie immer mehr, was Mutter Natur damit meinte, als sie Berta darum bat, auf Tiffany acht zu geben.
"Ich würde erstmal zur Ruhe kommen, das für dich verarbeiten, immerhin ist es ein einschneidender Lebensabschnitt. Wenn du es dann für dich verarbeitet hast, würde ich mit Viktorius darüber reden." schlug Berta vor, um Tiffany einen Rat mitzugeben, was sie tun könnte.
Tiffany nahm sich den Rat zu Herzen und versuchte diese Nachricht zu verarbeiten. Sie trug nun ein kleines Lebewesen unter ihren Herzen. Erst langsam realisierte sie, dass dieses Kind ihres und Viktorius war. Sie dachte darüber nach, wie es wohl sein würde, wenn es da wäre und ob sie es schaffen würden, das Kind aufzuziehen. Innerlich wünschte sie sich, dass ihr Vater noch leben würde und wüsste gerne, was er dazu sagen würde. Auch für seine Hilfe wäre sie dankbar gewesen.
Diese Botschaft ließ Tiffany in Gedanken versinken, was dazu führte, dass sie Viktorius nicht besuchen kam. Sie traute sich noch nicht wirklich, Viktorius davon zu berichten. Sie nahm sich vor, den richtigen Moment abzupassen, um es ihn dann in dieser Gelegenheit zu erzählen. Dass sie schwanger ist, hatte sie die ganze Zeit über im Hinterkopf, als sie sich Tage später dazu entschloss, Viktorius besuchen zu gehen. Sie wunderte sich beim anklopfen, dass die Tür offen zu sein schien und betrat das Haus mit einem Hallo. Sie bekam keine Antwort zurück und bekam langsam ein schlechtes Gefühl. "Hoffentlich ist ihm nichts passiert." hauchte sie und rief noch einmal nach ihm. In der Küche sah sie ungewaschenes Geschirr, was schon seit zwei, drei Tagen dort stehen musste. Tiffany holte einmal tief Luft und lief die Treppe hoch. Die Holztür zu seinem Schlafzimmer war ebenfalls leicht offen und Tiffany ergriff die Türklinge und betrat den Raum.
Schließlich fand sie Viktorius, in seinem Bett liegend in der Decke eingedeckt. Auf dem Nachttisch lagen Bücher. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er Tiffany sah. "Ich habe die Tür wegen dir aufgelassen... Ich habe seit Tagen mein Bett nicht verlassen. Ich weiß nicht mal, welchen Tag wir heute haben." gestand er murmelnd und blieb liegen. Tiffany wusste, dass sein psychischer Zustand wieder schlechter wurde, besonders seit der Frühling langsam im kommen war.
"I-ich versuche für dich aufzustehen... Wenigstens habe ich ein bisschen gelesen und lag nicht komplett nutzlos rum." murmelte er, was Tiffany mit einem Lächeln ermutigte. "Ich kann es ihm jetzt nicht sagen." dachte sie und wollte erst einmal Viktorius helfen. Es erinnerte sie ein bisschen daran, wie sie immer ihre Mutter waschen musste und das Gefühl, wenn sie an eines ihrer Geschwülste kam. Entweder hatte Delia über sie gelacht oder geschrien. Während Viktorius im Bad war, räumte Tiffany die Küche auf und sie war stolz auf ihn, als er geduscht vor ihr stand. Er zwang sich dazu, etwas zu essen und Tiffany tat es ihm gleich. Ihn alleine essen lassen wollte sie nicht, außerdem hatte sie selber einen guten Appetit. Das erinnerte sie daran, dass sie schwanger ist und an dem Baby lag.
"Kannst du bitte hierbleiben?" bat Viktorius seine Freundin mit einem traurigen Unterton und sie konnte ihm diese Bitte nicht abschlagen.
Ihn heute so vorzufinden bewies ihr noch einmal mehr, dass Viktorius sie brauchte. Innerlich wusste sie, dass es nicht gut war, aber sie konnte nicht anders. Immerhin kannte sie es nicht anders, als sich um die Liebsten zu kümmern.
In der Nacht schmiegte Viktorius sich von hinten an Tiffany und sie zuckte zusammen, als sich seine Hand ihrem Bauch näherte. Sie konnte ihm noch nicht sagen, dass er Vater wird. Innerlich hoffte sie, dass er sich darüber freuen und es ihm einen neuen Lebensmut geben würde, wenn da etwas wäre, was sein Fleisch und Blut trägt.
