Freudig blickte Heather auf, als sie ihren Bruder zur Kirche laufen sah und kam ihm entgegen. Er trug ein schlichtes, dunkelblaues Hemd und eine dunkle Jeans.
"Damian! Ich freu mich, dass du doch noch gekommen bist!" lachte sie freudig und umarmte ihren Bruder, welcher die Umarmung erwiderte.
"Natürlich, ich muss doch euren gebackenen Kuchen probieren." meinte er mit einem Lächeln im Gesicht und Heather freute es, dass ihr Bruder bei guter Laune war. Sie zeigte ihm den Kuchen, während Musuko und Juliette auf sie warteten. Er schnitt sich ein Stück vom Kuchen ab und lobte Heather, wie auch Musuko dafür. "Richte ich aus!" dankte sie ihm und Damian blickte sich um. Dabei musterte er das Gebäude, die vielen Leute und die Umgebung. "Wie war die Übernachtung?" hakte Damian ruhig nach und begeistert berichtete Heather ihm von allem.
"Wir haben eine Serie angefangen, die ganz cool ist. Seine Mutter hat viele Snacks gekauft und ist total lieb!" schwärmte sie und erblickte Shadia bei der Pastorin und einem älteren Herrn. Damian aß seinen Kuchen auf und stellte das benutzte Geschirr auf ein Geschirrtablett, wo bereits benutztes Geschirr abgestellt wurde.
"Ich kann verstehen. dass ihnen dies Sorgen bereitet. Wir beten dafür, dass die Kirche restauriert wird und bestehen bleibt, damit Menschen wie Sie weiterhin einen Ort haben, wo sie hingehen können." sagte Justina ruhig und der alte Mann mit den Hosenträgern nickte, bevor er einen schönen Tag wünschte und mit verschränkten Armen hinter dem Rücken ging.
Die Pastorin und Bestatterin bemerkten Heather mit ihrem Bruder und erkannten Damian. Frau Kreuzberg wusste nicht, was sie sagen sollte, während Shadia sich an die Zeit erinnerte, in der Damian wegen der Beerdigung seiner Eltern zu ihr gekommen war. Damian und Frau Kreuzberg gaben sich die Hand.
"Guten Tag, Herr Willers." grüßte Justina förmlich und Damian erwiderte die Begrüßung. "Ich bin nicht geschäftlich hier, ich möchte mich nur einmal mit meiner Schwester umsehen." stellte Damian sofort klar und behielt sein Lächeln bei. Justina nickte und wünschte einen schönen Aufenthalt. Heather folgte ihrem Bruder und wusste, dass es ihn nur aufregen würde, wenn er jetzt wegen der Kirche diskutieren musste.
Schließlich bat Justina um die Aufmerksamkeit der Besucher und Juliette lief zu ihrer Mutter, während Musuko zu seiner Mutter lief, die Abseits stand und ihrer Bekannten bei der Rede zusah. Ihre Tochter Juliette machte den Anfang.
"Guten Tag, wir freuen uns, dass ihr alle heute erschienen seid. Dieser Tag liegt einem tieferen Grund bei. Wie einige bereits wissen, soll unsere Stadtkirche abgerissen werden. Mit diesem Aktionstag möchten wir der Geschichte der Kirche gedenken." begrüßte sie alle herzlichst und gab das Wort an ihre Mutter weiter, welche die Besucher ebenfalls begrüßte, bevor sie die Geschichte der Kirche kundgab.
"Unsere Stadtkirche wurde 633 errichtet. Im Laufe der Zeit wurde sie renoviert und angebaut. Eine große Aufmerksamkeit erhielt die Kirche im Frühjahr 754, nachdem im nahegelegenen Dorf eine Tragödie geschah und viele Bewohner des Dorfes in dieser Kirche beteten. Diese Kirche hat viele gute Zeiten erlebt, wie auch viele schlechte, wie einst zu Zeiten des Krieges, in denen die Kirchenglocke für Kanonen eingeschmolzen wurde. In dieser Kirche kamen die unterschiedlichsten Menschen zusammen und haben Hochzeiten, wie auch Taufen zelebriert, aber auch bei Beerdigungen getrauert. Die Kirche ist ein Ort für alle!" erzählte sie und schloss ihre Erzählung ab. Mit einer offenen Haltung stand sie vor den Besuchern und sprach mit einer sanften Stimme zu ihnen. Ein paar wenige Besucher klatschten, während Damian die Arme verschränkte. Seine Schwester hingegen war begeistert.
