Der Klimawandel setzte der Erde und seinen Bewohnern zu. Der heiße Sommer führte dazu, dass die Rettungskräfte vermehrt wegen Kreislaufprobleme ausrücken mussten.
Verstorbene verwesten schneller. Dies erlebte Shadia nicht selten bei Abholungen, wo der Körper bereits wenige Tage lag. Die aktuelle Abholung war die einer älteren Dame, die still gestorben ist. Ihr Tod wurde nur durch einen Anwohner, der sich vom Geruch belästigt fühlte, entdeckt. Ohne die entstehenden Gerüche wäre ihr Körper weiter unbemerkt verwest. Sie hatte Musuko mehrmals gefragt, ob er mitkommen wolle. Seine bis jetzigen Verstorbenen sahen alles aus, als würden sie schlafen. Der jetzigen Hülle sah man den Tod deutlich an. Musuko stand dem aber gefasst gegenüber und mit der richtigen Ausstattung holten sie den Leichnam ab.
Der trockene, heiße Sommer führte ebenfalls dazu, dass es zu einer Dürre kam. Dies ruinierten einigen Bauern die Ernte, was zu fehlenden Einnahmen, steigenden Preisen und mehr Unzufriedenheit der Menschen führte. "Bin ich froh, dass ich durch bin mit der Ernte. Trotzdem, wenn das die nächsten Jahre so bleibt..." seufzte Niklas und sah gedankenverloren in den Himmel. Er saß im Garten auf einem Stuhl. Er machte sich Sorgen um die Zukunft und die Existenz der Landwirte.
Er blickte zum Garten und bemerkte Gamia, die vor ihm durch ein Portal kam. Sie kam vom Totenreich wieder. "Ich hatte heute viele Hitzetote." erzählte sie und setzte sich neben ihn auf einem Stuhl. Beide gaben sich einen schnellen Kuss. "Wenn das so weitergeht, wird die Sonne uns alle verbrennen." seufzte Gamia und fragte Niklas, wie es bei ihm war. "Halbblut sei Dank merke ich nicht so viel von der Hitze. Hab von Bauern gehört, dessen Ernte voll im Arsch ist." berichtete er und Gamia erinnerte sich genau an die Jahre zurück, in denen es auch in der Lenner-Familie nicht gut lief.
Niklas und Gamia waren nicht lange zu zweit. Gamia spürte die Präsenz ihrer Mutter, die sie kurzerhand von hinten umarmte. "Na, Süße, wie wars bei dir im Totenreich?" fragte sie und gab ihr einen Wangenkuss. "Viele Akten von zukünftigen Todesopfern." berichtete sie und Gina schmunzelte. "Ich empfand das Wort Todesopfer schon immer als.... eigenartig. Es sind keine Opfer des Todes. Sie gehen den natürlichen Lauf des Lebens. Das Ende ist dabei stets hervorbestimmt.", Sie strich über Gamias Schultern. "Aber ich bin es gewohnt, dass Menschen mir aus dem Weg gehen wollen und mich als böse erachten." Gina seufzte und lächelte dabei.
"Aber es gibt auch genug, die dich akzeptieren und manche vergöttern dich sogar." entgegnete Gamia und Gina meinte nur: "Dein Vater." "Ja."
Gina ließ von ihrer Tochter ab. "Dann werde ich ihn auch mal hallo sagen." verabschiedete sie sich und Gamia erwähnte nur schnell, dass sie gleich auch vorbeikommen würde.
Dies tat sie kurz darauf, um sich dann auf ein gemeinsames Kartenspiel einzulassen.
"Ah, man!" entfuhr es Fritz gereizt und ließ die Karten los. "Dass das nochmal passiert." schmunzelte Gina und auch Gamia war wie ihr Vater fassungslos.
"Man sollte sich vielleicht nicht immer so siegessicher sein." schmunzelte Gina und war stolz auf einen ihrer wenigen Siege im Kartenspiel. Eigentlich verlor sie immer und es war dann ein Spiel zwischen Gamia und Fritz. Diesmal hatte Gina gegen Gamia gespielt und gewonnen. Gina sah Kartenspiele als 1 gegen 2 Duelle an.
