Felicia war 15 Jahre alt und trug einen schwarzen Rucksack auf ihren Rücken. Mit ihrem Vater stand sie vor Filas Tür. Sie senkte lustlos den Kopf. "Kann ich nicht bei dir bleiben? Muss ich denn unbedingt zu Mutter?" fragte sie unbegeistert nach und Paul schaute zu ihr. "Sie ist deine Mutter und freut sich sicher, dich zu sehen. Ihr müsst doch auch etwas Zeit zusammen verbringen." meinte er und Felicia wollte gerade was sagen, als die Tür aufging. "Hallo Paul und Felicia." grüßte sie ruhig und lächelte, bevor sie Paul in den Arm nahm. Daraufhin umarmte sie kurz ihre Tochter, aber Felicia hatte das Gefühl, dass sie weniger erfreut gedrückt wurde. "Dann macht euch zwei schöne Tage. Ich hole dich dann wieder ab, Felicia." verabschiedete Paul sich und strich über Felicias Haare, welche wenig Lust hatte und am liebsten wieder mitgegangen wäre. Felicia lief in die Wohnung und Fila schloss die Tür. "Du weiß ja, wo dein Zimmer ist." meinte ihre Mutter unerfreut und Felicia nickte. Sie ging in ihr kleines Zimmer, welches sie bei ihrer Mutter hatte und packte ihre Sachen aus. Dort verbrachte sie eine ganze Weile und las in ihrem Buch oder schrieb sich Notizen für ihre Kurzgeschichten auf. Das tat sie oft, wenn sie bei ihrer Mutter war. Die meiste Zeit war sie nur in ihrem Zimmer, bevor sie die Karten zur Hand nahm, die einst ihren Vater gehört hatten. Er hatte sie ihr geschenkt und ihr das Kartenspielen gelehrt. Darunter auch ein paar Tricks zum vorführen und schummeln. sie versprach ihm, dass sie immer auf diese Karten aufpassen würde.
Felicia kam aus ihrem Zimmer und setzte sich zu ihrer Mutter an den Tisch. "Wie wäre es mit einem Kartenspiel?" fragte sie matt lächelnd und Fila seufzte. "Ja, was möchtest du denn spielen?" erkundigte Fila sich und Felicia entschied sich für Mau-Mau. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht viele Kartenspiele beherrschte und miserabel darin war. Fila wirkte sehr desinteressiert während des Spiels und kurz bevor Felicia am gewinnen war, warf Fila ihre restlichen Karten auf den Tisch und meinte: "Hast gewonnen." Fila stand auf und kehrte Felicia den Rücken zu. Verdutzt und leicht traurig schaute Felicia ihrer Mama hinterher, bis sie ausdruckslos die Karten zusammen sammelte und in ihr Zimmer verschwand.
Felicia lehnte sich an den Türrahmen und senkte den Blick, bevor sie ihre Karten musterte. "Warum ich die auch immer behalten habe." murmelte sie und schloss die Tür wieder.
Cedric stand am Tatort und hatte die Stelle bereits fotografiert. Er sah sich die Wohnung an und notierte, dass hier kein Kampf stattgefunden habe. Vermutlich sei Ellie von einem Besucher ausgegangen und habe diesen, ohne nachzudenken, die Tür geöffnet, bevor sie dann ermordet wurde.
Er stellte Elliot ein paar Fragen zu Ellie, welche Elliot schleppend beantwortete. Dadurch fand Cedric raus, dass Ellie keine Feinde hatte und beide Opfer von Suicide Hangman waren. Elliot bekam Angst, dass der Täter zurückkommen würde und seine Kinder ohne Eltern aufwachsen müssen. Die Miene von Cedric wurde ausdruckslos, als er Elliots Antworten hörte und wusste, dass die Gruppe Redemptor Noster wieder zugeschlagen hatte.
