Ein Dämon erfreute sich an der negativen Ausstrahlung eines Mannes, der wutverzerrt auf seinen Hund eintrat, welcher ihm nicht gehorchen wollte. Kläglich jaulte der Hund auf und der Mann brüllte: "Wie oft habe ich dir scheiß Köter schon gesagt, dass du nicht die Treppe hochgehen sollst?!" Kurzerhand schwirrten schwarze Nebelschwaden um den Mann und aus reiner Wut trat er seinen Hund brutal die Treppe hinunter. Dieser Sturz bekam den schon gebrechlichen Hund nicht und er blieb regungslos liegen. "Bleib gefälligst dort!!" schrie der Mann und knallte eine Tür hinter sich zu. Aus dem Augenwinkel erblickte der Hund eine weiße Gestalt, die sich zu ihm runter kniete. "Du wirst nicht mehr länger leiden müssen." hauchte eine Stimme und der Hund spürte eine wärmende Hand auf seinem Fell, bevor sich seine Seele in den lieblichen Händen des weißen Todes wiederfand und seit langem ein glückliches Bellen von sich gab. "Dein Besitzer war nicht gut zu dir, aber nun bist du erlöst." Gemeinsam mit dem weißen Tod lief der Hund durch ein gleißendes Licht.
Der weiße Tod stand Mutter Natur gegenüber und kniete sich hin. Mutter Natur hatte ein strahlendes ruhiges Lächeln im Gesicht, während sie mit dem Hund spielte. Jedoch wurde ihr trauriger, leicht verhasster Ausdruck stärker. "Ich verachte Menschen, die meinem Geschöpfen Leid zufügen. Es sind nicht einfach nur Tiere, mit denen man tun kann, was man möchte. Sie haben genauso ein Herz und Gefühle wie die Menschen. Tiere spüren ganz viel, sogar mehr, als ein Mensch je könnte." Traurig senkte sie den Blick und der weiße Tod fühlte mit ihr.
Plötzlich hustete Mutter Natur lautstark und ihr gegenüber zuckte zusammen. Sie fasste sich an den Brustkorb, kippte zur Seite und krümmte sich vor Schmerzen. "Mutter Natur!" rief der weiße Tod und beugte sich über sie. Mit Tränen in den Augen japste Mutter Natur nach Luft und blickte leidend zum weißen Tod. "B-bitte hilft meinen Geschöpfen! Meine Lunge brennt!"
Das Feuer breitete sich immer weiter im Wald aus und zog mehrere Tiere mit sich in den Tod. Der weiße Sensenmann stand inmitten des Feuers und geleitete die Seelen der Tiere, die es nicht mehr geschafft hatten, zu entkommen und half denen, die noch dem Feuer entkommen konnten. Ihm fielen vermehrt die Dämonen und Nebelschwaden auf, die das Feuer weiter verteilten und sich an dem Leid erfreuten. Auf einmal sah der weiße Tod Seelengeleiter mitten im Feuer, welche sich durch die Flammen schlugen und einige Nebelschwaden mit ihren Sensen wegschnitten.
Die Seelengeleiter waren zu viert, um die Seelen von drei Campern zu geleiten, welche nicht ganz unschuldig an dem Feuer waren. Da in letzter Zeit immer wieder die Höllenwesen beim geleiten angriffen, hatten sie bei diesen mehreren Todesfällen ein Todeswesen mehr als Begleitung. Wie sich rausstellte war das eine gute Idee gewesen, denn sadistisch drehte ein fledermausähnlicher Dämon, der an einem Baum kopfüber hin, den fledermausähnlichen Kopf um 180 Grad, wobei dieser seine großen schlitzförmigen Pupillen und das Maul mit den spitzen Zähnen entblößte. Die Ohren waren spitz und bestanden aus Knochen. Der Fledermausdämon streckte die knochigen zerfetzten Flügel aus, in dessen Membranen sich die leidenden Gesichter von klagenden Menschen wiederfanden. Hals über Kopf stürzte sich dieser auf den ersten Seelengeleiter, doch sein Vorhaben wurde von einer Sense, die sich zwischen der Seele und dem Dämon schlug, unterbrochen. Es war eine zackige blau lackierte Sense, dessen Zacken eine goldene Lackierung aufwiesen. Der Dämon musste einen gezielten schnellen Treffer einstecken und wich fauchend zurück. Jedoch ließ dieser nicht nach und flog erneut auf den Seelengeleiter zu, welcher hoch sprang auf einen Ast. Der Dämon flog hinterher und der Seelengeleiter sprang den Baum hoch, welcher unter den Flammen zusammen stürzte, bis sich beide in der Luft befanden und Cedric seine Sense von rechts nach links zog, um den Dämonen zu zerteilen. Dieser schlug mit den Flügeln nach Cedric und riss ihm im Fall mit sich, aber Cedric war stärker, packte den Dämonen an seinem Oberkörper, welcher von dem spitzen Fell überwuchert war und drückte diesen weiter auf den brennenden Rasen, als sie auf diesem aufkamen. Cedric nahm seine Sense und fügte seinem Widersacher mehrere tiefe Schnittwunden zu, bevor der Dämon zurück in die Hölle verschwand. Während er verschwand fauchte er immer wieder den Namen: "Microchiroptera! Tera! Tera!"
