Cedric war ein kleines Kind und spielte auf dem Teppich mit ein paar Kuscheltieren. Er merkte nicht, wie sich Henrik von hinten anschlich, grinste und ruckartig die Hände auf Cedrics Schulter packte, während er laut rief: "Buhh!"
Augenblicklich zuckte Cedric laut kreischend zusammen, ließ die Plüschtiere fallen und starrte Henrik voller Angst an. Dieser lachte über seinen gelungenen Scherz, wurde aber ruhiger, als er seinen Bruder weinen hörte. "D-das war gar nicht lustig!" Die Tränen flossen ihm nur so über das Gesicht. "Du bist doof! Immer machst du solche gemeinen Dinge!" rief Cedric aufgebracht und Henrik starrte ihn mit glasigen Augen an. Gerade als Flavia ins Wohnzimmer trat, da sie das Geschrei ihres Sohnes im Nebenzimmer gehört hatte, rief Cedric aufgelöst zu Henrik: "Ich wünschte, du wärst nicht mein Bruder!!"
Diese Aussage brachte auch Henrik zum schluchzen und er rannte in sein Zimmer. Ihre Mutter kniete sich zu ihrem erstgeborenen Sohn hinunter. "Was ist denn passiert?" fragte sie ruhig nach und strich Cedric über den Kopf. Er erzählte seiner Mutter davon, welche ihn an sich drückte. "Sicher meinte er das nicht so und wollte sich nur einen Scherz erlauben. Meinst du, du kannst ihm verzeihen?" Sanft fragte sie und lächelte. Vorsichtig und nach einiger Zögerung nickte Cedric dann langsam. Gemeinsam gingen sie in Henriks Zimmer, welcher seitlich auf dem Bett lag, die Beine angewinkelt. Flavia setzte sich aufs Bett. "Hallo Henrik." Sie strich über seine Schulter und Henrik setzte sich hin, wischte seine Tränen weg und lächelte leicht. Sein Bruder saß ihm mit gesenkten Kopf gegenüber und wusste nicht, was er sagen sollte. Flavia nahm das Wort in die Hand und redete zuerst mit Henrik. "Sei beim nächsten Mal bitte behutsamer mit deinem Bruder, du weiß doch, dass er etwas empfindlich ist." Sie hielt seine Schulter fest und Henrik nickte. "Ok, mache ich!" Leicht lächelte er. Auch Cedric hielt sie an der Schulter fest. "Bitte sag sowas nicht noch einmal." bat sie und mit gesenkten Kopf nickte Cedric. "Tut mir leid!" kicherte Henrik und gab Cedric die Hand, welcher vorsichtig lächelte und ihm ebenfalls die Hand gab. "Mir tut es auch leid!"
Kurzerhand sprang Henrik vom Bett runter. "Möchten wir zusammen mit den Plüschtieren spielen?" fragte er lächelnd und Cedric nickte, bevor beide zusammen im Wohnzimmer miteinander spielten.
Beschämt und weniger erfreut schaute Cedric zur Seite, während Henrik schmunzeln musste. Beide erkannten eine weitere Erinnerung aus ihren frühen Kindheitstagen.
Ein Seelengeleiter lief grob and en Zwillingen vorbei und schubste sie dabei zur Seite. Cedric fiel auf dem Boden und hatte kleine Tränen in den Augen. Das konnte Henrik gar nicht mit ansehen. "Hey! Du hast meinen Bruder umgeschubst!" rief er dem Mann laut und wütend hinterher. Der Mann drehte sich grantig zu ihnen um und kam mit seiner Sense in der Hand näher. Beschützend stellte sich Henrik vor seinem Bruder und funkelte den Mann genauso böse an, wie er es bei Henrik tat. "Ihr haltet euch wohl auch für was besseres, nur weil eure Eltern in der Gilde sind!!" zischte der Mann und selbstbewusst entgegnete Henrik: "Nein, tun wir nicht! Sie sind nur neidisch! Entschuldigen sie sich gefälligst bei meinem Bruder!" Henrik schaute keine Sekunde weg und sauer drehte der Mann ihnen einfach nur den Rücken zu. Kurzerhand half Henrik Cedric beim aufstehen, welcher ein wenig Angst hatte. Henrik grinste und meinte scherzend: "Eigentlich müsstest du mich beschützen, du bist doch der Ältere!"
