Cedric war komplett sprachlos und musste ihre Worte erst realisieren. Felicia stand weiterhin regungslos vor Cedric und hatte keine Emotionen in ihrem Ausdruck. In seiner Sprachlosigkeit nahm Cedric seine Frau in den Arm und setzte sich mit ihr ins Wohnzimmer. "Erzähl alles in Ruhe, wenn du magst." bot er gelassen an und strich über ihren Rücken. Seine Frau brauchte etwas Zeit für sich und sagte nichts, als Cedric sie fragte: "Was ist mit deiner Mutter? Ist dein Vater verheiratet?" Felicia blickte in sein mitfühlendes Gesicht und kalter Hass keimte in ihr auf. "Ich hasse meine Mutter und habe mich noch nie mit ihr verstanden." antwortete Felicia mit einer leichten Wut und schaute dabei zu ihrem Mann, welcher merkte, dass sie bei diesem Thema empfindlich und leicht aufbrausend wurde.
"Erinnerst du dich an meinen Mädchennamen, bevor ich dich geheiratet habe?" fragte sie nach und Cedric nickte. "Du warst damals sehr froh, als du diesen Namen endlich los warst." erinnerte er sich und bestätigend nickte Felicia. "Die Ärztin, die mich wegen meinem Fuß behandelt hat, heißt Dr. Fila Deeler."
Sofort wurde Cedric hellhörig und erinnerte sich daran zurück, wie Felicia diese Ärztin getreten hatte. "Sie ist also deine Mutter?" Cedric war bewusst, dass es im Totenreich durchaus wie in der Menschenwelt vorkam, dass Personen den gleichen Namen trugen, aber nicht verwandt waren. Felicia nickte und lächelte gemein. "Ich möchte nicht leugnen, dass ich sie damals absichtlich getreten habe." beichtete sie schließlich und Cedric zuckte zusammen. In diesem Moment schien Felicia ziemlich gemein. "Meine Eltern sind übrigens nicht zusammen und waren es auch nie. Übrigens kenne ich die Gerüchte, die man sich über den leitenden Arzt erzählt. Ich habe es gehasst, wenn ich davon gehört habe und mitbekam, wie es alle bewunderten, dass soviel über die Todesengel bekannt sei." erzählte sie verhasst und Cedric konnte das gut nachvollziehen. Seufzend meinte Felicia: "Wie dem auch sei, möchte ich dir von meiner Vergangenheit erzählen und dem, was mir angetan wurde."
Die sechsjährige Felicia lief lächelnd neben ihrer Mutter Fila her und freute sich schon darauf, ihren Papa wiederzusehen. Ihre schwarzen Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden und sie trug ein knielanges schwarz blaues Kleidchen. Fila klopfte im Heilertrak an dem Raum, in welchem Paul sich üblicherweise aufhielt und trat mit Felicia ein. Freudig rannte Felicia zu Paul an den Schreibtisch. "Felicia warte!" rief Fila leicht streng, lief dann aber nur seufzend hinterher. Paul hatte beide bereits vernommen und kniete sich auf den Boden, um Felicia mit offenen Armen zu empfangen und sie auf dem Arm zu nehmen. "Na, meine kleine Felicia?" begrüßte er sie lächelnd und stand auf, mit Felicia im Arm. Sie schmiegte sich an ihn und er strich über ihre Wange. Fila kam um die Ecke und setzte sich. "Hallo Paul." grüßte sie erschöpft und Paul merkte ihr dies an. "Alles in Ordnung, Fila?" fragte er nach, sie verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. "Ich habe eine Bitte an dich." bat sie ruhig und Paul setzte sich, mit Felicia auf dem Schoß. "Die wäre?" Er blickte direkt zu Fila und strich über Felicias Haare. "Könntest du Felicia bitte bei dir aufnehmen? Ich schaffe das mit der Arbeit nicht." erklärte sie und Paul überlegte. "Ja, das kann ich machen." stimmte er dem zu und Felicia schien sich darüber auch sehr zu freuen. "Jaa! Ich möchte zu Papa!" Fila schien sehr erleichtert darüber und so kam Felicia zu ihrem Papa.