"Du kannst die Kirche nicht abreißen." meinte sie impulsiv, nachdem sich beide vom Geschehen entfernt hatten und sich wieder auf die Bank setzten. Damian überschlug die Beine und legte eine Hand auf seinen rechten Oberschenkel. "Ich finde es immer noch unnötig, Wirbel um ein Gebäude zu machen, wie die Kirche, aber gut, die Leute werden ihre Gründe haben." meinte er unberührt und zuckte mit den Schultern. "Und außerdem...", Er stand auf und stupste gegen Heathers Nase. "Gehe ich nur den Auftrag meines Auftraggebers nach, mehr nicht. Das liegt nicht in meiner Hand." Direkt blickte Heather zu ihm und ihre Augen wurden glasig. Sie neigte den Kopf zu Boden und spürte Damians Hand auf ihrem Kopf. "Verstehe schon." seufzte sie und lächelte ihrem Bruder munter entgegen. Davon wollte sie sich nicht den Tag vermiesen. "Ich werde wieder heimfahren. Bleibst du diese Nacht noch bei deinen Freund oder soll ich dich heute Abend abholen?" fragte er sie und begab sich Richtung Parkplatz.
"Ich denke, ich werde noch bleiben. Wir haben noch ein paar Serien zu gucken." Kichernd antwortete sie und begleitete ihn noch ein Stück, bevor er sich verabschiedete. "Übrigens habe ich heute deine Geschenke bestellt. Die kommen zum Glück noch rechtzeitig an. Ist ja auch nicht mehr lange. Wenn du magst, kannst du deinen Kumpel gerne einladen." bot Damian an und hatte eine offene Einstellung darüber. Nebenbei holte er seinen Autoschlüssel hervor. Heather freute sich darüber. "Gerne! Ich werde ihn nachher direkt darauf ansprechen!" rief sie freudig und verabschiedete sich von ihrem Bruder.
Heather fragte Musuko sofort, ob er zu ihrem Geburtstag kommen wollte und er sagte nach einer kurzen Überlegung zu. Das freute Heather sehr und sie teilte ihrem Bruder auch mit, dass sie bis Sonntagabend bleiben würde. Nach der Ansprache verabschiedeten sich beide von Juliette und Heather war erfreut gewesen, sie kennenzulernen. Shadia blieb bei Frau Kreuzberg und unterhielt sich weiterhin mit ihr, während es sich die Freunde vor dem Fernseher gemütlich machten. Der Samstag und Sonntagnachmittag vergingen schnell und Heather hatte ihre Sachen bereits gepackt. Diese standen schon auf dem Flur im Hause Fukkatsu. Sie aß noch zu Abend mit, bevor sie ihrem Bruder sagen wollte, dass er sie abholen kommen durfte.
Heather war von dem Schnitzel begeistert und Shadia freute sich über das Lob. "Und du wirst nach dem Essen wieder abgeholt?" fragte sie nach und Heather nickte, bis Shadia ihr vorschlug: "Ich kann dich auch fahren. Keine Sorge, ich fahr dich nicht mit dem Leichenwagen heim." Über ihren eigenen Witz musste Shadia lachen und auch Musuko überkam ein Schmunzeln. Augenblicklich verstand Heather, von wem Musuko seinen derben Humor hatte.