Cedric erinnerte sich daran und seufzte bei diesen vorgespielten Erinnerungen, dabei senkte er den Kopf. Er wusste, dass der Teufel ihre wunden Punkte kannte. Plötzlich hörte er seinen Bruder laut lachen und blickte zu ihm auf. "Ich erinnere mich! Das war so amüsant damals! Wie schwächlich du damals warst und jetzt bist du mit einer der Erfahrensten!" Henrik lachte hemmungslos über diese Erinnerungen. "Damals haben sich doch noch mehr Seelengeleiter umgedreht, als ich den Mann gerufen habe, haha!" fiel Henrik abrupt ein und Cedric grinste, bevor er auch darüber lachen musste. Diese Positivität und Freude in dem Moment schwächte die Nebelschwaden, welche langsam verschwanden, als sie Stimmen hörten, welche ihren ähnlich klangen. Ihr Gelächter verstummte.
"Sie waren unsere Eltern!!" brüllte die jüngere Stimme von Cedric und die Zwillinge wurden an ihr dunkelstes Kapitel im Leben erinnert. Cedric versuchte die Augen zu verschließen und nicht hinzuhören, als Henrik seine Schulter umfasste. "Bitte, du musst dich dem stellen." In Henriks Augen spiegelte sich ein flehen wieder und auch wenn Cedric damit nicht einverstanden war, stellte er sich zu Henrik. Vor den versuchenden Einflüssen des Bösen gab es kein entkommen.
"Wir sind nachher wieder da." sprach Flavia ruhig und nahm ihre Söhne in den Arm. "Wir haben euch lieb." Damit gab sie beiden einen Kuss auf die Wange, während Richard sich zu seinen Söhnen runterbeugte und ihnen lächelnd über die Haare strich. "Bis später." Damit drehten sie sich um und gingen durch die Tür.
Am späten Abend saß Cedric mit besorgten Blick auf dem Sofa und krallte sich an seine Hose fest. Sein Bruder schlenderte gähnend zu ihm. "Unsere Eltern sind immer noch nicht wiedergekommen." sagte Cedric leise und traurig. "Es dauert bestimmt etwas." murmelte Henrik müde. "Möchtest du bei mir im Bett mit schlafen? Ich bin müde." fragte Henrik ruhig und kurz darauf nickte Cedric.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Er stand vom Sofa auf und lächelte erleichtert. "Das sind bestimmt Mama und Papa." Er lief zur Tür, um beide zu begrüßen, als er diese öffnete, standen jedoch zwei fremde Todesgeister in Anzug vor den Zwillingen. Henrik stellte sich dazu und beide bekamen ein mulmiges Gefühl. Die Todesgeister berichteten dann schließlich in einem ruhigen Tonfall: "Wir müssen euch mitteilen, dass eure Eltern heute bei dem Seelenkampf von einem Teufel getötet worden sind."
Augenblicklich brach Cedric laut weinend auf dem Boden zusammen und brüllte nach seinen Eltern, während Henrik mit geweiteten Augen starr vor sich hin schaute, die Hände zu Fäusten ballte und sich von den anderen abwandte. Die Männer redeten mit den Jungs, welche später alleine gelassen worden. Zusammen legten sie sich ins Bett ihrer Eltern und Cedric konnte nicht aufhören zu weinen, während Henrik versuchte, seine Tränen zurück zuhalten, vergoss dann aber auch ganz leise welche.
Diese Bilder wollte Cedric nicht sehen und verschloss die Augen davor. Henrik schaute dem tapfer entgegen und trat zu seinem Bruder. Mit einer mitfühlenden Stimme riet er: "Bitte schau hin und stell dich dem." Es fiel Cedric sehr schwer, aber dann sahen sie gemeinsam hin.
Die Zwillinge waren bei einem neuen Gildenmitglied angekommen und waren zu diesem gezogen. Cedric stellte sich sehr dagegen und ging des Öfteren laut gegen seinen Ziehvater an, während Henrik einfach alles geschehen ließ. Oft merkte man ihren Ziehvater an, dass auch dieser überfordert war. Die Ältere der Zwillinge blieb auch oft daheim, wenn dieser zur Gilde ging und nur Henrik kam mit, welcher sich relativ gut mit seinem Ziehvater zu verstehen versuchte.
Eines Nachmittages waren die Zwillinge alleine und Cedric saß weinend auf der Couch und hatte die Beine anwinkelt. Henrik saß in der Nähe und biss die Zähne zusammen, als Henrik plötzlich aufstand und sich vor seinem Bruder stellte. "Warum weinst du?" hakte er ungehobelt nach und total irritiert sah Cedric mit glasigen und verheulten Gesicht zu Henrik auf. "Wie bitte? Unsere Eltern sind tot!" antwortete er fassungslos und schluchzte. "Hör auf zu weinen und sieh es endlich ein! Wie lange willst du noch in der Trauer versinken?!" entfuhr es Henrik lauter und Cedric wusste nicht, wie ihm geschah. Starr sah er seinen Bruder an. "Hör auf, sowas zu sagen!!" flehte Cedric verbittert und wischte sich die Tränen weg. "Dann sieh endlich ein, dass unsere Eltern nicht wiederkommen werden und hör mit dem Geheule auf!!" Nicht ganz bei Sinnen und vor Wut klatschte Henrik seinem Bruder eine.