Fleißig lernte Felicia das Lesen und Schreiben von ihrem Papa. Paul war sehr stolz darauf, dass sie dies so schnell lernte und genauso intelligent wie er war. Am heutigen Tage war er jedoch etwas wütend auf sie gewesen, da sie laut in einem der Krankenzimmer rumgespielt hatte, bis sie schließlich hinfiel. Paul hatte sie mit einer gewissen Strenge ermahnt und in sein Arbeitszimmer genommen. Begeistert schaute sie auf die Akten und fragte, was das sei, bevor Paul ihr erklärte, dass es Krankenakten seien und eine Tätigkeit als Heiler war. Davon war Felicia begeistert und drückte Paul. "Wenn ich groß bin, dann möchte ich auch Heilerin werden! Du bist mein großes Vorbild!" Paul drückte Felicia ebenfalls an sich und meinte lächelnd: "Du wirst sicher eine großartige Heilerin."
Felicia war zu einem 14-Jährigen Mädchen herangewachsen und lebte bei Paul. Bei ihrer Mutter war sie selten und ungerne. Paul ließ Felicia nie ungepflegt aus dem Haus und ihre Haare waren immer gekämmt, ihre Kleidung makellos und ihr Benehmen vorzüglich. Sie liebte es, mit ihrem Vater Karten zu spielen und er hatte ihr seine Karten vermacht, als sie 10 wurde. Zudem mochte sie es, sich das Buch der Heiler oder ein Buch über Humanmedizin von der Erde durchzulesen. Wenn Paul sie mit zur Arbeit nahm, zeigte er ihr gerne die Aufgaben der Heiler und sie beherrschte bereits erste Hilfe, wie auch das Nähen einer Wunde.
Am heutigen Tage war sie noch bei ihrer Mutter auf der Arbeit gewesen und trat ihren Rückweg alleine an. Mit dem Schlüssel öffnete sie die Wohnung und zog die Schuhe aus. Sie blickte zur Wand, an welcher Bilder von ihr hingen. Plötzlich vernahm sie etwas aus dem Schlafzimmer ihres Vaters, schlich sich zur Tür und horchte, als sie ein weibliches Stöhnen vernahm und erschrocken die Hand vor dem Mund schlug. Sie wich zurück und ging so leise wie möglich in ihr Zimmer, wo sie sich ins Bett setzte und beschämt an etwas anderes dachte. Kurzerhand fasste Felicia sich einen klaren Gedanken, nahm Feder und Papier und schrieb eine Erotikgeschichte.
Kurz darauf vernahm sie eine Tür und Paul verabschiedete sich von seinem Damenbesuch. Erst unsicher kam Felicia aus ihrem Zimmer raus und murmelte dann leise ein: "Hallo."
Paul drehte sich um und war etwas verwundert. "Oh, Felicia! Wie lange bist du schon hier?" Felicia sah zu Boden. "Schon länger." sagte sie leise und Paul nickte. Er schaute zu ihr und nahm eine ihrer Haarsträhnen durch die Hand. Daraufhin erklärte er ihr die Situation gelassen.
"Das war nur ein Damenbesuch, nichts besonderes. Manchmal haben Erwachsene einfach Lust, sich mit jemand anderem zu vergnügen.", erklärte er gefasst und Felicia nickte. "Ich finde es löblich, dass du dich trotzdem ruhig verhalten hast und würde dich darum bitten, weiterhin ruhig oder nicht da zu sein, wenn ich meinen Besuch hier habe, ok?" bat er mit leichter Strenge und Felicia stimmte dem wortlos zu. "Kannst du mir vorher Bescheid sagen?" fragte sie unsicher und Paul bejahte ihre Frage, während er über Felicias Haare strich.
