Der Sonntag verlief sehr ereignisarm. Ich bekam keinen übernatürlichen Zipfel zu sehen, weder von Unbeseelten noch von Penny, Evelyn, Nighton oder Sam. Letzterer spukte dabei aber bestimmt irgendwo auf dem Dach herum, doch ich war ganz dankbar dafür, meine Ruhe zu haben. So konnte ich mich nämlich mit meinen Hausaufgaben beschäftigen. Nur glückte mir auch das nicht so, wie es hätte sein sollen. Halb auf meinem Schreibtisch liegend hatte ich die komplizierten Aufgaben angestarrt und dabei meinen Gedanken nachgehangen. Die kreisten wie gehabt um meine Freunde, um den Dämonenangriff im Hyde Park und um die gelungene Vertuschungsaktion, die ich schon fast als beeindruckend empfand. Keine einzige Nachrichtenseite berichtete etwas über den Dämon, es war, als hätte ich mir das Ganze nur eingebildet. Auch an Nighton und Sekeera musste ich denken, an seine ehrlichen Worte und ihre Sorge um mich, weswegen sie Nighton sogar niedergerungen hatte. Einfach nur, um ihn daran zu hindern, mir zu nahe zu kommen, und damit er mir nicht wieder wehtun konnte. Speziell die Erinnerung an Sekeeras Worte hatte sich eingeprägt. An diesem Tag fehlte sie mir so sehr wie schon lange nicht mehr, es fiel mir richtig schwer, bei der Sache zu bleiben und nicht zu heulen.
So zog der Sonntag ins Land. Und plötzlich war schon wieder Montagmorgen. Ich hatte die Nacht über eher mäßig geschlafen und wirres Zeug geträumt. So kam es auch, dass ich den Wecker verpasste und verschlafen hätte, wenn Anna nicht hereingestürmt wäre.
Wie am Freitag wäre ich am liebsten liegengeblieben. Dennoch war das natürlich auch heute keine Option, also stand ich auf und machte mich fertig für die Schule. Ein Blick auf das Thermometer verriet mir, dass es heute wieder brühend heiß werden sollte. Na großartig. Wo blieb mein Winter, wo die kalten Temperaturen? Ich vermisste meine übergroßen, bequemen Pullover, in denen man so schön versank. Das einzig Gute am Menschendasein war, dass ich nun getrost kurze Sachen anziehen konnte, nun, wo die Marmorierung nicht länger meine Arme zierte, wie damals vor meiner Auferstehung. Der Gedanke ließ mich sofort traurig werden, doch ich zwang mich, ihn beiseitezuschieben und stellte mich vor meinen Spiegel. Zumindest mein äußeres Erscheinungsbild war mir nach der Trennung von Sekeera geblieben. So war es beinahe ein bisschen, als würde ich auch ihr ins Gesicht blicken. Das redete ich mir zumindest ein.
Ich wollte gerade nach dem Kajal greifen, da krachte ein großer Schatten gegen das Fenster. Ich erschrak und schrie auf, doch es war nur Evelyn, die akrobatisch auf dem Sims vor dem verschlossenen Fenster kniete und mir winkte.
Schnaufend griff ich mir ans Herz. Im Flur hörte ich es poltern und in der nächsten Sekunde kam mein Vater mit aufgerissenen Augen ins Zimmer gestolpert. Sein Morgenmantel war übersät von feuchten Kaffeeflecken. In der Hand hielt er die Zeitung.
»Was... - Ach du liebe Zeit, wie kommt denn das Mädchen da rauf?!« Aufgeregt rannte er zum Fenster und öffnete es, um Evelyn einsteigen zu lassen. Die rutschte grazil ins Zimmer.
»Danke, Jennifers Dad«, sagte sie und knuffte meinen irritierten Vater gegen den Arm. Der sah zwischen ihr und dem Fenster hin und her und stammelte: »Ja, aber wie bist du denn da raufgekommen?«
»Sie ist geklettert, Dad. Das ist Evelyn, sie ist eine Dämonin«, warf ich als Erklärung ein und schüttelte den Kopf.
Mein Dad blinzelte und trat einen Schritt zurück.
»Oh«, machte er und räusperte sich. »Ja, äh, freut mich, Evelyn. Wieso nimmst du nächstes Mal nicht das Loch, das der Maurer für die Tür in der Wand gelassen hat, hm?« Er sah zu mir, wieder zu Evelyn, die eine Augenbraue hochzog und verließ dann murmelnd das Zimmer, mit der Zeitung gestikulierend.
