Da Gamia am nächsten Tag Wilma nicht begegnete, ging sie zur nach Hause und klopfte an der Tür. Wilmas Eltern waren noch im Dienst, Gamia hatte beide gesehen und es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Wilma blickte Gamia erschöpft entgegen. "Du bist es, komm rein." bat sie freundlich, aber war sichtlich kaputt. Sie lief ein wenig mit hängenden Kopf und hatte Augenringe. "Ich wollte nur einmal nach dir sehen. Waren deine Eltern noch sauer oder haben sie noch etwas gesagt?" erkundigte sie sich. Ihr Gegenüber nickte. "Total... Ich lag schlafend neben der Tür. Papa hat mich reingetragen und als ich wach war, haben sie mir einen Einlauf gegeben, aber ich erinnere mich nicht mehr an alles. Dass sie mich wohl erstmal nicht mehr loslassen und ich mein Verhalten überdenken soll." murmelte Wilma und setzte sich wieder auf ihr Bett. Gamia nickte. "Du warst gestern schon sehr dicht und konntest den Laden nicht mehr alleine verlassen. Durch das Portal bist du gerade noch so gegangen." erzähle Gamia und Wilma konnte sich nur wage daran erinnern. "Stimmt..." flüsterte sie und legte sich hin. "Tut mir leid, ich bin noch wie betäubt. Mach es gut." sagte sie ruhig und Gamia trat aus dem Raum. Sie war am überlegen, ob sie direkt heim gehen sollte oder Fritz aufsuchte, wofür sie sich dann entschied.
In der Menschenwelt suchte sie die Gasse von neulich auf, war sich aber nicht sicher, ob er da war. Es war zwar abends, aber noch nicht richtig dunkel, was auch an der Sommerzeit lag. Sie blickte um die Ecke, schaute aber direkt wieder weg, als sie Fritz mit einem Menschen entdeckte. Der Mensch wirkte, als hätte er Angst, erwischt zu werden, bevor er ein kleines Tütchen einsteckte. Erst als der Mensch weg war trat sie zu ihm. "Hallo." grüßte sie ein wenig schüchtern. Fritz freute sich sehr, als er Gamia sah und lief zu ihr. "Hallööchen, wie schön, dich zu sehen." lächelte er sehr glücklich und setzte sich auf den Boden. "Setz dich ruhig oder wir gehen woanders hin, wo es gemütlicher ist." bat er und legte die Hände auf die Oberschenkel. "Ach, das macht mir nichts." schmunzelte Gamia entspannt und gesellte sich zu ihm. Fritz teilte die Karten aus, nachdem sie sich für ein Spiel entschieden hatten und nach der ersten Runde fragte Gamia, ob sie es wieder mit den Kartentricks probieren könnte und teilte die nächste Runde aus. Mit stolz blickte Fritz zu Gamia, wie sie sich an die Kartentricks versuchte.
Während des Kartenspiels redeten beide ein wenig über Karten und Fritz fragte Gamia, wie es ihrer Freundin ging und sie schilderte ein wenig. Ruhig hörte er ihr aufmerksam zu. "Vorhin war das ein Kunde von dir, oder?" fragte Gamia neugierig nach und überrascht bejahte Fritz. Es war ihm innerlich unangenehm, dass sie das mit angesehen hatte. Eine Weile verbrachten sie noch mit den Kartenspiel zusammen, bis Gamia langsam aufstand. "Ich gehe dann lieber heim, bevor meine Eltern mich noch vermissen." entschuldigte sie sich. "Ja, ich werde sicher auch noch Besuch bekommen." erwiderte er, stand auf und bereute seinen Satz sofort. Er wollte nicht, dass Gamia ihn in diesem schlechten Licht sah. Allerdings machte ihn die Tatsache traurig, dass sie wieder ging. Er wollte noch etwas sagen, um ein bisschen mit ihr weiterzureden, als er etwas näher kommen spürte und sich schnell verabschiedete. Nervös lächelte er. Gamia stand am Todesportal, winkte, schaute aber kurz, als sei etwas hinter Fritz, trat dann aber zurück in das Zwischenreich.
