Wutentbrannt teleportierte sich Amelia heim, knallte die Tür hinter sich zu und schloss die Zimmertür hinter sich. Amelia fluchte lautstark über Alma, schlug mit der Faust auf ihr Bett und in ihrer Wut mischten sich Tränen. Sie verblieb dort für eine Weile, bis sie eine Stimme vernahm und erkannte, dass es sich bei dieser um ihren Vater handelte und wurde still. Elliot rief ein lautes Hallo durch die Wohnung und klopfte an ihrer Zimmertür. Erst sagte sie nichts, aber dann öffnete sie ihm die Tür. Er erkannte direkt, dass es Amelia nicht wirklich gut ging. Eigentlich wollte er noch mit ihr über Morgens reden, aber ihr Wohl ging für ihn nun vor und fragte, ob alles okay sei. Die Antwort ging nicht leicht über ihre Lippen, doch dann erzählte sie es ihm, obwohl sie dies nicht preisgeben würde. "Ich habe meine Lehrstelle verloren."
Elliot zögerte, seine Tochter zu umarmen, aber er verspürte unfassbares Mitleid mit ihr. "Es tut mir leid. Deshalb bist du noch lange keine Versagerin." Zaghaft schloss er sie in seine Arme. "Warum hast du deine Lehrstelle verloren?" fragte er nach, aber bekam darauf von Amelia keine Antwort. Er beschloss also nicht weiter darauf einzugehen und sie alleine zu lassen. Er wusste, dass er nur schwer an sie ran kam.
Aufgebracht saß Alma bei Henrik in der Gilde und nahm einen Schluck Wein. "Wie kann man so sein?!" entfuhr es ihr wütend, als Henrik ihr Handgelenk umfasste und sie vorsichtig ermahnte. "Ich verstehe deine Wut, aber wir sind immer noch in der Gilde." Alma hielt kurz inne und entschuldigte sich. "Ich hatte sie zuvor noch ermahnt und ich glaube, ihr war das einfach egal." Sie überkreuzte ihre Beine und nippte an dem Glas. Für einen Moment war sie still, bevor sie ruhiger meinte: "Ob sie mich nicht mochte? Was ist falsch gelaufen?" Alma hinterfragte sich selbst, bis ihr Vater seine Hand auf ihr Knie legte und sachlich sagte: "Gib dir nicht die Schuld. Es gehören immer zwei dazu und letzten Endes hing auch viel von ihr ab. Wenn es dich aber noch so beschäftigt, kannst du vielleicht das Gespräch mit ihr oder ihrem Vater aufsuchen."
Über diesen Vorschlag dachte Alma eine Weile nach. "Ich möchte es nicht schlecht auseinander gehen lassen." seufzte sie und Henrik verstand dieses Empfinden ganz gut.
"Man kann versuchen, was sich machen lässt, aber sonst muss man sich damit abfinden, dass es nicht immer gut endet und das passiert im unsterblichen und sterblichen Leben." Er sagte dies leicht heraus, aber auch er hatte sich damals nie damit abgefunden, als seine Beziehung zu Smeralda wegen Stress im Streit auseinander gegangen ist. "Danke, ich werde darüber nachdenken." Mit einem schnellen Schluck leerte sie ihr Glas und stand auf, dabei merkte sie den Alkohol. Sie verabschiedete sich von Henrik und trat den Heimweg an.
Spät Abends saß Elliot im Wohnzimmer daheim und Amelia fasste sich den Mut, aus ihrem Zimmer zu ihrem Vater zu laufen. Sie setzte sich und er hätte nicht damit gerechnet, aber dann sagte sie folgendes: "I-ich würde gerne wegen heute r-reden wollen." Die Worte kamen nicht leicht über ihre Lippen und blieben zum Teil in ihrem Hals stecken, da ihr sowas nicht leicht fiel. Meistens reagierte sie unangebracht, wich dem Thema aus und konnte sich nur schwer entschuldigen. Elliot richtete sich auf, um seiner Tochter aufmerksam zuzuhören.
"I-ich habe meine S-stelle verloren, w-weil ich.... nicht immer pünktlich war und... mich oft mit der Abteilungsleiterin gestritten h-habe." gab sie leise, beschämt und kurz den Tränen nahe zu. Für Elliot ergab dies Sinn. "Deshalb hast du nie davon erzählt." murmelte er und Amelia nickte. Ihr Vater seufzte.