»Wow«, machte Evelyn beeindruckt und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht, meinem Vater hinterhersehend. »Du hast es ihm echt erzählt? Krass, wenn ich auch nur das Wörtchen Dämon zu meinem Dad sagen würde, würde er mich in unserem Keller an einen Stuhl binden und mir drei Tage aus der Bibel vorlesen.« Kopfschüttelnd schloss sie meine Zimmertür, während ich sie betroffen ansah. Das merkte Evelyn natürlich. Sofort verdrehte sie die Augen und winkte ab: »Jetzt guck nicht so, ich brauche solche Blicke nicht. Seit ich in Dun’Creld angekommen bin, ist das Vergangenheit, also alles halb so wild. Da konnte ich mich endlich richtig ausleben. Apropos ausleben. Du darfst drei Mal raten, wer heute auf deinen Hintern aufpassen darf.« Sie steckte die Hände in die Taschen ihrer roten Lederjacke und feixte mich an. Verwirrt zog ich die Nase kraus.
»Hm, du machst es mir ziemlich schwer. Du etwa?«
Evelyn nickte, an ihren lila Strähnchen zwirbelnd.
»Ganz genau. Der Langweiler Sam hat vorerst ausgedient. Dein Yindarin hat ihn nach Oberstadt geschickt.«
Brummelnd entgegnete ich: »Er ist nicht mein Yindarin« und zog mir an beiden Augen einen Lidstrich. Irgendwie war ich unsicher, wie ich das finden sollte. Evelyn schnaubte vielsagend, fragte aber nicht nach, sondern stolzierte durch mein Zimmer, sich alles genau anschauend. Plötzlich fragte sie: »Und, was machen wir heute Lustiges? Sollen wir shoppen gehen? Jemanden vermöbeln?«
Beinahe hätte ich mir den Eyeliner ins Auge gestochen. Ich warf Evelyn einen ungläubigen Blick zu und erwiderte: »Was? Ich habe Schule, da gehe ich bestimmt nicht shoppen. Und jemanden vermöbeln? Eher kriege ich Eins auf die Schnauze.«
Evelyn lachte laut auf.
»Ach stimmt, die High-School. Verdammt, bin ich froh, dass ich nicht bis zum Ende da sein musste. Heißt das, ich muss den ganzen Tag da rum gammeln und dir beim Lernen zuschauen?« Sie stöhnte auf. »Wie langweilig!«
»Tja«, machte ich und packte meine Tasche fertig. »Herzlich willkommen im Wächter-Dasein. Ist toll, was?«
Evelyn zog eine Grimasse und entgegnete, mir zuschauend: »Na, mal schauen, vielleicht besuche ich ja auch einen alten Freund.« Sie lächelte vielsagend und biss sich auf die Unterlippe.
Ich runzelte die Stirn. »Hast du nicht was mit diesem Dämon aus dem Haus am Laufen?«
Auf die Fensterbank steigend entgegnete Evelyn arrogant: »Doch, wieso? Wer sagt, dass man nur einen Typ zur Zeit haben darf? Oh, ach ja, da fällt mir ein-«, sie langte in ihre Jackentasche und warf mir etwas zu, das ich beim Auffangen als eine meiner Socke identifizierte. Verwirrt musterte ich erst die blassrote Socke und dann Evelyn. Hatte ich was verpasst?
»Wieso hattest du die? Stehst du auf Füße?«, wollte ich wissen und konnte mir ein Lachen nicht verbeißen.
Eine Augenbraue hochziehend antwortete Evelyn: »Nein, ich nicht, aber Sam anscheinend. Die hier lag unten in der Gasse. Ich würde mal meine restliche Wäsche im Auge behalten. Ich fürchte, da steht einer auf dich.« Ihr Grinsen wurde nahezu diabolisch breit, während meines abrupt schwand. Im nächsten Moment war Evelyn verschwunden. Ich hingegen stand wie vom Donner gerührt da und schaute auf die Socke. Der Gedanke gefiel mir gar nicht. Hoffentlich war das alles nur ein Missverständnis, Sam und ich waren gute Freunde, und immerhin stand ja Penny auf ihn, also – doch darüber würde ich mir später Gedanken machen.
