Die Mädchen orientierten sich kurz und Gamia fragte, was sie nun tun sollten. "Weiß nicht, uns ein Bier besorgen und auf den Abend anstoßen!" schlug sie lachend vor und noch wenig überzeugt blickte Gamia sie an. "Wir müssen aber aufpassen, nicht in Teufelsfänge zu kommen, du weiß doch..." "Ja und? Von einmal? Komm schon, wir können auch erstmal eines zusammen nehmen!" Mit einem freudigen Gesichtsausdruck starrte Wilma zu Gamia und überzeugt liefen sie in einen Supermarkt. Menschen sahen sie nicht, wenn sie es nicht gerade wollten.
"Wir können doch nicht einfach was wegnehmen!" zischte Gamia Wilma besorgt an. "Wir sind Todesengel! Niemand sieht uns und haben wir die Währung mit denen Menschen bezahlen bei uns? Nein!" Schon hatte Wilma eine Flasche eingesteckt und schnell waren die Todesengel auch wieder aus dem Laden verschwunden. Gemütlich setzten sie sich hin, öffneten das Bier und genehmigten sich einen schluck. "Ich finde das Klasse, dass wir jetzt hier zusammen sitzen. Du bist wirklich eine beste Freundin für mich." lobte Wilma und dankend nahm Gamia das Kompliment an. Es folgten ein paar weitere alkoholische Getränke, bis die Mädchen eine Wirkung verspürten und Wilma auf leichtsinnige Gedanken kam. Gamia hielt sie letztlich von einigen Sachen weg, musste aber auch lachen, als sie zusammen über die Dächer tanzten. Langsam brach das Eis und sie wurden offener miteinander. Desöfteren grinste Wilma Gamia an und es war komplett anders, als auf der Arbeit. Die Todesengel bemerkten einige feierfreudige Menschen und einen Club. Vom Dach sitzend aus sahen sie zu. "Weiß du, das machen Menschen in ihrer Freizeit. Das müssen wir unbedingt auch einmal machen! Menschen haben es schon gut mit ihren Dingen." bewunderte Wilma fasziniert und Gamia nickte einfach nur, weil sie nicht wirklich diese Bewunderung teilte. Nach einiger Zeit gingen sie zurück ins Totenreich und verabschiedeten sich.
Gamia war noch wach, als ihre Eltern ebenfalls heimkamen und diese waren doch sehr überrascht, dass ihre Tochter noch wach war, aber Gina merkte schnell, was Sache war. "War da jemand doch noch unterwegs?" kicherte sie erfreut, während Gamia hingegen rot anlief und den Kopf zur Seite drehte. "Wilma war kurz hier und hatte dann die Idee, in die Menschenwelt zu gehen... Sie hat aber auch etwas Überzeugungskraft gebraucht..." Überaus stolz grinste Gina. "Erzähl mal! Wie war es denn? Was habt ihr angestellt?" Während sie das fragte setzten sich alle drei hin. Ginas Partner legte den Arm um sie, welchen sie umklammerte.
"Naja, eigentlich haben wir nur ein bisschen was getrunken, geredet und ein paar Menschen beobachtet." Ihre Mutter nickte. "Da möchte ich garnicht erst sagen, was ich bei den Menschen alles verbrochen habe.", lachte Gina und neugierig hob Gamia eine Augenbrauche. "Von Sachbeschädigung bis Diebstahl war einiges dabei. Das ein oder andere mal mit Menschen. Gut, dass ich ein Todesgeist bin, sonst wäre es ein paar mal brenzlig geendet." Beschämt lachte sie, schaute dann aber mit etwas ernsterer Miene zu Gamia. "Pass auf euch auf, wenn ihr unterwegs seid. Baut keinen Unsinn, so wie ich und lasst euch zu nichts verführen, du weiß. dass das Böse überall ist. Und achtet darauf, mit welchen Leuten ihr euch abgibt." warnte Gina ihre Tochter streng und aufmerksam hörte Gamia ihrer Mutter zu und nickte. "Bevor wir an Personen geraten, wie den Todesengel, der sich auf der Erde abgesetzt haben soll?" schmunzelte Gamia ein wenig und linste zu ihrer Mutter, die kurzzeitig starr vor sich hinträumte. "Ja, zum Beispiel."
Ein Moment der Stille herrschte und Gamia beobachtete ihre Eltern, die ein wenig kuschelten. "Wie seid ihr eigentlich zusammen gekommen?" hinterfragte Gamia freudig und überrascht fing Gina dann zu erzählen an.