"Dieses Verhalten geht nicht in Ordnung und ich kann deine Chefin nachvollziehen. So benimmt man sich nicht und du musst dich da wirklich ändern." ermahnte er sie behutsam. "Trotzdem danke, dass du mir davon erzählst." Er schätzte dies sehr, da sich seine Tochter ihm sonst nicht anvertraute. "Rede sonst nochmal mit deiner Vorgesetzten und entschuldige dich bei ihr, wenn du möchtest." schlug er vor und dieser Gedanke machte Amelia Angst. Sie konnte sich schlecht ihre Fehler eingestehen. "Du musst es natürlich auch wollen und ernst meinen." merkte Elliot an und Amelia nickte, ohne was zu sagen.
Vater und Tochter verweilten eine Weile still und ungestört, Jackson verbrachte die Zeit in seinem Zimmer. Schließlich fasste Amelia sich den Mut und fragte ihren Vater: "Wie w-war Mom so?"
Diese Frage riss ihn aus seinen Gedanken und er lächelte sanft. "Ich lernte sie auf der Arbeit kennen und irgendwie hatte sie sofort etwas Besonderes an sich. Wir kamen nach einigen Dates zusammen, wobei sie den ersten Schritt tätigte. Wir waren uns auch schnell einig, dass es uns nicht stören würde, eine Familie zu gründen und tatsächlich hatten wir gleich zwei mal dieses Glück. Sie war ein wundervoller Todesgeist. Lieb, sanft, fürsorglich und hat euch über alles geliebt. Wir wollten nach der Geburt deines Bruders den Bund der Ehe eingehen, doch dazu kam es nie." Seine Stimme wurde leiser und beide senkten den Kopf. Ein leises schluchzen durchbrach das Schweigen.
"Ich vermisse sie."
Elliot hatte das Gefühl, dass sich seine Tochter ihm das erste Mal richtig emotional öffnete und sich ihm anvertraute, wie es ihr ging und welche tiefe Narben der Tod von Ellie hinterlassen hatte. Auch ihm kamen die Tränen bei den Erinnerungen an seine Partnerin und er stand auf, um zu seiner Tochter rüberzugehen, um sie in eine lange Umarmung zu verwickeln, welche sie dankbar annahm, wie auch erwiderte. Beide ließen ihre Emotionen frei heraus und unter Tränen brachte Amelia hervor: "I-ich versuche es besser zu machen." Sie nahm sich vor, es bei Alma besser zu machen und zu ihr zu gehen. Sie hegte keine große Hoffnung, ihre Lehrstelle wieder zu bekommen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie Alma eine Entschuldigung schuldig war.
Am nächsten Tag wollte Amelia ihr Vorhaben in die Tat umsetzen, obwohl sie Angst vor der Konservation hatte, aber sie hatte es sich vorgenommen und dachte dabei an das Gespräch mit ihrem Vater am Abend zuvor. Sie hoffte, dass Alma Schicht hatte und begab sich morgens zur Schmiedeabteilung. Amelia klopfte lautstark, traute sich aber nicht, die Tür zu öffnen und wartete dann einfach, bis ihr diese geöffnet wurde. Zu ihrem Glück war es direkt Alma, die dann vor ihr stand und ihr neutral entgegen blickte.
"Was führt Sie her?" hinterfragte Alma ruhig, behielt das Gespräch mit Henrik im Hintergrund und auch wenn sie nicht wirklich erfreut war, ließ sich Alma nichts anmerken. "Guten Tag, Frau Corenzola. Können wir reden?" begrüßte Amelia sie und fragte mit geknickten Kopf. Alma nickte und führte Amelia zu einem ruhigen Nebenraum, wo sich beide setzten. Alma faltete die Hände zusammen, als sie und Amelia sich setzten, während Amelia den Kopf senkte. "Was möchten Sie besprechen?" fing Alma das Gespräch an und Amelia brachte stockend hervor: "I-ich möchte mich bei Ihnen e-entschuldigen. Für mein Verhalten und was ich gesagt habe.", Alma hörte still zu. "Und außerdem möchte ich mich bessern." Dies ließ Alma eine Weile auf sich wirken und dachte an all dies, was Amelia bereits falsch gemacht hat. Sie lobte es aber, dass Amelia von sich aus ankam und sich ehrlich entschuldigte. Kurz dachte sie an Sibylle, die dies nicht einfach hätte durchgehen lassen, aber Almas Herz war zu groß und mit einem Seufzer meinte sie: "Ich nehme Ihre Worte an und wenn Sie dies wünschen wäre ich bereit, Ihnen eine 2.te Chance zu geben." Es brauchte einen Moment, bis Amelia diese Worte realisierte und ihre Augen zu funkeln begangen. Damit hatte sie nicht gerechnet und konnte es kaum glauben.
"J-ja... danke." kam es beschämt von ihr und ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht beider.
Alma erfreute es ebenfalls, dass sie den Konflikt lösen konnten, stand auf und meinte dann: "Wir sehen uns morgen früh." Erfreut stand Amelia auf. "Ich werde pünktlich sein, versprochen!"