Meine Tasche greifend stürmte ich aus meinem Zimmer, zog meine Schuhe an, rannte aus der Wohnung und dem Haus und zur Bushaltestelle, nur um festzustellen, dass noch genug Zeit war. Also holte ich mir auf dem Weg noch einen Kaffee an einem Kaffeestand, bevor ich in den Bus stieg.
Doch meine ohnehin eher mittelmäßige Laune wurde noch weiter runtergedrückt, als ich um kurz vor acht die Tür zum Klassenzimmer aufkickte, das ich sogar auf Anhieb gefunden hatte. Sobald ich den Raum betrat, verstummten fast alle Gespräche und das Getuschel ging los. Tief Luft holend blendete ich es aus. Aus offenkundigen Gründen schien ich immer noch das Subjekt der allgemeinen Neugierde darzustellen, und diese langen Blicke hatten mir gerade noch gefehlt. Mal schauen, wie lange mir die Sommerparty noch nachhängen würde.
Beim Durchqueren der Klasse ließ ich eine Kaugummiblase nach der anderen ploppen, ehe ich mich auf meinen Platz in der letzten Reihe setzte. Casey war auch schon da, aber damit beschäftigt, etwas emsig in ihr Heft zu schreiben, weswegen ihre Begrüßung eher knapp ausfiel.
Ich lehnte mich zurück, legte die Füße hoch und holte mein Handy aus der Tasche, das ich seit vorgestern nicht mehr beachtet hatte. Brittanys strafende Blicke wegen meiner Stiefel auf dem Tisch ignorierte ich geflissentlich.
Eine einzelne SMS von einer fremden Nummer war zu sehen, die ich neugierig öffnete. Sie war kurz und knapp und von gestern Nacht.
+441794779028 schrieb am Sonntag, 05. September 2010, 11.03pm:
Schlaf gut.
Für einige Augenblicke schaute ich die wenigen Buchstaben an, die auf dem Display standen. Wer hatte das geschrieben? Nighton? Stirnrunzelnd tippte ich zurück:
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 7.54am:
Wer ist da?
Fast in derselben Sekunde antwortete die fremde Nummer. Sofort kam mir der Verdacht, dass es Nighton sein musste. Wer sonst sollte mir um die Uhrzeit schreiben?
+441794779028 schrieb am Montag, 06. September 2010, 07.54am:
Solltest du nicht besser aufpassen?
Daraufhin rollte ich mit den Augen. Ja, das klang nach ihm. Also antwortete ich:
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 7.55am:
Witzig, Nighton. Es ist noch nicht mal acht.
Es dauerte einige Sekunden, dann summte mein Handy wieder. Ich las die Nachricht.
+441794779028 schrieb am Montag, 06. September 2010, 07.55am:
Ich meinte nicht den Unterricht. Und hier ist nicht dein Yindarin. Schau mal nach draußen.
Bei den Worten zogen sich meine Eingeweide zusammen. Sofort drehte ich den Kopf und schaute aus dem Fenster. Zuerst erkannte ich nur die Bäume, doch bei genauerem Hinsehen sah ich eine kurzhaarige, drahtige Gestalt in einem schwarzen Ledermantel, die zwischen zwei Eschen stand und mir winkte.
Es durchfuhr mich. War das da draußen etwa Dorzar, den ich vor kurzem noch in Oberstadt bekämpft hatte? Wenn ja, warum war er hier? Wie hatte er mich gefunden? Und vor allem, was wollte er von mir?
Ich legte das Handy in meine Tasche und klemmte meine leicht zitternden Hände zwischen meine Oberschenkel. Mein Herz raste. Nur nicht hinsehen, Jennifer. Vielleicht ist das gar nicht Dorzar. Und wenn, dann kam er hoffentlich nicht rein! Was, wenn er sich rächen und mich umbringen wollte? Oder er kam im Auftrag Selenes! Nur wieso jetzt?
Da schlug jemand die Tür des Kursraumes zu, was mich fast vom Stuhl aufspringen ließ. Mein Herz machte einen riesigen Satz, doch es war nur ein junger Lehrer, den ich noch nicht kannte, der soeben mit einer Tasse Kaffee und Aktentasche den Raum betreten hatte. Sobald mein Hirn begriffen hatte, dass kein Dämon hereingestampft war, wandte ich wieder den Kopf und schaute raus, doch die Gestalt dort draußen war weg.
Der Rest des Schultages verging furchtbar schleppend. Ich schaute unablässig auf die Stelle, an der ich den vermeintlichen Dorzar gesehen hatte und malte einen halben Block voll, weil ich mich deshalb nicht konzentrieren konnte.
