Die nächsten anderthalb Tage waren eine einzige Anspannung. Ich war fast froh, dass ich einiges an Zeit in der Schule verbringen konnte, weit weg von den Feindseligkeiten, die Evelyn Nighton entgegenbrachte. Sie, Sam und Penny waren am Montagabend mit Melvyn zurückgekehrt. Sein Gesicht war zwar wiederhergestellt, aber die Schatten unter seinen Augen waren geblieben, ebenso wie einige Narben, die einfach nicht heilen wollten. Melvyn hielt sich von uns allen fern, vor allem von mir. Er patrouillierte draußen vor der Kirche und sprach kein Wort mit einem von uns, jedenfalls bekam ich nichts davon mit. Evelyn hingegen versprühte mehr Gift als je zuvor. Sie schrie Nighton wegen jeder Kleinigkeit an, warf Sachen durch die Gegend und ließ giftige Bemerkungen auf uns alle niederprasseln. Ich fragte mich, warum Nighton das einfach so hinnahm, aber er erduldete es stumm, als wäre das ihre Art, ihn für das zu bestrafen, was er Melvyn angetan hatte.
Auch Penny und Sam schienen ihre eigene Meinung zu haben. Selbst sie gingen Nighton aus dem Weg, aber das schien ihm genauso egal zu sein. Er wirkte sogar, als wäre es ihm recht. Ein Teil von mir wollte ihnen Nightons Gründe für seinen Kontrollverlust erklären, aber er und ich hatten uns darauf geeinigt, die Sache mit Dorzar für uns zu behalten. Auch Jason und Thomas hatten wir darauf eingeschworen. Tommy, der den brutalen Angriff auf Melvyn mitangesehen hatte, schien seine Haltung gegenüber Nighton ebenfalls verändert zu haben. Sein Respekt vor Nighton war einer Mischung aus Angst und Abscheu gewichen, aber Nighton nahm ihm das nicht übel. Er schien es als Teil seiner selbstauferlegten Strafe zu akzeptieren. Er selbst war nicht weniger angespannt als der Rest von uns, aber er konnte es besser verbergen.
Während Penny fast nur in Oberstadt war und dort ihre Ausbildung zum Seraph fortsetzte, verbrachte Sam viel Zeit mit meinem Bruder. Wenn die beiden nicht an Jasons Konsolen spielten, alberne Weltvernichtungspläne schmiedeten oder Thomas in die Uni musste, ging Sam allein mit seinem Hund spazieren. Jason sah man kaum. Laut Nighton war er viel auf dem Schwarzmarkt unterwegs. Wenn er bei uns in der Kirche war, zeigte er sich recht umgänglich, kochte viel und gern, hatte ein Händchen für meine Schwester Anna und unterhielt sich viel mit Nighton über alte Zeiten. Manchmal sah ich sie sogar zusammen lachen.
Mir gegenüber war Nighton die ganze Zeit über fürsorglich und sanft, aber das änderte nichts an der Dunkelheit, die über mir schwebte. Das Damoklesschwert des bevorstehenden Freitags ließ mich nicht los, und die Angst vor dem, was kommen würde, war allgegenwärtig. Nighton spürte meine Unruhe, aber er schaffte es trotzdem, mich auf Trab zu halten, damit ich nicht die ganze Zeit wie ein depressiver Waschbär im Bett lag und mich selbst bemitleidete. Dienstagnachmittag trainierte er sogar etwas Selbstverteidigung mit mir im Mittelschiff der Kirche. Es war eine gute Ablenkung, ein Ventil für meine Angst und meinen Hass auf Dorzar. Aber egal, was wir taten, ich konnte diese Kraft, die damals in Unterstadt in mir hochgekocht war, nicht wieder hervorrufen. Das frustrierte mich, aber Nighton versprach, dass wir einen Weg finden würden.