Kurz darauf trat auch schon eine Gestalt, dieselbe von gestern Abend zu Fritz und hockte sich hin. "Das war das Mädchen von gestern, richtig?" Mit einer Schlangenzunge leckte er sich über die Lippen. "Ja, und?" Kalt und mit den Schultern zuckend schaute Fritz von Adrian weg, welcher sein Gesicht finster verzog. Schwarzer Nebel legte sich um ihn. "Ich habe dir schon gestern gesagt, was ich davon halte!! Von mir aus kannst du gerne mit ihr machen, was du willst. Ob du sie fickst oder Kartenspiele spielst..." "Wie bitte?! Sie ficken?!", Erzürnt unterbrach Fritz Adrian und schaute ihn wütend an. Fritz ballte die Hände zu Fäusten. "Du spinnst doch!!" Von Adrian kam ebenfalls ein böser Blick, welcher so düster war, dass man sich nicht traute, ihn in die Augen zu sehen, weil dieser Blick eine derartige Angst verbreitete, dass man dachte, man blicke direkt in die Hölle.
"Ist doch egal, ob ihr eine ähnliche Aura habt." meinte Adrian aufgeschlossen und machte Fritz mit dieser Aussage nur noch wütender. Jedoch zügelte Fritz sich, weil er nicht wollte, dass etwas passiert. "Du sollst neue Menschen dazu verführen, Drogen zu konsumieren, damit sie daran kaputt gehen und ich mich an ihr Leid ergötzen kann. Während du das machst, hast du sowas nicht zu machen!! Entweder du verführst sie oder ich werde ihr etwas antun, wenn du dich beim nächsten Mal wieder mit so etwas niederträchtigen rumschlägst." Bissig grinste er und obwohl Fritz erzürnt war, beließ er es einfach dabei. Adrian begab sich dann wieder in die Hölle und Fritz senkte den Kopf. Er rutschte von der Wand, mit den Rücken, zu Boden. "Warum habe ich mich damals aus Verzweiflung so einnehmen lassen? Ich möchte nicht mehr in seinen Fängen sein. Andere sollen nicht, wegen mir, in eine Misere abrutschen und ihr Leben aus den Augen verlieren. Ich bin nicht mehr als ein Teufel, genauso wie Adrian." Bestürzt blieb er auf den Pflasterboden sitzen. "Niemals werde ich Gamia etwas andrehen und erst recht nicht zulassen, dass Adrian ihr nur ein Haar krümmt!"
Der nächste Tag begann bei Wilma, als ihre Eltern sie kaltherzig zu ihrer täglichen Pflicht weckten. Wenig begeistert kam sie mit und das man ihr an. "Ich komme mir vor wie ein kleines Kind." murrte sie und zeigte dabei eine kühle Seite, die die ihrer Eltern ähnlich war. "Benehmen tust du dich wie eines. Für diesen Umstand bist du selber verantwortlich." erwiderte ihre Mutter, ohne ihre Tochter anzuschauen. Versehentlich rempelte Wilma eine Frau mit langen schwarzen Haaren, die mehrere Akten bei sich trug. "Passen Sie doch auf!" zischte Wilma leise genervt. Die Frau stoppte und drehte sich um. "Wie bitte? Ich würde viel mehr sagen, dass Sie sich entschuldigen. Sie haben mich und ich nicht Sie angerempelt. Das ist sehr respektlos und unhöflich." Perplex brachte Wilma keinen Ton heraus, als die Frau ihr diese strengen Worten sagte. "Entschuldigen Sie das Verhalten von ihr. Das war ungezogen von ihr." mischte Markus sich ein und die Dame nickte. "Es ging mir nur darum. Anrempeln kann aus versehen jeden einmal passieren, solange man sich entschuldigt und nicht sowas wie diese junge Dame sagt." Sie rückte ihre Brille mit Kreuzanhängern gerade so zurecht und Wilma spürte die Blicke ihrer Eltern auf sich und wusste, dass sie verlangten, dass sie sich noch einmal persönlich bei der Frau entschuldige. "Tut mir leid, Sie haben Recht. Kommt nicht wieder vor." murmelte sie peinlich berührt. Lächelnd wünschte die Frau noch einen schönen Tag, nachdem sie die Entschuldigung nickend angenommen hatte. Eine kurze Moralpredigt von Mia und Markus folgte, als sie im Büro ihrer Tätigkeit nachgingen. \\Wann ist meine Strafe endlich vorbei?// dachte Wilma genervt und ging ihrer Pflicht langsam und träge nach. Sie war lustlos und gereizt und durfte sich auf Grund dessen weitere Belehrungen ihrer Eltern anhören.
