Es dauerte eine Weile, bis alle realisierten, dass es vorbei war. Fritz fiel auf die Knie und spürte, dass eine Last von seinen Schultern gefallen war und fühlte kurz darauf die Umarmungen von Gina und Gamia. "Ich habe doch versprochen, dir zu helfen." Frech grinste Gina und auch sie fühlte sich erleichtert. Besonders auch wegen der Tatsache, dass sie nun endlich das geschafft hatte, was sie jahrelang nicht tun konnte.
Vor Erleichterung fing Fritz an, einige Tränen zu vergießen. "Danke, danke! Ich weiß nicht, wie oft ich euch danken kann! Ohne euch hätte ich das nicht geschafft!" Er war absolut sprachlos und beide schmunzelten. "Bitte, ich bin genauso froh wie du! Immerhin konnte ich dir endlich komplett aus seinen Fängen helfen und du hast uns doch auch geholfen!" Gina lehnte ihren Kopf an seinen und schaute ihn grinsend an. Mit roten Wangen blickte er ihr genau in die Augen und wischte seine Tränen weg. "Endlich muss ich niemanden mehr etwas andrehen!" Er fühlte sich soviel freier, auch wenn Adrian nicht ausgelöscht wurde.
Gemeinsam begaben sie sich heim und versorgten ihre Wunden. Fritz konnte es immer noch nicht glauben und war überglücklich. Bevor er ins Bett ging drückte er Gamia und erkundigte sich nach ihrem Zustand. Sie hatte mehrere kleine Bisswunden, die aber bereits wieder verheilten. Frisch geduscht ging er in sein Zimmer und wollte sich gerade ins Bett legen, als Gina hereinkam. "Gina! Ich weiß einfach nicht, wie ich dir danken so-", Sie zeigte mit einer Handbewegung, dass er ruhig sein sollte. "g-geht es dir soweit gut?" fragte er und sie nickte. Gina setzte sich zu ihm. Eine Zeit lang sagte sie nichts, bis sie seufzend den Kopf senkte.
"Weiß du, das damals war eine wirklich beschissene Entscheidung von mir. Im Nachhinein hätte ich mich damals nicht von dir getrennt, als du wieder betrogen hast. Ich wusste doch, dass dich ein Teufel in seinen Fängen hatte. Außerdem war es gemein, dich wieder zu verlassen und einfach wegzuwerfen, als Kilian zu mir zurück kam. Dabei hast du dich so liebevoll um mich gekümmert. Könnte ich die Zeit zurück drehen, würde ich bei dir bleiben und wenn ich ehrlich bin, habe ich es bereut, wieder zu Kilian gegangen zu sein. Ich habe mich selber angelogen und dich im Inneren immer noch geliebt." Vorsichtig umfassten sie ihre Hände, als Gina ihre Gedanken mitteilte. "Vielleicht hätte ich auch schon früher etwas sagen sollen." warf Fritz ein und beide schauten sich gegenseitig an. "Es ist so gekommen und wir können es nicht mehr ändern, wie bei einem Schicksalbuch." ermutigte Gina lächelnd. Beide lächelten und Fritz wurde ein wenig nervös. "Ich bin dir sehr dankbar, dass ich wegen dir jetzt hier stehe. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, wenn du nicht bei mir geblieben wärst. Und wir haben eine Familie, das ist das Beste überhaupt!" Er drückte sie herzlichst und Gina erwiderte die Umarmung. Danach schauten sie sich eine Zeit lang an. "Kann ich heute bei dir schlafen?" fragte sie leise und Fritz nickte. "N-natürlich."
Sie deckten sich zu und vorsichtig schmiegte Gina sich an ihn. "Da kommen so viele Erinnerungen hoch." gab sie kichernd zu und gab ihm einen sanften Wangenkuss, bevor ihre Augen sich schlossen.
Ein paar Stunden später wachte Gina auf und machte sich fertig. Sie traf ihre Tochter auf dem Gang. "Du bist auch wach? Ruh dich doch lieber noch etwas aus." meinte Gina besorgt, aber Gamia schüttelte mit den Kopf. "Passt schon, meine Wunden sind schon alle verheilt, das geht immer irgendwie ganz schnell bei mir. Soviel Schlaf brauchte ich auch nicht." antwortete sie ruhig und ihre Mutter wirkte nachdenklich, aber lächelte dann. "Gamia? Erinnerst du dich an das Gespräch neulich?", Einen Moment dachte Gamia nach, aber nickte dann. "Du hattest Recht." meinte Gina dann und versuchte sich die Freude nicht so ansehen zu lassen, aber ihr strahlendes Lächeln ließ sich nur schwer verbergen. Ihre Tochter grinste genauso wie ihre Mutter. "Ich freue mich so für euch!" Motiviert und glücklich trat sie in die Totenwelt.
