Sie spurtete auf Henrik zu und zielte auf seine Schulter. Den Schnitt der Sense konnte er mit seinem Sensenstab aufhalten. "Gewiss ist Mord kein Tod, der vorhergesehen war!" Über diese Zustimmung freute Fabiola sich, doch die Tatsache, dass sie ermordet wurde, sah sie nicht ein. "Wieso hat der Sensenmann und der Himmelsfürst zugelassen, dass sowas geschieht?! Immerhin sollte ich noch nicht sterben!" Ihre Wut war nicht zu bändigen und mit einem Tritt trat Henrik Fabiola mitten im Angriff von sich. "Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag. Mein Exfreund kam auf mich zu und warf mir vor, ihm mehrmals fremdgegangen zu sein, wie auch das Kind abgetrieben zu haben. Ich verneinte diese Anschuldigungen, als er mit einem Messer auf mich los ging. Warum hat der ach so wichtige Himmelsfürst nichts getan?!" Henrik antwortete ihr nicht auf diese Frage, denn er wusste, dass sie es nicht verstehen und wahrhaben wollen würde. "So mächtig scheint er dann ja nicht zu sein!" behauptete Fabiola hochgehoben. "Vermutlich gibt es nicht mal einen!" entfuhr es ihr dann verhasst und sie hegte einen großen Zorn. Stumm wehrte Henrik ihre Angriffe ab und zog seine Sense von einer Seite zur anderen, als Fabiola ihm näher kam. Instinktiv sprang sie nach hinten auf den Tisch des Gildenführers. "Wir können ja ganz leicht herausfinden, ob es einem gibt und ob dieser die Menschen wirklich wichtig findet!" Sie hatte einen komischen Ausdruck in ihrem Gesicht und Henrik bekam einen miesen Verdacht. Kurzerhand sprang Fabiola die meterhohe Gilde hinunter und ohne zu zögern rannte Henrik ihr hinterher. Im Sprung öffnete sie ein Flügelportal und nur knapp schaffte Henrik es, ihr durch dieses zu folgen.
Alma stand ganz alleine in der Gilde da und klopfte an der Tür des Todes. Dieser nahm sich Alma sofort an und sie erzählte von dem Geschehnis. Aufmerksam hörte dieser ihr zu und bekam ebenfalls einen schlechten Verdacht, was Fabiolas weiteres Vorhaben anbelangte. Justin stand auf und nahm sich Alma an. Zusammen traten sie aus dem Raum des Sensenmannes, welcher direkt mit dem Himmel sprechen musste. Während er dies tat, saß Alma mit Justin in der Gilde und er half ihr mit einigen Dingen, während Henrik dabei war, Fabiola zu folgen.
Fabiola war in der Menschenwelt und ihr Augenmerk fiel auf einen jungen Mann, der an seinem Auto wartete. Er trug braune kurze Haare und hatte blaue Augen. Der Mann war von zierlicher Statur.
Geschwind trat Fabiola näher heran, zückte ihre Sense und schaute zum Himmel hinauf. "Himmelsfürst! Wenn es dich wirklich gibt und du mächtig bist, wirst du das, was kommt, zu verhindern wissen, oder?!" rief sie laut, als sie genau in diesem Moment eine Sense an ihren Hals spürte. "Wie ironisch." schmunzelte sie, als sie ruckartig Henriks Sensenstab griff, ihm entzog und dabei wegwarf. "Ohne eine Sense wie meine ist man direkt weniger wert." grinste sie, aber Henrik ließ sich davon nicht aufhalten. Er ballte die Hand zu einer Faust und in ihrem unachtsamen Moment schlug er ihr ins Gesicht. Perplex hielt sie sich die Wange, als ein weiterer Schlag gegen ihr Kinn und gleichzeitig ein Tritt in ihre Bauchgrube folgte. Fabiola ließ dies nicht auf sich sitzen und schlug Henrik mit ihrem Sensenstab in die Hüfte und stieß ihn zur Seite. Er griff nach ihrem Arm, zog sie zu sich, packte ihren Hals und drückte sie gewaltvoll zu Boden, so dass ihr Kopf auf dem Beton aufschlug. Sie biss die Zähne zusammen, riss an seinen Haaren und schlug mit der Faust gegen sein Gesicht, bevor sie ihn mit den Beinen von sich trat. Er schürfte auf den Boden, wobei seine Kleidung leichtere Schäden und er Schürfwunden davon trug. Lächelnd kam sie auf ihm zu und stieß ihn mehrmals gegen den Brustkorb. Daraufhin ließ sie ihn liegen und näherte sich mit der Sense in der Hand ihrem eigentlichen Ziel.
