Nighton schloss die Brosche an meinem Umhang. Seine Miene verriet keine Emotion dabei, aber ich spürte, dass er nervös war. Als er es geschafft hatte, legte er mir beide Hände auf die Schultern und murmelte: »Keine Angst. Wir kriegen das schon hin.«
Ich hob eine Augenbraue hoch und fragte schwach grinsend zurück: »Versuchst du gerade mich oder dich zu beruhigen?«
Dafür hatte Nighton nur ein müdes Aufschnauben übrig. Im Hintergrund befragte Penny gerade Fineas zum Eingang in die Katakomben, was Nighton nutzte, um mir ein paar lose Haare hinter die Ohren zu streichen und gleichzeitig damit fortzufahren, mir und sich Mut machen zu wollen.
»Nein, im Ernst«, begann er fast überzeugt. »Es muss klappen. Ich wünschte, wir könnten jetzt einfach gehen und dich in Sicherheit bringen. Aber ich muss das Yagransin vernichten, ich muss die Chance ergreifen. Nur weiß ich nicht, ob es die richtige Entscheidung ist, weil du dabei bist und ich Angst um dich habe. Was, wenn es furchtbar schiefgeht?«
Ich wusste nicht, welche Bilder vor seinem inneren Auge vorbeiflackerten, aber sie schienen sein eben noch kurz gefasstes Selbstvertrauen wieder zu erschüttern.
»Was, wenn ich zu weit gegangen bin? Was, wenn ich die Chance verpasst habe, dich noch in Sicherheit zu bringen? Oder - oder wenn - alles, was ich tue, scheint nur-«
»Stopp!«, funkte ich energisch dazwischen und legte beide Hände an seinen Kiefer. Überrascht hielt Nighton in seiner Was-wenn-Abwärtsspirale inne. Ich verstärkte meinen Griff und konnte dabei spüren, wie mir die rauen Stoppeln seines Bartes in die Handflächen pieksten. Selbst Penny und Fineas schauten kurz zu uns rüber, doch davon ließ ich mich nicht beirren. Offensichtlich war es an mir, zu verhindern, dass Nighton durchdrehte. Dabei war ich diejenige, die am liebsten schreiend davonlaufen wollte. So hatte ich mir das Eingebunden-werden nämlich nicht vorgestellt. Klar, ich hatte mich wie der letzte Depp benommen, um das zu bekommen, was ich wollte, und dann riss ich mich einmal zusammen und zeige mich vernünftig, und was hatte ich davon? Einen Trip nach Unterstadt, der eigentlich als unspektakulärer Mini-Auftrag angedacht gewesen war, und der nun in einer Zerstörungsmission enden sollte.
Ohne drüber nachzudenken zog ich Nighton ein wenig zu mir runter und beschwor ihn, einen beruhigenden Ton anschlagend: »Hör auf, Panik zu schieben. Du hast Sekeera da drin-«, ich tippte ihm mit dem Zeigefinger an die Stirn, »-und auch wenn sie kein Wort mit dir redet und dir lieber die Synapsen grillt, wird sie nicht zulassen, dass mir etwas passiert, also Schluss mit deiner Panik. Ich kenne sie. Und dich. Reiß dich zusammen, Nighton, du bist der Yindarin, das stärkste existierende Wesen. Wir schaffen das schon.«
Für einen Moment starrte Nighton mich an, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem warmen Lächeln. Er murmelte, den Blick nicht von mir abwendend: »Schade, dass wir Zuschauer haben.«
Das verstand ich nicht, also runzelte ich die Stirn und schaute zur Seite. Penny strahlte uns an und Fineas hatte die Hände in die Seiten gestemmt.
Ich blinzelte, dann ließ ich Nighton los, da ich spürte, wie ich rot wurde. Schade, dass wir Zuschauer hatten? Was wäre denn passiert, wenn wir allein gewesen wären?