Gerade angekommen erblickte sie Cedric, der gerade an ihr vorbei gehen wollte, aber dann anhielt. "Hallo Cedric!" grüßte Gamia als erste. Cedric erwiderte die Begrüßung und strich über ihr Haar. "Du strahlst ja so." merkte er mit einem ruhigen lächeln an. "Ja! Meine Mutter versteht sich besser mit Papa!" erwähnte sie und Cedric freute sich für sie mit. "Dann kommt uns demnächst gerne zu dritt besuchen." schlug er erfreut vor und Gamia nickte. "Ich muss dann weiter, ein paar Seelen geleiten. Da sind auch ein paar böse Seelen dabei, könnte interessant werden!" Damit verabschiedete er sich und trat in die Menschenwelt.
Daheim berichtete Gamia, als sie ihre Eltern zusammen sah. "Heute habe ich Opa Cedric getroffen und er hat gesagt, wir können gerne einmal vorbei kommen!" Ein wenig verwirrt sah Gina Fritz an. "Wie Opa? Fritz, du hast mir nie erzählt, dass du Eltern hast!" Sie war jetzt sehr überrascht. "Entschuldige, ich habe nie den Zeitpunkt und Mut gefunden. Gamia und ich waren vor kurzem schon einmal da. Und abgesehen von meinen Eltern habe ich auch noch einen kleinen Bruder." Er grinste beschämt und nachdem Gina die erste Überraschung überwunden hatte, sagte sie freudig zu und wollte gerne seine Familie kennenlernen.
Genau das taten sie einige Zeit später. An der Tür gab Gina seinen Eltern die Hand. "Ich bin Gina." stellte sie sich vor und musterte seine Eltern. Sie wollte gerade Frederic die Hand geben, aber wie Frederic eben war, fragte er nach einem Wangenkuss, perplex sagte Gina zu und bekam einen Kuss auf die Wange. "Da hat Frissie aber eine hübsche Frau kennengelernt!" lobte er grinsend und freute sich total. Gina war nach wie vor überrascht, aber alle anderen schmunzelten. "So ist unser Frederic immer." entschuldigte Felicia kichern und in der Stube setzten sich alle zusammen.
"Fritz hatte letztens ein wenig erzählt, dass es etwas kompliziert war, wie schön, dass alles gut ausgegangen ist." berichtete Felicia höflich und mit einem lächeln bestätigte Fritz die Aussage. "Jetzt ist wirklich alles in Ordnung. Beide haben mir nämlich noch bei einer letzten Angelegenheit geholfen." Obwohl es ihm am Anfang schwerfiel, erzählte er von dem Teufel, der ihn unter Kontrolle hatte. "Ich dachte mir, dass es noch etwas gibt, was dich belastet." murmelte Cedric mit gesenkten Kopf, während Frederic wie beim letzten Treffen, wütend auf den Teufel wurde und diesen seine gerechte Strafe erteilen wollte. Felicia war erschrocken, löste sich von Cedrics Griff und umarmte ihren Sohn mitfühlend. "Aber Gina und Gamia haben mir geholfen." schloss er seine Erzählung ab und griff nach Ginas Hand. Seine Eltern waren froh, dass er es aus der schweren Zeit geschafft hat und stärker, wie auch glücklicher war.
Kurz bevor sie gingen trat Fritz noch einmal zu seinem Vater in dessen Privatzimmer. Ruhig fragte Cedric seinen Sohn: "Und, wie fühlt sich das an, Vater zu sein?" "E-es ist unbeschreiblich. Auch wenn ich Gamia nicht aufwachsen sehen konnte, bin ich trotzdem sehr stolz!" antwortete Fritz freudestrahlend und Cedric strich über Fritz Schulter. "Mich hat es auch sehr mit Stolz erfüllt, als ich Vater geworden bin. War sicher schlimm, sie nicht gesehen zu haben..." Fritz senkte den Kopf. "Ich war sehr verzweifelt und wütend, aber jetzt kann ich sie bei mir haben." Glücklich und mit einem sanften lächeln begleitete Cedric seinen Sohn zur Tür und gemeinsam verabschiedeten sie sich.
Auf der Erde in Fritzs Haus setzte sich die Familie in seinem Garten auf die Veranda. Gamias Eltern saßen auf einer Holzbank, sie hatte es sich mit einem Buch auf dem Holzbankett gemütlich gemacht und lehnte sich an einen Pfeiler. "Ich bin froh, das alles nicht mehr machen zu müssen, danke." sagte Fritz ruhig und hielt Ginas Hand. Er lehnte sich an sie. "Es war früher nicht leicht, aber wir haben es trotzdem hinbekommen. Es tut mir weiterhin leid, dass ich manchmal so gemein zu dir war." murmelte Fritz mit nachdenklichen Blick und Gamia wurde hellhörig. "Dafür konntest du nichts." beruhigte Gina ihn, als Gamia schon interessiert fragte: "Warum?" Ihre Mutter meldete sich zu Wort. "Früher war es nicht einfach mit deinem Vater, alleine schon ihm näher zu kommen war schwer."
