"Johannes ist ein Halbblut. Ich habe mich damals bei einem Seelengeleit in seine Mutter Jorina Senvetch verliebt und auch wenn ich es mir anfangs nicht eingestehen wollte, war mir dieser Mensch doch sehr ans Herz gewachsen. Sie starb bei seiner Geburt am 29.8 und ich bat den Tod um Hilfe, welcher seine Aura verdeckte. Ich hatte Sorge, er würde sonst nicht in der Totenwelt angenommen werden." beichtete er und fühlte eine Last von sich fallen. Cedric sprach Jeremy in dem Moment gut zu und blickte zu ihm. "Es ist keine Schande oder sonstiges. Meine Enkeltochter ist nämlich mit einem Halbblut zusammen. Johannes ist nicht der Einzige seiner Art." Bei diesen Worten wurde Jeremy hellhörig und es erleichterte ihn auf einer Seite, dass Johannes nicht alleine war und weitere Halbblüter existierten. "Die Totenwelt ist ein Ort für alle und dem Tod ist es egal, wer oder was du bist. Er ist der neutrale Richter, für dem nur deine Sünden und Tugenden von Relevanz sind." erwähnte Cedric ruhig, verschränkte leicht die Arme und lächelte. "Es tut mir leid, euch angelogen zu haben." entschuldigte Jeremy sich und die anderen Seelengeleiter zeigten sich ihm verständnisvoll und wussten, dass er es aus Schutz und Sorge getan hatte.
Justin lieferte dem Tod einen Bericht über die Geschehnisse ab. "Ich spürte bereits die Anwesenheit und dann kurz darauf die deine. Wärst du nicht gewesen, hätte ich das Böse zurückgedrängt. Ich werde den Schutz des Totenreiches verstärken. Lediglich Himmelswesen und Seelen sollen sich hier einfinden." dankte Gevatter Tod und stand auf, um nach seiner Sense zu greifen, mit welcher er das Totenreich sicherer machen wollte. "Ich werde Cedric ein Schreiben geben, damit er über die Hinrichtung informiert ist." erklärte Gevatter Tod nebenbei und Justin nickte, als der Tod alle Türen verschloss, sich vor Justin stellte, seine Sense gut festhielt, auf dem Boden ansetzte und Justin kurz darauf einen starken Schutz spürte, der sich auf das gesamte Totenreich ausbreitete und kurz für jedes Todeswesen spürbar war. Die Ketten um die Türen verschwanden und der Sensenmann setzte sich wieder auf seinem Platz. Justin verblieb in dem Raum und sah kurz zu Josef, welcher stramm und still mit dem Rücken zur Wand stand. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt und das Umfeld aufmerksam im Blick.
Alma suchte die Sensenschmieder auf und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war und blickte zu ihren Kollegen. Sie war erleichtert, dass jeder wohl auf war und sie nahmen langsam ihre Arbeit wieder auf. Die Zwillinge halfen Jeremy und Johannes beim aufräumen und der Gildenführer verblieb noch eine Weile bei beiden, da ihnen das Erlebte noch im Gedächtnis hing. Johannes versuchte die Situation humorvoll aufzulockern und scherzte, was das für ein Schichtbeginn gewesen sei, versuchte damit allerdings nur das Erlebnis zu verarbeiten und nicht zu sehr an sich heranzulassen. Er wirkte verletzt und nicht mehr aufgedreht, wie vorher und auch er hatte seine Schicksalsschläge erlebt. Jeder von uns hat Narben, doch sind nicht immer alle sichtbar, denn einige liegen verborgen in der Seele.
Cedric verließ die Anderen mit der Sense von Marius in der Hand und überreichte ihm diese wieder. Weitere Informationen behielt Cedric für sich und war nur froh, dass Marius seine Sense wieder hatte und keiner verletzt wurde. Er lief heim und war alleine. Ein kleiner Sensenmanngeist erschien vor ihm und überreichte ihm eine kleine Schriftrolle. Cedric wusste, was dies bedeutete.
Johannes und sein Vater gaben nach ihrem Schichtdienst diesen an Herr Serptes ab und waren froh, dass ihr Dienst zu Ende ging und beide heim gehen konnten.