Wenn ich nicht trainierte, versuchte ich mich auf die Schule zu konzentrieren, las in Jasons Büchern oder verbrachte Zeit mit Anna und Thomas. Anna liebte es, Jason zu nerven, wann immer er in der Nähe war. Und Dad? Montagnachmittag hatte er angerufen und mitgeteilt, dass er länger in Edinburgh bleiben müsste als geplant, was uns die Sorge ersparte, ihm erklären zu müssen, warum niemand zu Hause war.
Das Problem mit den neugierigen Menschen schien sich fürs Erste gelöst zu haben. Nighton erzählte uns, dass Oberstadt trotzdem die Teleportgrenzen hochgezogen hatte. Was genau das bedeutete, wusste ich nicht, aber anscheinend konnte man sich nur noch heraus-, aber nicht mehr hineinteleportieren, zumindest mit den Teleportsteinen draußen in der Welt. Es gab noch ein paar mobile Teleporter, und Nighton besaß einen, aber wo, das verriet er nicht. Im Fernsehen hörte man nichts mehr über die ganze Sache. Wahrscheinlich hatte die Geheimorganisation, die Sam und mich verfolgt hatte, alles unter den Teppich gekehrt. Aber das war mir egal. Ich saß hier fest und hatte nur ein Problem: Freitagabend unbemerkt zu verschwinden. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich an Nighton vorbeikommen könnte, der mich kaum aus den Augen ließ.
Nachts schlief ich kaum. Mein Leben hatte sich, seit ich Nighton wiedergetroffen hatte, rasant verändert, und nicht nur zum Besseren. Ich war froh, ihn wieder an meiner Seite zu haben, mehr noch, etwas Echt wirkendes mit ihm aufzubauen, aber war es das alles wirklich wert? Wenn es nur um mich ginge, könnte ich damit leben, aber jetzt war meine ganze Familie in Gefahr, und das alles nur meinetwegen.
Mit solchen Gedanken zermarterte ich mir also nachts das Hirn, während ich neben Nighton lag, der ruhig schlief. Ihm zu vergeben war die beste Entscheidung gewesen, die ich hätte treffen können, da war ich sicher, aber nun wusste ich nicht, ob ich stark genug war, die Konsequenzen zu tragen.
Na ja. So kam Mittwochmorgen, der sechste Oktober. Wie gestern und vorgestern riss mich der Wecker aus einem Traum, den ich sofort vergaß. Müde drückte ich die Schlummertaste meines Handys und zog mir die Decke bis über die Ohren. Mein Kopf fühlte sich wie in Watte gepackt an, denn die letzten Nächte hatten mir den Schlaf geraubt. Wie jeden Morgen zuvor kroch mir die Angst vor Freitag wieder in die Knochen.
Aber was half es?
Ich zog mir die Decke gähnend vom Kopf, drehte mich zur Seite und spürte, wie Nighton sich neben mir regte. Seine warme Hand suchte nach mir, aber ich schob sie sanft weg. Er seufzte, drehte sich um und murmelte etwas im Halbschlaf. Für einen Moment schloss ich die Augen, versuchte, den Moment des Friedens festzuhalten, bevor der Tag mich wieder verschlang.
Aber die blöde Schule rief. Ich quälte mich aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Im Spiegel sah ich mein müdes, blasses Gesicht mit tiefen Schatten unter den Augen.
»Guck nicht so«, murmelte ich meinem Spiegelbild zu und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, um die letzten Reste der Müdigkeit wegzuspülen. Irgendwie fühlte sich dieser Morgen noch trüber an als sonst, als würde eine schwere Wolke über mir hängen. Aber ich schüttelte das Gefühl ab. Es war wahrscheinlich nur der Stress. Nachdem ich fertig war, schnappte ich mir meine Sachen und machte mich auf den Weg nach oben. Sam, der mich heute brachte und bewachen sollte, war schon wach und wartete mir entgegenlächelnd im Mittelschiff der Kirche. Ich winkte ihm, und gemeinsam liefen wir nach draußen. Die morgendliche Kälte biss mir ins Gesicht, und ich zog meine Jacke enger um mich. Die Blätter an den Bäumen fingen schon an schlaff zu werden, als hätten sie die Kraft verloren, sich noch länger an den Ästen festzuhalten.