Sie lachte mit beiden mit und zeigte sich sehr dankbar für das Angebot. Dieses Angebot nahm sie an und nachdem Aufräumen der Küche fuhr Shadia Heather zu ihrem Bruder heim. Musuko saß mit Heather auf dem Rücksitz und sie erzählte, dass es ihr gefallen hatte. Shadia fühlte sich geehrt und freute sich ungemein, während Musuko leicht lächelte. Er zeigte dies nicht offensichtlich, aber Musuko hatte das Wochenende ebenfalls gefallen. Damian war überrascht, als Heather vor der Tür stand. Kurzerhand dankte er Shadia für das Fahren. "Alles gut." meinte sie locker und Heather lief zu Musuko, nachdem sie ihre Tasche vor der Tür abgestellt hatte. "Wir sehen uns morgen in der Schule! Holen wir nach, wir können ja weitere Serien gucken. High Heaven fand ich total cool!" verabschiedete sie sich lächelnd. "Das freut mich. Bis morgen. Wir schreiben." sagte er kurz und knapp, bevor Shadia von der Auffahrt runterfuhr.
Begeistert erzählte Heather ihrem Bruder ausführlich von dem Wochenende, bis sie ihre Schulsachen packte und zeitig ins Bett ging.
Die Freunde sahen sich am nächsten Tag in der Schule wieder und versuchten nicht zu auffällig aufeinander zu sitzen. Trotzdem hatte Musuko das beunruhigende Gefühl, dass seine Mitschüler ihn komisch musterten und auch wenn Heather diese Blicke nicht merkte, fiel Musuko auf, dass sie auch Heather mit einer komischen Miene begutachteten.
Herr Tera unterrichtete die Klasse und teilte ihnen zu Anfang eine wichtige Information mit.
"Frau Ricords wird vorerst nicht zur Arbeit kommen, sie ist wegen ihrer Schwangerschaft im Mutterschutz." Ein paar Schüler freuten sich für die Lehrerin, anderen war es egal. Die Meisten fanden es schade, dass sie nicht da war, weil sie Frau Ricords mochten oder ihnen ihre Gutmütigkeit gefiel, doch den Grund konnten alle nachvollziehen.
Heather war mit Fahrrad zur Schule gefahren und nach Schulschluss begleitete sie Musuko heim, bevor sich an seinem Haus die Wege trennten und Heather daheim alleine war.
Gestresst kehrte Damian am Abend von der Baustelle heim und Heather merkte ihm seine Laune an. Seufzend kam er in das Wohnzimmer. "Ich geh erstmal duschen, der Hausabriss war anstrengend. Den ganzen Tag habe ich mich nur aufgeregt." berichtete er und Heather war nicht erfreut darüber, das zu hören. "Bitte pass auf dich auf." bat sie mit einem flehenden Unterton. Ihr Bruder murmelte nur schnell ein: "Ja, mach ich." bevor er unter die Dusche verschwand. Mit frischen Klamotten setzte er sich auf das Sofa und gab ein genervtes Geräusch von sich, wofür es sich kurz darauf entschuldigte. Heather fragte ihn, was los war, weshalb er vom Abriss genervt war.
"Es gab ein paar Komplikationen und abgesehen davon, meinte einer der Nachbarn sich bei mir für den Lärm beschweren zu müssen. Die Auftraggeber hatten ja aus versehen vergessen, mit ihnen über die Lautstärke und allem zu reden. Manchmal hasse ich die Firma." Er machte seiner Wut Luft und Heather hörte ihm mit einer ruhigen Art zu. Sie konnte seine Wut nachvollziehen, aber fand es nicht schön, dass er sich oft über seine Arbeit aufregte und stellte eine Frage, die ihn erst sprachlos machte.
"Warum hast du damals die Firma geerbt?"
Diese Frage stimmte ihn nachdenklich und Heather hatte nicht Unrecht, mit ihrer Frage. Obwohl er seinen Vater zu hassen begann, nachdem er die Familie verlassen hatte, begann er doch eine Lehre bei ihm und trat sein Erbe an. Es verging eine unangenehme Stille, in der Damian eine Antwort suchte und offenlegte.
"Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht genau. Bevor du geboren wurdest, hat Vater mich manchmal zur Arbeit mitgenommen und meinte, das würde irgendwann alles mir gehören. Damals wusste ich noch nicht viel davon und war begeistert. Nach der Schule bin ich vermutlich bei ihm angefangen, wegen dem Erbe. Es ist eine Menge Arbeit, aber dafür geht es uns gut und dafür habe ich es gemacht. Immerhin konnte es uns viel finanzieren und dass es dir dadurch gut geht, war es wert." gestand er und strich über ihre Schulter. Durch das nachdenken und dem ruhigen Gespräch vergaß er die Wut. Heather konnte ihn nachvollziehen. "Vermutlich hätte ich an deiner Stelle dasselbe getan, aber was bringt dir all dies, wenn du keine Freude daran empfindest?" hinterfragte sie mit einem tiefgründigen Tonfall und Damian konnte ihr keine Antwort darauf geben.
"Wir haben doch genug Geld und wenn wir die Firma verkaufen, gibt dies sicher noch mehr Geld, wovon wir leben können! Dann kannst du dir einen Beruf aussuchen, der dir gefällt!" warf sie besorgt ein und wollte nicht, dass ihr Bruder auf Dauer unglücklich war und es später bereute. Damian stand auf und lief in die Küche.
"Ja, du hast ja Recht, aber so einfach ist das nicht!" entgegnete er, bevor er sich was zu essen holte. Heather tat es leid, dass Damian durch die Arbeit kaputt ging und wünschte, sie könnte irgendwie helfen.
Der 17-Jährige Damian lief mit seiner kleinen Schwester in das Bürogebäude des Abrissunternehmens seines Vaters. Die 5-Jährige Heather krallte sich an Damians Hose, als sie das Büro ihres Vaters betraten. Ihr Vater blickte von seinen Unterlagen auf und faltete die Hände zusammen, bevor er in einem ruhigen Tonfall grüßte. "Hallo Damian." Er sah zu seinem Sohn, welcher zwar ruhig grüßte, doch an seinem Blick sah man, dass er seinem Vater nicht allzu sehr positiv gegenüber gestimmt war. Sein Vater hatte auf seinem Tisch ein Namensschild stehen, auf welchem Xaver Willers stand.
Xaver linste unauffällig zu Heather, nachdem er sie bei Damians Beine bemerkt hatte. "Hallo Heather." grüßte er sie und langsam trat sie hinter Damian hervor. Sie fühlte sich unsicher, wenn sie bei ihrem Vater war und kannte ihn kaum. Xaver versuchte auch nicht, eine große Bindung zu ihr aufzubauen und Damian hatte immer das Gefühl, als würde sein Vater seine eigene Tochter verleugnen. Aus diesem Grund fing Damian an, seinen Vater zu hassen.
"Was führt dich zu mir?" fragte Xaver seinen Sohn, welcher mit seinem Anliegen hervortrat. "Ich möchte hier eine Ausbildung machen."
Dies zu hören schien Xaver sehr zu freuen und er stand von seinem Schreibtischstuhl auf. "Das klingt wunderbar. Wie erfreulich, dass du dich doch dazu entschieden hast, eine Lehre bei mir anzufangen." Xaver sah seinen Sohn als nächsten potenziellen Erben, weshalb er sich darüber freute, dass sein Sohn mit dieser Bitte vor ihm stand. Heather krallte sich in der Zeit an Damian und linste ängstlich zu ihrem Vater hoch. Ihr Vater bemerkte die Blicke und kniete sich augenblicklich zu ihr hinunter. Sie schaute ihn mit großen Augen an und Xaver strich kurz über ihre Haare, doch Heather merkte, dass er dies widerwillig tat und fühlte sich nicht wohl dabei. Schnell wich sie wieder hinter ihren Bruder, als Xaver aufstand. Unbemerkt funkelte Damian seinen Vater finster an, bevor er mit seinem Sohn alle Notwendigkeiten besprach, während Heather die ganze Zeit Schutz bei ihrem Bruder suchte.
