Norbert gefiel es am frühen Morgen gar nicht, dass ein weiteres Schaf tot war und war den restlichen Tag über bestürzt und gereizt. Im Dorf ging rum, dass sich wohl ein Wolf umhertrieb. Auf ihren Weg zu Niklas behielt Gamia die Worte ihrer Mutter im Hinterkopf und wollte Niklas sofort darauf ansprechen. Dieser wollte gerade mit den Trecker los, hielt aber inne, als er Gamia sah und stieg zu ihr ab. Er gab ihr einen Kuss zur Begrüßung und zog sie direkt in die Halle, damit sie ungestört reden konnten. "Hast du mitbekommen, dass bei Norbert ein weiteres Schaf gerissen wurde?"
Kurz hielt Gamia inne und schmunzelte darüber, dass beide den gleichen Gedanken gehabt hatten. "Ja, bei uns ist eine Ente auf unnatürliche Weise umgekommen." berichtete Gamia ernst und kam dann zum springenden Punkt. "Meine Mutter konnte spüren, dass ein Teufel dies getan hat. Es ist kein Wolf gewesen und wir haben eine Vermutung, was der Teufel hier möchte und warum er hier ist." Daraufhin vertraute Gamia ihn in Ruhe die Tatsache mit ihrem Vater und Adrian an. Niklas war sprachlos, als Gamia ihm dies erzählte und mitfühlend senkte er den Blick. "Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass dieser Teufel etwas von Rin möchte. Sie ist ein Halbdämon und warum sollte er dann bei ihr die Schafe töten?"
Bei der Überlegung vergaß Gamia allerdings ein kleines Detail. "Also wenn ich das richtig verstehe, dann konntet ihr an den toten Tieren spüren, was sie getötet hat?" fragte Niklas verwirrt nach und Gamia nickte, bevor sie innehielt. "Warte, an den Schafen haben wir nicht nach einer Aura gespürt." fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen ein. "Entschuldige mich kurz."
Gamia teleportierte sich zu Norberts Schafweide, jedoch wurde das Schaf gerade in den Abdecker Wagen gepackt. Sie machte sich unsichtbar für die Menschen und stieg auf die Ladefläche zum Schaf.
Dort spürte sie etwas Übernatürliches an dem Kadaver und verschwand wieder zu Niklas. Sie lehnte sich an die Wand und Niklas erkundigte sich bei ihr, was sich ergeben hatte und Gamia seufzte. "Es ist kein Wolf, es war aber auch kein Teufel. An dem Kadaver des Schafes hing die Aura von einem Halbdämon."
Niklas schluckte und wollte es erst nicht wahr haben. "Dabei tut sie doch eigentlich niemanden etwas." murmelte Niklas nachdenklich, aber Gamia schüttelte den Kopf mit verschränkten Armen. "Trotzdem ist sie ein Dämon und diese unterliegen bestimmten Trieben. Egal, wie sehr sie diese zu kontrollieren versucht, irgendwann wäre es aus ihr ausgebrochen und die Anwesenheit des Teufels hat dies wohl nur verstärkt. Wir müssen sie aufhalten, sonst wird es schlimmer." erklärte Gamia direkt und Niklas stimmte ihr zu. Er erkannte, dass es sich bei Rin um eine Bedrohung handelte und legte den Arm um seine Freundin. "Wir bekommen das hin und retten Rin!" meinte Niklas mit einem sanften Lächeln, aber Gamia seufzte nur nachdenklich.
Sofort weihte das Paar Gamias Eltern ein und Gina schien schon eine Idee zu haben, wie sie vorgehen könnten. "Am besten wir lauern ihr möglichst unbemerkt auf. Vielleicht sollten wir noch einmal Herr Maté einweihen, immerhin geht es hier um seine Tochter." schlug Gina direkt vor und Niklas erwähnte Gamia gegenüber, dass sein Vater Norbert erzählt hatte, dass er sie um Rat fragen könnte und somit beschloss Gamia, Norbert in Ruhe aufzusuchen und mit ihm zu reden, ohne das Rin das Gespräch mitbekam, denn das würde nichts Gutes verheißen.
