"Ein Aktionstag?" rief Heather begeistert, als sie den Zeitungsbericht las. Die Geschwister saßen zusammen am weißen Küchentisch und Damian trank seinen grünen Tee und aß ein Brot. Er hatte sich die Zeitung bereits durchgelesen. "Wollen wir da gemeinsam hingehen? Man kann auch einen Kuchen backen und mitbringen!" erklärte sie und beugte sich dabei zu ihren Bruder rüber. Er überlegte, blickte Heather aber nicht begeistert an. "Vielleicht, aber ich backe keinen Kuchen." meinte er ruhig und leerte seinen Tee. Heather grinste. "Ich backe sonst gerne!" entgegnete sie fröhlich und legte die Zeitung zusammen. Damian nahm seinen Autoschlüssel und Heather folgte ihm mit Rucksack und Regenschirm im Gepäck.
Damian ließ Heather auf dem Schulparkplatz aussteigen. "Nach der Schule gehen wir das Fahrrad abholen, ok?" erinnerte er sie an das heutige Vorhaben, während sie ausstieg und Heather nickte lächelnd. Kaum war sie ausgestiegen, lief ihr Musuko über den Weg und sie kam auf ihn zu. "Hi, hier ist dein Regenschirm! Vielen Dank nochmal!" Musuko schien im ersten Moment nicht wirklich zu realisieren, was Heather von ihm wollte, wirbelte umher und Heather schmunzelte darüber. Musuko wirkte wieder müde und als wäre er in seiner eigenen Welt. "Äh... ja, kein Problem." murmelte er vor sich hin und nahm den Regenschirm entgegen. Sie liefen in den Klassenraum und Musuko setzte sich sofort wieder und legte den Kopf auf die Arme. Er hatte Glück, dass er Frau Ricords zur ersten Stunde hatte, die ihn schlafen ließ. Obwohl sie nach der Doppelstunde in der Pause drinnen bleiben durften, stand Musuko auf, schnappte sich seine schwarze Kapuzenjacke mit den großen Knöpfen, in denen ein Symbol eingraviert war, welches Totenköpfe zierte. Heather folgte ihm munter und merkte die Blicke von Karlo und seinen Kumpels nicht. Karlo grinste hämisch. "Hat Musuko jetzt etwa eine Freundin?" scherzte er und bekam Bestätigung von seinen Freunden.
Heather hatte Musuko in der Zeit eingeholt und lief neben ihm. Er blickte zu ihr und Heather bemerkte seine Augenringe. "Bin müde, kommst du mit rüber zum Supermarkt? Energy kaufen?" Beide stoppten und Heather war überrascht über diese Frage. "Wie? Man darf das Schulgelände doch nicht verlassen und Energys trinken! Auf meiner alten Schule war das strengstens verboten!" meinte sie entrüstet, aber Musuko schaute ihr nur monoton entgegen und seufzte dann: "Du bist zu lieb."
Daraufhin lief er, mit den Händen in der Jackentasche, weiter. Heather blieb noch einen Moment stehen, bevor sie schluckte und ihm nervös folgte. Bevor sie das Schultor verließen schaute sie sich um. "Und wenn uns jemand sieht?" fragte sie besorgt nach, aber ohne Gewissensbisse sagte Musuko: "Wird nicht."
Seine Begleitung nahm dies nicht auf die leichte Schulter. "Ich bin doch noch nicht lange hier! Was ist, wenn wir doch erwischt werden? Das gibt kein gutes Bild ab und mein Bruder würde sauer werden." redete sie auf ihn ein, bis Musuko ihr mit der zusammengeballten Hand über den Kopf wuschelte. "Du denkst zu viel!"
Für einen Moment sah er zu ihr, bevor sie den Einkaufsladen neben der Schule betraten. Musuko wusste sofort, wo er hin musste und Heather folgte ihm einfach. Musuko hatte sie mit seinem letzten Satz sprachlos gemacht, weshalb sie nichts mehr sagte. Musuko nahm sich zwei große Dosen.