Heather hatte Geburtstag und wurde fünf Jahre alt. Ihre Mutter Sally und Damian waren an dem Tag bei ihr, bis es klingelte und Sally vom Küchentisch aufstand. Sie öffnete die Tür und erblickte Xaver, mit wem sie nicht unbedingt gerechnet hätte, aber ihr innerlich bewusst war, dass er es war. Xaver war nach der Arbeit zum Haus gefahren, in dem seine Exfrau mit den Kindern lebte. "Richte Heather bitte herzliche Glückwünsche von mir aus. Ich hab ihr auch eine Kleinigkeit mitgebracht." meinte er und überreichte Sally einen 50 Euro Schein. Sally blickte nicht begeistert zu dem Geldschein und empfand es als trostlos, dass der eigene Vater ich nicht einmal Gedanken machte, was seine Tochter haben wollen würde.
"Sag ihr doch persönlich herzlichen Glückwunsch, sie ist in der Küche." meinte Sally mit einem kalten Unterton, doch ihr Exmann winkte ab und wich zurück. "Verzeih, ich muss dann auch wieder los. Bis dann." verabschiedete er sich eilig und kehrte Sally den rücken zu, welche den Geldschein in ihrer Hand leicht zerknitterte und entrüstet über das Verhalten von Xaver war, bevor sie tief einatmete, die Tür schloss und Heather mit einem Lächeln im Gesicht von Xavers Besuch erzählte.
Ihr Bruder Damian riss sie aus dem Schlaf, indem er sie mit einem lauten "Happy Birthday!" weckte. Im ersten Moment zuckte Heather zusammen, doch sie beruhigte sich schnell wieder und ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen. "Danke!" rief sie freudig und drückte ihren Bruder im Halbschlaf, welcher auch noch im dunkelblauen Schlafanzug im Zimmer stand. Durch die stürmische Begrüßung war Heather schnell putzmunter geworden und stand zügig auf. Sie folgte ihrem Bruder in die Küche und ihre Augen leuchteten auf, als sie die verschiedensten Geschenke sah, allesamt in lila Geschenkpapier verpackt.
Begeistert nahm sie das erste Geschenk zur Hand und öffnete dieses. Das Geschenkpapier warf sie achtsam zur Seite und erblickte kurz darauf ein Buch. Vorsichtig legte sie dieses auf dem Tisch und öffnete das Nächste. Es folgten verschiedene Kleidungsstücke, wie ein Pullover oder eine neue Jacke. Die letzte Überraschung war eine kleine Engelsstatur, über die sich Heather am meisten freute und ihrem Bruder glücklich in die Arme fiel. "Danke, danke, danke!" rief sie mehrmals und verblieb in der Umarmung. Damian strich über die Haare seiner Schwester und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er sah, wie glücklich seine kleine Schwester an ihrem Ehrentag war. Ihm war es wichtig, dass sie diesen Tag schön verbringt.
Er erinnerte sich genau daran zurück, wie Heather geboren wurde und er sie nach der Geburt vorsichtig auf den arm halten durfte. Von da an war er wie ein großer Bruder, der seine kleine Schwester immer beschützen wollte. Damian fiel ein, dass sein Vater an diesem Tag nicht die ganze Zeit bei seiner Frau war, während Xaver bei der Geburt seines Sohnes von Anfang an dabei war. Ihre Mutter hatte beide per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht.
Die Geschwister frühstückten zusammen, bevor Heather mit einem Grinsen im Gesicht zur Schule fuhr, während Damian in die Firma fuhr. In der Schule wartete Musuko schon ein wenig abseits auf Heather. Musuko hatte sich ihren Geburtstag gemerkt und winkte ihr bereits zu, als sie mit Rad auf das Gelände fuhr. Sie sah ihn ebenfalls, lächelte und kam sofort auf ihn zu, nachdem sie ihr Fahrrad abgestellt und abgeschlossen hatte. Musuko kam auf das Geburtstagskind zu, blickte sich vorsichtig um und schloss Heather dann in seine Arme.
