Henrik fragte Cedric, ob er mitkommen möchte, doch Cedric lehnte ab und sagte, dass er den heutigen Tag noch Zuhause bei Felicia verbringen möchte. Das konnte Henrik nachvollziehen und bevor er sich verabschiedete, erzählte er seinem Bruder, wann er Dienst in der Gilde hatte und Cedric meinte, dass er morgen vorbei kommen würde. Felicia lehnte sich an Cedric und fand es sehr schön von ihm, dass er sich dazu entschieden hatte, sich vorerst weiter zu erholen. Cedric nickte verständnisvoll und küsste seine Frau. Sie kuschelten sich auf dem Sofa aneinander und schauten zu den Familienfotos, unteranderem auf das Hochzeitsbild, unter welchen in einem bronzefarbenen Schild ihr Hochzeitsdatum eingraviert war, der 15.9.1567.
Wie abgesprochen besuchte Cedric seinen Bruder am Folgetag in der Wohnung und Henrik händigte ihm die Papiere aus. Cedric dankte ihm und fragte nach Alma. "Sie ist in ihrem Zimmer, das sie sich bei mir eingerichtet hat." erklärte Henrik und verschränkte die Arme. Daraufhin klopfte er an Almas Tür und rief ihren Namen. Sofort wurde Alma hellhörig. Von ihrem Vater hatte sie bereits von Cedrics Genesung erfahren. Alma bat ihn hinein und umarmte ihren Onkel auch direkt erfreut. "Onkel Cedric! Schön, dass es dir besser geht." sagte sie erleichtert und Henrik stellte sich an die Tür. Er beobachtete das Szenario mit verschränkten Armen und gesenkten Blick. Kurz nach der Umarmung umfasste Cedric Almas rechte Schulter und schaute sie ernst an. Fragend sah sie ihm entgegen. "Ich muss mit dir über etwas reden, was dein Vater mir erzählt hat." fing er behutsam an und beide setzten sich auf ihr Bett. Mit einem schlechten Gewissen nickte Alma und fragte sich, worum es wohl ging, konnte es sich aber fast denken. Ihr Onkel fing behutsam an, mit Alma darüber zu reden. "Du wolltest die Mordfälle alleine lösen?" hakte er nach und mit einem unwohlen Gefühl bejahte Alma die Frage. "Tut mir leid, dass ich es nicht hinbekommen habe, obwohl ich doch Opas Talent habe." seufzte sie, aber Cedric strich über ihren Rücken und lächelte sie aufmunternd an. "Alma, dafür musst du dich nicht entschuldigen! Es ist in Ordnung. Ich habe mich nicht anders gefühlt, wenn ich Fälle erst Jahre später lösen konnte." sagte er ruhig und erinnerte sich an den Mord an Eliane Fenno, Niklas Mutter, welcher erst 10 Jahre später aufgedeckt wurde.
"Ich bin damals auch angefangen und hatte Hilfe. Ich erinnere mich noch genau daran, wie jemand ermordet wurde und ich zufällig in der Gilde davon erfuhr. Herbert bemerkte meinen Enthusiasmus und Talent bei einem Gespräch und kam auf mich zu sprechen. Dabei erzählte er viel von Vater und wir kümmerten uns um diesen Mordfall. Siehst du, auch ich brauchte damals Hilfe und es ist nicht verkehrt, diese zu erbitten. Du musst niemanden etwas beweisen." erzählte er und redete auf sie ein. Zustimmend nickte Alma und wurde sich dessen bewusst, was sie falsch gemacht hatte. Cedric redete weiter. "Außerdem solltest du nie etwas aus Rache tun oder dich von deinen Gefühlen leiten lassen. Was hättest du mit dem Mörder getan, wenn du ihn gefasst hättest?" hakte Cedric mit ernster Miene nach und Alma konnte diese Frage nur schwer beantworten. "Ich bin knallhart und ehrlich zu dir, Alma! In deiner jetzigen Verfassung hättest du ihn nicht zur Gilde, zum Henker, gebracht." Diese kalte Wahrheit wurde sich Alma bewusst, da sie durchaus den Gedanken hatte, dass Yannis Mörder es verdient hatte, ebenso Leid zu erfahren. "Tut mir leid..." hauchte sie und Cedric strich über ihren Arm, während Henrik nur zuhörte. "Ich möchte aber, genauso wie deine Eltern, nicht, dass du dich um diesen Fall oder weitere Probleme kümmerst. Du darfst mir gerne helfen, doch du bist zu jung und ich möchte dir diese nicht ungefährliche Aufgabe auf keinen Fall anvertrauen." Cedric wurde strenger in seinem Tonfall und Alma verstand seine Bitte sofort. "Ja..." murmelte sie mit hängenden Kopf und blickte zu den Zwillingen auf. "Es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit etwas problematisch war." Damit schaute sie zu Henrik, der ein wenig perplex zu ihr sah und seine Körperhaltung lockerte. "Schon in Ordnung. Wenigstens bist du wieder bei Sinnen." meinte er nicht weiter nachtragend und dankbar lächelte Alma ihn an. "Außerdem hast du schon gute Dinge geleistet. Dein Vater hat mir von deiner Vermutung von den Opfern von Suicide Hangman berichtet." Stolz spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und Alma grinste über das Lob. "Darauf bin ich gekommen, als Opa mir von seiner Vergangenheit erzählt hat. Ich habe meine Großeltern nämlich im Himmel getroffen!" berichtete sie freudig und erklärte Cedric, warum sie im Himmel gewesen ist. Kurzerhand erzählte sie ausführlich von dem Gespräch und die Zwillinge lachten, als sie von Flavia berichtete. Glücklich lächelten die Brüder und erinnerten sich an frühere Tage.