Amelia spurtete nach Hause, um ihrem Vater von der freudigen Nachricht zu erzählen. "Ich darf wieder meine Lehre aufnehmen!" platzte es aus ihr heraus, als sie ihren Vater im Flur antraf und er freute sich sehr für seine Tochter, die er daraufhin stolz umarmte und dieses Lob auch kund gab. Sie nahm es sich fest vor, es nun besser zu machen.
Amelia hielt ihr Versprechen und kam fort an pünktlich. Es fiel ihr am Anfang schwer, aber sie ging nicht mehr schlecht gelaunt gegen an, wenn Alma Kritik äußerte. Außerdem teilte sie ihrem Vater zum ersten Mal mit, wie es auf der Arbeit war und was sie dort erlebte. Nach der Arbeit lief sie zum Heilertrak und fand Elliot in seinem Raum. Es erfreute auch Elliot, dass sich seine Tochter ihm öffnete und er hoffte, eine bessere Bindung zu ihr aufbauen zu können. Er hatte mit Jayna Schicht, welche das Büro von Ludheim übernommen hatte, was er ihr gestattet hatte, bevor er erlöst wurde. Sie hatte Besuch von Felicia, mit welcher sie sich von Zeit zu Zeit unterhielt. Damals mochte Jayna Felicia nicht, aber nachdem Felicia Ludheim des Öfteren besuchen kam, kamen auch die Beiden immer mehr ins Gespräch. Felicia hatte damals mitbekommen, wie es Jayna nach und nach besser ging oder wie sie ihre Lehre anfing.
"Ist Frau Deeler bereits erlöst?" hinterfragte Felicia gemein lächelnd. Jayna dachte kurz nach. "Habe sie seit zwei Tagen nicht mehr gesehen, kann gut sein. Die letzten Tage hing sie sowieso nur bei Dr. Commer rum und hat sich von ihm umgarnen lassen." Bei der Vorstellung, dass Fila nicht mehr sei, lächelte Felicia boshaft. "Sie war auch eine Ewigkeit hier." murmelte Jayna und Felicia fragte sich, ob Fila wohl in die Hölle gekommen sei. Wundern würde es sie nicht und sie würde es auch noch begünstigen. Felicia lief zur Tür und wurde dabei von Jayna, die auf einem Stuhl saß, beobachtet. "Ich habe ein Seelengeleit vor mir, bis demnächst." verabschiedete Felicia sich und lief aus dem Heilertrak hinaus, holte die Akte hervor und öffnete das Portal zum Seelengeleit.
Felicia stand auf einem Öl Container und musterte das auslaufende Öl im Wasser. Über das Wasser sah sie eine weiße Gestalt laufen und erblickte den weißen Tod. Neben ihr tat sich ein weiteres Portal auf und Marius stand mit ihr auf dem Schiff. "Hallo." grüßte Felicia nur schnell, bis sie sich auch schon auf zu ihrem Seelengeleit machte. Dabei handelte es sich um einen Mann Mitte 40. Marius folgte ihr und war bereit, die Seele zu geleiten. Dies tat er mittlerweile mit mehr Sicherheit, aber ein unwohles Gefühl hatte er trotzdem dabei. Er und Felicia geleiteten beide Männer, die den Unfall nicht überlebt hatten und eine Erleichterung überkam Marius, wenn er wusste, er hatte die Seele hinübergebracht. Felicia sprach ihn darauf an. "Du bist neu, oder?" Er beantwortete die Frage mit einem Nicken.
"Mit der Zeit wird es leichter. Viele Seelengeleiter, die zuvor Menschen waren, haben damit zu kämpfen." beruhigte sie ihn und Marius nickte nervös. Beide teleportierten sich mit ihrer Akte in der Hand zurück zur Totenwelt.
Nur der weiße Tod kehrte erst eine Weile später zu Mutter Natur zurück und teilte ihr die traurige Nachricht mit. "Die Gewässer sind verschmutzt." Mutter Natur stoppte kurz bei der Erstellung der neuen Hülle eines Menschens und wurde traurig. "Viele der Wassergeschöpfe sind verendet." Augenblicklich vernahm der weiße Tod ein Weinen von Mutter Natur. Mutter Natur wischte sich die Tränen weg und bemerkte, dass diese aus Öl bestanden. "Sie verunreinigen meine Erde und meine Geschöpfe leiden darunter." Tränen aus Öl tropften zu Boden und auf ihr grünes Kleid. "Ich habe bereits gespürt, dass in den Gewässern etwas vor sich geht." hauchte sie und senkte den Kopf, bevor sie ihre Arbeit an der menschlichen Hülle wieder aufnahm.