In der Zwischenzeit kehrte Fila heim und zog sich für die Arbeit um. Auf der Arbeit lief sie zuerst zu Dr. Ludheim, dabei traf sie auch auf Paul. Innerlich freute sie sich darüber, blieb aber ruhig und berichtete von der Angelegenheit. "Also wird Dr. Bromerus erstmal nicht zur Arbeit kommen? Verstehe." sagte Paul empathielos und verließ den Raum. Ludheim fand Pauls Verhalten unbeschreiblich und schüttelte nur mit den Kopf. Er dankte Fila für die Information und hoffte, dass Elliot stark bleiben würde.
Beim Tod und in der Gilde waren die Informationen ebenfalls schon angekommen und ein dunkler Schleicher legte sich auf das Gemüt in der Totenwelt. Cedric setzte alles daran, diesen Fall zu klären, allerdings wirkte sich dies auf seine Launen aus. Seine Frau merkte sofort, dass er wieder verschlossener und monotoner wurde. Auch in ihr kam die Sorge um ihren Ehemann wieder hoch und sie wollte nicht, dass ihm wieder etwas passiert. Cedric saß in seinem Zimmer und dachte über den Fall nach.
Felicia klopfte an und betrat den Raum. "Hat sich schon etwas Neues ergeben?" fragte sie ihn behutsam und stellte sich zu ihm. "Vermutlich ist der Täter ein Heiler. Zu weiteren Todeswesen, außerhalb des Heilertraktes, hatten beide keinen Kontakt und er muss sie gekannt haben. Immerhin wusste er, wo sie wohnen und dass Ellie daheim ist." erklärte Cedric ruhig und schaute zu Felicia. Er hatte die Finger verflochten und blickte dann wieder zu seinen Unterlagen. "Wenn es eine Gruppe ist, dann werden sie sich sicher auch treffen und ihre Pläne besprechen. Außerdem muss sich das unter den todeswesen rumsprechen und irgendwie muss man in diese Gruppe eintreten müssen. Ich vermute, dass sie auf jeden Fall alle zusammenhalten und unter strengster Geheimhaltung agieren." Er verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, während Felicia ihn von hinten umarmte und nachdenklich den Blick senkte.
Überraschend bekamen sie Besuch von Fritzs Familie, was für Cedric eine kleine Ablenkung war. Gamia setzte sich auf den Sessel und ihre Eltern auf das Sofa. Gina und Cedric warfen sich unbemerkte Blicke zu und ohne etwas zu sagen, wussten sie, was der jeweils andere dachte. Gina hatte von dem Mordfall erfahren und wusste auch, dass er der Henker war. Dieses Geheimnis verwahrte sie sicher. Um auf andere Gedanken zu kommen, schlug Felicia ein Kartenspiel vor. Sie blickte zu Cedric rüber, welcher zwar lächelte, aber seine Nachdenklichkeit sah man ihm in seinen Augen an. Bei dem jetzigen Kartenspiel bewies Gamia ihr Können. Cedric seufzte, während er am austeilen war und teilte seine Gedanken mit der Familie, woraufhin Felicia gesenkten Blickes in ihre Karten schaute. "Ihr habt sicher auch schon von der Gruppe gehört." meinte Cedric und alle Beteiligten nickten, bevor Cedric von seinem Plan erzählte.
"Diese Gruppe, Redemptor Noster genannt, müssen einen Anführer haben, der all dies organisiert. Die Todeswesen müssen sich irgendwo treffen und diese Infos müssen unbemerkt verbreitet werden. Vor allem wie finden sie neue Mitglieder? Die beste Möglichkeit wäre, dass sich jemand unter die Mitglieder mischt, um dieser endlich das Handwerk zu legen." Mit einer ernsten Miene und verbissenen Ausdruck legte er die Karten ab und tauschte diese aus. Felicia linste zu ihm und behielt ihre Gedanken für sich. Plötzlich grinste Fritz und entblößte seinen spitzen Zahn. "Khehe." kicherte er und die Familie schaute zu ihm, als Fritz einen Vorschlag machte. "Lass mich das übernehmen! Ich kenne mich mit Unterwelten aus. In der Zeit, in der ich noch unter den Einfluss des Teufels stand, habe ich vieler dieser Leute kennengelernt, die mit dunklen Machenschaften zu tun hatten. Glaub mir, innerhalb kürzester Zeit bin ich Mitglied dieser Gruppe, Vater." Immer noch grinste Fritz und hatte sich im Schneidersitz hingesetzt. Die Familie unterbrach das Kartenspiel. Unbegeistert senkte Felicia ihre Karten, während Cedric die Idee nicht schlecht fand. Allerdings wusste er nicht, ob er jetzt darauf stolz sein sollte, dass sein Sohn sich damit auskennt. Er betrachtete es in diesem Moment einfach als vorteilhaft.
