Sie stand sichtlich nervös in einem leeren Raum, in welchen sie den Himmelsfürst spürte. Tiffany besaß großen Respekt vor dem Himmelsfürst. Dieser war nicht sichtbar, in den Raum und sprach mit Tiffany.
"Herzlich Willkommen. Ich danke Ihnen, dass Sie meinem Engel gefolgt sind." sprach er und Tiffany senkte den Kopf. "K-keine Ursache..." murmelte sie leise, aber der Himmelsfürst verstand jedes Wort.
"Ich habe lange über folgendes nachgedacht.", fing er zu erzählen an und Tiffany fragte sich, was sie erwartete. "Ihnen wurde es damals freigestellt, sowohl Himmel, als auch Garten Eden zu besuchen. Dies hat nun ein Ende. Keine Venefica darf mehr den Himmel besuchen, sofern sie sich nicht für diesen entscheidet, um hier für immer zu verbleiben. Ihnen stelle ich fairerweise die Frage: Möchten Sie im Himmel oder Garten Eden bleiben? Ihre Entscheidung ist endgültig und Sie dürfen das jeweils andere Paradies nie wieder besuchen." Tiffany glaubte, sich verhört zu haben. "Wie? Es lief doch alles problemlos? Warum?" hakte sie mit einer Art Verzweiflung nach und der Himmelsfürst antwortete gelassen auf ihre Frage. "Der Himmel ist ein Ort für die ohne Sünde und die an mich glauben. Die Venefica glauben an Mutter Natur, warum sollten sie hier sein? Entscheiden Sie sich bitte." Er bat sie erneut und Tiffany verstand den Sinn dieses Tuns nicht, doch widersetzen wollte sie sich nicht. Ihre Gedanken kreisten um ihre Entscheidung. Im Himmel konnte sie ihre Familie sehen. Im Garten Eden sah sie Berta und Viktorius. Ihr waren all diese Personen wichtig. Schließlich traf sie eine Entscheidung und der Himmelsfürst kam dieser nach.
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In den Monaten die vergangen waren, hatte Felicia fleißig für die Heilerlehre gelernt und musste sich eingestehen, dass sie eine Begabung für die Medizin hatte. Entgegen ihrer Erwartung erfüllte die Lehre sie sogar mit Freude und Stolz. Gelegentlich musste Cedric sie aus ihren Fokus holen. Dies tat er auch heute und Felicia zuckte kurz zusammen, als sie seine Stimme vernahm. Sie versah die Stelle im Lehrbuch mit einem Lesezeichen.
"Na? Da war wieder jemand fleißig." merkte er an und setzte sich zu ihr auf das Sofa. Felicia nickte. "Natürlich, immer doch." Sie schmunzelte, bis Cedric sie fragte: "Wollen wir eine Seele geleiten gehen? Es ist eine böse Seele, ich könnte Hilfe benötigen." Felicia musste nicht lange überlegen. "Natürlich doch. Sie holte ihre Sense hervor und Cedric die seine.
Er öffnete das Tor zur Erde und fand sich daraufhin mit seiner Frau in einem Apartment wieder. In diesem lebte eine Frau Ende 50. Sie war eine böse Venefica die an die dunklen Mächte glaubte und Flüche auf Menschen aussprach. Sie verwünschte alle Menschen, die sie verachtete. Ihrem Ex wünschte sie, nie wieder jemanden zu finden und einsam zu sterben. Ihrer einstigen Freundin wünschte sie den qualvollen Tod durch eine Krankheit. Des weiteren tötete sie auch ein, zweimal Tiere für Rituale und erprobte alles, um böse Mächte heraufzubeschwören. Den Weg des Todes betrat sie beim Gang der Treppe, welcher sie unglücklich hinunterstolperte. Um sie herum zeigten sich bereits die Nebelschwaden der Hölle.
Cedric wich diesen aus und baute eine Brücke auf.
"Miriam von Costace.", sprach er und zählte alle Daten biss auf die Sünden auf. Die Seele merkte, dass ihre letzte Zeit auf Erden lief. "Nein! Du wirst mich nicht sterben lassen! Ich bleibe am leben!" knurrte sie und die Nebelschwaden griffen Cedric an. Felicia kam zur Hilfe und wehrte die Angriffe ab. Cedric setzte bei den Sünden an und diese waren lang. Bei jeder vorgetragenen Sünden grinste Miriam vor Stolz.
"Sünden? Das sind die Tugenden der Hölle!" lachte sie hämisch. Während die Nebelschwaden Cedric angegriffen, sprach er weiter und wich diesen so gut aus, wie es ging. Dabei hielt er die Brücke aufrecht.