Henrik blieb einen Moment mit Schmerzen liegen und wusste, dass sein Bruder diesen genauso fühlte. Er stand auf und nahm seine Sense zur Hand. Das, was Fabiola vor hatte, durfte nicht geschehen und als er seine Sense aufhob, hörte er schon ihre laute Stimme. "Himmelsfürst, warum hast du meinen Tod damals zugelassen?! War ich dir egal?! Dann wüsste ich gerne, ob dir dieser Mann hier auch egal ist!!" brüllte sie, nahm ihre Sense und rammte sie dem Mann direkt in die Brust. Mit geweiteten Augen schaute Henrik zu dem Geschehen. "Nein!!" schrie er und eilte so schnell er konnte zu Fabiola, die mit aller Kraft die Seele aus dem Körper des Mannes entriss und geleitete. Für Menschen sah es aus, als hätte dieser Mann einen Herzinfarkt erlitten.
Es war nicht einfach, diese Seele zu geleiten. Henrik eilte zu ihr und hob die Sense an, um das Geleit zu verhindern, doch er kam zu spät und sackte auf die Knie. "Nein, das kann nicht sein..." Es erschütterte ihn und er fühlte sich miserabel, dass er diese grausame Tat als Gildenführer nicht verhindern konnte. Fabiola fühlte sich siegessicher, als sie zum toten Mann sah und trug die Sense auf ihre Schulter. Es freute sie Henrik niedergeschlagen zu sehen und sie fühlte sich ihm endlich überlegen, bevor sie ihr Augenmerk wieder auf den Himmel richtete. "Ich wusste es! Es gibt keinen Himmelsfürst und wenn, dann sind wir die alle egal!!"
Im nächsten Moment tat sich jedoch ein helles Licht vor ihr auf, aus dessen ein Engel mit langem Schwert trat und Fabiola erzürnt anfunkelte. Plötzlich riss ihr von hinten jemand die Sense weg, legte den Unterarm unter ihr Kinn, bevor diese Person ihre Hände hinterm Rücken festhielt und mit Ketten festlegte, welche die Gilde zum verschließen der Portale nutzte. Fabiola wurde nach unten gedrückt und der Engel stellte sich vor ihr. "Fabiola Chinchensu, Sie haben den Himmelsfürst mit ihren Worten erzürnt und einen Menschen vor seinem eigentlichen Tod das Leben genommen. Sie werden dementsprechend im Totenreich hingerichtet werden!" Fabiola weitete die Augen. "Nein!! Das habe ich nicht verdient!!" Der Engel hörte ihre Worte jedoch nicht an und kehrte ihr den Rücken zu. Henrik stand auf, nahm seine Sense und dann Fabiolas, bevor er zu Cedric schaute. Cedric sah ihn ebenfalls an, allerdings relativ kühl, was an der Situation lag und dass er seine Aufgabe, im Totenreich für Ruhe zu sorgen, sehr kalt und ernst nahm. "Ich habe gemerkt, dass etwas passiert sein musste, bin zur Gilde und erfuhr dort näheres." erklärte Cedric ruhig und Henrik nickte. Henrik ließ etwas den Kopf sinken und stemmte eine Hand an seine Hüfte, bevor sie alle mit dem Engel ins Totenreich verschwanden.
Alle vier standen im Raum des Sensenmannes und dieser war mehr als erzürnt. Laut sprach er das aus, was bereits der Engel sagte und las ihr Urteil vor. "Frau Chinchensu, Sie haben gegen mehrere Regeln im Totenreich verstoßen. Darunter auch gegen die Regeln einen Menschen nicht vor ihrem eigentlichen Tod zu geleiten. Für diesen Verstoß werden Sie vom Henker gerichtet!" Bei diesen Worten weiteten sich Fabiolas Augen und sie brüllte, doch wurde sie schnell ruhiggestellt. Der Sensenmann bat Josef und Cedric Fabiola in den Raum des Henkers zu bringen. Gemeinsam ketteten beide Fabiola in der Zelle an, bevor sie aus dem Raum traten.