Mich räuspernd wies ich auf die Tür und fragte laut: »Sollen wir es hinter uns bringen? Heute Abend läuft die neue Folge von Grey's Anatomy, und die will ich nicht verpassen.«
Nighton grinste, während Penny einen Flunsch zog. Scheinbar hatte sie erwartet, dass Nighton und ich übereinander herfielen oder etwas dergleichen. Allein darüber nachzudenken, trieb mir noch mehr Hitze in den Kopf, also zog ich mir die Kapuze auf den Kopf und gleichzeitig weit ins Gesicht.
»Wessen Anatomie läuft wohin?«, erkundigte sich Fineas verwirrt, doch keiner beantwortete seine Frage. Nighton warf Penny ihren Umhang zu, ehe er in seinen eigenen schlüpfte. Er machte schon einen Schritt auf die Tür zu, dann schien ihm noch etwas einzufallen, denn er wandte sich zu mir um, legte mir eine Hand an die Wange und raunte eindringlich: »Wenn etwas passiert, egal was, dann rennst du, und zwar so schnell du kannst. Versuch, zu Fineas zu gelangen, er ist der Einzige, der dir dann noch so etwas wie Sicherheit geben kann. Versprich es mir.«
Ich sah hoch in seine vor Sorge geweiteten Augen und nickte langsam. Für einen Moment verspürte ich das Bedürfnis, mich an ihn zu lehnen, doch ich bekämpfte es.
Fineas begleitete uns zur Tür. Dort holte er tief Luft und musterte uns mit einem ernsten Blick.
„Viel Erfolg euch!“, wünschte er uns schließlich und öffnete die Tür mit einem leisen Quietschen. Wir traten hinaus in die frische Luft, die den Geruch von Salz und entferntem Rauch trug. Kaum hatten wir die Schwelle überschritten, fiel die Tür hinter uns wieder ins Schloss, und das beklemmende Gefühl des Hauses wich der belebten Unruhe der Straße.
Nighton zögerte keine Sekunde und setzte sich sogleich in Bewegung. Penny und ich folgten ihm wortlos. Vor uns breitete sich ein mäßig belebter Platz aus, durchzogen von Verkaufsständen und umgeben von hohen Gebäuden, die sich nahtlos aneinanderreihten. In der Mitte des Platzes stand ein steinerner Brunnen, dessen Zentrum ein mächtiger Obelisk schmückte. Fremdartige Worte waren in den Stein gemeißelt, und die salzige Luft ließ die Oberfläche leicht glänzen. Aus der Spitze des Obelisken schoss eine imposante Wasserfontäne empor, die in feinen Tropfen auf die Umstehenden herabregnete.
Rasch überquerten wir den Platz, während die Stimmen der Händler und die exotischen Waren an den Ständen meine Aufmerksamkeit fesselten. Hier gab es nicht nur Tiere und Schmuck, sondern auch Kräuter, Stoffe und unzählige andere Dinge, die auf den Märkten in London kaum zu finden waren.
Besonders ins Auge fiel mir ein Korb voller winziger, flauschiger Kugeln mit riesigen Augen. Sie quietschten und hüpften durcheinander, als wären sie von purer Lebensfreude erfüllt. Ohne nachzudenken, blieb ich stehen und trat näher heran. Für einen Augenblick war die Schwere unserer Mission vergessen, und ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Doch der Moment verflog, als Nighton zu merken schien, dass ich ihm nicht mehr folgte. Er hielt plötzlich inne und drehte sich zu mir um. Ohne ein Wort zu verlieren, trat er auf mich zu und zog mich weiter. Vernünftigerweise fügte ich mich. Doch bevor das geschah, langte ich blitzschnell in den Korb und griff nach so einem Wesen, das schrill quiekte, während es in meiner Umhangtasche verschwand. Das Blut pulsierte in meinen Ohren.
Jennifer! Du hast gerade gestohlen!
Ich rechnete natürlich damit, dass mich jemand gesehen hatte. Doch aus irgendeinem Grund war das nicht der Fall. Selbst der Verkäufer hatte mit seinen langen Fingernägeln gelangweilt eine stachlige Frucht geschält und mich nicht bemerkt.