Des Öfteren lud Paul Damen zu sich nach Hause ein, um anschließend mit ihnen zu verkehren. Felicia hasste diese fremden Frauen und wenn sie hörte, wie lustvoll diese stöhnten. Oft nahm sie sich Feder und Papier und schrieb eigene Erotik-Romane, wenn sie nicht gerade versuchte, das Stöhnen der Damen zu überhören. Erneut hatte ihr Vater Damenbesuch mitgebracht und Felicia hatte keine Lust mehr, zog sich einen Bolero über ihr schwarzes Kleid und schlich sich aus der Wohnung. Eigentlich war sie nicht gerne dort, doch diesmal suchte sie ihre Mutter auf und lief zum Heilertrak, nachdem ihr die Wohnungstür nicht geöffnet worden war. Im Heilertrak fragte sie eine schwarzhaarige Frau mit ausgeprägten Hüften nach einer Dr. Deeler und die Ärztin hob arrogant das Kinn und suchte Fila. Sie fand ihre Kollegin bei den Engelsfedern. "Da ist ein junges Mädchen, das dich sprechen möchte." berichtete sie und Fila horchte auf und lief zur Tür. Im vorbeigehen meinte ihre Kollegin: "Deine Tochter?" Fila schaute kühl zu ihrer Kollegin, welche schnippisch meinte: "Muss nicht leicht sein, so als Mami, ne?" Sie grinste, während Fila zischte: "Halt die Klappe!" Daraufhin lief Fila nicht erfreut zu ihrer Tochter, drückte sie kurz und relativ gefühllos und ging mit ihr in einem Nebenraum. Felicia senkte den Kopf und setzte sich. Fila seufzte und sah zu ihrer Tochter. "Was führt dich denn her?" erkundigte sie sich und Felicia erzählte leise: "Papa hat Damenbesuch."
Sofort wusste Fila, was gemeint war und wurde innerlich etwas sauer. Sie biss die Zähne zusammen und gab sich gelassen. "Verstehe. Deshalb bist du zu mir gekommen?" Felicia nickte und bereute ihre Entscheidung. Fila war nach wie vor nicht begeistert, aber nahm es einfach hin. "Bleib einfach hier und mach keine Anstalten, ok?" Ein Heiler klopfte an der Tür. "Dr. Deeler? Wir brauchen Sie im OP-Saal!" rief der kurzhaarige Arzt und Fila nickte. "Ich komme sofort!" Sie warf Felicia einen letzten Blick zu, welche schon verstand und die Arme auf den Tisch legte, worauf sie ihren Kopf stützte. Ihre Augen waren halb geschlossen und strahlten Traurigkeit aus, während sie mitgenommen murmelte: "Ich möchte doch auch nur eine komplette Familie, mit Eltern, die zusammen sind und sich lieben. Ich wünschte, ich hätte auch Eltern, die mich beide lieb haben." Traurig saß sie eine Weile auf dem Platz, bevor sie sich entschloss, einfach wieder heimzugehen. Sie wusste, dass ihre Mutter keine großen Anstalten machen würde, wenn sie einfach wieder geht.
Felicia war 17 geworden und ihr Vater kam gestresst von den Heilern wieder. Sie kam aus ihrem Zimmer raus und hörte ihren Vater gerade nur so murmeln: "Ich weiß einfach zu wenig!" Er schien sich über irgendwas aufzuregen und unsicher grüßte Felicia lächelnd. Paul erwiderte die Begrüßung und als er Felicia ansah, schien ihm etwas einzufallen und er wurde ruhiger. "Ist etwas?" hakte Felicia nach und nach einem Moment antwortete Paul: "Mir ist zu wenig über die Todesengel bekannt."
Im ersten Moment schien Felicia verwundert und fragte nach. "Todesengel?" Paul nickte. "Todesengel wurden in dieser Welt geboren. Todesgeister waren einst Menschen. Mir ist bekannt, warum Todesengel existieren, doch es ist zu wenig bekannt, ob ihr euch von den Todesgeistern unterscheidet. Immerhin gibt es kaum Todesengel." Felicia verstand das, aber wich zurück, als ihr Vater sie komisch musterte. Er hatte einen freudigen Geistesblitz und bat sie, ihm zu folgen. Beide liefen in sein privates Arbeitszimmer und setzten sich gegenüber. Felicia musterte die Ordner und Bücher. Sie hatte ein komisches Gefühl, als Paul sie anfing, die unterschiedlichsten Fragen zu stellen. Felicia konnte nicht immer die Fragen beantworten, was Paul erzürnte.
"Du bist ein Todesengel, gerade du musst es doch wissen!" Er nahm seine Feder und warf sie Felicia an den Kopf, welche ihren Vater in diesem Moment nicht wiedererkannte und erschrocken war.