"Alles Gute zum Geburtstag." sagte er ruhig und lächelte Heather dabei an. Er löste die Umarmung und Heather strahlte über das ganze Gesicht. Es freute sie, dass Musuko an ihren 17.ten gedacht hatte, auch wenn die Umarmung sie überraschte. "Ich weiß, du bist kein Fan davon, aber ich habe dir einen Energy mitgebracht." erzählte Musuko, während er in seinem schwarzen Rucksack umherwühlte, den er auf den Boden abstellte. "Danke dir!" sagte Heather glücklich, als Musuko ihr den Energy überreichte. Sie fand Musukos Geste schön und nahm dankend an. "Den spare ich mir auf." meinte sie schmunzelnd und verwahrte die Dose gut in ihrer Tasche, bis Musuko nur entgegnete: "Du hast doch nur Angst, dass der Lehrer dich deswegen ermahnt." Beschämt senkte Heather den Kopf und sie musste nichts mehr sagen, da wusste Musuko schon, dass er Recht behalten hatte.
Während Musuko mit Heather in das Gebäude lief, lehnte er sich kurz zu ihr rüber und wisperte ihr mit seiner ruhigen emotionslosen Stimme zu: "Für einige ist heute der Todestag."
Für einen Moment stockte Heather, bevor sie seufzte. "Typisch Musuko." dachte sie weniger empört, wie zuvor und musste ihm irgendwie Recht geben. Leben und Tod gingen Hand in Hand.
Gina blickte auf ihre Akte, auf welcher der Vor und Nachname durchgestrichen worden war und durch einen aktuellen ersetzt worden war. Dies kam vor bei Menschen, die ihren Namen im Laufe des Lebens aus verschiedenen Gründen, wie bei einer Hochzeit oder bei Transsexuellen, geändert hatten. Diese Änderungen wurden sofort in den Todesakten vermerkt. Die Seele, die Gina geleitet hatte, gehörte einem Mann, welcher als Frau auf die Welt gekommen war und später eine glückliche Ehe eingegangen war. Sie hatte die Seele leicht in den Himmel geleiten können. Mit einem letzten Blick auf den Körper öffnete sie ein Flügelportal und verschwand zurück in die Totenwelt.
Heather öffnete Musuko freudig die Tür, als er am Nachmittag bei ihr klopfte, um zum Kaffee und Kuchen zu kommen. Er musterte das schlicht eingerichtete Haus. "Hier fehlen die Schwarztöne und Totenköpfe." meinte er ruhig, während er sich die Schuhe auszog. Damian kam zum Flur gelaufen und stellte sich Musuko vor, welcher nickte und seinen Namen nannte. Für den Geburtstag seiner Schwester hatte Damian früher Feierabend gemacht.
Begeistert zeigte Heather Musuko die Innenausstattung, genauso wie das Bad und ihr Zimmer. Musuko nickte immer nur und musterte seine Umgebung, bevor sie sich in das Wohnzimmer an den Tisch setzten. Damian hatte die Zeit genutzt, um den Tisch anzurichten und den Kuchen zu schneiden. Es gab Marmorkuchen mit Kirschen, dazu tranken Musuko und Heather eine Fanta, während Damian bei grünen Tee blieb.
Nachdem Kaffee und Kuchen ließ Damian die zwei Freunde alleine und sie gingen in Heathers Zimmer. Musuko war still, musterte seine Umgebung jedoch genau und ihm fiel ein Foto auf, auf welchem Damian 17 Jahre und Heather 6 Jahre alt war, beide wurden von einer Frau mit langen, braunem Haar umarmt. "Das ist meine Mutter Sally. Sie war eine tolle Mutter, die Damian und mich immer sehr geliebt hat. Nach meiner Geburt war sie alleinerziehend. Sie starb, als ich 14 war, ihr Herz hatte zu schlagen aufgehört. Genauso wie mein Bruder hatte sie einen kleinen Herzfehler, welchen er leider geerbt hat." erzählte sie ihrem besten Freund mit einem Lächeln auf dem Gesicht, während beide das Foto anblickten.
Beide ließen den Geburtstag entspannt ausklingen und verabschiedeten sich am Abend voneinander. Heather dankte Musuko für den Besuch und Damian für die Mühen, die er sich an ihrem Tag gemacht hatte, doch für Damian war es selbstverständlich und es freute ihn, dass seine kleine Schwester einen schönen Tag gehabt hat.