Vater und Sohn setzten sich zusammen in das Wohnzimmer hin und eine unangenehme Stille herrschte, aber beide dachten dasselbe. Jeremy blickte zur Kommode, wo mehrere Fotos standen. Unteranderem von Johannes im Kindergartenalter, seinem Schulabschluss aber auch von seiner Mutter. "Jorina war eine tolle Frau. Sie hatte nicht viel und arbeitete als Putzfrau, aber sie besaß ein großes Herz und war offen für Neues, außerdem hatte sie genauso eine verrückte Art wie du. Du siehst ihr wirklich ähnlich." erwähnte Jeremy lächelnd und erinnerte sich an seine verstorbene Geliebte. Johannes blickte zu ihm und wie er sich wieder setzte. "Ich denke immer wieder mal daran, wie sie mir erzählte, dass sie dich erwartet. Ich kam sie, heimlich nach meinem Gildendienst besuchen und setzte mich an den Küchentisch, bis sie ein Ultraschallbild hervorholte und mir davon erzählte. Wenn ich ehrlich bin war ich anfangs überrascht und nicht begeistert, immerhin war sie ein Mensch und ich ein Todesgeist. Ich machte mir wegen dieser Verbindung Sorgen, doch freute ich mich auch auf einer Seite, denn ich liebte sie und das Kind und würde sie nicht im Stich lassen. Umso aufgelöster war ich, als ich in der Gilde ihre Todesakte vor mir liegen hatte. Bei deiner Geburt erfuhr sie die Wahrheit meiner Existenz und wirkte weder verängstigt, noch verstört, sondern schaute liebevoll und bat mich darum, böse Wesen von dir fernzuhalten und dich vor diesen zu beschützen. Dieses Versprechen gab ich ihr." Seine Ausstrahlung war ruhig und er hatte die Hände vor dem Körper zusammengefaltet, den Kopf leicht gesenkt und lächelnd zu Boden blickend. Sein Sohn ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. "Hat sie vorher nicht davon gewusst?" fragte Johannes und Jeremy nickte. "Ich hatte erzählt, dass ich im Büro arbeite und meine Wohnung renoviert wird. Ich habe sie immer abgewimmelt, wenn sie mich besuchen wollte, was ihr manchmal komisch vorkam, aber sie beließ es dabei." erklärte Jeremy lächelnd und Johannes lächelte selber, als er etwas über seine Mutter hörte. "Ich weiß noch, wie ich sie kennenlernte. An dem Tag hatte ich eine Nachbarin von ihr geleitet und ich sah, wie ihre Einkäufe hinuntergefallen waren. Ich half ihr, ohne einen Grund zu haben, warum ich dies tat. Zum Dank lud sie mich auf einem Kaffee ein und ich verblieb bei ihr. Sie hatte eine offene, herzliche Art und Weise." lobte er sie in höchsten Tönen und Johannes konnte sich seine Mutter genauso vorstellen.
"Ich bin einfach froh, dass man es akzeptiert, dass du ein Halbblut bist und wir kein Versteckspiel mehr daraus machen müssen, um deine Identität zu verdecken." sagte Jeremy erleichtert und lehnte sich zurück. Johannes blickte lächelnd zu seinen Beinen.
"Wenn ich dann mal wieder eine Auszeit von der Totenwelt brauche, wissen die anderen nun Bescheid." schmunzelte er und durch sein Halbblut-Dasein fühlte er sich von der Totenwelt manchmal erdrückt, weshalb er sich eine Auszeit auf der Erde nahm. Auch in anderen Bereichen war er dementsprechend manchmal ein wenig im Nachteil, aber er kam gut damit klar.
"Es hat mich erleichtert zu hören, dass ich nicht der einzige Halbblut bin und es in Cedrics Familie auch ein Halbblut gibt." gab Johannes offen zu und grinste, als er zu seinem Vater blickte, welcher nickend zustimmte. "Und selbst wenn jemand dies nicht gut findet, es ist deren Problem und sollte so eine Verbindung nicht statt finden, hätte der Himmelsfürst schon dafür gesorgt!" meinte Johannes voller Selbstvertrauen und Jeremy fand diese stärke großartig. Er erinnerte sich allerdings an eine frühere Mordserie zurück.