Cedric musste erstmal realisieren, was gerade geschehen war, aber sehr schnell wandte sich der Schock in Wut um und Cedric warf Henrik zu Boden. Das überraschte Henrik, da er bei seinem Bruder nicht damit gerechnet hatte. "Wie kannst du so kalt sein?!" schrie Cedric ihm wutverzerrt an und schüttelte ihn am Kragen. Henrik griff nach Cedrics Armen, kniff ihn und warf ihn von sich. Ihr Zorn aufeinander war nicht zu bändigen und beide rannten aufeinander los. Cedric schlug Henrik ins Gesicht, musste daraufhin aber einen Schlag in die Magengrube einbüßen. Sie zerrten an ihren Armen, kratzten und bisschen sich, bevor Cedric Henriks Hals packte und ihn mit dem Kopf auf den Boden knallte. Henrik schaffte es gerade so, seinen Bruder von sich zu treten. Überall lagen umgeworfene Gegenstände und die Zwillinge trugen Wunden von der Prügelei davon. Beide wollten gerade wieder loslegen, bis die Tür aufging und ihr Ziehvater komplett überrumpelt hineintrat und beide erstmal trennen musste. Er sprach mit ihnen, aber es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Letztendlich schickte er beide in ihre Zimmer. Still und heimlich rutschte Henrik die Zimmertür hinunter und weinte gebrochen.
Vermehrt sah Cedric in den Erinnerungen, wie Henrik still für sich trauerte und sogar einige Tränen vergoss. Irgendwas schien in den Zwillingen wachgerüttelt worden zu sein und sie schauten sich an, lächelten kurz und griffen nach ihren Sensen. Sie nahmen all ihre Kraft zusammen, um gegen das Innere anzukämpfen und schlugen mehrmals mit ihren Sensen auf dieses ein. Das Innere bewegte sich fast lebendig und dem Teufel gefiel es nicht, dass er nicht das erreichen konnte, was er wollte.
Auf einmal hörten die Zwillinge mehrmals eine Art Beschwörung, die "Mactans." wisperten. Beide stoppten und blickten sich um, als ihnen Bilder abgespielt worden, welche keine Erinnerungen waren, sondern Szenen, die der Teufel gesehen hat.
Die Szenen zeigten klar und deutlich ihre Eltern, welche gegen den Teufel kämpften, bevor ihnen lange abartige spitze Spinnenklauen mehrmals mitten durch den Körper gestochen wurden. Sie wurden gegen die Wand geschleudert, blickten sich traurig lächelnd an, während sie ihre Hände hielten und ein letzter Schlag des Spinnenteufels ihnen den Garaus machte.
Die Zwillinge hatten gesehen, wie ihre Eltern im Kampf gestorben sind und wurden hart getroffen. Der Teufel spielte ihnen die letzten Gedanken ihrer Eltern vor. "Hoffentlich kümmert sich jemand um Cedric und Henrik. Es tut uns leid."
Bei diesen Worten musste Cedric sich sehr beherrschen, aber auch Henrik war angestrengt. Sie bissen die Zähne zusammen und kämpften wie zuvor mit mehreren Schnitten gegen den Teufel an. Sie wussten nun, welcher Teil dieses riesigen Höllenwesens ihre Eltern ermordet hatte.
Sie versuchten ihre Wut und Trauer zu beherrschen und mit einem weiteren tiefen Schnitt verschwanden die Nebelschwaden um beide herum. Die Zwillinge erkannten die Außenwelt und die weiteren Seelengeleiter, welche gegen den Teufel ankämpften. Dieser war mittlerweile mehrmals verwundet worden und ihm fehlten einige Fragmente, doch diese Wunden taten ihm nichts. Der Teufel hatte auch vermehrt zurückgeschlagen und einige Todeswesen verwundet, jedoch nicht getötet.
Mutig stellten sie sich diesem mit ihren Sensen entgegen und liefen gleichzeitig auf den Teufel zu. Henrik schnitt den Teufel in den Körper, sprang hinauf und unter seinen Schuhen tauchte eine schwarze Flügelplattform auf, auf welcher stand, dem Teufel mit der Sense verletzte und schließlich weiter hinauf sprang.