Beim Gehen spürte ich das kleine Wesen bei jedem Schritt an meinen Oberschenkel schlagen. Es bewegte sich und quiekte leise vor sich hin. Ich steckte eine Hand in die Tasche und streichelte es unauffällig mit dem Zeigefinger, bis die Kreatur plötzlich ihren Schwanz um meinen Finger schlang und zu vibrieren begann. Offensichtlich vor Wonne. Ich konnte ein Glucksen nicht unterdrücken. Damit handelte ich mir einige Aufmerksamkeit ein, also ergriff Nighton mich spontan am Oberarm und schleifte mich in eine etwas stillere Seitengasse. Penny beeilte sich, uns zu folgen.
In einer dunklen Nische riss Nighton sich die Kapuze vom Kopf und zischte mich an: »Was ist los mit dir? Du sollst dich doch unauffällig benehmen!«
»Tut mir leid, wirklich! Ich mache nichts mehr!«, versprach ich schnell und schaute zerknirscht drein. Nighton grollte. Damit zog er sich die Kapuze wieder auf und wir liefen weiter.
Wir gingen noch etwa eine Viertelstunde durch die Handelsstraßen, da blieb Nighton unter einer Brücke vor einer hölzernen Tür stehen. Er sah sich kurz um, dann öffnete er sie und ging vor. Ich folgte ihm und Penny schloss die Tür hinter uns.
Gemeinsam stiegen wir eine steile Treppe hinab, bis wir an eine weitere Tür kamen. Diese war weitaus größer und ebenfalls aus Holz. Hier unten war es feucht und es roch nach Schimmel, außerdem war es unangenehm warm.
»Müssen wir da durch?«, wollte Penny wissen und streifte sich die Kapuze von den Haaren. Nighton tat es ihr gleich und nickte.
»Ja, das ist der Eingang, wenn mich nicht alles täuscht. Aber er ist verschlossen. Da ist zwar ein Schlüsselloch, aber das sieht ungewöhnlich aus.« Er betastete es. Dabei schien ihm die Metallstange nicht aufzufallen, die wohl eher für die Blockade sorgte. Ich räusperte mich, schob mich zwischen Nighton und Penny, stemmte das Eisen hoch und versetzte der Tür einen Tritt, sodass sie aufschwang und den Blick auf die ungewisse Schwärze der Katakomben preisgab.
Herausfordernd stemmte ich die Hände in die Seiten und schaute vielsagend zu Nighton auf, der sich räusperte. Einen Kommentar sparte ich mir. Penny grinste halb.
Dann machten beide Anstalten loszugehen, aber ich hielt sie zurück.
»Und wie soll ich da was sehen? Ich bin ein Mensch! Ich habe keine integrierte Hundert-Watt-Taschenlampe hinter meinen Augäpfeln«, beschwerte ich mich.
Nighton stimmte zu, schaute über die Schulter in die Schwärze und fragte mich: »Hast du dein Handy dabei?«
Ich verneinte. Er seufzte und hielt mir seinen Arm hin. »Gut, dann musst du dich an mir festhalten und auf meine Augen vertrauen.«
Ich tauschte einen wenig begeisterten Blick mit Penny aus, ehe ich mich geschlagen gab und bei Nighton einhakte. Penny hingegen verschränkte die Arme, zog eine Grimasse und schaute in die undurchdringliche Dunkelheit jenseits der Tür.
»Ich brauche einen Moment, bis sich meine Augen daran gewöhnt haben. Das ist dunkler als alles, was ich bisher betreten musste.« Zögernd tat sie einen Schritt hinter die Türschwelle, um in die Dunkelheit zu spähen. Nighton schnaubte auf, nickte aber und sagte etwas zu ihr, was ich nicht hörte. In dem Moment spürte ich nämlich eine wilde Bewegung in der Tasche des Umhangs, die mich ablenkte und an meinen kleinen Diebstahl erinnerte.
Vorsichtig schob ich eine Hand in die Tasche, um das Wesen herauszuholen. Es kämpfte regelrecht darum, ans Tageslicht zu gelangen, und schlang seinen Schwanz erneut um meinen Finger. Als ich hervorholte, schaute es mich aus seinen zwei riesigen blauen Kulleraugen an und gurrte.
»Oh, ist das ein Quimchay?«, hörte ich Penny entzückt hinter mir fragen. Sofort verbarg ich das kleine Wesen in beiden Händen. Mist.