In einem ruhigen Moment, als sie Rin nicht im Haus spüren konnte, suchte sie Norbert auf und klingelte.
"Ich wollte einmal mit ihnen über Rin reden. Frank hat erzählt, dass sie Sorge hätten." begrüßte Gamia ihn freundlich und noch ziemlich mitgenommen ließ er sie hinein. Behutsam berichtete Gamia von den Vermutungen und das bestürzte Norbert umso mehr. "Ich hätte damit rechnen müssen, aber sie nie jemanden etwas getan." Er senkte den Kopf und glaubte Gamias Worte, auch wenn er erst realisieren musste, dass Rin auch anders sein konnte, als wie er sie kannte.
"Und was habt ihr gedacht, macht ihr jetzt? Soll ich mit ihr reden?" erkundigte er sich mit gesenkten Kopf, als Gamia weiter mit den Fakt fortfuhr, dass ein Teufel umherging. "Dieser Teufel soll sich von Rin fernhalten, egal was er von ihr will und dass es ihre Natur ist!" fluchte Norbert besorgt, seufzte dann allerdings traurig. "Ich möchte nicht, dass sie sich in dem Bösen verliert, sie ist doch auch immer noch ein Mensch." merkte er an und hatte Angst um Rin. Er akzeptierte, dass sie manchmal komisch war und hatte auch ihrer Mutter gegenüber keine Scheu gezeigt, allerdings erinnerte er sich an Nora. Nora war von Zeit zu Zeit immer etwas komisch, bis sie gar nicht mehr da war. Damals ließ Norbert sie auf dem Hof verweilen und sie kehrte immer zu Rin zurück, auch wenn es nicht aus Liebe war und sie Rin anscheinend anders wie das eigene Kind betrachtet hat.
Schließlich berichtete Gamia von einer Idee, die sie bereits beim Kampf gegen Adrian angewandt hatten. Sie wollte Norberts Meinung dazu hören, immerhin ging es um seine Tochter. Am besten fand Gamia, ihr heimlich aufzulauern und den Teufel wie Rin auch bei frischer Tat zu ertappen und zur Rede zu stellen, um dann den Teufel wie beim letzten Mal auszutreiben. Norbert stimmte der Idee zu und wollte dabei sein. "Auch wenn es komisch klingt, es Rins Natur ist, aber ich möchte nicht, dass sie sich durch einen Teufel verliert und grauenhafte Dinge tut."
Den Plan setzten sie in der Nacht in die Tat um. Gamias Familie, Niklas und Norbert behielten ihre Umgebung im Auge und dadurch, dass Todesengel in der Nacht genauso gut sehen konnten wie am Tag, hatten diese keine Probleme etwas zu erkennen. Norbert blieb im Haus und bemerkte irgendwann Rins Abwesenheit. Vom Fenster aus erblickte er sie zum Ende der Schafsweide laufen und die Todesengel behielten sich so verdeckt und unterschiedlich versteckt, nur damit Rin nichts merken konnte oder Schwierigkeiten beim Aura spüren hatte.
Rin wisperte Adrians Namen, bevor er erschien, sich allerdings direkt kritisch umsah. Adrian grinste sie süffisant an. Er wollte gerade zu ihr sprechen, als er Fritzs näher kommende Aura spürte, die Zähne fletschte und der Richtung schaute, aus der Fritz kam. Ein erster leichter Angriff von Fritz folgte, welchen Adrian abwehrte. "Amüsant, dich wiederzusehen. Hat dir der Anblick der verreckten Ente gefallen?" Er stemmte die Hand an die Hüfte und grinste. "Eigentlich wollte ich dir an den Kragen, aber dann habe ich ein viel besseres Ziel gefunden." Dabei packte er Rin an die Brust und zog sie zu sich. Rin verzog keine Miene, als Adrian sie an der Oberweite umfasste. "Lass Rin aus deinen Fängen!" rief Niklas und lief auf die Weide, dicht gefolgt von Gamia.