"Ich wäre dir sehr dankbar." sagte Cedric ruhig und Fritz wurde von seiner Familie angeschaut. Gina sah es gefasst, da sie den früheren Fritz kannte, allerdings kamen auch negative Erinnerungen in ihr hoch. Einst hatte Fritz sich mit diesen zwielichtigen Menschen angelegt und wäre er kein Todeswesen, wäre es tödlich für ihn ausgegangen. Dies war der Grund ihrer Trennung gewesen. Gamia fand es nach wie vor interessant , mehr von ihrem Vater zu erfahren, aber sie machte sich Gedanken. Cedric überlegte sich eine Strategie, als Felicia plötzlich aufstand und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie war wütend, aber Besorgnis mischte sich dazwischen.
"Ich möchte nicht, dass unser Sohn sich in Gefahr begibt!" rief sie laut und die Blicke der Familie richtete sich auf sie. Anfangs waren sie überrascht. "Was ist, wenn sie herausfinden, dass er die Gruppe ausspioniert?! Er wird sofort zum Ziel werden, genauso wie dich eines der Mitglieder angriff, weil du dich um diesen Fall kümmerst." Cedric stand besorgt auf und schaute seine Frau verständnisvoll an. Er wollte ihre Hände nehmen, doch Felicia war zu aufgewühlt, weshalb sie seine Hände wegschlug und ins Schlafzimmer marschierte. "Warte bitte, Felicia!" flehte Cedric und war nicht glücklich darüber, dass Felicia aufgebracht ist. Er mochte es nicht, wenn er eine Auseinandersetzung mit ihr hatte. Es tat ihm immer sehr schnell leid und er wollte sich schnell wieder mit ihr gutstellen. Jedoch konnte auch Cedric sehr unangenehm werden, versuchten sie es aber immer ruhig zu lösen.
Mit verschränkten Armen saß Felicia auf dem Bett und blickte eher nachdenklich vor sich hin, als Cedric sich zu ihr setzte und den Arm um sie legte. Felicia blieb stumm, bis Cedric zu reden anfing und behutsam mit ihr sprach. "Ich verstehe dich, auch ich habe meine Bedenken und Sorgen, aber wem sollen wir sonst nehmen! Und unser Sohn kennt sich damit aus, er wird wissen, was er tun musst." versuchte er seine Frau zu beruhigen, aber Felicia war trotz Cedrics Argumente nicht von dem Plan begeistert. Eiskalt blieb sie bei ihrer Meinung. "Ich will nicht, dass irgendwem, ob dir, Fritz oder Frederic, etwas passiert! Weiß du, wie Angst ich habe, wenn du an diesem Mordfall arbeitest? Vor allem nachdem du schwer verwundet wurdest!" Aufgelöst wischte Felicia sich eine Träne weg, welche sie nicht verhindern konnte und Cedric senkte den Kopf. Er stimmte seiner Frau zu und konnte ihre Empfindungen gut nachvollziehen. Auch Cedric machte sich Gedanken, wenn Felicia alleine eine schwere Seele geleiten wollte oder sie plötzlich zum Ziel eines Mörders werden könnte.