In der Schule war alles wie immer. Niemand beachtete mich besonders, was mir gerade recht war. Ich ließ mich auf meinem Platz nieder und zog mein Notizbuch hervor, versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber meine Gedanken drifteten immer wieder ab. Irgendetwas nagte an mir, ein Gefühl, dass ich etwas vergessen hatte. Etwas Wichtiges. Aber ich konnte es nicht fassen, es war wie ein Wort, das einem auf der Zunge liegt, aber nicht über die Lippen kommen will.
Neben mir kritzelte Casey gelangweilt in ihrem Heft herum. Doch plötzlich hob sie den Kopf an und musterte mich.
»Alles okay bei dir?«, fragte sie.
»Ja, klar«, antwortete ich automatisch und zwang mich zu einem Lächeln. »Nur müde.«
Sie nickte, schien meine Antwort zu akzeptieren, und wandte sich wieder ihrem Heft zu. Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu sammeln. Wie hätte ich auch Nein sagen können? Dann hätte ich ja erklären müssen, was übermorgen auf mich wartete. Und das würde Casey nicht verstehen.
Die Stunden zogen sich wie zäher Sirup, und mein Kopf war schwer, als ich versuchte, den Ausführungen meiner Lehrer zu folgen. Umso erleichterter war ich, als die Schule vorbei war und ich in die kühle Nachmittagsluft fliehen konnte. Der Tag hatte sich schier endlos angefühlt, als würde die Uhr absichtlich langsamer laufen, nur um mich zu quälen.
Draußen war es schon dabei, dunkel zu werden, und die Wolken hingen schwer am Himmel. Ein feiner Nieselregen hatte die Gehwege in rutschige Fallen verwandelt. Das war richtig typisches Londoner Herbstwetter. Ich zog meine Jacke enger um mich und blickte die Straße hinunter, während Schülermassen an mir vorbeiströmten. Da stand plötzlich Nighton neben mir. Ich zuckte zusammen, überrascht, ihn zu sehen. Immerhin hatte ich mit Sam gerechnet.
»Du?«, entfuhr es mir überrascht. Nighton, der mich bis eben noch angelächelt hatte, zog eine Augenbraue hoch.
»Ich?«, wiederholte er mit gespielter Verwunderung.
»Nein, ich meine... alles gut, ich habe nur mit Sam gerechnet«, erklärte ich mich schnell und versuchte zu lachen. Nighton legte den Kopf leicht schief.
»Ich kann auch wieder gehen, wenn Sam dir lieber ist?«, scherzte er, woraufhin ich mit den Augen rollte und ihn einen Blödmann nannte. Als Antwort legte er mir einen Arm um die Schultern, und gemeinsam liefen wir in den Hyde Park, außer Sichtweite neugieriger Blicke. An einer geeigneten Stelle teleportierte Nighton uns zurück in die Kirche. Kaum hatten wir den vertrauten Steinboden unter unseren Füßen, begann ich, mich aus meiner Jacke zu schälen und wollte in den Keller gehen, um mich umzuziehen. Doch Nighton trat mir plötzlich in den Weg, die Hände in die Hüften gestemmt und ein merkwürdiges, fast verschmitztes Funkeln in seinen Augen.
»Wohin willst du denn so eilig?«, fragte er mit einem übertrieben unschuldigen Tonfall. Perplex blieb ich stehen. Ein nicht sehr geistreiches »Hä?« entfuhr mir. Wovon redete er?
»Oh, komm schon«, neckte er und verschränkte die Arme vor der Brust. »Glaubst du wirklich, du kommst mir einfach so davon?«
»Womit denn?« Nun war ich restlos verwirrt. Redete - redete er etwa von Freitag?! Hatte er etwas herausgefunden? Nein, das durfte nicht sein! Panik kroch wie kaltes Wasser meine Wirbelsäule hinauf.
Nighton betrachtete mich lange und zog dann die Augenbrauen hoch, als sei er überrascht, dass ich nicht verstand.