Cedric hingegen war unten im Gange, schwang mehrmals schnell seine Sense, um den Teufel viele Schnittwunden zuzufügen. Er beförderte einige Dämonen zurück zur Hölle und sah kurz zu Henrik, welcher seine Sense gerade in eines der Spinnenaugen stach. Mittlerweile war es nur noch eine Seele, die geleitet werden musste und im Gegensatz zu 1409 gab es weniger Verluste.
Henrik sprang in die Luft und wollte einen weiteren Angriff starten, als sich seine Augen starr weiteten und er Blut spuckte.
Der Spinnenteufel hatte ihn eines der spinnenartigen Stachel mitten durch den Körper rechts vom Magen gestochen. Cedric spürte diesen Schmerz und sah seinen Bruder erstochen von dem Spinnenbein in der Luft hängen. Er biss die Zähne zusammen und fühlte noch einen anderen Schmerz. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und ohne zu zögern, teleportierte er sich zu seinem Bruder, um ihn aufzufangen, nachdem der Spinnenteufel siegreich von ihm abgelassen hatte. "Henrik!!" rief Cedric aufgelöst und kniete sich zu ihm. Sein Bruder war nicht mehr bei Bewusstsein und hatte die Augen geschlossen. "Bitte sag was!" flehte Cedric und Angst kam in ihn hoch. Er bemerkte nicht, dass ein fleischiger spitzer Schlangenschwanz nach ihm schlagen wollte, doch ein Todesgeist mit langen braunen Haar, die zu einem Zopf gebunden waren, braunen Augen und etwas älterer Ausstrahlung stellte sich dazwischen und schnitt dieses Fragment vom Teufel ab. Cedric sah zu dem Mann auf. "Danke dir, Jeff."
Jeff nickte gelassen. "Kein Problem! Bring ihn schnell zu den Heilern!" Jeff kämpfte weiter, während Cedric seinen Bruder hochhob und ins Totenreich verschwand.
Die Seelengeleiter kämpften weiter und Markus war dabei, die letzte Seele zu geleiten. Seine Frau Mia beschützte ihn dabei und hatte Unterstützung. Es fiel Mia nicht leicht, die Wolfsklauen zu bekämpfen und diese fügten ihr Kratzer zu. Markus war fast durch, als er einen lauten weiblichen Schrei vernahm und das Seelengeleit unterbrach. Das war eindeutig seine Frau, die geschrien hatte und als er zu ihr schaute, entfielen ihm sämtliche Gesichtszüge, als er sah, wie Mias Körper regungslos von mehreren klauen brutal zerkratzt und blutend zusammenbrach und sich nur noch der Tod in ihren Augen widerspiegelte.
Die Situation spitzte sich ab diesem Moment stark zu. Markus rannte zu seiner verstorbenen Frau, während ein anderer Seelengeleiter sich um die Seele kümmerte. Plötzlich tat sich über ihnen ein Himmelsportal auf und drei edle starke Engel traten aus dieses, bewaffnet mit langen Schwertern. Es war die Fraktion der Engel, die den Himmel beschützten.
Einer der Engel trat zu Mia, gab Markus ein mitfühlendes Gefühl, bevor er Mias Seele an sich nahm und in den Himmel geleitete. Ihre Erlösung stand lange noch nicht bevor, doch dieser Vorfall erforderte besondere Maßnahmen. Es wurde entschieden, welches ihr nächster Ort war. Markus konnte immer noch nicht realisieren, dass er nicht nur seine Tochter, sondern auch seine Frau verloren hat.
Der Teufel war wütend darüber, dass der Himmel eingriff. Die Engel griffen nach ihren Schwertern und mit nur einem schnellen Hieb trennte einer dieser Engel einen der Flügel ab. Der Teufel krümmte sich und Wich zurück, während der Fledermausflügel noch zuckte, aber dann zum Teil des Höllenwesens wurde. Die Todeswesen und Engel kämpften gemeinsam gegen den Teufel, welcher sich noch gegen die Seelengeleiter zur Wehr setzen konnte, aber die Engel nicht direkt angriff. Das lag daran, dass Engel seinen Angriffen gegenüber absolut unverwundbar waren. Der Teufel hatte keine Chance und wurde immer weiter verwundet.
In der Zwischenzeit geleitete Markus die letzte Seele und der Teufel erkannte, dass es keinen Sinn mehr hatte, weiter zu kämpfen. Ein großes Höllenportal erschien und in einer fremden Sprache fluchte dieser grotesk laut, bevor dieser endgültig verschwand.