"Machst du das mit Absicht? So wirst du deine Strafe nie absetzen und die Akten wieder zu spät fertigstellen. Im schlimmsten Fall geschieht dasselbe von neulich erneut, wegen dir. Deine Mutter und ich mussten gestern schon mehrere deiner Akten bearbeiten. Jetzt habe endlich Disziplin! Du bist ein Todesengel und hast eine wichtige Aufgabe zu verrichten, aber das verstehst du nicht." entfuhr es Markus gereizt und er war enttäuscht von seiner Tochter. Wilma starrte nur auf ihre Akten und ihre Lippen zitterten. Auf einmal flog eine Silberfeder durch den Raum und sauer erhob sich Wilma und schlug die Hände auf den Tisch. Geschockt und sauer starrten Mia und Markus zu ihrem Kind. "Euch geht es immer nur darum! Ihr seid ja gerade zu versessen darauf!! Ja, ich weiß was und wie ich bin! Das müsst ihr mir nicht immer sagen! Ich habe es ja schon verstanden!" schrie sie und ihr Vater erhob ebenfalls laut seine Stimme. "Warum tust du es dann nicht?! Und pass auf, wie du redest!" Er senkte seinen Tonfall und Wilma rannte aus dem Raum. Auf die Rufe ihrer Eltern, sie solle gefälligst wiederkommen, reagierte sie nicht. Ein wenig verzweifelt schlug Mia die Hände auf den Kopf. "Ich verstehe das nicht. Warum ist sie so? Haben wir etwas falsch gemacht?" Mia seufzte traurig und Markus nahm ihre rechte Hand. Er streichelte diese und sprach aufmunternd mit seiner Frau. "Eigentlich nicht, sie ist nur von sich aus einfach nur sehr speziell."
Wilma steuerte direkt Gamia an und setzte sich zu ihr, bevor sie ihren ganzen Frust rausließ. "Sei doch nicht so laut!" ermahnte Gamia ruhig, welche nebenbei weiter schrieb und blickte zu Wilma, die kurz stoppte und dann mit gesenkter Stimme weiter erzählte, wie ungerecht behandelt sie sich fühlte. Am Ende gab Gamia ihre Meinung dazu und blieb sachlich.
"Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich deine Eltern schon, wie ich dir bereits sagte. Du musst wirklich daran arbeiten und deine Eltern nicht immer verteufeln. Sie sind sicher auch verzweifelt und fühlen sich genauso wie du. Bei uns klappt es doch mit dem arbeiten." meinte Gamia gelassen und Wilma weitete die Augen. "Du hältst mir nicht immer vor der Nase, wie schlecht ich sei und du bist auch nicht meine Mutter." erklärte sie zickig und Gamia verstand, über einen guten Rat nachdachte und riet: "Erzähl deinen Eltern ruhig und sachlich, wie du dich fühlst und was du möchtest. Dafür musst du im Gegenzug aber auch das tun, was sie verlangen. Eine Art Kompromiss, verstehst du?" Leise bejahte Wilma diesen Tipp. "Sonst arbeiten wir erstmal zusammen, okay?" bot Gamia ihr an. "Ja." lächelte Wilma mit geröteten Wangen und schaute Gamia eine Weile zu, wie sie die Akten schrieb und grinste dabei. "Gamia?" fragte sie ruhig, welche sich zu Wilma drehte. "Ja?" Gamia strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als Wilma Gamias Wange mit der Hand umfasste, die Augen schloss und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte.
Perplex ließ Gamia die Feder fallen und weitete die Augen, bis Wilma den Kuss löste. "Danke, dass du immer für mich da bist." schwärmte Wilma mit rosigen Wangen, während Gamia einfach nur sprachlos war. Schließlich packte sie den Mut und seufzte. Mit einen sachlichen Tonfall redete sie mit Wilma. "W-wilma... Das... Ich weiß nicht, wie ich es schonend sagen soll... Es ist nicht... Weiß du..", Ein wenig verschwand das Lächeln in Wilmas Gesicht. "Es liegt nicht daran, dass du eine Frau bist, aber ich habe nicht die gleichen Empfindungen dir gegenüber wie du bei mir. Es tut mir leid. Ich nehme dir das auch nicht übel, es war eine interessante Erfahrung." erklärte Gamia sanft und enttäuscht senkte Wilma den Kopf. "Das ist mir jetzt peinlich." wisperte sie.
"Nein, muss es nicht. Ich mag dich immer noch, nur liebe ich dich nicht als eine Partnerin. Ich wusste nichts von deinen Gefühlen." Abrupt stand Wilma auf. "Tut mir leid, ich brauche Zeit für mich." seufzte sie traurig und verschwand aus der Tür. Gamia brauchte einen Moment, bevor sie weiter machen konnte, doch der Vorfall schwirrte weiter in ihrem Kopf rum. Sie blieb länger, um alle Akten fertig zu bekommen und als sie diese zur Gilde gebracht hatte, entschied sie sich dazu etwas Ablenkung ein einem Kartenspiel zu suchen.