»Echt jetzt?«, hakte er nach. Die Mischung aus Unglauben und Belustigung in seiner Stimme wurde noch deutlicher. Ich schüttelte den Kopf, angstvoll auf seine Erklärung wartend. Er lachte leise, bevor er von der Treppe wegtrat und auf mich zukam.
»Na gut, dann ist die Überraschung wenigstens gelungen.« Er hielt einen Moment inne, ließ die Spannung wachsen, bevor er mit tiefer, rauer Stimme sagte: »Happy Birthday.«
Ich starrte ihn nur an.
Happy Birthday? Oh, verdammt. Heute war der sechste Oktober. Mein neunzehnter Geburtstag. Und ich hatte ihn total vergessen.
»Oh mein Gott!«, rief ich aus und schlug mir die Hände an die Wangen. »Heute ist mein Geburtstag!«
Wenigstens wusste ich nun, was ich vergessen hatte.
Nighton beobachtete mich aufmerksam, seine Augen verengten sich leicht, als ob er überlegte, ob ich das wirklich ernst meinte oder ob das ein Spiel war. Nach ein paar Sekunden schien er zu der Überzeugung zu gelangen, dass meine Reaktion völlig echt war. Seine Miene wurde ernst, fast besorgt, als er nachhakte: »Du hast deinen Geburtstag vergessen? Du? Das ist so gar nicht deine Art.«
Ich schüttelte den Kopf, völlig fassungslos und von mir selbst entsetzt. Wie konnte ich das vergessen? Mein eigener Geburtstag! Es war nicht nur peinlich, es fühlte sich auch falsch an, als ob ich einen Teil von mir selbst verloren hätte. Vermutlich war der ganze Stress mit Dorzar und diese ständigen Angst vor Freitag daran schuld.
Zur Seite schauend murmelte ich: »Ja, ich... ich hab's wirklich vergessen.«
Nighton legte sanft seine Hand auf meine Schulter und zwang mich damit, zu ihm aufzusehen. »Was ist los mit dir?«, fragte er leise. Sein Blick war jetzt prüfend, fast schon misstrauisch. »Gibt es irgendwas, das du mir erzählen willst?«
Ich schluckte schwer und rang mir ein Lächeln ab, das meine Unsicherheit kaum verbergen konnte. Nur noch zwei Tage. Nur noch zwei Tage...
»Nein, es ist nichts«, log ich und wich seinem Blick aus. »Ich glaube, ich war einfach... abgelenkt.«
Nightons Blick wurde schärfer, seine Augen verengten sich, als er sich ein Stück zu mir hinunterbeugte.
»Abgelenkt?«, wiederholte er leise. »Das letzte Mal, als du mir das weismachen wolltest, habe ich fast Melvyns Gesichtsabdruck in den Tisch dort drüben gemeißelt. Bist du dir ganz sicher?«
Ich nickte schnell und bemühte mich, beim Sprechen so überzeugend wie möglich zu klingen.
»Mit schwirrt die Sache mit den Menschen im Kopf herum, und jeder Kerl in einem schwarzen Mantel sieht für mich gerade aus wie Dorzar. Das macht mich wohl fertiger, als ich dachte. Aber danke, dass wenigstens du an meinen Geburtstag denkst.«
Nighton schnaubte leise, richtete sich auf und betrachtete mich noch einen Moment lang, als würde er in meinem Gesicht nach der Wahrheit suchen. Dann seufzte er, die Spannung in seiner Haltung löste sich etwas.
»Na gut«, gab er nach, wenn auch widerstrebend. »Aber wehe, du flunkerst mich an.«
»Was dann?«, fragte ich mit ungewollt piepsiger Stimme, ohne die Antwort wirklich herausfinden zu wollen. Aber ich war froh, dass Nighton nicht mehr so bohrte, da war mir jedes andere Thema recht. Also, na ja - fast jedes andere.