"Es gab mal einen Fall, wo jemand ein Halbblut als unrein beschimpfte und diesen töten wollte. Der Täter war selbst ein Halbblut, halb Engel, halb Todeswesen und wurde nicht viel beachtet, allerdings grenzte er sich auch aus, bevor er für sein Vergehen gerichtet wurde, anderen Todeswesen das Leben genommen zu haben." berichtete er und wusste nicht, ob er Johannes davon erzählen sollte, entschied sich dann aber dafür. Johannes nahm diese Erzählung gut auf und bekam dadurch keine Angst, von einem böse gesinnten Todesgeist umgebracht zu werden. "Um Herr Borkes wird sich demnächst der Henker kümmern." erwähnte Jeremy und Johannes wusste Bescheid. Als Gildenmitglied in der Lehre nicht und würde dies erst erfahren, sobald er ein festes Mitglied ist. "Ich bin nur glücklich, dass nichts Schlimmeres passiert ist und der Dämon schnell zurück in die Hölle befördert werden konnte." seufzte Jeremy zufrieden und stand vom Sessel auf. Er ging zu seinem Sohn, drückte ihn einmal an sich und wünschte ihm dann eine gute Nacht.
Es kehrte Ruhe im Totenreich ein und zu später Stunde betrat der Henker die Gilde. Der Henker nickte Herr Serptes zu und verschwand dann im Henkersraum. Komplett in schwarz gehüllt betrat er den Hinrichtungsraum und blickte einem verhassten Herr Borkes entgegen. "Was ist das für eine Welt, in der die Todesstrafe noch erlaubt ist?! Diese Welt ist unmenschlich!!" keifte er und rüttelte an den Ketten, doch kam nicht von diesen los. Die Gittertür wurde aufgeschlossen und der Henker stand Herr Borkes gegenüber. Er umschloss fest die Henkerssense und holte zu einem gezielten Schlag aus, um Borkes den Kopf abzutrennen. Eiskalt vollrichtete er seine Arbeit und beendete Borkes Leben.
Er kehrte heim von der Hinrichtung und lief die Treppen hinauf, bis er eine Stimme vernahm und kurz darauf die von seiner Frau, welche erzürnt klang. Cedric bekam einen Verdacht, mit wem sie redete.
"Sie hat dich auf die Welt gebracht und du hast dich vor ihrer Erlösung nicht einmal verabschiedet." flößte Paul Felicia ein und stützte dabei einen Arm an seinen anderen. Felicia ließ sich davon nicht einnehmen. "Ich würde das selbe bei deiner Erlösung tun! Ich sehne diesen Tag regelrecht herbei!" entfuhr es ihr direkt und erzürnt, bevor sie dazu setzte: "Ich bin froh, dass Fila nicht mehr ist und hoffentlich im Höllenreich verrottet!"
Paul verengte seinen Blick. "Ich bin immer noch entsetzt darüber, dass dir Ludheims Erlösung näher ging, obwohl er nicht dein Verwandter war. Von ihm hast du nicht deine Intelligenz, er war nicht dein Vater." meinte er arrogant und Felicia ballte eine Hand zur Faust. "Ich wünschte, er wäre es gewesen! Er war mit Cedric der einzige, dem ich die ganze Wahrheit über dich erzählen konnte und der mich verstand!" verteidigte sich Felicia und Paul verschränkte seinen Blick, als er erfuhr, dass Ludheim von seinen Missetaten gewusst hatte.
Cedric sah beide und ging gerade auf Felicia zu. Sein Blick verhärtete sich und er ergriff Felicias Hand, die zuvor noch zu einer Faust geballt war. "Guten Tag, Herr Commer!" grüßte er stramm und stellte sich neben Felicia, die über seine Anwesenheit erleichtert war. Cedric hatte oft Geduld im Umgang mit Paul bewiesen, aber der heutige Moment ließ ihn wütend werden. "Herr Commer, ich bitte Sie darum, uns nie wieder, bis zu Ihrer Erlösung, zu besuchen und sollten Sie uns dennoch zu Nahe kommen, werde ich mit der Gilde andere Maßnahmen ergreifen!" verwarnte er freundlich und blieb bei diesem Appell neutral. Seine Frau blickte ihn mit funkelnden Augen an und Paul sah Cedric stillschweigend an. "Schönen Abend." wünschte er monoton und drehte beiden den Rücken zu.
Das Ehepaar betrat die Wohnung und schloss die Tür hinter sich, bevor Felicia Cedric in einem Kuss verwickelte. "Ich danke dir." hauchte sie und schaute ihn dankbar in die Augen. Ihr Gemüt beruhigte sich und Cedric strich über ihre langen, schwarzen Haare. "Selbstverständlich. Er musste es endlich gesagt bekommen und sein Verhalten war unangebracht. Er soll dich einfach nur in Ruhe dein unsterbliches Leben führen lassen!" erwähnte Cedric und umfasste ihre Hüfte mit seiner Hand. Sie war dankbar, einen Mann wie Cedric an ihrer Seite zu haben, welcher für sie einstand.