"Da kommt ja die zweite interessante Aura aus ihren Loch gekrochen!", Adrian schmunzelte. "Außerdem habe ich sie zu nichts gezwungen oder verführt, ich habe ihr geholfen sich besser zu verstehen und sie hat aus freien Stücken entschieden. Wäre sie sonst freiwillig zu mir gekommen?!" Fest hielt er Rin in seinen Griff und monoton nickte sie. "Ja, er hat Recht. Er hat mir gezeigt, mich besser kennenzulernen."
Die Todesengel wollten nicht glauben, was für Worte Rin von sich gab und waren schockiert. Siegreich grinste Adrian und wurde hochmütig. "Möchtest du ihnen nicht auch demonstrieren, was du an dir gelernt hast?" flüsterte Adrian und Nebelschwaden bildeten sich um beide herum. Rin löste sich aus den Griff und verbarg ihre dämonische Seite nicht länger. Vollständig gab sie sich dieser hin und stürmte auf Niklas zu. Dabei zerkratzte sie einem Schaf im vorbeistürmen ein Auge und stieß ein kleines Lamm frontal zur Seite. Bei diesen Anblick rannte Norbert aus dem Haus zur Weide. "Rin!!!" brüllte er völlig fertig mit den Nerven und schluckte, als er ihre dämonische Form erblickte. Automatisch ließ sie von dem Paar ab und stellte sich vor ihrem Vater, der auf die Knie sackte und sie mit Tränen in den Augen anblickte. "Das letzte Mal habe ich dich so als kleines Kind gesehen. Deine Mutter meinte, es sei deine dämonische Form." Er streckte die Hand nach Rin aus, aber keines seiner Worte berührte sie. "Lass den Teufel nicht gewinnen, kämpfe dagegen! Ich weiß, dass du ein etwas gefühlloses, aber trotz der Dämonenseite, ein harmloses Mädchen bist. Egal was du bist oder wie du aussiehst, du bleibst meine Tochter." Stolz lächelte er sie an, aber mit einem Mal schaute Rin ihn kälter als je zuvor an, fletschte die Zähne und ihre Worte ließen Norbert zusammen zucken. "Dämonen haben keine Eltern, wir werden beschworen. Die Hölle ist mein Zuhause!"
Ihre Kraft ließ nach und sie kehrte ihren Vater den Rücken zu. Sie ging zu Adrian, der alle Beteiligten musterte. "Ich habe Rin gefragt, ob sie mit mir kommen möchte und sie hat mir geantwortet: Ja, aber ich möchte mich und den Dämonen in mir erst besser kennenlernen."
Bestätigend nickte Rin und die anderen konnten nicht glauben, dass sie sich Adrian einfach hingab. "Lass dir von ihn nichts einreden, du bist perfekt wie du bist und vorher gab es auch keine Probleme!" redete Norbert, mit den Gefühlen am kämpfen, auf sie ein. Rin wehrte diese Worte jedoch ab. "Ich habe mein inneres Ich nur unterdrückt. Es fühlt sich so richtig an." Daraufhin öffnete Adrian ein Portal zur Hölle und instinktiv rannte Gamia zum Höllenportal. Gina sah dies und stürmte Gamia, mit der Sense in der Hand, hinterher. "Gamia!!" schrie sie und verschwand mit ihr in die Hölle.
Währenddessen standen Fritz und Niklas Norbert bei und spendeten Trost. "Ich möchte einfach nur mein Mädchen zurück." wimmerte er niedergeschlagen und sorgte sich erstmal um die verletzten Schafe.