Nach dem Frühstück verabschiedeten sie sich voneinander, dabei versicherte Tiffany ihm, dass sie bald wiederkommen würde. Im Hinterkopf hatte sie immer, dass sie es ihm nicht gesagt hat, aber der Moment hatte nicht gepasst und ihr fehlte der Mut. Die Angst, dass es ihn eher vor Überforderung in ein Loch stürzen würde, war zu groß.
"Hast du es ihm erzählt?" fragte Berta bei einem gemeinsamen Gespräch und Tiffany senkte den Kopf. "Nein... Ich kann es einfach nicht.." hauchte sie und Berta wurde streng mit ihr. "Du kannst es nicht ewig verheimlichen oder möchtest du für Monate abtauchen, wenn man anfängt, dir dein Glück anzusehen?" hakte Berta gestochen scharf nach und setzte sich dabei. Tiffany musste ihr Recht geben. "I-ich warte, bis es ihm etwas besser geht.... Letztens kam er kaum aus dem Bett, da hätte es ihn vermutlich überfordert." murmelte sie und wurde von Berta begutachtet. "Du wirst schon merken, wenn es passt und dann setzt ihr euch zusammen hin, du nimmst seine Hände und erzählst es ihm in Ruhe. Sag ihm, du möchtest ihn etwas erzählen, ohne dass er Sorge bekommt, du würdest dich trennen wollen." riet Berta und wusste, dass Tiffany nicht genau wusste, wie sie es sagen sollte, wenn es zur Ansprache käme. Innerlich hoffte Berta, dass Tiffany den Mut fand, um es zu erzählen, aber bekam das Gefühl nicht los, dass sie beim nächsten Mal erneut vor ihr sitzen und sagen wird, dass Viktorius es noch nicht weiß. Im Notfall, bot sie Tiffany an, würde sie es ihm mit ihr gemeinsam sagen. Tiffany war Berta dankbar dafür, dass sie ihr zur Seite stand und sie bei dieser schwierigen Situation unterstützte. Sie nahm sich fest vor, es Viktorius bei nächster Gelegenheit zu sagen.
Zum nächsten Treffen mit Viktorius nahm Tiffany eine Kleinigkeit vom Markt mit, wovon sie der Meinung war, es würde gut zu einem Mittagsgericht passen. Außerdem hatte sie großen Hunger darauf. Stolz präsentierte sie ihm das große Fleischstück. "Ich dachte, wir könnten Schnitzel daraus machen." schlug sie vor und Viktorius nickte. "Lass mich nur machen." meinte er und hatte schon eine Idee, wie er vorgeht. Er wusste, dass er noch Ei und altes Brot hatte, welches er zerbröselte und begeistert schaute Tiffany ihm dabei zu. Sie stellte sich vor, wie er seine eigene Familie bekochen würde und merkte nicht, wie ihre linke Hand zu ihrem Bauch glitt, bevor sie sich daran erinnerte und beide Hände auf den Tisch zusammen faltete.
"Ich habe heute schon mein Schlafzimmer aufgeräumt und das Bett neu bezogen." erzählte er glücklich und Tiffany war stolz auf ihn. Er briet nebenbei das Fleisch an und sah lächelnd zu Tiffany. "Das wäre ein Moment, es ihm zu sagen." dachte Tiffany, als sie ihn bei guter Laune sah. "V-viktorius?" fragte sie unsicher und er musterte seine Freundin. "Ja?" Er wendete kurz das Schnitzel und Tiffany holte tief Luft.
"Ich... bin stolz auf dich." Es war nicht das, was sie sagen wollte, aber ihr fehlte der Mut. Viktorius wurde leicht rot bei dem Kompliment und nahm das Fleisch aus der Pfanne. Tiffany war begeistert von dem, was Viktorius ihr zubereitete und konnte es nicht abwarten, davon zu kosten. Sie dankte ihm für seine Mühen.
Gemeinsam lagen sie nach dem Essen noch im frischbezogenen Bett und Viktorius zog Tiffany dabei an sich. Sie genoss den Moment zu zweit mit ihm, im Hinterkopf immer, dass sie bald zu dritt sein würden. Dabei versuchte sie sich schönzureden, dass sie eine gute Familie sein würden, auch wenn sie wusste, dass es viele Probleme geben würde und das nahm ihr einmal mehr die Motivation, es ihm zu sagen.