Am Folgetag musste Felicia Paul zu den Heilern begleiten und er packte sie am Arm, um ihr Blut abzunehmen und es daraufhin zu untersuchen. Er interessierte sich dafür, ob das Blut besonders war und bat Felicia dann, den Mund aufzumachen, damit er ihr eine Speichelprobe entnehmen konnte. Stumm und nachdenklich saß sie an seiner Seite und faltete die Hände zusammen. Sie hatte ihren Vater lieb, doch erkannte sie ihn nun nicht wieder und das machte ihr Angst.
Nach einer Weile zeigte er ihr das Endergebnis aus der Speichelprobe und Felicia hatte einen Verdacht, was das sein könnte. "Siehst du? Es ist nachweisbar, dass du meine Tochter bist." erklärte er begeistert über das Ergebnis und notierte sich, dass man eine Verwandtschaft zwischen Todeswesen testen lassen konnte. Felicia war in sich gekehrt und teilte diese Begeisterung nicht mit ihrem Vater.
An einem anderen Tag zerrte Paul Felicia am Arm mit sich. "Hör auf, dich zu wehren!" ermahnte er streng und packte ihr Handgelenk noch fester. "Lass mich los, du tust mir weh!" brüllte Felicia und war entsetzt. Sie wollte sich das nicht gefallen lassen und versuchte sich loszureißen. Er schleifte sie in einem Röntgenraum und ließ sie los. "Zieh dich aus!" befahl er und Felicia wich zurück. "Nein!" rief sie erzürnt, doch Paul packte sie und riss an ihrem Pullover, wobei er auch ihre Haare erwischte und aus versehen ein paar Haare herausriss. Felicia kreischte vor Wut und versuchte sich mit aller Kraft loszureißen, doch Paul drückte sie gegen die Wand und musterte sie mit einer kalten Strenge. Er drückte ihr den Hals zu. Felicia wollte nicht aufgeben und nach Paul treten, doch er war schneller und schlug ihr in den Magen. Felicia erkannte Paul nicht wieder und Hass brodelte in ihr auf. Schließlich gehorchte sie ihm und zog sich komplett aus. Verhasst schaute sie ihm entgegen und ließ mehrere Röntgenaufnahmen von sich machen.
Interessiert musterte Paul die Aufnahmen, während Felicia sich wieder anzog. Er stand auf und Felicia wich instinktiv zurück. Finster funkelte sie ihn an. "Was willst du noch? Hast du nicht schon alles?!" zischte sie, als Paul nach ihrem linken Arm griff und sie zum Tisch zerrte. Der Unterarm lag zur Hälfte auf dem Tisch und mit einer Hand hielt er den gut fest. "Mich würde interessieren, wie stark eure Knochen sind und wie schnell sie wieder_", Er nahm mit der anderen Hand den Teil des Unterarmes, welcher nicht auf dem Tisch lag. "Verheilen." setzte er seinen Satz fort, drückte den Arm nach unten und von Felicia folgte nur ein makaber lauter Schmerzensschrei und Tränen, als sie ihren gebrochenen linken Arm sah. "Warum hast du das getan?!" brüllte sie schmerzverzerrt und Paul blieb kühl dabei, als er anfing, sie zu behandeln. Es interessierte ihn nicht, dass er seine Tochter verletzt hatte und er meinte nur: "Es ist für die Wissenschaft und den Heilern zugunsten."
Felicias Arm heilte gut und in wenigen Wochen würde sie 18 werden. Sie war auf ihre Lehre gespannt und hatte sich bereits dazu entschieden, sich eine eigene Wohnung zu nehmen, um von ihrem Vater wegzukommen. Paul interessierte sich nur noch für die Todesengel und wie es seiner Tochter dabei ging war ihm egal. Felicia nahm dies sehr mit, immerhin war Paul ihr Vorbild gewesen, doch mittlerweile hegte sie nicht einmal mehr den Wunsch, Heilerin zu werden.