Währenddessen kniete der Tod vor dem Engel nieder. "Ich entschuldige mich im Namen des Totenreiches für diesen Vorfall." Auch Henrik verbeugte sich schuldbewusst. "Ich möchte mich ebenso entschuldigen. Ich hätte es verhindern müssen." Der Engel nickte beiden zu. "Dies darf nie wieder geschehen!" Mit strenger Stimme sprach er und mit gesenkten Kopf nickten beide. Der Engel verabschiedete sich und trat durch die Tür zurück zum Himmelsfürst, um diesen Bericht zu erstatten. Beide standen auf und der Tod sprach ein paar Worte mit Henrik. "Mach dir keine Vorwürfe. Du hast getan, was du konntest. Sag nicht, als Gildenführer hättest du es verhindern müssen!" Er schaute zu Henrik, der mit gesenkten Kopf die Hände hinter seinem Rücken faltete. "Auch deine Eltern waren nicht perfekt und haben Fehler gemacht. Wie ich sie in Erinnerung habe, wären sie trotzdem stolz auf deine Bemühungen." Henrik seufzte und versuchte positiv zu bleiben. "Das stimmt wohl." Er kehrte Gevatter Tod den Rücken zu und dankte für die Worte, bevor er aus dem Raum lief. Das erste, was er sah, war Alma, die mit Justin in der Gilde saß und Akten bearbeitete. Anscheinend verstanden sich beide sehr gut. Henrik grüßte und Alma merkte, dass es nicht sehr gut zu Ende gegangen war. Sie stand auf und drückte ihn an sich. Justin überließ ihm wieder seinen Platz und dankend setzte Henrik sich, während Justin zum Tod zurück kehrte. Gerade als Henrik erzählen wollte, kam Cedric zu ihm. "Mich würde gerne interessieren, was die genauen Umstände waren." Er gesellte sich mit einem kühlen Gesichtsausdruck zu den Beiden und Henrik fing an zu erzählen. Alma fragte, was mit ihr geschehe und Henrik antwortete ihr. "Der Henker wird sie richten." Alma nickte nur und empfand dies als gerechte Strafe. "Der Henker wird demnächst Bescheid bekommen. In der Zeit wird sie im Kerker eingesperrt sein." erklärte Henrik genauer. Cedric überschlug die Beine und legte die Hand auf sein Kinn. "So war das also.", murmelte er und sah zu seinem Bruder. "Dann habe ich zum Glück genau richtig reagiert." Zustimmend nickte Henrik und dankte seinem Bruder noch einmal, welcher bescheiden ablehnte. "Nichts zu danken. Immerhin ist das meine Aufgabe und du bist mein Bruder." Bei diesem Satz musste Henrik leicht lächeln. Es freute ihn immer noch, wenn Cedric ihn Bruder nannte. "Bescheiden wie immer." schmunzelte Henrik, als Cedric aufstand und sich verabschiedete.
Nach dem Cedric gegangen war, berichtete Alma ihren Vater davon, dass Justin ihr in seiner Abwesenheit in der Gilde geholfen hat. Henrik war stolz auf seine Tochter, dass sie dies getan hatte und dankte ihr. Alma fühlte sich geschmeichelt, aber der Vorfall hing ihnen noch in den Knochen, weshalb beide froh waren, als sie heim konnten. Henrik begleitete Alma noch nach Hause, wo sie ihrer Mutter von allem erzählte. Cedric hatte ebenfalls schon Felicia davon berichtet, da sie sich in der Zeit auch Gedanken gemacht hat, immerhin war Cedric abrupt mit Schmerzen im Oberkörper und einer schnellen Verabschiedung aus der Wohnung gestürmt. Sie war nun allerdings erleichtert, dass ihr Gatte heil zurück gekehrt war. Der Tod sprach ebenfalls mit Justin über diesen Vorfall und sprach die Thematik um den Henker an. "Was passiert jetzt?" hackte Justin interessiert nach und hörte gebannt der Antwort des Todes zu. "Ich werde dem Henker Bericht erstatten über die genauen Umstände und dem Zeitpunkt der Hinrichtung. Dafür schicke ich einen Gehilfen los." Kurzerhand kreierte er mit seiner Knochenhand einen kleinen grauen schwebenden Sensenmanngeist und gab diesem eine Papierrolle. "Bring diese Bitte zum Henker." bat er und der Sensenmanngeist verschwand. "Dieser wird dem Henker nun in einem ruhigen Moment diese Botschaft ausrichten, denn auch der Henker ist nur ein gewöhnliches Todeswesen." Justin nickte und schaute dabei Gevatter Tod an. "Was dann geschieht, wirst du dann sehen. Ich möchte, dass du dir die Hinrichtung ansiehst. Josef wird ebenfalls dort sein. Er ist immer dort, falls im Notfall etwas passiert, steht er dem Henker bei." Stumm stand Josef neben dem Sensenmann. Die Hände hinter dem Rücken und mit einer gewohnten Ruhe. Er nickte einfach nur. Justin hatte noch einige Fragen, was den Henker anging. Die Regel, dass die Identität des Henkers niemals preisgegeben werden dürfte und nur die Gilde wie auch der Tod selber diese wussten, war ihm bekannt. "Wie wird man der Henker?" fragte Justin neutral und wartete eine Antwort ab.
"Für die Berufung des Henkers gibt es keine Lehre. Es ergibt sich. Der Henker muss eine ruhige gesunde Psyche besitzen und die Hinrichtung gefühlslos und direkt vollstrecken, ohne Spaß am töten zu haben. Die Person muss dafür gemacht sein, einen Verbrecher reuelos hinzurichten." Diese Antwort leuchtete Justin ein. "Gab es den Henker schon immer?" Auf diese Frage folgte eine sofortige Antwort, die der Tod gelassen aussprach. "Nein. Zu Anfang, als sich die ersten Vorfälle im Totenreich ergaben, habe ich diese Todeswesen persönlich gerichtet, bevor ich mich für einen Scharfrichter entschied." Sein Gehilfe nickte, als der Sensenmanngeist wieder zurück kehrte. Der Tod dankte und ließ diesen verschwinden. Justins Fragen waren beantwortet und gelassen schrieb er seine Akten nieder.