Yannis war schon fleißig dabei, ihre Sense anzufertigen, als Alma auf die Arbeit kam und heute ruhigeren Dinge erledigen durfte, wie die Übergabe der Sensen, welche Sibylle gestern noch eisern geschmiedet hatte. Sibylle hielt ihr Wort und entließ Alma nach wenigen Stunden. Bevor sie die Abteilung verließ, fragte sie Yannis, wann sie ungefähr wieder daheim wäre. Darauf konnte Yannis keine genaue Antwort geben, was Alma auch verstehen konnte. Sie wollte sie erst für den Rest der Prüfungszeit in Ruhe lassen, doch Yannis versicherte ihr, dass es kein Problem darstellen würde, wenn Alma vorbeikäme. Da Alma den Wohnungsschlüssel von Yannis besaß, wartete sie dort auf ihre Freundin. Nach dem Yannis heimkam, freute sie sich sehr, ihre Freundin auf dem Bett sitzen zu sehen und setze sich sofort zu Alma. Beide küssten sich innigst und Alma wurde von Yannis in das Bett gedrückt. Alma packte den Arsch ihrer Freundin und knetete diesen, während Yannis Alma mit ihrer Zunge küsste, bevor sie von Alma abließ und sie überglücklich anstrahlte. "Ich bin so froh! Ich habe dich und meine Lehre ist bald vorbei." erzählte Yannis mit einem großen Grinsen, welches Alma selber zum lächeln brachte. Sie freute sich sehr für ihre Freundin und drückte sie fest an sich. "Das wirst du auch schaffen! Du bist sehr talentiert und weiß, was du tun musst. Morgen bist du endlich eine Sensenschmiederin und kannst irgendwann anderen dein Handwerk zeigen!" sagte Alma stolz und ihr Grinsen offenbarte die zwei spitzen Zähne.
Dessen wurde Yannis sich noch einmal bewusst und wenn sie daran zurückdachte, wie unsicher sie angefangen hatte und nun kurz vor dem Ende stand, kamen ihr Tränen vor Freude hoch und sie kuschelte sich an Alma. "Erzähl mir morgen unbedingt, wie es gelaufen ist, ok?" bat Alma sanft und streichelte Yannis Rücken. Yannis stupste Almas Nase. "Natürlich." versprach sie und küsste zärtlich Almas Lippen, bevor sie kuschelnd einschliefen.
Früh wurde Yannis wach und stand auf, um ihrer Sense den letzten Feinschliff verpassen zu wollen. Heute war der letzte Tag zum fertigstellen der Sense und zugleich Prüfungsende. Yannis duschte, zog sich um und setzte sich zur schlafenden Alma. "Träum ruhig weiter. Bis später, meine süße Alma. Ich liebe dich." Dabei hielt sie Almas Hand, küsste diese und gab Alma zum Abschied einen seichten Kuss auf die Lippen, bevor Yannis aus der Wohnung lief.
Es war noch früh am Morgen und viele der Todeswesen waren Akten niederschreiben, Seelen geleiten oder schleifen. In der Totenwelt wurde rundum die Uhrzeit gearbeitet. Es gab keine festen Zeiten. Man fing an und es endete erst, wenn der Tod es zuließ.
Yannis war auf dem geraden Weg zu den Scythe Makern, bis sie jemanden von hinten spürte und anhielt. Es war wohl nur ein Todeswesen, dass es eilig hatte, doch Yannis fühlte sich unwohl und verfolgt, da sie immer noch das Gefühl hatte, jemand sei hinter ihr. Sie ging einen Schritt weiter und kurz hörte das Gefühl auf, als Yannis meinte, einen Mantel im gehen gehört zu haben. Erneut blieb Yannis stehen, nahm ihren Mut zusammen und drehte sich lächelnd um. "Hallo? K-kann ic_" Weiter kam Yannis nicht in ihrem Satz, als ihr eine spitze Sense mitten durchs Auge gestochen wurde.
In ihrem letzten klaren Moment erkannte sie eine Gestalt, dessen Gesicht von einer schwarzen Robe verdeckt wurde. Dazu trug diese Person einen schwarzen langen Mantel, der sich an der Hüfte teilte. Yannis verspürte nur einen kurzen Schmerz, doch in diesem Moment ging ihr vieles durch den Kopf. Alma, die Prüfung, alles, was Yannis in diesem Augenblick entrissen wurde. Eine Träne rollte über ihr Gesicht, während der Angreifer die Sense aus Yannis Kopf zog und erneut zustach, dabei die Sense mitten durch Yannis Kopf ging. Die Sense war voller Blut und der Boden wurde von diesem rötlich befleckt.