"Ich gebe einen aus." murmelte er und Heather zuckte zusammen. "Das habe ich noch nie getrunken, das ist doch ungesund." entgegnete sie, doch dies war für Musuko kein Problem. "Du kannst ja probieren, ein Schluck tötet dich nicht und sonst hat meine Mutter eben was zu tun.", Heather wusste nicht, ob sie darüber lachen sollte, aber Musuko entlockte es ein schmunzeln. "Und sonst trink ich deinen eben." Für Musuko wäre dies kein Verlust und Heather stimmte doch noch zu. "Danke." Lächelnd blickte sie ihn an. "Keine Ursache." gähnte Musuko mit offenem Mund und Heather lächelte beschämt über seine Geste, da sie dieses Verhalten nicht gewohnt war und ihr immer adrettes Verhalten gelehrt worden war.
Heather und Musuko kehrten zum Schulgelände zurück, ließen sich nicht von den Lehrkräften erwischen und setzten sich auf eine Bank. Musuko öffnete seinen Energy sofort und genehmigte sich einen schluck, während Heather diesen kritisch musterte und erst daran roch. Ihr kam ein süßlicher Geruch entgegen. "Nicht nachdenken, einfach trinken." entgegnete Musuko gelassen und Heather nippte daraufhin an ihrem Getränk. "Und?" hakte Musuko nach und war gespannt auf ihre Antwort. "Es geht." meinte Heather lächelnd und blickte zu Musuko, welcher zu schmunzeln anfing. "Siehste! Und gestorben bist du auch nicht!" scherzte Musuko, dabei setzte er ein Bein auf der Bank ab und lehnte den Arm auf diesen. Seine Klassenkameradin seufzte, bevor sie lachen musste und weiter trank.
"Wir müssen uns auch mal außerhalb der Schule treffen!" fiel ihr spontan ein und Musuko verschluckte sich fast. Dieser Vorschlag verwirrte ihn und er konnte diese Worte nicht wahr haben.
"Wie?" entfuhr es ihm leicht erschrocken, was er sich nicht anmerken zu lassen versuchte. Er sah in Heathers glückliches Gesicht und schaute dann hinunter zum Boden. Gespannt wartete Heather eine Antwort ab. "Ich habe mich oft mit meinen Freunden nach der Schule getroffen." erzählte sie freudig, dabei stellte sie den Energy neben sich. Musuko umfasste seinen mit beiden Händen und fuhr mit dem Finger über den Rand der Dose entlang.
"Wir kennen uns doch noch nicht lang genug. Vertraust du anderen Menschen immer so schnell? Und du möchtest nicht wirklich mit mir befreundet sein?" warf Musuko ein, blieb dabei ruhig und sah zu den unterschiedlichsten Schülern auf dem Schulhof. Seine Fragen brachten Heather zum nachdenken, doch raubten ihr nicht die Motivation. "Man kann sich näher kennenlernen. In der Schule ist das immer ein bisschen schwierig. Alleine kann man viel besser über etwas reden und man muss sich keine Sorgen wegen einigen Mitschülern machen." argumentierte sie und Musuko verstand, wem sie damit meinte. "Außerdem glaube ich nicht, dass du ein böser Mensch bist." fügte sie grinsend hinzu und irgendwie freute Musuko sich darüber, als er diese Worte hörte. Er war es nicht gewohnt, dass andere Menschen Zeit mit ihm verbringen wollten, darum wunderte Heathers Aussage ihn. Musuko überlegte und dachte nach. "Ich habe eigentlich immer Zeit. Wenn du magst, kannst du vorbeikommen." schlug er vor und Heather freute sich darüber. "Gerne, wo wohnst du?" fragte sie nach, überschlug die Beine und Musuko erklärte ihr seinen Wohnort.
"Weiß du, wo das Bestattungsinstitut ist?", Heather nickte. "Daneben ist ein kleines Haus, dort wohnen meine Mom und ich." erklärte er und Heather wusste Bescheid. "Da sind mein Bruder und ich oft vorbeigefahren! Das passt auch! Mein Bruder und ich kaufen mir heute ein Fahrrad, dann kann ich sofort zu dir fahren!" erzählte sie freudig und bekam ein ruhiges Lächeln von Musuko. "Das ist doch schön." Es klingelte kurz darauf und beide liefen zum Klassenraum zurück. Karlo schmunzelte gemein, als er beide in die Klasse laufen sah.
Wie abgesprochen holte Damian seine Schwester nach der Schule ab und war mit Anhänger auf dem Schulparkplatz gefahren. Heather stieg ein und Damian sah den Energy in ihrer Hand.