Paul kam am frühen Abend heim und Felicia kam nicht mehr aus ihrem Zimmer. Er klopfte an der Zimmertür und Felicia öffnete diese vorsichtig. Sie setzte sich aufs Bett und musterte ihren Vater monoton. "Ich brauche dich für eine ganz bestimmte Angelegenheit." bat er ruhig, doch Felicia beneinte seine Bitte sofort. "Nein, nicht noch einmal!" rief sie laut und streng. Ihr Vater hörte allerdings nicht auf ihre Bitte und griff nach ihrem Arm. "Loslassen!!" brüllte Felicia wütend und ließ sich das nicht gefallen! Sie zerrte sich los und wich zurück. "Felicia!" ermahnte Paul mit kalter Strenge und packte ihren Arm erneut und zerrte sie gewaltvoll aus dem Bett. "Soll ich dir noch einmal den Arm brechen?!" fragte er sie erzürnt und drückte ihren Arm ganz fest. Felicia wollte sich wieder losreißen, doch Paul packte sie und bevor sie sich weiter wehren konnte, schlug er sie bewusstlos und hob sie auf den Arm.
Mit flimmernden Augen erwachte Felicia und ihr Blickfeld wurde langsam klarer. Sie wollte aufstehen, als sie erschrocken feststellen musste, dass sie an den Armen und Beinen auf einem OP-Tisch angekettet war und nicht fliehen konnte! Sie schaute so gut es ging zu ihrem Körper und merkte, dass sie vollständig nackt war und lediglich ein Tuch über ihrem Intimbereich lag.
Paul trat durch eine Tür und stand in Operationskleidung vor Felicia. Neben ihr waren verschiedene chirurgische Instrumente aufgebaut und Paul ließ die hellen Kerzen über Felicia entflammen. Sie schloss bei dem Licht sofort die Augen und drehte sich mit dem Kopf zu Paul, welcher sich Handschuhe überstreifte. "Warum tust du das, Papa? Ich habe dich immer gemocht, du warst mein Vorbild." fragte sie traurig und senkte den Blick. "Hast du mich etwa nicht lieb gehabt?" Paul jedoch sah nur kaltherzig zu Felicia und nahm ein Skalpell. "Was hast du vor?!" rief sie panisch und wollte sich losreißen, doch sie konnte nicht weg!
Mit dem Skalpell kam Paul immer näher und setzte es an ihrem Oberkörper an. Felicia bekam Tränen in den Augen und hatte die pure Verzweiflung im Gesicht. "Bitte tue das nicht, Vater...." wisperte sie, doch Paul setzte den ersten tiefen Schnitt in ihre Haut und Felicia schrie schmerzverzerrt auf, als er das Skalpell weiter nach unten durch ihre Haut zog. "Hör auf!!" kreischte sie schmerzerfüllt und Blut floss aus der Wunde. Langsam verlor sie die Kraft. "Ich hasse dich. Jemand wie du ist nicht mein Vater..." zischte sie, bevor sie bewusstlos wurde.
Die schwarzhaarige Ärztin mit den breiten Hüften musterte die verschlossene Tür des Einzelzimmers. Schließlich kam Paul mit monotoner Miene aus diesem und musterte sie. "Entschuldigen Sie, Dr. Commer! Ich sehe Sie in letzter Zeit nur immer aus diesem Zimmer kommen und wollte fragen, warum?" Diese Unannehmlichkeit beschämte die Ärztin und sie bekam Respekt vor Paul, welcher eine Krankenakte bei sich mitführte. "Es handelt sich um einen besonderen Fall." sagte er neutral und sein Gegenüber nickte. "Meine Tochter wurde in der Menschenwelt vermehrt von Dämonen angegriffen und schwer verwundet." erzählte er dann und mitfühlend schaute seine Kollegin ihn an. "Wie traurig. Wie ist ihr Zustand denn gerade?" erkundigte sie sich weiter und Paul meinte kurzgebunden: "Stabil."
Die Heilerin nickte. "Sie liegt aber bereits länger dort, oder?" hakte sie weiter nach und Paul bestätigte ihre Aussage. "Seit zwei Wochen." Er lief an der Heilerin vorbei und begab sich in seinem Raum.
Täglich sah Paul nach Felicia und verschloss dabei die Tür. Immer noch bewusstlos lag Felicia in dem Krankenbett. Er legte die Decke zur Seite und zog ihr weißes Kleid hoch, um einen Blick auf ihre Narben zu erhaschen. Er notierte sich weiteres und deckte seine Tochter wieder zu. Vorsichtig strich er über ihren Kopf. "Alles Gute zum 18.ten Geburtstag." beglückwünschte er sie und verließ dann wieder den Raum.