"Du hast dich trotzdem gut geschlagen." seufzte Fritz und strich über Gamias Schulter. Sie war genauso unerfreut wie er. Beim Kartenspielen wurden beide immer temperamentvoll.
Gamia verabschiedete sich und ließ ihre Eltern alleine. Fritz schmollte noch wegen seinem Verlust, doch Gina wusste, dass er nicht ernsthaft gekränkt war und ein dicker Kuss auf die Wange ließ ihn lächeln. Kurzerhand zog er sie an sich und küsste ihre Stirn, den Arm legte er dabei um sie und berührte eine ihrer Brüste dabei. Dies tat er absichtlich, was dadurch bestätigt wurde, dass er zudrückte. Gina senkte den Kopf etwas, um seiner Leistengegend näherzukommen. Dabei bemerkte sie, dass sich etwas regte und griff zu. Dies machte die Erregung noch offensichtlicher und Fritz öffnete den Gürtel und die Jeans für ein besseres Gefühl. Beide vergaßen, dass sie im Garten auf der Holzbank saßen und jemand vorbeikommen könnte, doch beide hielten dies für unwahrscheinlich. Die einzigen Personen wären Gamia und Niklas und die waren beschäftigt.
Auf der Holzbank fing Gina an, seine Lenden mit der Hand auf und ab zu bewegen. Ein flehender Blick von Fritz brachte Gina dazu, ihre Lippen an seinen Penis zu führen. Mit ihren Mund umschloss sie diesen und bewegte diesen rhythmisch. Ihr Tempo dabei und wie lange sie seinen Penis im Mund behielt war dabei gekonnt. Sie hatte bereits viel Erfahrung damit. Sie behielt sein Gemächt während seines Orgasmus im Mund und schluckte die Ladung Sperma. Fritz ließ sich innerlich fallen und lehnte sich zurück. Gina war noch freudig damit beschäftigt, seine Lenden von den letzten Samenresten sauber zu lecken, bevor sie ihm näher kam und sich ihre Lippen zu einem Kuss berührten. "Danke." hauchte er verliebt.
Bis zum Abend verbrachten sie die Zeit zusammen. Sie schliefen zusammen ein, auch wenn Gina nur zwei Stunden ruhte. Nach ihrer Ruhepause gab sie Fritz einen Kuss und zog sich um, um ihren Weg in die Totenwelt zu gehen. Sie schrieb in Ruhe an ihren Akten, bevor sie zu ihrer Sense griff und sich vornahm, Seelen zu geleiten. Sie konnte nicht einfach nur stumpf Akten niederschreiben. Bereits in ihrer Schwangerschaft musste sie sich deshalb beherrschen, nicht zum Geleiten loszustürmen.
Bevor sie ihre erste Seele des Tages geleitete, suchte sie Viktorius auf. Sie fand ihn auf den Gleisen sitzend vor einem Zug, der mit Blut und zerkleinerten Körperstücken versehen war.
Gina setzte sich zu ihm. Beide blickten sich neutral an. "Der Suizid ist schon Stunden her und du bist noch hier." murmelte Gina und blickte zu den Tatortreinigern.
"Er war schwer depressiv, hielt sich für Müll." seufzte Viktorius und sah, wie die Tatortreiniger noch zerberste Knochen fanden, an denen Hautstücke hingen. All dies taten sie in einen großen Plastiksack. "Und nun werden seine Überreste wie Müll in den Sack getan... Welch bittere Ironie." hauchte er und stand mit der Sense in der Hand auf. Gina folgte ihm und ihr Weg führte sie zu dem Zug. Sie musterten diesen und die Menschen, die nach dem Tod aufräumten. "Du machst deine Aufgabe gut." meinte Gina ruhig und Viktorius dankte ihr leise. Schließlich öffnete Viktorius ein Portal und verließ diesen Ort. Gina tat es ihm gleich und folgte ihrem Auftrag, Seelen zu geleiten.