»Was? Wo?«, stieß Nighton hervor und fuhr zu mir herum. Sein Blick heftete sich auf das Geschöpf in meiner Hand.
»Wo hast du den denn her?«, wollte er entgeistert wissen. Ich zog eine ertappte Miene und murmelte: »Den habe ich vielleicht vom Markt mitgehen lassen. Und er heißt... Freddie.«
Nighton starrte mich ungläubig an und stöhnte: »Du hast ein Quimchay gestohlen und es Freddie genannt?«
Ich wurde kleinlaut. »Ja?«
Er schlug sich gegen die Stirn. Ich ignorierte das und blickte stattdessen hingebungsvoll auf Freddie.
»Können wir ihn behalten? Er ist so ein süßes kleines Kerlchen!« Freddie, dessen Name mir spontan eingefallen war, klappte die Augen zu und vibrierte zufrieden. Ich würde ihn behalten, da konnte Nighton mir ein Fass nach dem anderen öffnen.
Der stöhnte wieder auf und schnaufte: »Darüber reden wir später. Penny, bist du soweit?«
Penny nickte und ich spürte, wie Nighton sich bei mir einhakte. Keine Sekunde später zog er mich durch die Tür. Da hopste Freddie mit einem Satz plötzlich von meiner Hand. Ich erschrak und wollte ihn festhalten, aber das kleine Wesen war schneller.
»Oh Mist!«, rief ich und wollte ihm hinterherhechten. Nighton hielt mich allerdings ruckartig zurück, womit er mich vorm Hinfallen bewahrte, denn der Boden war rutschig.
»Lass den Quimchay, wir haben Wichtigeres zu tun!«, erinnerte er mich mit scharfer Stimme. Aber ich dachte nicht daran, Freddie zurückzulassen und rief nach dem kleinen Kerl. Aber die Fellkugel war weg. Wobei - weg? Nein! Etwas kam auf mich zugerollt, hielt vor meinen Füßen an und schaute schuldbewusst zu mir hoch.
»Also wirklich«, tadelte ich mein neues Haustier, machte mich von Nighton los und beugte mich hinunter, um es aufzuheben. Nighton rollte mit den Augen, während Penny kicherte. Schließlich schien es Nighton zu reichen. Er griff nach der Tür, ehe er Penny und mich ernst anschaute.
»Schluss jetzt. Vor uns liegt ein gefährlicher Weg durch Katakomben, in denen ich mich nicht auskenne. Du lässt mich nicht los und du-«, er schaute ernst zu Penny, »-bleibst immer genau hinter uns. Wenn du was siehst, sag es direkt. Es ist nicht nur dunkel hier, sondern auch voller potenzieller Gefahren.«
Penny nickte, als sie die Kapuze ihres Umhangs straff zog und sich neben mir positionierte. Damit schloss Nighton die Tür, sodass uns kurz darauf Dunkelheit umfing. Ich griff nach seinem Arm und hakte mich ein. Im Verlauf war ich doch ganz froh, mich an Nighton festhalten zu können, denn seine Nähe gab mir Sicherheit.
Gemeinsam liefen wir durch die Dunkelheit. Die Feuchtigkeit in der Luft machte das Atmen unangenehm und der Boden war uneben, sodass wir uns vorsichtig fortbewegten.
Der Gang schien zunehmend enger zu werden und das Geräusch unserer Schritte hallte von den Wänden wider. Ich konnte das feuchte Tropfen von der Decke auf meinen Kopf spüren und musste mich mehrmals zusammenreißen, um nicht um mich zu schlagen, wann immer einer der Tropfen zielsicher meinen Kopf zu treffen schien. Wenigstens befand sich Freddie in Sicherheit in meiner Tasche und ich lief so nicht Gefahr, ihn wieder zu verlieren.