Wütend war Fritz gegangen, ohne seinen Wetteinsatz einzuhalten. Gina, die ihn zuvor beim Kartenspiel besiegt hatte, folgte ihm, weil sie seine Aura gespürt und sein Dasein gesehen hatte. Sie standen beide auf einem Dach und als er ihre Aura spürte zuckte er zusammen. "Wenn du wegen dem Meth und dem Geld kommst, verpiss dich!!" zischte er wütend und wollte verschwinden, aber Gina hielt ihn auf. "Warte, deshalb bin ich nicht hier!" Kalt schaute er sie an. "Weshalb dann?!" Als sie einen Schritt zu ihm trat, passte ihn das gar nicht! "Ich habe gesehen, dass es dir nicht gut gehen musst und möchte dir helfen. Mein Name ist Gina." erklärte sie, aber Fritz blockte ab. "Ich brauche keine Hilfe und will auch keine!" wies er sie aggressiv von sich, aber Gina kam immer näher. Irgendwas faszinierte sie an Fritz. Sie griff nach seiner Hand und Fritz war ganz verdutzt. Es war eine Weile her, seitdem er körperliche Nähe gespürt hatte. Viel hatten ihn gemieden und als eklig abgestempelt. "Lass das!!" rief er sauer und zog seine Hand weg, dabei knallte er gegen Ginas Kinn. Trotz dessen ließ sie nicht von ihm ab und griff erneut nach seinen Händen. "Bitte, ich will dir helfen!" flehte sie, aber Fritz zerrte sich erneut nicht ganz schmerzfrei los. Hartnäckig blieb sie an ihm dran und machte schließlich etwas Gewagtes. Sie entledigte ihn von seinen Karten.
Da war der Zeitpunkt gekommen, wo Fritz austickte und handgreiflich wurde. Er tickte aus und bei dem Handgemenge knallte beide zu Boden und Fritz stemmte sich über Gina, die ihn gerissen entgegenblickte. Kaum holte er mit der Faust aus, wagte Gina etwas riskantes. Sie ergriff seine beiden Hände, verflochtete diese ineinander und küsste ihn!
Mehr als überrascht und total überfordert mit der Situation ließ Fritz von ihr ab, vergaß was er gerade vorhatte und wurde ein wenig rot. Auch die Augen funkelten und Gina gab ihn seine Karten zurück. Er stand noch völlig neben sich, während Gina grinste.
Daraufhin folgte sie ihm heim und war erschrocken über das verwahrloste Haus. Für die nächste Zeit nahm sie sich vor, dieses zu putzen, denn Fritz konnte unmöglich hier leben, auch wenn er nichts dafür konnte. Für Gina war es eine richtige Herausforderung, denn er behandelte sie wie Dreck und Fritz trieb sie an ihre Grenzen. Er war wütend und behandelte sie unmenschlich. Wenn sie ihn die Drogen wegnahm, rastete er aus und bekam einen Anfall. Die ersten Monate waren sehr schwer und Fritz kämpfte mit den Entzugserscheinungen. Nachdem er einigermaßen klarer denken konnte, ging er weiterhin fies mit Gina um, indem er ständig Gemeinheiten mit ihr trieb. Darunter zählten, dass er sie von der Treppe schubste, umherstieß oder ihre Bemühungen undankbar abwertete. Trotz allem hielt Gina all dies durch, auch wenn er sie immer anschrie und auch körperlich angriff. Irgendwann war bei Gina der Moment gekommen, wo sie nicht mehr konnte. Sie sagte ihn eine Menge Dinge zum Abschied und verschwand.
Erst danach wurde Fritz bewusst, was er getan hatte und folgte ihr. Nachdem er sie gefunden hatte, setzte er sich zu ihr. Gina war traurig, bis Fritz sich entschuldigte und ihr seine Geschichte offenbarte.
Gamia war erstaunt, aber verstand das frühere Verhalten ihres Vaters. Er unterlag einer Sucht und einem Teufel. Eine Weile vegetierten sie vor sich hin, als Gina seufzte. "Irgendwie würde ich mich gerne von allem lösen. Zum Beispiel von dem Haus. Es ist schön, aber erinnert mich ziemlich an deine Drogenzeit und damit hast du nichts mehr zu tun." Es fiel Fritz zwar schwer, aber er stimmte ihr dann zu. "Wie wäre es dann, wenn wir einen Neuanfang machen?" schlug er begeistert vor und der Vorschlag fand Anklang in seiner Familie. "Ich möchte dich nicht zwingen." sagte Gina ruhig, aber Fritz schüttelte den Kopf. "Alles gut, ich empfinde ebenso." Beide schauten sich eine Zeit lang in die Augen, bis sie sich nach 20 Jahren das erste Mal küssten.
Akt 1: Familia Ende