"Sag nicht, du fängst jetzt auch noch damit an, diese Zuckerplürre zu trinken?" fragte er sie seufzend und Heather wurde rot, als sie das hörte. "Nein, ein Klassenkamerad hat einen für mich mit gekauft." erklärte sie beschämt und Damian hob eine Augenbraue.
"Ich dürfte sowas mit meinem Herzfehler nicht trinken. Ich trinke ja schon kein Kaffee." meinte er und fuhr vom Parkplatz runter. "Mit ihm treffe ich mich heute auch! Ich wollte mit meinem neuen Fahrrad hinfahren!" erzählte Heather vor freudig und lächelte dabei. "Freut mich, dass du direkt mit dem Rad fahren möchtest und Leute gefunden hast, mit denen du dich verstehst, solange sie nett sind. Wie heißt die Person denn und wo trefft ihr euch? Damit ich Bescheid weiß." hakte er nach und zeigte eine große Fürsorge, die Heather an ihre Mutter erinnern ließ. Sie fand es niedlich, wie ihr Bruder sie fragte und konnte nachvollziehen, warum er dies unbedingt wissen wollte. Ehrlich antwortete sie ihm.
"Ich treffe mich mit Musuko Fukkatsu. Er wohnt neben dem Bestattungsinstitut." Ihr Bruder wusste, wem sie meinte und wo das war. "Ich kenne seine Mutter, Shadia Fukkatsu. Eine sehr freundliche Person, die wirklich für ihr Handwerk geboren wurde. Sie hat sich auch um die Beerdigung unserer Eltern gekümmert." erklärte Damian und glücklich hörte Heather ihm zu. Schließlich fuhr Damian auf eine Auffahrt rauf und die Geschwister stiegen aus. Heather war schon voller Vorfreude auf ihr neues Fahrrad.
Die Geschwister waren froh, nach einiger Zeit endlich daheim zu sein. Sie hatten sich eine Kleinigkeit vom Imbiss gekauft. Heather zog sich um und Damian lud das Fahrrad ab, danach fuhr er den Anhänger weg und gesellte sich zu Heather in die Küche. Heather hatte ihre blaue Jeans anbehalten und sich einen schwarzen weiten Pullover angezogen. Ihr Bruder und sie saßen zusammen, Heather erledigte schnell ihre Hausaufgaben und lief dann mit Damian zu ihrem Rad auf die Auffahrt. Es war ein einfaches, dunkelblaues Fahrrad mit Korb hinten befestigt. Sie strahlte über das ganze Gesicht, drehte sich zu Damian um und drückte ihn an sich. "Danke!" rief sie und stieg auf. Damian grinste stolz, als er dies sah und nahm sein Handy zur Hand, um ein Foto von seiner Schwester auf dem Rad zu schießen. "Hach, das erinnert mich daran, wie du mit fünf Jahren Rad fahren gelernt hast. Das war niedlich, wie du mir immer hinterher fahren wolltest, aber hingefallen bist." Er schmunzelte über diese Anekdote und beobachtete seine Schwester dabei, wie sie ihre Runden auf der Auffahrt fuhr, um sich mit dem Gefährt vertraut zu machen. Grinsend fuhr sie auf ihn zu und bremste kurz vor ihm. Damian war instinktiv zurück gewichen. "Ich hol nur meine Jacke und Handy, dann fahre ich auch schon los." erklärte sie und eilte ins kleine Haus. "Dann wünsch ich dir viel Spaß, Schwesterherz. Melde dich bitte." bat er und Heather nickte, bevor sie los fuhr und kurz darauf setzte sich auch Damian ins Auto und begab sich zurück zur Firma.
Heather genoss das Gefühl vom Wind, der um ihre Haare wehte und die sommerlichen Temperaturen auf ihrer Haut zu spüren, obwohl es erst Frühling war. Sie bog in eine Straße ab und erblickte vom weiten schon das schwarze Gebäude, das Bestattungsinstitut. Daneben erkannte sie auch schon ein kleines Haus. Sie blickte auf die Hausnummer 25 und wusste, dass hier Musuko wohnte. sie stieg ab und lief die kleine Auffahrt hoch. Heather schaute zum kleinen schwarzen Auto unter dem Carport und stellte ihr Rad an der Wand ab, in der Hoffnung, es würde dort niemanden stören. Nervös lief sie zur Tür und las den Namen Fukkatsu auf dem Briefkasten. Schnell fand Heather die Klingel und betätigte diese.