Seine Mundwinkel zuckten leicht, als hätte er genau auf so eine Frage gewartet. Er trat noch einen Schritt näher und beugte sich so weit zu mir herunter, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
»Dann«, begann er mit angerauter Stimme, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte, »werde ich herausfinden müssen, was du noch so alles vor mir versteckst. Und glaub mir, ich habe ein paar ziemlich... unorthodoxe Methoden, um die Wahrheit aus dir herauszukitzeln.« Er richtete sich wieder auf, seine Augen glommen gefährlich auf, und mit einem fast anzüglichen Lächeln fügte er hinzu: »Vielleicht sollte ich gleich damit anfangen.«
Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, und mein Herz schlug schneller.
»Äh... also, ich... ich verstecke nichts vor dir«, log ich völlig schamlos und wich einen Schritt zurück, als könnte körperliche Distanz die Hitze seiner Worte mindern. »Und selbst wenn... deine Methoden...« Meine Stimme brach ab. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder flüchten sollte. Ich fühlte, wie sich eine Mischung aus Unbehagen und einer seltsamen, unerwarteten Wärme in mir ausbreitete. Die Erinnerungen an Freitag krochen jedoch wieder in meinen Kopf, und ich kämpfte gegen die plötzliche Übelkeit an, die damit einherging. Innerlich war ich total zwiegespalten. Auf der einen Seite wollte ich nichts lieber, als auf Nightons Plänkelei einzugehen, doch andererseits fiel es mir unfassbar schwer, mehr von seiner Nähe zuzulassen. Nur wie erklärte ich ihm das?
Doch zum Glück war Nighton nicht blind. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als er bemerkte, wie unwohl ich mich fühlte. Er hob die Hände leicht an, um zu zeigen, dass er einen Schritt zurück machte.
»Hey, alles gut«, versicherte er mit einem viel sanfteren Ton. Die leichte Ironie und das Anzügliche von eben war verflogen. »Ich wollte dich nicht aus der Fassung bringen, nach dem, was Freitag gewesen ist. Ich habe wohl ein bisschen übertrieben, tut mir leid.«
Ich atmete aus und merkte, wie sich meine Schultern entspannten. Seine Worte klangen ehrlich, und für einen Moment war ich froh, dass er die Situation entschärft hatte, sodass ich nicht in Verlegenheit kam, es tun zu müssen.
»Schon okay«, murmelte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Ich bin nur... gerade ein bisschen durch den Wind. Ich weiß nicht, was ich will.«
Nighton nickte verständnisvoll und trat einen Schritt zurück, wobei er seinen Blick auf mich gerichtet hielt. »Verstehe ich. Es liegen ein paar verrückte Tage hinter uns, und ich will auf gar keinen Fall noch mehr Druck auf dich ausüben. Zumal ich ja eigentlich derjenige bin, der hier auf die Bremse treten wollte.« Er schnaubte. »So viel dazu. Aber egal. Es gibt sowieso Wichtigeres, über das wir reden müssen.«
Ich sah auf, überrascht über den plötzlichen Themawechsel, so willkommen er mir auch war.
»Was denn?«
Nighton lehnte sich gegen die alte Kirchenwand und sah mich ernst an.
»Die Engel in Oberstadt haben nach dir gefragt«, antwortete er. »Sie wollen dich sehen. Noch heute.«
Ich machte große Augen. Warum wollten die Engel mich sehen? Ob es mit der Wand in Harenstone zutun hatte?
Also fragte ich: »Warum?«
»Das weiß ich auch nicht genau«, antwortete Nighton mit einem leichten Schulterzucken, doch ich konnte sehen, dass es ihn beschäftigte. »Aber ich denke, es wäre besser, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen.«
Tja. Das war es wohl mit meinem entspannten Nachmittag.
»Okay«, seufzte ich und schnappte mir meine Jacke. »Lass uns gehen.«
Nighton nickte und trat näher zu mir, bereit, uns beide zu teleportieren. Seine Augen waren wieder völlig klar konzentriert. Er legte seine Hand auf meine Schulter und nahm seinen Teleporter aus der Hosentasche. Dann spürte ich das vertraute Ziehen in meinem Magen, als die Welt um uns herum verschwamm und sich auflöste.
Bitte keine Hiobsbotschaft ... bitte.