"Wir lernten uns damals bei einem Auftrag, eine Seele zu geleiten, kennen und Kilian bemerkte mich die Dächer umherspringen. Ich habe ihn einfach angesprochen, wir redeten, machten Dinge zusammen und so kam eines zum anderen. Naja, es gab eine kurze Zeit, wo wir uns gestritten haben und zwei Wochen getrennt waren, aber dein Vater kam wieder zu mir und wir redeten miteinander, bis wir kurz darauf auch schon dich erwarteten." Überglücklich schaute Gina zu Kilian und leise verschwand Gamia in ihr Bett.
Am nächsten Morgen bekam Gamia einen Schrecken und ärgerte sich über sich selbst, denn sie war ein bisschen spät. Sie spurtet durchs Todesportal zur Gilde, klopfte an und holte sich die Akten ab. Dabei traf sie auf dem Mann vom Vortag und machte sich dann an die Akten. Irgendwann klopfte es an der Tür und Wilma trat grinsend hinein. "Na? War das nicht gut gestern?" fragte sie freudig nach und wartete eine Antwort ab. "Zwar bin ich heute zu spät aufgestanden, aber ja, es war doch ganz interessant." gab sie zu und sofort platzte Wilma heraus mit der Frage: "Heute wieder?!"
Weniger begeistert linste Gamia zur Seite. "Hmmm... dann aber bitte nicht solange diesmal." sagte sie noch relativ unbegeistert, aber Wilma lachte vorfreudig. "Super! Dann hole ich dich heute Abend ab!" Damit verschwand sie wieder und Gamia verschränkte die Arme.
Mit verschränkten Armen saß sie abends auch noch auf einem Dachvorsprung. "Kurzen, Gamia?" bot Wilma an und erst musterte Gamia die kleine Flasche, lächelte und stieß mit Wilma an. "Meine Mutter sagt, wir sollen es nicht übertreiben." murmelte Gamia und sah in Wilmas Richtung. "Wenn meine Eltern wüssten, was ich hier mache, wäre sie wohl richtig sauer." schmunzelte sie und sprang vom Dach direkt in eine Gasse. Kurz darauf sprang Gamia ihr hinterher. In der Gasse musste sie sich erstmal orientieren, als es ihr plötzlich schaudernd den Rücken runterlief.
"Hallööchen, khehe!" kicherte eine männliche Stimme erfreut und trat aus einer dunklen Ecke langsam in Erscheinung. Die Gestalt trug einen langen schwarzen Mantel und hatte einen blassen Hautton. Langsam grinsend trat diese auf Gamia zu, welche ängstlich ein wenig zurückwich, aber etwas wirkte vertraut in der Aura.
"Was verläuft sich denn so ein junges hübsches Mädchen hier in so einer Gasse? Vorausgesetzt, sie sucht nicht etwas ganz Bestimmtes..." Gamia wusste nicht, was damit gemeint war. "Nein!!" entfuhr es ihr erschrocken und blickte den Mann mit der Brille an, welcher interessiert auf ihren spitzen Zahn linste.
"Gamia! Kommst du?!" hörte die Angesprochende Wilma rufen. Schnell verabschiedete sich Gamia und spurtete zu Wilma. Starr schaute der Mann Gamia hinterher.
Sofort berichtete Gamia von der Begegnung. "Es war ziemlich unheimlich, aber er war freundlich und etwas an seiner Aura war vertraut. Ich glaube er war, nein, er ist auch ein Todesengel gewesen." Mit geweiteten Augen schaute Wilma zu Gamia und öffnete schockiert ihren Mund. "Vielleicht war das der Todesengel, der sich auf der Menschenwelt abgesetzt hat!" Ganz aufgeregt schaute sie ihre Begleitung an.
"Und wenn dem so wäre, dann waäre das so. Wäre es nicht allein seine Entscheidung?" Für einen Moment sagte Wilma nichts, wechselte dann das Thema und trotz des komischen Ereignisses verbrachten sie noch einen schönen Abend.
Im Gegensatz zu letztes Mal ließen die Mädchen es auch nicht zu spät werden am Abend und gingen ihr gewohntes Leben nach, als der nächste Tag anbrach. Ab und zu dachte Gamia an die letzte Nacht und war mittlerweile der Meinung, dass es ebenfalls ein Todesengel gewesen sein musste, denn ein Mensch hätte sie nicht sehen können. Ihren Eltern wollte sie lieber nichts von dieser Begegnung erzählen. Gehabt ging sie ihrer Tätigkeit nach und übergab ihre Akten diesmal direkt den Praktikern.
Gerade als sie aufm Rückweg war hörte sie plötzlich eine Stimme, die sie zusammen zucken ließ. Wenige Todesengel waren auf dem Gang, als sie hinter sich hörte: "Hallööchen!"