Mittlerweile waren dreieinhalb Wochen vergangen und Felicias Narben waren weitestgehend verheilt. Erneut sah Paul nach ihr und diesmal merkte er, dass sie langsam wach wurde. Ihre Hände waren zittrig und die Augen halb geöffnet. Felicia war noch wie benebelt und geschwächt. "Schön, du bist wach." merkte Paul ruhig an und Felicia zuckte zusammen. "Geh weg." flüsterte sie unerfreut, doch Paul widersetzte sich ihr. "Lass mich dir helfen. Du bist noch zu schwach." Felicia wollte seine Hilfe nicht, doch musste sich eingestehen, dass sie diese brauchte. Er griff unter ihrem Arm und stützte sie. Beinahe wäre Felicia auf den Boden gestürzt, als ihre Beine nachgaben. Persönlich wäre ihr dies auch lieber gewesen.
Zittrig lief sie zur Dusche und bekam einen Hocker zum sitzen. Paul wollte ihr noch weiter helfen, doch Felicia funkelte ihn finster an. "Ich kann das alleine!" Sie nahm den Duschkopf zur Hand und Paul verließ das Bad. "Ich stelle dir neue Kleidung bereit." sagte er, bevor er ging und Felicia alleine ließ. Vorsichtig zog sie ihre Kleidungsstücke aus und warf einen Blick auf ihre Narben, welche pfleglich versorgt worden waren. Langsam stellte sie das Wasser an und ließ das Wasser auf ihre Haut tropfen. An den Narben brannte das warme Wasser etwas und Felicia biss die Zähne zusammen.
Nachdem duschen trocknete sie sich ab und stand zittrig auf. Sie nahm die bereitgestellten Kleider und lief leicht gebeugt und langsam zur Tür. Als ihr schummrig wurde, hielt sie inne und betrat dann wieder das Krankenzimmer. "Welchen Tag haben wir?" fragte sie irritiert nach und Paul antwortete gelassen: "Den 22.4." Felicia brauchte etwas, um zu realisieren, dass sie bereits 18 geworden war. Paul gratulierte ihr persönlich noch einmal. "Und ich danke dir sehr für deine Hilfe. Diese hat mich sehr belehrt und verstehen lassen." Felicia stockte, als Paul ihr die Bilder zeigte und ihre Miene verfinsterte sich. Sie erinnerte sich an alles vor ihrem Koma, an jedes Gefühl und jenem Schmerz.
Wenige Tage später kehrte Paul mit Felicia heim und kühl musterte sie ihre Narben im Spiegel. Sie war sich bewusst, dass diese für immer bleiben würden, doch machten sie Felicia nichts aus. Paul tat, als wäre alles wie immer zwischen den Beiden, doch Felicia lehnte jede Aufmerksamkeit ab. Heimlich packte sie ihre Sachen und als Paul zu den Heilern ging, schlich sie sich in sein Arbeitszimmer. Sie wollte sich nach den Unterlagen über die Vivisektion erkundigen, fand jedoch etwas, was ihren Hass weiter aufkeimen ließ. In dem Ordner standen sämtliche Informationen über ihre Entwicklung und all die Fragen, welche Felicia beantworten musste. Auch über Filas Schwangerschaft hatte er geschrieben und Felicias Hass wuchs umso mehr. sie schmiss den Ordner auf den Fußboden und packte all ihre wichtigsten Sachen.
Paul kam von der Arbeit wieder und war erst überrascht, Felicia mit gepackten Kisten zu sehen. Hasserfüllt funkelte sie ihn an. "Ich werde ausziehen und meine Lehre beginnen!" stellte sie klar und kühl fasste Paul ihren Entschluss auf. "Tu dir keinen Zwang an." meinte er und ging zur Seite. Felicia hatte bereits eine Wohnung beantragt und trug die Kisten alleine. Sie wollte keine Hilfe und ging ohne ein Wort zu sagen. In der Zeit sammelte Paul wortlos den Ordner auf und schaute ihr hinterher. Er schloss die Tür und ohne ein Lächeln im Gesicht drehte er alle Bilder von Felicia, die an der Wand hingen, um.