Musuko saß oben in seinem Zimmer an seinem Schreibtisch und hatte sein Skizzenbuch in der Hand. Nebenbei hörte er Musik über seinem Laptop, bis er die Klingel vernahm und den Stift zur Seite legte. Er lief die Treppe hinunter, direkt zur Tür und öffnete diese mit einem Schlüssel. "Hallo, komm rein." bat er und Heather grüßte ihn schüchtern. Mit einer offenen Handbewegung verwies er auf dem Flur und schloss die Tür wieder hinter sich. "Schuhe kannst aufm Flur stehen lassen." meinte er und lief die Treppe zur Hälfte hinauf. Heather folgte ihm und hörte seine Musik, die er laufen gelassen hatte. Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und stoppte die Musik. Heather stand in seinem Zimmer und musterte diesen. Ihr fiel der große Kleiderschrank neben der Tür auf, gegenüber das Einzelbett mit schwarzer Bettwäsche, die mit Symbolen bedruckt war. An der gräulichen Tapete hingen verschiedene Poster von Serien oder Kreaturen und sie bemerkte verschiedene DVDs in einem schwarzen Bücherregal. "Setz dich. Möchtest was trinken?" fragte er sie ruhig, winkelte die Beine an und schaute zu ihr, wie sie sich aufs Bett setzte. "Ja, gerne. Wasser reicht mir." antwortete sie lachend und Musuko stand auf, um hinunter in die Küche zu laufen. Heather wippte mit den Beinen umher und blickte zum Fernseher gegenüber dem Bett und dem Schreibtisch. Grob erkannte sie eine Zeichnung auf dem Block, als Musuko schon mit einem Glas Wasser wiederkam. Sie bedankte sich und musterte Musuko, wie er sich seinen Zeichenblock wieder zur Hand nahm.
"Was zeichnest du?" fragte sie neugierig nach und stand auf. Er drehte den Kopf zu ihr. "Hauptsächlich düstere Sachen, die ich mir gut als Tattoos vorstellen könnte." Er zeigte ihr ein paar Beispiele und es waren schwarz-weiß Bilder von, unteranderem einem Zyklopen mit spitzen Zähnen oder einem Menschen mit zwei Gesichtern. "Ich würde gerne irgendwann Tätowierer werden." erzählte er von seinem Berufswunsch und lächelte dabei. "Das finde ich cool! Ich weiß es noch nicht genau, was ich irgendwann möchte." gab Heather beschämt zu, doch Musuko ermutigte sie. "Das muss du auch noch nicht wissen und du kannst dich immer für was anderes entscheiden." Heather stimmte ihm zu und setzte sich wieder.
"Möchten wir etwas Bestimmtes machen? Ich kann auch eine Serie anmachen." schlug Musuko vor und packte seine Zeichenutensilien zurück. "Gerne, du kannst einfach was anmachen." Heather war nicht wählerisch und ließ es einfach auf sich zukommen. Musuko schaltete den Fernseher ein und kurz darauf machte Musuko wahllos Videos über Zeichentipps an.
"Und hat beim Fahrradkauf alles geklappt?" hakte er nach und Heather freute es, dass Musuko sich daran erinnerte. "Ja! Ich bin auch direkt mit dem Rad zu dir gefahren!" erzählte sie und sah nebenbei zum Fernsehgerät. "Mein Bruder und ich haben das Rad nach der Schule abgeholt." berichtete sie weiter. Nickend hörte Musuko zu.
"Wie alt ist dein Bruder?" fragte Musuko nach und Heather errötete leicht. "Er ist 27." Musuko hob kurz seine Augenbrauen hoch. "Viele sind immer erst verdutzt, wenn ich das sage." gab Heather beschämt zu, doch Musuko gab ihr das Gefühl, dass dies nicht schlimm sei. "Ach, lass die Leute reden, solange ihr miteinander auskommt und es nicht stört. Ich bin ein Einzelkind, ich kann da nicht viel zu sagen." meinte er aufgeschlossen und Heather freute sich, dass Musuko keine Sätze von sich gab, die sie sich sonst immer anhören durfte, wie dass sie ein Nachzügler wäre.