Die Beteiligten wurden ruhiger und besonders Cedric wirkte plötzlich ernst, als Alma ihnen berichtete, was ihre Großeltern beobachtet hatten. Er faltete die Hände zusammen und Henrik fragte Cedric ruhig: "Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist, als du angegriffen wurdest?" Kurzerhand erinnerte sich Cedric und wurde etwas kühler in seinem Verhalten. "Ja, ich erinnere mich genau und weiß, wer es war." Henrik und Alma stockten, aber es kam ihnen auch vorteilhaft vor, immerhin konnten sie den Mörder fassen! Cedrics Ausdruck blieb kalt. "Ich muss nur eine Sache überprüfen, um sicher gehen zu können. Es ergibt auch Sinn, dass er mich angegriffen hat, er wusste von meiner Berufung. Dabei wirkte er immer wie ein ruhiger Seelengeleiter." erklärte er und gebannt blickten Henrik und Alma zu ihm. "Wer hat dich angegriffen?" hakte Henrik genauer nach und Cedric drehte sich mit kalten Blick zu seinem Bruder um.
"Jeff Basner."
Cedric stand auf und sofort wusste Henrik, wem sein Bruder meinte. Jeff hatte Cedric im Seelenkampf beschützt, als er Henrik beistand, welcher damals verletzt wurde. Alma dachte instinktiv nach und weitete die Augen. "Yannis und ich sind ihm begegnet, als wir Sensen segnen lassen waren. Daher wusste er, dass sie ein Sensenschmied ist!" Die Erinnerung war nur ganz wage, doch es war für Alma die einzig logische Erklärung, wie Jeff von Yannis Berufung wissen konnte. Sie hatten nämlich keinen Kontakt zueinander gehabt, nur Cedric hatte als Kollege näher mit ihm zusammen gearbeitet. Auch Henrik versuchte sich zu erinnern. "An diesem Tag hatte er viele Akten vom Altersheim dabei, aber ich weiß nicht, ob er in demselben war, wie ihr einst." murmelte Henrik nachdenklich. Alma senkte den Kopf. "Es könnte tatsächlich sein, dass er Yannis Worte, in welchem sie sagte, sie bereue es, sich umgebracht zu haben, gehört hat." Traurig seufzte Alma und ließ kurz den Kopf hängen, als Cedric über ihre Haare strich. "Der Mörder wird seine gerechte Strafe bekommen. Der Henker wird ihn richten." Bei diesen Worten lächelte Alma und fühlte sich etwas besser, da sie nun den Mörder kannte und dieser seine Strafe bekommen wird. Langsam konnte sie mit dem Mord an ihre Freundin abschließen.
"Ich brauche übrigens deine Hilfe, Alma." sagte Cedric und Alma sah fragend zu ihm. "Ja? Wobei denn?" hinterfragte sie ruhig und Cedric erklärte ihr die Situation. "Jeff hat mittlerweile eine neue Sense, seine erste allerdings behalten. Ich habe sie wiedererkannt, diese schmale Sense. Ihr Sensenschmieder bewahrt die Aufträge auf, in welchem der Seelengeleiter seine Erstsense behalten hat. Ich möchte mir seine Unterlagen ansehen und abgleichen." erklärte Cedric klar und deutlich. Seine Nichte nickte lächelnd. "Das können wir machen." gab sie ihr Einverständnis, war aber auch angespannt, ihrer Lehrmeisterin über den Weg zu laufen.