Ich weiß nicht, wie lange wir durch die Dunkelheit liefen, doch es wurde wärmer und wärmer. Bald musste ich den Umhang öffnen und nach hinten schlagen, da mir der Schweiß bereits den Rücken hinabrann. Irgendwann erreichten wir ein etwa zwei Meter großes unförmiges Loch im Gemäuer der Katakomben. Eine Wasserpfütze hatte sich vor der Mauer gebildet und Schimmel sowie andere Pilzflechten waren die Wände rund um das Loch herum hochgekrochen. All das hatte ich nur erkennen können, weil über dem Loch ein bernsteinfarbener Stein in der Wand saß, der goldenes Licht verströmte. Ich schaute in das Loch hinein. Dahinter war es stockfinster.
»Wir müssen da doch nicht etwa rein?«, fragte ich wenig begeistert und verzog das Gesicht bei dem Gedanken. Nighton schickte mir nur einen vielsagenden Blick und half mir, über den unteren Rand des Lochs zu steigen. Penny folgte uns seufzend.
Ab hier war der Boden noch rauer und unebener, und ich musste mich komplett auf Nighton verlassen. Der bewahrte mich mehr als einmal vor einem Sturz. Ich spürte nur, dass wir tiefer gingen, denn es wurde immer wärmer. Die Dunkelheit wurde rasch wieder so undurchdringlich wie zuvor, und die feuchte Luft klebte an meiner Haut.
Ich hörte Nighton gerade zum wiederholten Male darüber schimpfen, warum hier zur Hölle alles gleich aussah, da fühlte ich Freddie in meiner Tasche zucken. Also versuchte, ihn mit kleinen Streicheleinheiten zu beruhigen. Das funktionierte leider nicht. Also nahm ich ihn ein weiteres Mal hoch, hätte ihn aber beinahe fallengelassen, als seine Augen anfingen, wie eine blaue Laterne zu leuchten. So sah ich auf einmal den Boden und die Wände, die gar nicht so weit entfernt waren, wie ich angenommen hatte. Auch hier glänzten sie vor Feuchtigkeit.
»Freddie kann leuchten?«, fragte Penny überrascht und beugte sich über den Quimchay.
»Scheint so. Ist ja toll«, brummte Nighton und drängte uns zum Weitergehen.
Freddie quietschte und hopste von meiner Hand, wo er auf dem Boden aufkam. Diesmal ließ ich ihn, denn ich wollte wissen, was er vorhatte. Er rollte etwas umher, während er mit seinen riesigen blauen Augen die Umgebung abcheckte. Bevor ich reagieren konnte, intensivierte Freddie sein Licht, sodass sein schwaches, aber beständiges Blau den engen Gang erhellte. Dann rollte er ziemlich zielstrebig wirkend drauf los. Ich wollte ihm schon folgen, doch Nighton hielt mich zurück und fragte irritiert und etwas unwirsch: »Was hast du vor?«
Penny sprang mir bei und gab zu bedenken: »Quimchays sind sehr intelligent. Vielleicht weiß der kleine Kerl, wo es langgeht. Wir laufen nämlich im Kreis, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.«
Nighton warf erst Penny und dann mir einen skeptischen Blick zu, ehe er wieder aufbrummte und sich geschlagen gab. Freddie, der etwas weiter vorn auf uns wartete, quietschte vor Freude und begann, seinen Weg durch die Dunkelheit fortzusetzen. Ich konnte Nighton loslassen und dem Quimchay selbst folgen, da die kleine Lichtquelle mir half, die Schatten und unebenen Stellen im Gang zu erkennen.
»Er scheint uns wirklich den Weg zeigen zu wollen!«, rief ich aufgeregt. Nighton und Penny sagten nichts dazu, aber das mussten sie auch nicht.
Unser kleiner Begleiter rollte fröhlich vor uns her und führte uns tiefer und tiefer in die Katakomben. Das Licht von Freddie schien sich in alle Richtungen zu verbreiten und half uns tatsächlich, den richtigen Weg zu finden. Auf einmal nämlich erreichten wir nach einer Biegung eine Höhle, deren Wände von leuchtenden Pilzen bedeckt waren, die eine gespenstische Beleuchtung boten.
»Unglaublich«, murmelte Nighton.
Ich lächelte und ging in die Knie, um Freddie hochzuheben. Mit ihm auf der Handfläche richtete ich mich auf. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass mein instinktiver Diebstahl zu etwas gut sein könnte.