"Bist du oft bei ihm?" fragte Musuko ruhig nach und blickte genau zur Zeichnung, die im Video kreiert wurde. Heather strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich wohne bei ihm. Er ist mein Erziehungsberechtigter, weil unsere Eltern nicht mehr leben." gab sie zu und Musuko hörte ihr aufmerksam zu.
"Oh, schon lange?" Er sah zu ihr, wie sie sich im Schneidersitz setzte. "Meine Mutter starb, als ich 14 war und Vater, als ich 13 war, aber zu ihm hatte ich keinen richtigen Kontakt, er war komisch." gestand sie und senkte den Kopf. Mitfühlend sah Musuko sie an.
"Inwiefern komisch?" Heather seufzte. "Er fand es nicht so schön, dass er nach 11 Jahren nochmal Vater wurde und sich um ein kleines Kind kümmern musste. Die Ehe meiner Eltern ist dadurch in die Brüche gegangen. Ich habe ihn auch nicht oft gesehen und wenn, hat er sich immer versucht, mit Geld einzuschleimen. Deshalb hat er auch die Privatschule finanziert, mit der Begründung, er wolle ja nur das Beste für seine Tochter. Er kam mir auch immer unheimlich vor, wenn ich als kleines Kind mit meinem Bruder zu ihn gegangen bin. Er war dann immer so scheinheilig übertrieben nett, obwohl man genau gemerkt hat, dass er sich nicht für ich interessiert. Mein Bruder hat ihn deshalb auch zu hassen angefangen." Seufzend senkte sie den Kopf und spielte mit der Decke rum.
"Oh man, das muss ein mieses Gefühl sein. War deine Mutter denn in Ordnung?" fragte Musuko mitfühlend und Heather nickte.
"Sie hat mir nie die Schuld für die Scheidung gegeben und wollte mich nie aufgeben. Sie hat dadurch erfahren, was mein Vater für ein Mensch ist und sich bis zu ihrem Tod um uns gesorgt." Über Heathers Gesicht schlich sich ein freudiges Lächeln und beide vergaßen komplett das Video.
"Meine Mutter ist auch alleinerziehend. Mein Vater war auch nicht der Beste vom Besten." murmelte Musuko ruhig und überschlug die Beine. "Meine Eltern waren nur in einer Partnerschaft, aber hatten auch ihre Probleme. Mein Vater war eine zeit lang arbeitslos und Mutter musste vieles alleine unter dem Hut bekommen. Er war dann zwar daheim, hat aber auch nur das Nötigste gemacht. Na ja, irgendwann hatte er einen Job und arbeitete im Schichtdienst. Ich war noch klein, ich glaube acht, als ich mit meiner Mom vom einkaufen wieder kam. Sie hat nur ein fremdes Auto gesehen und sagte, ich soll warten. Ende vom Lied: mein Vater ist meiner Mutter mit seiner neuen Arbeitskollegin fremdgegangen. Meine Mom ist ausgerastet und hat ihn rausgeworfen." Musuko blieb unbekümmert bei seiner Erzählung und Heather empfand es beruhigend, dass sie nicht alleine war mit ihrer Familiensituation, wo sie von ihren früheren Freunden immer nur mitbekommen hatte, dass sie aus einer heilen Familie kommen. Mittlerweile wusste sie, dass jede Familie ihre anderen Seiten hatten und man auch ohne dem klassischen Bild von Mutter und Vater eine Familie war. "Und hast du noch Kontakt zu ihm?" hinterfragte Heather ruhig, als Musuko sie regungslos ansah.
"Meine Mutter hat ihn wenige Wochen später nach einem Unfall zu Grabe getragen. Ich habe ihn aber nicht richtig gekannt und Mutter hatte damit abgeschlossen." Heather merkte, dass Musuko nicht trauerte oder es ihn mitnahm. "Ich war schon immer ein Mamakind. Meine Mitschüler würden mich dafür jetzt auslachen." gab er offen und ehrlich zu, doch Heather störte das nicht. Sie fand es schön, mit Musuko in Ruhe außerhalb der Schule reden zu können und ihn näher kennenzulernen.