Mitten in der letzten Stunde bekam ich wieder eine Nachricht, die mich ablenkte, allerdings von einer anderen, unbekannten Nummer.
+4415802495474 schrieb am Montag, 06. September 2010, 3.26pm:
Deine Freunde sammeln dich nachher ein, falls sie dir das noch nicht gesagt haben.
Schön in der Schule aufpassen.
-N
Stammte das wirklich von Nighton? Kurz schielte ich nach vorne zu Mr. Baker, der gerade versuchte, einen Film an die Wand zu projizieren. Für einen Moment überlegte ich, ob das eine Falle sein könnte und ich die Nachricht besser ignorieren sollte, doch dann entschloss ich mich dazu herauszufinden, ob es wirklich Nighton war. Wenn dem so wäre, wüsste er die Frage auf die Antwort, die ich ihm gleich stellen würde.
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 3.26pm:
Welche drei Dinge hasse ich am meisten?
+4415802495474 schrieb am Montag, 06. September 2010, 3.28pm:
?
Auslegware, das Wort 'Schlüpfer' und Tausendfüßler. Warum fragst du?
Fast erleichtert atmete ich aus. Das genügte mir als Beweis. Also antwortete ich:
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 3.28pm:
Weil ich heute Morgen komische Nachrichten von einer unbekannten Nummer bekommen habe. Ich war nicht sicher, ob du dich nicht nur als Nighton ausgibst.
+4415802495474 schrieb am Montag, 06. September 2010, 3.29pm:
Ich hoffe doch schwer, dass sich das keiner traut. Was für Nachrichten denn?
Vorne an der Tafel ertönte ein Räuspern. Ich hob den Kopf und blickte genau in die Augen von Mr. Baker, der mir tadelnd entgegensah. Schuldbewusst dreinschauend machte ich den Bildschirm dunkel und legte das Handy beiseite. Den Rest der Stunde hatte ich keine Gelegenheit mehr, um auf mein Handy zu schauen, aber um viertel nach vier hatte ich es endlich geschafft. Nightons neue Nummer unter seinem alten Namen einspeichernd und ihm dann knapp schildernd, was ich für Nachrichten erhalten hatte, lief ich an allen vorbei, das Treppenhaus hinunter, raus auf den sonnigen Schulhof und von da an die Hauptstraße.
Für einen winzigen Moment konnte ich Penny und Sam nirgendwo sehen, doch da hielt ein kleines Cabriolet direkt vor meiner Nase und hätte mir beinahe die Schuhspitzen abgefahren. Ich machte einen Satz rückwärts und wollte mich schon über den ruppigen Fahrstil desjenigen aufregen, merkte dann aber, wer da im Auto saß.
Es waren Sam und Penny, die mich beide anstrahlten. Sam saß am Steuer, in einem äußerst hässlichen blauen Hemd und einer Sonnenbrille, die eher einer VR-Brille glich. Mir rutschte die Socke wieder vor mein geistiges Auge und unwillkürlich wusste ich gar nicht, wo ich hinsehen sollte. Hinter ihm klebte Penny ein wenig eingeklemmt mit noch duschfeuchten Haaren an der Rückseite seines Sitzes. Auch bei ihr wusste ich wieder nicht, wie ich mich verhalten sollte. Allerdings strahlte sie mich so vergnügt an, dass es mir wieder schwerfiel, ernsthaft böse auf sie zu sein.
»Hey Jenny!«, rief Sam überschwänglich.
Ich seufzte und forderte: »Nenn mich nicht Jenny. Und wo hast du überhaupt so Fahren gelernt, Sam?«
Sam nahm sich diese grässliche Sonnenbrille vom Gesicht und erklärte gewitzt: »Bei Grand Auto Theft, wo sonst?«
Penny kicherte. Augenrollend und mit etwas Anstrengung riss ich die klemmende Beifahrertür auf und ließ mich auf den Sitz plumpsen. Sam fuhr an und fing an zu sprechen.
»Also, da wir ja heute alle so gute Laune haben-«, ich sah mit gerunzelter Stirn zu ihm und bekam meinen Blick mit einer Grimasse quittiert, »- und Penny unbedingt einiges wiedergutmachen will, wie sie sagte, wollen wir mit dir bei diesem Wetter an einen See in der Nähe von Harenstone fahren und dort picknicken. Mir ist vielleicht rausgerutscht, dass du sauer auf sie bist.«
Wie um seinen Vorschlag zu unterstützen, schob Penny einen riesigen Picknickkorb zwischen Sam und mir auf die Mittelkonsole und stützte sich drauf.