"Du weiß. wie schlimm die Zeit war, in der Fritz verschwunden war! Ich möchte diese Sorge nicht, dass ihm etwas zustoßen könnte oder wir ihn komplett verlieren." Sie wischte sich ihre Tränen weg und Cedric wusste genau, wie die erste Zeit war, als sie realisierten, dass Fritz nicht wieder heim kommt. Cedric hatte alles daran gesetzt, ihn zu finden und sich dafür gehasst, dass es ihm nicht gelang. Der Tod und Henrik erfuhren damals ebenfalls von dem Vorfall und der Sensenmann war sehr bestürzt darum, konnte Cedric aber damit helfen, dass er wusste, ob Fritz noch lebte. Der weitere Zugang blieb dem Tod jedoch verwehrt.
Das Ehepaar umarmte sich innig und Cedric strich durch Felicias Haar. Beide schlossen die Augen und empfanden die Gleiche Besorgnis. Fritz saß mit Gina und Gamia im Wohnzimmer und nervös spielte Fritz mit seinen Fingern rum, bevor er aufstand. "Ich schau mal nach Mutter." sagte er schnell und machte sich Gedanken um seine Mutter. Er sah seine Eltern auf dem Bett sitzen, als sie ihren Sohn bemerkten und zu ihm sahen. Felicia raffte sich zu einem Lächeln auf, während Cedric immer noch den Arm um sie gelegt hatte. Ihr Sohn kniete sich zu ihr und nahm seine Mutter in den Arm. "Ich kann dich verstehen, Mama. Wenn Gamia das vorschlagen und tun wollen würde, dann hätte ich auch kein gutes Gefühl dabei. Ich habe es freiwillig vorgeschlagen und bin mir der Gefahr bewusst, aber das ist eine Möglichkeit, der Gruppe schnell das Handwerk zu legen. Ich werde schon meine Wege finden, mich durch zu tricksen, das kann ich immerhin am besten! Vater und ich denken uns eine Lüge aus und geben vor, einer von ihnen zu sein!" Er wollte seine Mutter von der Idee überzeugen, ihr die Angst nehmen konnte er aber nicht. Ruhig redete er auf sie ein und schlug sämtliche Ideen vor, wie man vorgehen könnte. Er sprach darüber, als wäre es etwas Positives. "Wenn wir dieses Risiko eingehen, kann die Totenwelt in weniger Zeit wieder sorglos sein! Es ist wie bei einem Glücksspiel." argumentierte er und fühlte sich ein bisschen, wie zu seinen Zeiten als Drogendealer, wo er dies ständig mit den Menschen gemacht hatte und einem Teufel dabei sehr ähnlich sah. Seine Mutter begann zu schmunzeln und umfasste seine rechte Hand. "Ich merk schon, ich muss es euch wohl versuchen lassen." Sie schaute zur Seite und freute sich weniger darüber, dagegen tun konnte sie jedoch nichts. Seufzend senkte sie den Kopf. "Bitte, bitte seid äußerst vorsichtig dabei und wenn ihr merkt, dass es brenzlig wird, handelt rechtzeitig." Felicia flehte beide Männer instinktiv an und sanft sahen beide zu ihr. "Versprochen." sagten Cedric und Fritz, zeigten sich äußerst dankbar und Cedric küsste Felicias Hand, bis Felicia zum Rest der Familie zurückkehrte.
Die drei Frauen spielten Karten, während Vater und Sohn sich einen Plan überlegten. Dafür setzten sie sich in Cedrics Privatzimmer und Cedric fand die Vorschläge, die Fritz bereits angesprochen hatte, gut. Fritz überlegte sich eine handfeste Lüge und wollte sich als jemanden ausgeben, auf den die Gruppe aufmerksam werden würde. "Ich werde dir sofort Bescheid geben, wenn sich etwas Neues ergibt." versprach Fritz seinem Vater, welcher sehr dankbar für seine Hilfe war, aber auch dringend bat, dass Fritz auf sich acht gab. Beide liefen zurück und Felicia lieferte sich einen Wettkampf mit ihrer Enkelin, welchen Felicia knapp gewann und gerissen grinste. Cedric sagte seiner Frau leise, dass sie sich einen Plan überlegt hatten und Felicia nickte einfach nur, während sie stumm die Karten durchmischte.