Der tote Körper von Yannis kippte nach vorne auf dem Fußboden und der Mörder musterte sein Werk, bevor er die Sense noch einmal an seinem Hals ansetzte und mit einem starken Schnitt diesen zur Hälfte vom Körper trennte. Die ersten Todeswesen wurden auf den Tumult aufmerksam und hastig verschwand der Mörder durch ein Flügelprotal. Schließlich traten die Todeswesen näher und zuckten zusammen. Es gab einen weiteren Mord im Zwischenreich!
Ein Engel tauchte auf und beugte sich zu Yannis Leiche, die bei der Anwesenheit des Engels anfing, zu Erde, Asche und Staub zu werden. Der Engel sprach Yannis Formalitäten aus und geleitete seine Seele, aufgrund der Umstände, in den Himmel.
Mit hastigen Schritten eilte Cedric zum Tatort und kämpfte sich durch die Menge. "Gehen Sie bitte zur Seite!" bat er streng und eindringlich. Die Todeswesen machten ihm Platz und schauten zu ihm. Diese Aufmerksamkeit mochte Cedric nicht, doch konnte dagegen nichts tun. Cedric sah den erlösten Körper und ballte die rechte Hand zu einer Faust. Kurz wütete die Wut in seinem Gesicht. Er war erzürnt, dass es einen weiteren Mordfall gegeben hatte, der nicht verhindert werden konnte. Dazu musste er an seine Nichte denken, die über diesen Verlust sicher sehr aufgelöst sein würde. Kurzerhand drehte er sich zu den Todeswesen um und befahl erzürnt: "Verschwinden Sie alle von diesem Tatort!!"
Die Todeswesen gehorchten aufs Wort und gingen ihren Beschäftigungen nach, doch der zweite Mord würde bald, wie der Erste, seine Runde im Totenreich machen.
Der Sensenmanngeist tauchte an Cedrics Seite auf und Cedric fertigte Fotos von den Überresten an und musterte die Bilder monoton. Er machte seine Aufgabe emotionslos und notierte sich das ihm bekannte. Bei einigen Informationen wusste er, dass er Alma fragen könne, doch wenn sie erstmal von den Mordfall erfährt, war ihm bewusst, dass er schwer an sie herankommen würde. Cedric hatte alle jetzigen Materialien und musste unbedingt dem Tod und der Gilde Bericht erstatten, als Cedric Alma erblickte. Er wollte sie nicht leiden sehen, doch er musste es ihr mitteilen.
Eilig stellte er sich vor ihr und Alma blieb stehen. "Hallo Cedric." grüßte sie leicht lächelnd, welches aber auch schnell wieder verschwand, als sie sein bemitleidendes, sorg volles Gesicht sah. "Es tut mir leid, Alma." Er hielt ihre Schultern fest und senkte den Kopf. Im ersten Moment realisierte Alma noch nicht richtig, was passiert war und ihre Augen weiteten sich. "Onkel? Was ist passi-" Cedric drückte seine Nichte an sich, die ein mieses Gefühl bekam und sich von seinem Griff lösen wollte. "Yannis ist..."
Doch mitten im Satz löste Alma die Umarmung, sah an Cedric vorbei und erblickte die Asche, über welche sie Yannis Namen lesen konnte. Starr weiteten sich ihre Augen und sie wollte zu Yannis Überresten rennen, doch Cedric hielt ihren Arm fest und weinend brach Alma auf dem Boden zusammen. "Nein! Nein! Yannis!" kreischte sie unter Tränen und streckte die Hand aus, doch die Kraft verließ sie und ihr Arm sackte zu Boden. "Sie... Sie stand doch kurz vor der Prüfung!! Warum?! Wer hat ihr das angetan?!" brüllte sie wütend und Tränen tropften zu Boden. Cedric kniete sich zu ihr nieder und nahm seine Nichte tröstend in den Arm, dabei strich er über ihren Rücken. Er hatte ein großes Mitgefühl und war den Tränen genauso nahe, wenn er Alma emotional verletzt vor ihm weinen sah.
Er musste Alma beim aufstehen helfen, weil sie es vor Schmerz selber nicht mehr konnte. Behutsam nahm er sie auf den Arm und verheult krallte sie sich an seinen Mantel, bevor Cedric seinen Bruder aufsuchte und an dessen Wohnungstür klopfte. Etwas verschlafen öffnete Henrik seinem Bruder die Tür und stand in einer schlabbrigen Hose und T-Shirt vor Cedric, als sei er gerade erst aus dem Bett gekommen, was wohl auch so war. Doch Henrik wurde ganz schnell wach, als er Alma weinen sah und fragte, was passiert sein, während Cedric in die Wohnung trat und Smeralda zu ihnen kam, welche zusammen zuckte und die Hand vor den Mund schlug. "Oh Alma..."