Gina war immer wieder selbst fasziniert davon, wie facettenreich der Tod sein konnte. Auf wie unterschiedliche Arten Menschen ihr Leben ließen. Am ruhigsten waren die Tode, in denen man wortwörtlich im Schlaf stirbt. Auf diese Art zu sterben wünschen sich viele. Interessant fand Gina, dass es Menschen gibt, die sich dem Schlaf entziehen, weil sie Angst haben, am nächsten Tag nicht mehr aufzuwachen. Am Ende war es dann der Schlafentzug, der sie ins Grab brachte. Dies war auch bei diesem Mann mittleren Alters der Fall gewesen. Er hatte große Todesangst, als Gina seine Seele geleitete. Gina war die Angst, die die Menschen zeigten, gewohnt und versuchte ihnen eine wohlfühlende Atmosphäre zu geben. Sie geleitete die Seele des Mannes in den Himmel und warf einen letzten Blick auf seinen leblosen Körper. Er lag auf seinem Bett neben der ungemachten decke. Er hatte Augenringe und sah durch den Schlafentzug kraftlos aus. Überall fanden sich Energy Dosen vor oder benutzte Kaffeetassen. Die Wohnung war nicht aufgeräumt. Überall lag Müll oder Kleidungsstücke, doch Gina sah, dass die Wohnung einst richtig schön war, bevor die Angst den Mann übernahm.
Das nächste Seelengeleit zeigte Gina wieder einmal die Grausamkeit des Menschen. Vor ihr stand ein streitendes Pärchen. Der Mann war aggressiv und Gina vermutete, dass die Beziehung der Beiden giftig war.
"Ich habe dir doch mehrmals gesagt, du sollst mein Auto nicht nehmen, um zu deiner verblödeten Schwester zu fahren!! Mal ganz davon ab, habe ich dir überhaupt erlaubt, dich mit jemanden treffen zu dürfen? Hab ich das, häh?! Nein, habe ich nicht!" brüllte er und erschrocken wich die Frau zurück. "Nein, hast du nicht..." hauchte sie und blickte zum Fliesenboden der Küche. "Schau mich an!" befahl er und scheuerte ihr gewaltsam eine.
Sie torkelte zurück, zur Treppe, die in den Keller führte und stürzte diese hinunter. Regungslos blieb sie auf dem kalten Betonboden liegen. Ihr Kopf war komisch verdreht, Genickbruch.
Gina setzte die Sense bereits im Sturz an. "Jetzt ist sie ihn zumindest los." dachte Gina, als sie spürte, dass sich die Seele nicht geleiten ließ. Sie versuchte mit aller Kraft die Seele in den Himmel zu bringen, doch diese wehrte sich unermüdlich und Gina beließ es dabei. Der Geist der Frau stand vor ihr. "Er hat mir nicht erlaubt, gehen zu dürfen." hauchte sie und wandelte irritiert durch den Keller, berührte die Konserven und Wände. Gina sah zum Leichnam und vernahm dann die Kellertür, die abgeschlossen wurde.
"Ich glaube, du wirst hier noch lange liegen." hauchte Gina und verschwand vom Todesort.
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"Wieso kann man den Müll nicht mitnehmen oder in den Mülleimer schmeißen, anstatt ihn hier liegen zu lassen?" seufzte Vicky und hatte sich mit anderen zum aufräumen des Stadtparks getroffen, in dem oft Jugendliche abhingen, laut Musik hörten, picknickten, aber ihren Müll nicht wieder mitnahmen. Die Stadt hatte bereits darüber diskutiert, Maßnahmen zu ergreifen. Besonders die Beschwerden der Anwohner bestätigten das Vorhaben.
Beim Aufräumen fanden sich Leute wieder, die Sozialstunden ableisten mussten, wovon nicht alle ihre Arbeit ernst nahmen. Es gab aber auch Personen wie Vicky, die das ernst nahmen und fleißig dabei waren, Müll aufzusammeln.
Vicky bemerkte ein Mädchen mit braunem Haar, das ihre Haare zu einem Zopf gebunden hatte. "Hi, du scheinst auch eifrig dabei zu sein." meinte Vicky, als sie zu ihr kam. Die angesprochene Person blickte zu ihr. "Ja, mir ist das wichtig. Ich bin Heather."