Während die anderen Dorfbewohner von der Frühlingssonne aus ihrem Häusern gelockt worden, verzog sich. Viktorius immer mehr aus der Öffentlichkeit. Der aufblühende Frühling versetzte ihm in sein mutloses Gemüt und aus dem Zimmer beobachtete er die Menschen auf dem Markt. Er konnte sich nicht damit identifizieren, glücklich durch die Straßen zu laufen und sich von der Sonne wärmen zu lassen. Er sah nichts Schönes daran und mochte den Winter mehr. Der Winter gab ihn viele Gründe, das Bett nicht zu verlassen und sich zurück zu ziehen. Der einzig positive Gedanke war, dass er Tiffany Blumen kaufen könnte, aber dann fiel ihm ein, dass diese verwelken und nutzlos seien. Er setzte sich auf sein Bett und nahm eine scharfe Klinge.
"Dämlicher Frühling! Dämliche fröhliche Menschen!" fluchte er und zog die scharfe Klinge durch seinen Oberarm. "Bitte, wer auch immer.... Lass mich glücklich sein oder sterben." flehte er und er wollte dieses Leben nicht weiterführen. Für ihn gab es keine Heilung und er wollte nicht noch weitere Jahrzehnte so verbringen. Das Leben war für ihn die reinste Folter. "Warum wurde ich überhaupt geboren, wenn das Leben nichts Gutes für mich über hat?" Er zog sich zurück und hatte nicht einmal Interesse daran, seine Freundin Tiffany zu sehen.
Tiffany stand vor dem Spiegel und zog sich ihr Kleid über. Sie hatte in letzter Zeit oft das Gefühl, man würde schon einen kleinen Babybauch erkennen und trug ihr Kleid lockerer, damit die Dorfbewohner und besonders Viktorius keinen Verdacht äußern konnten. Es war fast Mai und sie hatte es ihm immer noch nicht erzählt. Dafür fühlte sie sich auch schlecht und Berta hatte sie ebenfalls noch einmal darauf hingewiesen, es ihm zu sagen. Seitdem es Viktorius seit geraumer Zeit schlechter ging, nahm ihr das umso mehr den Mut, sich ihn anzunähern. Sie sah die letzten Tage öfters nach ihm und wenn sie miteinander redeten, erzählte er ihr traurige, beängstigende Sachen über den Tod. Tiffany merkte selbst, dass ihr dies nicht gut tat und wurde von Berta angehalten, dass sie auf sich aufpassen soll, bevor sie in ein Loch rutscht.
"Denk an dein Baby!" hatte Berta dabei immer beteuert. Obwohl Viktorius lieber alleine sein wollte, kam Tiffany ihn besuchen. Sie wusste, dass er dies sagte, weil es ihm schlecht ging, er sich in Wirklichkeit aber ihre Anwesenheit herbei erhoffte.
Beim betreten des Hauses fiel ihr der staub auf und die unaufgeräumte Küche. Er hatte seit wenigen Wochen nicht mehr das Haus geputzt. Etwas, was er sonst noch geschafft hat. Sie fand ihn in seinem Zimmer und obwohl er seit Tagen keine Körperpflege betrieben hat, schreckte Tiffany dies nicht ab, sich zu ihm auf das Bett zu setzen.
"Warum bist du hier? Ich möchte alleine auf den Tod warten." fragte er sie und verpasste ihr ungewollt einen Stich ins Herz. "Warum kann er meine Seele nicht endlich einsammeln? Ich habe nur diesen einen Wunsch und nicht einmal dieser wird mir erfüllt." hauchte er und Tiffany zuckte zusammen. Sie hatte das Gefühl, ihre Mutter kurz vor ihrem Tod zu sehen. Alles hatte sie versucht und gegeben, um eine Heilung zu erzielen, mitnichten.
"Und mein Wunsch ist es, dass du bei mir bleibst." versuchte sie ihn aufzumuntern, doch erzielte das Gegenteil. "Hör auf, dir das zu wünschen und lass mich sterben." Bei seinen Worten war Tiffany den Tränen nahe. "Aber ich liebe dich und möchte dich noch nicht gehen lassen." hauchte sie und bekam seine ganze Negativität zu spüren.
"Deine Liebe wird mich auch nicht gesund machen." Unbewusst verletzte er Tiffany damit, was er eigentlich nicht wollte. Ihr fehlten die richtigen Worte, um ihn aufzubauen und so strich sie nur über seine Haare und Oberkörper. "Bitte, Tiffany, ich möchte nur Erlösung." flehte er und Tränen flossen sein Gesicht hinunter. Das nahm Tiffany mit und sie weinte mit ihm. "Wenn es Erlösung für dich gäbe, würde ich dahinterstehen, damit es dir besser ginge." Sie konnte selbst nicht glauben, was sie da sagte, doch Viktorius war mittlerweile so gebrochen, dass sie sich nur noch irgendwas für ihn wünschte, was ihm bei seinen Leid hilft.