Die anderen Seelengeleiter waren über Cedrics Unterstützung sehr froh und er warf einen Blick auf die verkohlten Leichen. Schließlich überreichten die Todesgeister Cedric die Akten. Er verschwand in die Totenwelt und klopfte an der Gilde an. Henrik war gerade im Dienst und lächelte, als er Cedric die Treppen hochlaufen sah. Allerdings war die Freude einseitig. Der Gildenführer legte die Silberfeder zur Seite und Cedric stellte die Akten auf den Tisch. "Gab es Zwischenfälle?" erkundigte Henrik sich gelassen und Cedric erzählte ihm von dem Fledermausdämonen. Henrik fasste sich ans Kinn. "Hm, das ist nicht gut, aber vorsorglich, dass ihr extra jemanden dabei hattet. Was damals passiert ist, darf sich in dieser Form nicht wiederholen. Im Gegensatz zu damals wissen wir, was im schlimmsten Fall passiert und können rechtzeitig handeln." erzählte er sachlich und griff nach seinem Weinglas. Er dachte etwas nach und meinte seufzend: "Vielleicht wäre alles etwas anders gewesen, wenn Mutter und Vater nicht gemeinsam losgezogen wären."
Cedric sah Henrik finster an. "Warum? Warum fängst du an, darüber zu reden? Es wäre genauso schlimm gewesen, wenn nur ein Elternteil gestorben wäre! Hör auf, darüber zu reden! Du bist selber Schuld, dass deine Beziehungen in die Brüche gehen, wenn du jeden taktlos begegnest! Denkst du, mir geht es dadurch besser?!" Der Ältere der Zwillinge erhob seine Stimme und nachdenklich senkte Henrik den Blick. Er schien an etwas Bestimmtes zu denken. \"Warum, Henrik? Bitte erklär mir das!" fragte eine verzweifelte Frauenstimme, doch kühl wie auch gereizt erwiderte Henrik nur: "Bitte geh jetzt einfach!"/
Matt lächelnd blickte Henrik auf. "Da hast du wohl wirklich Recht. Ich bin selber Schuld, dass ich alleine bin und verletzte immer nur wieder aufs Neue die Personen in meinem Umfeld." Während er das relativ kühl sagte, erhob er sich. "Es ist aber nicht so, dass es mich komplett kalt lässt. Mir tut es leid!" Auch Henrik wurde lauter, hielt sich allerdings im Rahmen. "Bitte glaub mir das! Ich meine es wirklich so! Wir sind schon über 250 Jahre zerstritten und tut es dir nicht auch weh? Ich leide darunter!" Er war ein wenig aufgelöst und verzweifelt, doch Cedric hatte kein Mitgefühl dafür. "An diesem Zustand bist du selber Schuld!"
Der Sensenmann linste zur Tür, während er die Todesakten niederschrieb. "Justin? Würdest du die Beiden bitte hineinbitten?" fragte er ruhig nach und Justin stand auf und trat aus der Tür. "Guten Tag. Der Tod bittet euch hinein." Justin verbeugte sich vornehm und die Zwillinge taten es ihm gleich. Beide gingen in den Raum des Todes, grüßten und verbeugten sich gleichzeitig. "Wir hoffen, der Konflikt hat nicht gestört, Gevatter Tod. Wenn, dann tut es uns dementsprechend leid." entschuldigte Henrik sich vornehm und beide verbeugten sich noch einmal. Gevatter Tod schaute stolz zu den Zwillingen und sah für einen Moment ihre Eltern in den beiden. Er fragte nach, worum es denn in diesem Konflikt ging und Henrik erzählte ihm davon. Nicht sehr erfreut sah Cedric zu Boden, während er der Erzählung zuhörte. Der Tod nahm diese Worte zur Kenntnis und nickte. "Einiges hätte anders sein können, aber eure Eltern waren schlossen der Totenwelt wie auch den Todeswesen bei diesem Kampf beizustehen und zu helfen. sie sahen es als ihre Pflicht an, die sie als oberste Gildenführer zu verrichten hatten. Was geschehen ist, ist jedoch passiert und lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Wir müssen damit leben und darauf haben wir keinen Einfluss." Ruhig sprach Gevatter Tod diese Worte aus und nachdenklich nickte Cedric. Er stimmte diesen Worten zu, aber es fiel ihm nach wie vor schwer, damit umzugehen.