"Vicky." stellten sie sich ein einander vor und kamen ins Gespräch.
"Ich bin öfters hier." erwähnte Heather. Während sie sprachen räumten sie weiter auf. "Ich bin hier heute wieder zum ersten Mal, nach langer Zeit. Ich war sonst viel auf Demos unterwegs, aber möchte es etwas ruhiger angehen lassen.", erklärte Vicky ihr und Heather nickte. "Mir liegt Mutter Natur sehr am Herzen. Sie hat so viel für uns getan, das ist das Mindeste, was wir tun können." meinte Vicky und Heather hörte zu. "Ich finde es wichtig, auf den Planeten zu achten, auf den wir leben. Es geht um die Tiere, unsere zukünftigen Kinder. Sie sollen nicht wegen uns auf einer kaputten Erde leiden." erwähnte Heather und hob eine Glasflasche auf. "Weiß du, ich fand das damals schon schlimm, als sie die Kirche abreißen wollten. Damals habe ich mich ebenfalls dafür eingesetzt, dass dies nicht geschieht." erzählte Heather und Vicky gab ihre Meinung dazu ohne Scheu kund.
"Ich hätte das nicht schlimm gefunden. Der Himmelsfürst ist für mich ein fragwürdiger Glaube. Ich halte nicht viel davon."
Heather verstummte bei diesen Worten. "Ich glaube an ihn, genauso wie viele andere. Die Kirche hat eine tiefe Bedeutung." entgegnete sie, aber Vicky konnte sie damit nicht umstimmen. "Entschuldige, aber für mich ist der Himmelsfürst ein Lügner." fügte Vicky hinzu und Heather verschränkte den Blick. "Ich möchte nicht darüber reden." murmelte sie und fühlte sich angegriffen. Darum ging sie von Vicky weg und arbeitete für sich alleine weiter.
Nachmittags kehrte Heather zu ihren Bruder heim und erzählte ihm von dem Gespräch. "Sie hat gesagt, meine Glaubensrichtung sei eine Lüge. Ich darf doch glauben, an was ich will." murmelte sie und bediente sich an der Schupfnudel Pfanne. Damian hörte ihr zu. "Naja, damals hast du auch versucht, mich für deinen Glauben zu überzeugen. Menschen denken immer, ihre Meinung ist die Richtige und wollen andere von ihrem Weltbild überzeugen, Heather. Lass sie an das denken, was sie für richtig hält. Jeder glaubt sowieso an das, was er für richtig hält.", Er nahm einen Bissen vom Essen.
"Ich sehe das oft genug bei Kunden. Kannst ihnen sonst was sagen, am Ende halten sie an das fest, was sie für richtig halten. Es ist auch nicht deine Aufgabe, dies zu tun. Senk deine Erwartungshaltung bei sowas." Er sprach sehr gelassen über seine Erfahrung und dabei merkte Heather wieder, dass ihr Bruder 11 Jahre älter war, als sie.
Sie sah zum Essen. "Ja, da hast du wohl Recht." Damian wurde als Erster mit Essen fertig und wartete auf seine Schwester.
"Wie definiert man Glaube überhaupt? Was ist der Glaube?" fragte er seine Schwester nachdenklich und ohne großartig darüber nachzudenken meinte sie: "Naja, wenn du an etwas glaubst, wie den Himmelsfürst, obwohl gar nicht sicher ist, dass es ihn gibt." So stumpf wollte Damian das nicht abtun. Glaube hatte viele Seiten. Er dachte an die Menschen mit einem exzessiven Glauben. Seine Schwester hatte auch nicht unrecht mit ihren Worten. Damian war der Meinung, dass der Glaube zu etwas oft auch das Bedürfnis nach Antworten für das Unerklärliche waren. Wenn früher Katastrophen geschahen, hielt man es für eine Strafe, bis die Menschen wirklich rausfanden, woran es lag. Menschen suchten immer nach einer Antwort auf ihre Fragen. Für andere war der Glaube aber auch die letzte verbliebene Hoffnung.