Gamia landete in der Hölle, dicht gefolgt von ihrer Mutter, die sie schützend umfasste und aufmerksam die Unterwelt musterte, dabei ließ sie ihre Sense schweifen. Es war grausam und dunkel. Negative Gefühle wie Angst, Wut oder Panik überfluteten einen und schon nach kurzer Zeit würde man psychisch wahnsinnig werden.
Plötzlich hörten sie Schreie von verlorenen Seelen und erkannten, wie diese von Teufeln psychisch gebrochen worden, indem diese ihre Opfer direkt mit ihren Ängsten konfrontierten und sie immer wieder durchleben ließen.
Als beide weiter liefen erkannten sie einen großen Folterplatz, der wie ein Kirmes aussah. An den unterschiedlichsten Stellen standen die vielfältigsten Foltermittel oder Methoden, die auch in der Menschenwelt existierten, was daran lag, dass Teufel diese kreiert und an die Menschen gebracht hatten. Sie erblickten auch unbeschreibliche Foltermethoden, die nur in der Hölle existierten und sich nur der Höllenfürst selber ausgedacht haben konnte.
Nur die Seelen der Personen hatten ein menschliches Erscheinungsbild, die Höllenwesen wiesen alle grotesk abartige Erscheinungen auf, die nicht zu beschreiben waren und für die anscheinend nicht einmal ein Wort existierte.
"Tu sowas nie wieder, Gamia! Siehst du, wie böse dieser Ort ist? Es ist egal, ob du Rin helfen wolltest, du kannst es nicht. Sie gehört hierher und kann nicht gerettet werden!" flößte Gina ihrer Tochter streng ein und war sauer, aber eher überwog die Sorge der Dämonen wegen. Gamia zuckte bei diesen Worten zusammen und entschuldigte sich.
Sie kamen an einigen vorbei, welche Gina komisch anschauten und einige wichen sogar zurück. Auf einmal hörten sie ein Geschrei und weitete die Augen, als sie eine weibliche Seele erblickte, die von den Dämonen immer wieder ein grotesk deformiertes Baby gebären ließen, während sie auf der Streckbank gestreckt wurde. Als Gamia hinauf schaute sah sie Teufel, die eine männliche Seele hoch in die Lüfte hoben und dann auf mehrere Spitzen fielen ließen. Für einen Moment hatte Gamia den Eindruck, die dunkle rote ´Wand´ sei ein inneres lebendes Organ, welches sich bewegte. An ihrer Mutter tollten zwei Dämonen, die begierig eine Spritze in den verformten Klauen hielten und wirkten ein wenig wie Menschen. Sie stritten sich wohl, bis einer der beiden gierig befahl: "Spritz mir endlich das Heroin!!" Damit spritzten sich beide in ihre `Körper´ und einer spreizte die beinähnlichen Körperteile und raunte lustvoll: "Komm, fick endlich meine dreckige Fotze!"
Ohne Widerworte tat der andere Dämon wie ihm befohlen wurde und dabei bissen sie sich immer wieder gegenseitig.
Zusammen suchten sie Rin, bis die Teufel und Dämonen interessiert schauten und sich zu etwas bewegten. Die Todesengel spürten die gierigen Blicke der Höllenwesen, aber diese ließen beide in Ruhe und konzentrierten sich auf etwas anderes.
Adrian stand in der Höllenform vor der Menge und Rin in ihrer halben Dämonenform. Gierig und interessiert wisperten die Höllenwesen über Rin, die auf einen Ritualplatz blickte. Ein Liegeplatz stand in der Mitte eines Pentagramms, der von Ziegenhörnern umrundet war. "Leg dich nackt dorthin!" befahl Adrian boshaft und in ihrer entkleideten Menschenhülle tat Rin wie ihr befohlen wurde. Kurz darauf spürte sie, wie sämtliche Höllenwesen um sie kreisten und mit einem Ritual auf Latein anfingen. Schließlich rief Adrian nach einen Namen, welchen er immer wiederholte. "Mactans!!"