Erschrocken drehte sie sich um. Die Stimme von gestern Nacht! Es war tatsächlich ein Todesengel! Jetzt erkannte Gamia viel mehr, was ihr im Dunkeln verborgen geblieben war.
Die zerzausten schwarzen Haare, die Brille mit Spinnenanhängern, die kaputten Kleidungsstücke wie das schwarze T-Shirt mit zerrissenen Enden oder die durchlöcherte Jeans.
"W-wir sind uns gestern begegnet, richtig?" stammelte Gamia, beruhigte sich langsam und ihr Gegenüber nickte. "Ja, khehe. Deine Freundin hatte dich Gamia genannt, oder?" hinterfragte er sie. "Genau! Was möchten Sie von mir?" erkundigte sie sich höflich. "Deine Mutter, Gina Cheriko, würdest du ihr bitte sagen, dass sie noch Spielschulden bei mir hat. Sie weiß Bescheid." Er grinste und verabschiedete sich fröhlich, als Gamia zustimmend nickte. Sie wollte seinen Namen erfragen, da war er aber schon durch das Portal getreten. Den Rest des Tages ließ das Gamia keine Ruhe, bis sie daheim ihrer Mutter davon berichten konnte. Unsicher trat sie ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter saß und ein Buch las. Gamia fing langsam an zu erzählen.
"Mama? Mich hat heute ein Mann angesprochen. Er hat gesagt, du hättest Wettschulden bei ihm." Augenblicklich zuckte Gina zusammen und legte ihr Buch weg, stand auf und ging zur Tür, während sie sagte: "Ja, ich weiß Bescheid über die Wettschulden. Ich habe damals mit ihm Karten gespielt und verloren, vor fast zwei Jahrzehnten. Bitte mach sowas niemals!" Eindringlich bat sie ihre Tochter darum. "Ja, aber wer ist dieser Mann überhaupt?" wollte Gamia endlich wissen, da ihre Mutter ihn wohl ganz gut zu kennen schien. Sie seufzte.
"Sein Name ist Fritz Dronner, er ist ein Todesengel, der hier keine Arbeit mehr verrichtet. Er ist Drogendealer und verführt Menschen gerne mal wieder zu einem Kartenspiel, wie ein Teufel. Ich habe auch ein paar Mal mit ihn zu tun gehabt. Ich gehe kurz zu ihm. Halte dich unbedingt fern von ihm!" Damit verschwand Gina auch schon und Gamia verstand, was Fritz gestern gemeint hatte. Dann war er tatsächlich der vermisste Todesengel, der auf der Erde umherweilte.
Gina war auf der Erde und wusste genau, wo sie Fritz finden würde und ging zu jener Ecke, wo er öfters verweilte.
"Hallööchen Gina, Schätzchen!" grüßte er überfreudig und kam ihr etwas näher. Wenig begeistert wich sie zur Seite. "Sei doch nicht so! Ich freue mich total, dich nach all der Zeit wiederzusehen!" schmollte Fritz leicht enttäuscht. Eiskalt meinte Gina nur, dass sie wegen den Wettschulden da sei. Auch wenn es im Zwischenreich kein Geld gab, so hatte Gina doch etwas bei sich, von der Zeit, wo sie immer auf der Erde war. Als sie es Fritz in die Hand drücken wollte, ergriff er ihre Hand und zog sie zu sich.
"Ich finde es ja so schade, dass wir die letzten Jahre nicht zusammen verbringen und ich dich nicht sehen konnte. Was habe ich dich vermisst..." Er blickte Gina direkt in die Augen und grinste. "Lass mich los! Das von damals ist vorbei, du hast es vergeigt! Ich bin glücklich mit Kilian zusammen!" Fritz lockerte seinen Griff. "Ich liebe dich trotzdem noch und bin dir sehr dankbar für damals." Nicht sehr freudig schaute Gina ihn an. "Und noch etwas! Halte dich von Gamia fern! Wie bist du überhaupt auf sie gestoßen?" verlangte sie zu wissen und traurig schaute er zu Boden. "Sie war mit einer Freundin zufällig unterwegs. Ich dachte erst, sie sei eine Kundin, bis ich ihren Zahn sah und den Namen hörte. Da bin ich ins Zwischnereich und habe nach ihren Namen gefragt, da sah ich sie schon auf dem Gang..." erzählte er seufzend, bis er langsam zu Gina blickte.
"Warum aber verbietest du mir, sie zu sehen?! Ich habe ein Recht darauf! Sie ist mein eigen Fleisch und Blut!"