"Ich geleite sie in die Hölle!" rief Cedric und Miriam lächelte boshaft. "Ins Paradies." hauchte sie, bei den Gedanken endlich beim Höllenfürst sein zu dürfen. Er stieß sie hinab in die Hölle und bis zum Schluss grinste sie finster. Cedric und Felicia schlossen die Akte. "Ich hatte vermutet, sie wehrt sich mehr." mutmaßte Cedric und zog Felicia zu sich. "Danke für deine Hilfe. Ohne diese wäre es dann doch schwerer gewesen." Er küsste sie auf die Wange und beide kehrten zurück in die Totenwelt, während in dem Apartment weiterhin eine dämonische Atmosphäre herrschte.
"Es gibt noch böse Venefica, genauso wie es gute gibt." merkte Felicia daheim an und erinnerte sich an die Hexenverfolgung früherer Jahre. "Damals wurden fast nur die guten Venefica verfolgt. Im Grunde genommen sind böse Venefica Höllengläubiger." Das war Cedrics Ansicht der dinge. "Zu allem Guten gibt es auch was Schlechtes." meinte Felicia und umfasste seine Schulter. "Und wir stehen neutral dazwischen." Lächelnd gab sie ihm einen Wangenkuss und entschloss sich, die Lehrbücher ruhen zu lassen und den Abend mit Cedric zu verbringen.
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Vicky las in den Notizen, die sie sich gemacht hatte und seufzte. Sie ließ sich auf das Bett sinken, bis es an ihrer Zimmertür klopfte und Torben hineinlief. Er trug einen schwarzen Pyjama und hatte eine Teetasse in der Hand. "Ich dachte mir, Lavendeltee wird dich vor der Prüfung beruhigen." sagte er und stellte sie auf ihren Nachttisch ab. "Danke." sagte sie leise und nahm einen Schluck.
"Woher kennst du dich so gut mit Kräutertees aus?" fragte sie interessiert und Torben überlegte kurz. "Diese Kräuterteekunde wird bei uns seit Generationen weitergegeben. Es sind auch alte Rezepte in diesem vorhanden. Laut meinen Vorfahren gab es irgendwann mal eine Venefica in unserem Stammbaum. Darum war mir das sofort ein Begriff, als du mit 15 von den Venefica sprachst." erklärte er lächelnd und Vicky freute sich darüber, dass einer ihrer Väter verwandt mit einer Venefica ist.
Berta blickte auf das Wasser und sah Torben mit Vicky, wie er von der Familientradition erzählte. Sie lächelte dabei, tauchte die Hand ins Wasser und das Bild der beiden verschwand. Seufzend legte Berta sich auf den Rasen und blickte in das Blau und die Wolken. "Tiffany und meine Familie waren lange nicht mehr hier, das ist ungewöhnlich." murmelte sie und versank in Gedanken.
In Berta breitete sich ein schlechtes Bauchgefühl aus und sie konnte sich auf ihr Bauchgefühl verlassen. Das ließ ihr keine ruhe und sie stand auf, um weitere Venefica aufzusuchen. Sie fragte die unterschiedlichsten Personen. "Hatten Sie die letzte Zeit Kontakt zu Ihrer Familie im Himmel?" fragte sie einen Mann, der mit den Kopf schüttelte. "Das passt nicht zu meinen Liebsten." fügte er hinzu und weitere Aussagen bestätigten, dass sich der Himmel und Garten Eden nicht mehr gegenseitig besuchen konnte. Berta verschränkte den Blick und probierte etwas aus, was ihr in den Kopf kam. Sie sprach mit lauter Stimme: "Himmelsfürst, ich erbitte eine Audienz im Himmel!" Berta wartete, doch nichts passierte.
"Da stimmt was nicht. Was ist da los?" flüsterte sie und fing daraufhin an, zu meditieren, um eine Verbindung zu Mutter Natur aufzubauen.
Mutter Natur war mit den Hüllen beschäftigt und spürte erst nicht, dass eine ihrer Venefica mit ihr in Kontakt treten wollte. Sie spürte ein Stechen in ihrem Kopf und konnte sich nicht mehr auf die Hüllen konzentrieren. Kurz darauf vernahm sie ihren Namen und konnte sich der Bitte ihrer Venefica nicht entziehen, als diese um Hilfe bat. Mutter Natur entledigte sich ihrer Arbeit für einen Moment. Sie trat mit Berta in Kontakt und beide grüßten sich. "Willkommen." hauchte Mutter Natur und spürte Bertas besorgte Aura. "Ich danke dir für dein erscheinen." sprach Berta und erzählte Mutter Natur von dem, was ihr aufgefallen ist. "Ich habe mich über den fehlenden Besuch meiner Geliebten aus dem Himmel gewundert und fragte andere Venefica, die mir bestätigten, dass sie vom Himmel keinen Besuch empfingen. Als ich selbst eine Audienz beim Himmel wünschte, erschien sich mir keiner. Bitte schau nach, was los ist." Berta bat Mutter Natur darum und an ihrem Gesichtsausdruck sah man, wie überrascht sie war, davon zu hören. "Das ist in der Tat ungewöhnlich.", murmelte sie und versuchte Berta aufzumuntern. "Ich werde mich darum kümmern." versprach sie optimistisch und Berta dankte ihr bevor sie die Meditation beendeten.