Damit liefen Onkel und Nichte zur Tür. Henrik folgte ihnen. "Pass auf euch auf. Ich werde nachher in der Gilde sein. Berichtet mir umgehend." bat er und war ein wenig besorgt. Er hielt Alma nicht auf, da Cedric bei ihr war und sie anders wirkte, wie in den tagen zuvor. Cedric versprach, Alma zu beschützen und zog dann mit ihr los, zu den Scythe Makern.
Cedric klopfte an der großen Tür und ein älterer Sensenschmied öffnete diese. Kurzerhand erklärte Cedric klar sein Anliegen und der Sensenschmied verwies mit der Handfläche nur nach rechts, aus seiner Perspektive und Cedric dankte ihm. Er lief die besagte Richtung entlang, dicht gefolgt von Alma, die ihn davor überholte und ihm die Fächer zeigte. Sie mussten eine Weile suchen, doch dann fanden sie die Sensenakte von Jeff Basner.
Erwartungsvoll und gespannt schlugen sie das Dokument auf. Seine Zweitsense hatte Jeff seit zwei Jahren und Cedric schaute auf die Bilder. Das Bild vom Erstantrag zeigte eine schmale schwarze Sense mit Metallstab. Die Sense beim Zweitantrag war deutlich größer und das Sensenblatt hatte am Rücken eine braune Lackierung. Voller Überzeugung nickte Cedric. "Er war es, eindeutig."
In Cedric brodelte das Bedürfnis auf, Jeff umgehend das Handwerk zu legen, doch er blieb gelassen, dankte Alma aufrichtig und nahm das Formular mit. Sie verließen die Scythe Maker Abteilung wieder und liefen über die Gänge, als Cedric innehielt und seufzte. "Sie ist unverbesserlich." murmelte er und bat Alma, schonmal zur Gilde zu gehen. Cedric lief zu seiner Frau, die wie immer einen zu hohen Aktenstapel mit sich rum trug. Er lief zu ihr und nahm ihr die Hälfte ab. "D-danke." Beschämt dankte Felicia ihm und wurde rot, sie musste sofort an ihre Kennlernzeit mit Cedric denken. Bei diesen schönen Gedanken funkelten ihre Augen auf. Cedric seufzte. "Du lernst es nie." musste er sich eingestehen und peinlich berührt grinste Felicia. "Hätte ich diese dämliche Angewohnheit aber nicht, dann hätten wir uns vielleicht nicht kennen gelernt." verteidigte Felicia sich und ihr Mann musste ihr ein wenig zustimmen. "Wenigstens hast du das nie in der Schwangerschaft gemacht. Dann wäre ich sehr sauer auf dich gewesen." sagte Cedric ehrlich und gab mit seiner Frau gemeinsam die Akten bei den Praktikern ab. Daraufhin liefen sie in Felicias Büro und Cedric nahm ihr den Platz weg, damit er sie auf seinen Schoß sitzen lassen konnte. "Habt ihr bereits etwas Neues herausgefunden?" hinterfragte Felicia behutsam und unterdrückte ihre Sorge. Ohne Zögerung nickte Cedric. "Es war Jeff Basner."
Daraufhin erzählte er ihr von allen bestätigten Vermutungen. "Und nun?" fragte Felicia sachte nach und Cedric konnte ihr die Besorgnis an den Augen ablesen. "Wir werden ihn mitnehmen und er wird die Todesstrafe bekommen." Seine Frau nickte nur und murrte: "Hm..." Sie war eindeutig ängstlich und dachte daran, dass Cedric vor kurzem noch schwer verletzt bei den Heilern gelegen hatte. "Er wird sich sicher querstellen und angreifen. Ich habe Angst... Bitte verletzt dich nicht schon wieder! Immerhin könnte es diesmal anders ausgehen..." Sie krallte sich an sein Hemd, während er mit dem Finger über ihr Gesicht fuhr. "Alma wird mich begleiten. Bitte mach dir keine Sorgen, es wird diesmal alles gut gehen." Mit diesen Worten konnte er Felicia nicht überzeugen und er wusste, dass er ihre Bedenken nicht los wird. Jedoch empfand er es als süß, denn das zeigte, wie sehr sie ihn liebte. Verstehen konnte er sie komplett. Cedric war ebenfalls in Sorge gewesen, wenn Felicia alleine eine böse Seele geleitete oder als sie hochschwanger war und er sie alleine lassen musste. Allerdings hatte er kurz vor der Geburt jedes Mal dem Tod Bescheid gegeben, dass er vorerst nicht arbeiten konnte. Der Tod hatte Cedric und Felicia immer das Beste gewünscht und sich sehr für ihn gefreut. Er hatte immer Verständnis gezeigt. Cedric hatte sich damals auch nicht wohlgefühlt, Felicia alleine zu lassen, als die Kinder noch kleiner waren.