»Ich habe heute den ganzen Morgen vorbereitet. Extra für dich!«, eröffnete sie stolz. Kurz dachte ich an die Penny von Samstag, die eher weniger mit der Penny gemein hatte, die ich kannte. Die hier glich ihr schon viel mehr.
Ich warf einen Blick auf den Korb und nickte, bemüht; nicht allzu viel Vorfreude durchblitzen zu lassen.
»Wir müssen aber noch mal zu mir nach Hause. Da vorne rechts, Sam.«
Sam schaltete das Radio an und fuhr dazu singend die Bayswater Road entlang. Ein bisschen fremdschämen tat ich mich für seinen schiefen Gesang schon, doch mittendrin vibrierte mein Handy, was mich ablenkte. Als ich es herausholte, war da wieder eine Nachricht. Kurz hatte ich noch damit gerechnet, dass sie wieder von der anderen Nummer wäre, doch sie stammte von Nighton, was ich ja nun dank des eingespeicherten Namens sehen konnte.
Nerviger Creep schrieb am Montag, 06. September 2010, 4.12pm:
Und, im Auto angekommen?
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 4.13pm:
Ja. Wieso schreibst du mir eigentlich so viel? Ist SMS-Schreiben dein neuer Lieblings-Kommunikationsweg, oder was?
Nerviger Creep schrieb am Montag, 06. September 2010, 4.13pm:
Keine Ahnung, vielleicht? Ist doch ganz praktisch.
Jenascot schrieb am Montag, 06. September 2010, 4.13pm:
Kommst du in deinem hohen Alter und bei deinen Wurstfingern überhaupt mit so viel Technik klar?
Nerviger Creep schrieb am Montag, 06. September 2010, 4.14pm:
Du würdest dich wundern, was ich mit meinen Wurstfingern alles kann ;)
Oh je. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. War das etwa anzüglich gemeint? Wieso störte mich das gar nicht so sehr? Und dann auch noch dieser Zwinker-Smiley! Verunsichert ließ ich das Handy sinken und spürte, wie ich rot wurde. Dass das Gespräch in so eine Richtung driften würde, war nicht geplant gewesen. Geschweige denn, dass ich damit gerechnet hatte, dass er diese Richtung einschlagen würde!
»Wer ist Nerviger Creep?«, wollte da Penny plötzlich neugierig wissen. Sie hatte mir von hinten aufs Display geschielt. Zum Glück stellte ihre Frage eine willkommene Ablenkung dar. Ohne die geringste Reue in der Stimme erklärte ich ihr, dass damit Nighton gemeint war, woraufhin Penny fast etwas erschrocken dreinsah.
»Am Ende sieht er, wie du ihn genannt hast«, gab Penny zu bedenken. Sam nickte bekräftigend, aber ich winkte mit einem abfälligen Geräusch ab und knurrte: »Oh bitte, was soll er denn machen? Das ist doch nur ein Spitzname. Habt ihr wirklich so große Angst vor ihm?«
Offensichtlich schien ich damit ins Schwarze getroffen zu haben, denn Penny und Sam hüllten sich auf einmal in betroffenes Schweigen. Sam ergriff kurz darauf als Erster das Wort. Die Musik leiser drehend erklärte er: »Zu dir ist er vielleicht nett, aber zu Ev, Pennsie und mir – puh. Wenn du auch nur ein falsches Wort sagt, kommt er mit seinem Mörderblick an. Ein Wunder, dass er uns noch nicht den Hals umgedreht hat.«
»Aber das lag vielleicht auch daran, dass ihm die letzten Wochen zu schaffen gemacht haben, Sam. Ich meine, er war auf einmal ein Yindarin, überall war Chaos und die Engel trauen ihm nicht. Und dann kann er nicht mal kämpfen und Jennifer war auch noch weg«, warf Penny mit nachdenklicher Miene ein.
Es kostete mich unendlich viel Mühe, nicht die Wahrheit über den armen Nighton rauszuposaunen. Am liebsten würde ich ihnen einfach sagen, was er getan hatte, doch ich wusste, dass das in diesem Moment keine gute Idee gewesen wäre. So blieb mir nichts anderes übrig, als Pennys Worte unkommentiert zu lassen. Vorerst.