"Bitte lass mich alleine. Ich kann dir nicht geben, was du brauchst. Ich verdiene dich nicht." bat er Tiffany und sie wollte sich seiner Bitte widersetzen, aber etwas in seinen Augen sagte ihr, ihm sich seine Zeit zu geben. Kaum war Tiffany zur Tür hinaus, stand Viktorius auf und blickte zum Fenster hinaus. Die Kirchenglocke riss ihn aus seinen Gedanken und er sah fasziniert zur Dorfkirche.
Mit den Emotionen kämpfend lief Tiffany zu Berta, die gerade von ihrer Waldmeditation zurück kam und sich denken konnte, was Tiffany zu ihr führte. Mit einem Tee gesellte sie sich in ihren persönlichen Raum.
"Du warst bei Viktorius?" fragte Berta sofort und Tiffany nickte. "Es ging ihm schon oft schlecht, aber noch nie so schlimm wie jetzt. Er verwahrlost und möchte sogar mich nicht mehr bei sich haben." hauchte sie und war erneut den Tränen nahe. Es tat Berta weh, Tiffany niedergeschlagen zu sehen, aber sie musste ehrlich mit ihr sein. "Tiffany, du weiß, ich sage sowas nie, um dir zu schaden, aber du bist schwanger und musst auch an dich denken, an das Kind. Dieser Stress ist nicht gut und du drohst, dich von Viktorius mitziehen zu lassen! Es ist nicht schlimm, dass du bei ihm bist, aber du bist nicht nur da, um seine Probleme zu absorbieren. Ein Großteil eurer Beziehung besteht daraus, seine Probleme zu lindern. Du bist kein Arzt, Tiffany und es ist nicht deine kranke Mutter, die du pflegen musst. Es ist Viktorius von Eden, dein Freund und Vater deines Kindes, nicht dein Pflegefall."
Diese harten, ehrlichen Worte trafen Tiffany und sie wusste, dass Berta Recht hatte. Tiffany kamen die Tränen bei diesen Worten und Berta reichte ihr ein Tuch. "Du musst ihm auch langsam von dem Kind erzählen. Es ist schon über ein Monat her, dass du es weiß, wir haben schon den 5.5. Es ist egal, dass es ihm gerade nicht gut geht, er sollte trotzdem langsam davon wissen." bat Berta erneut und Tiffany musste ihr erneut Recht geben. Tiffany fühlte sich deshalb schon selber miserabel und wollte vor Viktorius auch keine Geheimnisse haben, besonders nicht so eines. Sie wollte das Glück mit ihm teilen.
Gestärkt lief Tiffany heim und nahm sich fest vor, es Viktorius morgen zu sagen. Sie spielte das Szenario immer wieder in ihren Kopf ab, sprach die Worte laut aus, wobei sie über ihren kleinen Bauch strich. Ob sie wohl eine Tochter oder einen Sohn bekommt? Sie dachte darüber nach, wenn das Kleine endlich da sei und wie sich ihr Leben verändern würde. Dabei dachte sie an ihren Vater, welcher sich sicher über sein Enkelkind gefreut hätte. Tiffany war traurig darüber, dass er das nicht mehr miterleben durfte, aber sie hatte das Gefühl, dass er trotzdem davon wusste. Wenigstens konnte sie ihm seinen Wunsch doch noch erfüllen. Tiffany legte sich ins Bett, immer im Kopf, es Viktorius zu sagen. Dies ließ sie fast nicht einschlafen und einmal wurde sie mitten in der Nacht wach, bevor sie zitternd wieder einschlief.
Am nächsten Tag den 6.5 wurde sie früh wach, zog sich um und bemerkte ein Menschenaufkommen im Dorf, was ungewöhnlich war. Sie fragte sich, was los sei, zog sich eine Jacke über ihr Kleid und verließ das Haus. Tiffany merkte schnell, dass die Dorfbewohner sich aus Schock und entsetzen zusammen gefunden hatten. Anscheinend war etwas passiert, mutmaßte Tiffany und wurde von einem unwohlen, ekligen Gefühl begleitet. Sie hörte die Leute tuscheln und sie alle hatten sich vor der Dorfkirche versammelt. Mütter verdeckten Kindern ihre Augen, schlugen die Hand vor den Mund. Männer umarmten ihre Ehefrauen oder schüttelten den Kopf und Tiffany konnte nun einen Blick auf die Tragödie werfen, die die Dorfbewohner in Atem hielt. Augenblicklich riss sie die Augen auf, aus denen erste Tränen liefen, schlug die Hände vor den Mund und fiel auf die Knie.
Vor ihr bot sich der Anblick von Viktorius, erhängt an der Dorfkirche.