Im Wohnzimmer setzten sich alle Beteiligten, bis auf Alma, welche mit den Kopf auf dem Schoß ihrer Mutter lag, die ebenfalls fast zu weinen anfing und über das Gesicht ihrer Tochter strich, um dabei auch die Tränen wegzuwischen. Cedric setzte sich neben seinen Bruder und nahm eine verschränkte Körperhaltung ein. "Ihre Freundin Yannis wurde ermordet."
Diese Nachricht war für alle ein Schock, besonders weil unteranderem auch Henrik noch gut im Kopf hatte, wie sie zusammen auf ihre Prüfung angestoßen hatten. Unerfreut sah Henrik seinen Bruder an und wurde ganz ernst. "Komm heute Nachmittag bitte unbedingt in der Gilde vorbei." bat Henrik eindringlich und Cedric nickte stumm, bevor er sich verabschiedete und zu den Sensenschmieden zurückkehrte. Der Sensenmanngeist hatte die Asche bereits verwahrt und Cedric klopfte an der Tür zu den Scythe Makern. Ein älterer Herr öffnete ihm die Tür und Cedric bat, mit der Leiterin der Abteilung sprechen zu dürfen. Kurze Zeit später kam Sibylle auf Cedric zu, welcher sich verbeugte, als er sich vorstellte. "Ich muss Ihnen die Nachricht übermitteln, dass einer Ihrer Lehrlinge, Yannis Krempenlauer, ermordet wurde." Sibylle verschränkte die Arme und hob kurz eine Augenbraue. "Verstehe." murmelte sie und rief nach dem Lehrmeister, welcher Yannis unterrichtet hatte. Sie erzählte diesem die traurige Mitteilung. Der Lehrmeister hatte sich schon gewundert, wo sein Lehrling geblieben war und senkte den Kopf. Es war bedauernswert und kurz darauf begab er sich zu Yannis Platz, an welchem eine fast fertige Sense lag und räumte alles auf, während Sibylle sich weiter mit Cedric unterhielt.
"Alma Corenzola, Ihr Lehrling, wird vorerst nicht erscheinen können. Wie Sie vielleicht wissen, waren die Beiden zusammen und Alma trauert um ihre Partnerin." berichtete Cedric und entschuldigte sich daraufhin. Sibylle war Almas Fehlen aufgefallen und verständlich nickte sie. "Es ist schade, aber dagegen können wir nichts machen. Sie soll sich melden, wenn es wieder geht." bat Sibylle etwas Empathie los. "Ich werde es ihr ausrichten." sagte Cedric und verbeugte sich noch einmal bei der Verabschiedung.
Cedric nahm sich vor, dies Henrik nachmittags in der Gilde mitzuteilen. In der Zwischenzeit besuchte er seine Frau im Büro und Felicia wusste sofort, dass ihn etwas beschäftigte. Cedric kam schon mit kalten nachdenklichen Blick in ihr Büro. Als er Felicia sah, versuchte er seine Haltung etwas zu lockern, lief zu ihr und küsste sie, während er den Arm um sie legte. "Gab es einen weiteren Mordfall?" hinterfragte Felicia direkt, was Cedric ihr bestätigte. "Der Mörder hat diesmal Yannis getötet."
Felicia zuckte zusammen und dachte auch direkt an Henriks Tochter. "Und Yannis hätte heute wohl auch seine Prüfung gehabt." erzählte Cedric ruhig weiter und Felicia senkte fassungslos den Kopf. "Wie bitter." flüsterte sie und hielt sich den linken Arm. Im Gedanken war das Ehepaar bei Alma. Cedric kniete sich zu seiner Frau und hielt ihre Hand. "Wer und warum tut sowas?", hinterfragte Felicia sich seufzend. "Ob es wieder jemand wie Ivan ist? Ivan hatte es auch auf die Elternteile für ihr, aus seiner Sicht, Sünde, die sie mit der Geburt dieser Person begangen haben, abgesehen. Markus Tochter war doch lesbisch." überlegte Felicia und wollte ihrem Mann dabei helfen, schleunigst diesen Fall zu lösen, um den Mord an weiteren Todeswesen zu verhindern. In diesem Moment ergab dies viel Sinn. "Wenn das wirklich so ist, wird der Mörder sicher noch Alma und ihre Eltern aufsuchen!" entfuhr es Cedric mit einem mulmigen Gefühl und er hoffte inständig, dass die Familie seines Bruders nicht auch noch in Gefahr ist.