Felicia wusste, dass sie Cedric ziehen lassen musste. Ganz fest umarmte sie ihn und gab ihn einen langen Kuss. "Ich liebe dich. Bitte pass auf dich auf." flehte sie und schaute in seine Augen. Er lächelte sie verliebt an. "Ich werde auf mich aufpassen. Ich liebe dich auch. Du bist die Frau meines unsterblichen Lebens." flüsterte er und rührte seine Frau sehr damit. Sie stand auf, damit er von ihrem Stuhl gehen konnte und setzte sich. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen letzten Kuss, bis er schließlich zur Gilde ging.
Cedric betrat die Gilde und sein Bruder erwartete ihn bereits. Henriks Tochter saß neben ihm und beide hatten eine ernste Miene aufgesetzt, wobei Alma noch ein bisschen berückt wirkte und vielleicht auch nervös war. "Der Sensenmann weiß Bescheid." sagte Henrik direkt, welcher Gevatter Tod schon über den vermutlichen Täter berichtet hatte. Den Tod erleichterte es sehr, dass Cedric wieder auf den Beinen war, Cedric wandte sich in der Zeit an Alma. "Möchten wir los gehen? Fühlst du dich dafür bereit?" hakte er eindringlich nach und selbstsicher nickte Alma. Ihr Vater umarmte sie noch einmal fest, bevor sie ihre Sense zückte. Ihr Onkel tat es ihr gleich und nahm seine zur Hand. Zusammen verließen sie die Gilde.
Sie suchten Jeff zuerst in der Wohnung auf, doch keiner öffnete ihm die Tür und beide gingen davon aus, dass er nicht da war. Musternd sah Cedric zur Tür, bevor er sich in die Flure zurück teleportierte, gefolgt von Alma. Es war ein wenig schwierig, ihn aufzufinden. Seine Wohnung kannte Cedric auch nur, weil er ihn einst nach der Arbeit direkt heim begleitet hatte, aufgrund der Akten. "Jeff ist Praktiker. Er wird wahrscheinlich in der Menschenwelt sein." mutmaßte Cedric und dies stellte sich ebenfalls als nicht einfach heraus. "Weiß du, Alma? Wir werden direkt den Tod fragen!" Cedric wusste, dass der Tod ihm den Standort von Jeff erzählen würde, da es von Nöten war. Somit kehrten sie zur Gilde zurück und stolz schaute er zu beiden. "Willkommen Cedric und Alma." begrüßte er sie freundlich und empfing sie, wie immer, mit offenen Armen. Cedric redete nicht lange und kam sofort zum Punkt. "Wir brauchen den Aufenthaltsort von Jeff Basner!" bat er vornehm und der Tod nickte. Der Tod stand auf und lief in einen der Nebenräume, die alle Akten der Menschen und Todeswesen verwahrte. Im Raum waren nur noch Josef, Justin und Gina. Diese lächelte Cedric munter an. "Fritz ist sehr erfreut, dass es dir besser geht." teilte sie ihm schmunzelnd mit und Cedric dankte ihr. Daraufhin kehrte der Tod mit einer Akte zurück, die ihn der Sensenmanngeist herausgesucht hatte, schlug diese auf und nannte beiden kurzerhand Jeffs Aufenthaltsort. Cedric dankte ihm sehr und verbeugte sich. Alma tat es ihrem Onkel gleich und sie verließen den Raum daraufhin wieder. Der Tod behielt die Akte bei sich und nahm sich seine Feder, um mit Blut ein paar Worte niederzuschreiben. Seine Gehilfen wussten, was dies zu bedeuten hatte. Alma und Cedric teleportierten sich genau an dem Ort, an dem sich Jeff befand. Er geleitete eine Seele gerade in den Himmel. Der Mensch war ein älterer Herr gewesen, welcher bereits im Rollstuhl saß und auf der Straße einen Herzinfarkt erlitten hatte. Der Herr freute sich ungemein, wieder laufen zu können und umarmte im Himmel all die Geliebten, die ihm vorausgegangen waren.