Schließlich sprach der Sensenmann ein wichtiges Thema an. "Ich habe einen speziellen Todesfall, für den ich zwei starke und erfahrene Seelengeleiter benötige." Er überreichte den Zwillingen eine Akte, welche sich beide durchlasen und nickten. Cedric nahm diese. "Ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern." Der Tod war zuversichtlich und nickte, bevor die Zwillinge aus dem Raum verschwanden. Stolz sah Gevatter Tod den Brüdern hinterher. Justin war die Vertrautheit der Drei untereinander aufgefallen und er fragte nach. "Du scheinst ihnen sehr nahe zu stehen, warum eigentlich?" Der Weißhaarige legte die Silberfeder zur Seite und blickte zum Tod. "Einst stand ich deren Eltern sehr nahe, da diese in der Gilde waren. Nach ihrem Tod nahm ich mich den Zwillingen an." Gelassen schrieb der Sensenmann nebenbei weitere Todesdaten nieder und Justin wandte sich wieder seinen Akten zu. Nach kurzer Zeit sprach der Tod Justin auf eine bestimmte Sache an. "Justin? Ich möchte mit dir über etwas sprechen." Der Angesprochene wandte seine Aufmerksamkeit dem Sensenmann zu.
"Wenn deine Lehre demnächst endet und sich die Situation beruhigt, möchte ich, dass du den Himmel besuchst. Ich werde darüber noch mit dem Himmelsfürst sprechen und dir berichten." erzählte dieser förmlich und Justin nickte. "Warum genau, wenn ich fragen darf?" erkundigte er sich noch ein wenig verwundert, doch der Sensenmann erklärte ihm dies sofort. "Wir geleiten die Seelen Verstorbener ins nächste Leben. Die Seelen werden vom Himmelsfürst erschaffen und ich möchte, dass du lernst, was eine Seele ist und wie wichtig diese ist. Dir wird dort viel über den Himmel gelehrt werden." Justin lächelte und war darauf sehr gespannt. "Jedoch ist dies gerade nicht möglich, da auch der Himmel in Alarmbereitschaft ist und gegen das Böse kämpft."
Gekonnt wehrte der Schutzengel die Klauen des Wolfdämons mit dem kurzen Schwert ab und trieb diesen zurück in die Hölle, als sich der Dämon geschlagen gab. Kurzerhand fand die Frau zur Besinnung und wurde panisch bei der blutenden Wunde ihrs Gegenübers und dem verzweifelten Blick, welcher die Angst vor dem Tod widerspiegelte. Die Täterin rannte weg und ließ das weibliche Opfer liegen. Der Schutzengel beugte sich über dieses. "Danke." ertönte Frederics Stimme und der Schutzengel verbeugte sich kurz anerkennend, bevor er dem Opfer beistand und Kraft spendete. Diese konnte gerade noch den Notruf wählen, aber der Schutzengel gab ihr ein sicheres Gefühl. Frederic verschwand, da die Zeit für diesen Menschen noch nicht gekommen war.
Die Schutzengel griffen immer mehr ein und unterstützten die Seelengeleiter, damit den Seelen nichts zustieß. Sie beschützten die Seelen der Schwachen und Kranken und verhinderten, dass die Dämonen einen zu großen Einfluss auf die Menschen gewannen. Doch nicht allen Menschen konnten sie helfen, unteranderem denen, die den Glauben verloren oder sich bereits dem Bösen hingegeben hatten. Bei einem Mädchen mit langen blondem Haar und schmaler Brille versuchten sie dies jedoch, denn für dieses Mädchen bestand noch eine Art Hoffnung.
"Emilie, hast du keinen Hunger?" fragte eine leicht grauhaarige Frau, aber das besagte Mädchen lehnte ab und ging ohne weitere Worte aus der Küche hinaus in ihr Zimmer. "Seit Tagen isst sie nichts mehr, besonders seitdem wir bei Opas Haus waren." seufzte ihre Mutter und der Vater erwiderte murmelnd: "Sie trauert, es ist ihr bestimmt auf den Magen geschlagen. Immerhin ist ihr Opa gestorben, indem er verbrannte." Der Vater senkte betroffen den Kopf. "Emilie wirkt so verändert und schließt sich nur noch in ihrem Zimmer ein. Du weiß, dass sie psychisch angeschlagen ist, dazu Opas Tod. Ich habe Angst, dass sie sich etwas ganz schlimmes antut!" In den Auen der Frau sammelten sich Tränen aus Sorge an. Ihr Mann legte den Arm um sie. "Seitdem wir dort waren, redet sie kaum und verschließt sich immer mehr. Sie wirkt kaum anwesend und als wäre ihr Geist nicht mehr richtig da!"