Mutter Natur kehrte zurück in die Turmuhr und traf dort auf den weißen Tod. "Wo warst du, Erschafferin?" fragte dieser und empfand es als ungewöhnlich, dass sie nicht beim Hüllen erschaffen war. "Im Garten Eden. Eine Venefica hat mich um Rat gebeten. Ich werde direkt zum Himmelsfürst weitergehen. Ich habe eine Frage an ihn." Der weiße Tod wurde hellhörig bei ihren Worten. "Worum geht es? So kenne ich dich nicht." hakte dieser nach und Mutter Natur erzählte, was ihr zugetragen wurde. Der Blick ihres Gehilfen wurde ernst.
"Ich begleite dich!" Gegen diese Worte konnte Mutter Natur nichts sagen, sie wusste wie ihr Gehilfe war. Mit ihm an ihrer Seite kündigte sie ihren Besuch an und besuchte den Himmel, um den Himmelsfürst zu sprechen.
Mutter Naturs Form war genauso ergraut wie ihre Augen und schwer anzusehen für den weißen Tod. Der Himmelsfürst hingegen strahlte nach wie vor. "Herzlich Willkommen, Mutter. Erzähl, was führt dich zu mir? Ist dir nicht wohl zumute?"
Der weiße Tod fand, dass etwas Komisches in seiner Begrüßung lag, aber seiner Erschafferin zuliebe verkniff er sich jede provozierende Aussage.
"Meine Venefica erzählten mir, dass sie nicht mehr den Himmel besuchen können. Ebenso können sie ihre Verwandten aus deinem Himmel nicht mehr sehen. Bitte erzähl mir, woran das liegt." erklärte Mutter Natur und vermutete bis dahin eine Bedrohung einer Macht, doch die ehrliche Antwort des Himmelsfürst ließ sie sprachlos zurück.
"Die Venefica gehören genauso wenig in den Himmel, wie meine Gläubiger in den Garten Eden. Du würdest doch auch keiner Venefica den Zutritt zur Hölle gewähren oder eine Sünderseele in deine Welt lassen, nur weil sie Familie sind. Ich habe meine Gläubiger, du deine. Darum brach ich die Verbindung zum Himmel." erzählte er ohne Reue und der weiße Tod brodelte innerlich vor Wut. Mutter Natur fühlte sich betrogen.
"Warum hast du mir nichts gesagt? Mir nicht von deinen Vorhaben erzählt? Ich verstehe es nicht. Es lief jahrelang gut. Himmelsfürst, wir haben immer koexistiert, ebenso unsere Welten." rief sie verzweifelt und Wut mischte sich mit Traurigkeit. "Dein Garten Eden ist kein sicherer Ort für meine Seelen. Du lässt sündhafte Seelen in diesen." erklärte er ruhig weiter und Mutter Natur fühlte sich ungerecht behandelt.
"Wovon sprichst du? Das tue ich nicht!" widersprach sie, doch der Himmelsfürst entgegnete trocken: "Viktorius von Eden." In diesem Moment schaltete sich der weiße Tod ein.
"Geht es darum?! Dass Ihr die Verhandlungen um seinen Verbleib verloren habt?!" Mutter Natur zwang ihren Gehilfen ruhig zu sein, um schlimmeres zu vermeiden.
"Viele Familien werden dadurch auseinandergerissen." erwähnte Mutter Natur ruhig, doch dieser Einwand stimmte den Himmel nicht um.
"Das werden sie auch, wenn ein Familienmitglied in die Hölle oder das Zwischenreich kommt." Diese Gleichgültigkeit erschrak Mutter Natur und von der Sanftmütigkeit spürte sie nichts mehr. Ruhe kehrte ein und der weiße Tod stand Mutter Natur bei.
"Findest du das nicht auch ungerecht? Er tut sowas, während du dich weiterhin aufgibst." sprach sie ihr zu und in Mutter Natur fing es zu brodeln an. Sie konnte diese Ungerechtigkeit nicht verstehen. Mit sich selbst hatte sie schon zu viel durchgehen lassen, aber nun waren ihre Venefica betroffen und das löste etwas in ihr aus.
"Einverstanden." sagte sie selbstbewusst und der Himmel freute sich, dass sie zur Ruhe gekommen war, doch sie sprach weiter. "Wenn du die Verbindung zu meinem Garten Eden trennst, werde ich auch zu dir die Verbindung trennen! Ab sofort werde ich keine Hüllen mehr erschaffen!"