"Früher hatte ich ihn sehr lieb und er war nicht immer so kühl wie heute, doch mittlerweile empfinde ich nur noch Hass für ihn und das wird sich niemals ändern. Er soll in der Hölle seine gerechte Strafe bekommen!" schloss Felicia ihre Erzählung ab und sah finster zu Boden. Cedric musste dies noch alles verarbeiten und nahm Felicia in den Arm. "Er hat sich alles über dich notiert?" wiederholte Cedric und Felicia nickte. "Nicht nur über mich... In diesem Ordner standen auch kleiner Dinge über deine Mutter und euch drin. Ich bin mir auch sehr sicher, dass er sich notiert hat, dass Todesengel untereinander ebenfalls Kinder bekommen können." Ihr Mann war fassungslos und Felicia tat ihm unendlich leid. Er konnte nicht anders, als sie fest an sich zu drücken. Seine Frau wusste das sehr zu schätzen und seufzte. "Verzeih, dass ich dir nie davon erzählt habe." wisperte sie und ihre kühle Fassade ließ nach. Bei Cedric fühlte sie sich sehr geborgen, welcher ihr es nicht verübelte, dass sie bis jetzt so gehandelt hatte und es nie erzählt hatte. Auch wenn Cedric sprachlos war, tat es Felicia trotzdem gut, dass er sie im Arm hielt und schätzte dies sehr. "Du bist wirklich eine starke und tapfere Frau" sprach Cedric ihr zu, doch Felicia schüttelte mit den Kopf. "Ich lasse mich lediglich von niemanden kaputt machen." sprach sie selbstbewusst und sah Cedric dabei direkt in die Augen.
Cedric wollte sie ablenken und fragte interessiert nach: "Wann hast du denn Geburtstag und wie alt bist du mittlerweile?" Er versuchte zu lächeln und Felicia antwortete ihm gelassen: "Ich wurde am 18.4.1424 geboren." Cedric stockte, als er das heute Datum realisierte. "Dann bist du vor neun Tagen ja 249 Jahre alt geworden!" Er umarmte sie nachträglich zum Geburtstag und Felicia musste irgendwie über Cedrics Verhalten schmunzeln.
In der Nacht ließ Cedric seine Frau keine Sekunde aus den Augen und verabschiedete sich, als er seiner Lehrerberufung nachgehen musste. Er hatte einen unangenehmen Hintergedanken, als Dr. Commer den Lehrlingen die Abteilung erklärte. Schließlich war es auch Paul, welcher Cedric aus seinen Gedanken riss. "Cedric Dronner? Sie sind der Lehrer dieser Todeswesen?" Der Angesprochene nickte und musterte den Arzt. Paul schien ihn auch anzuschauen, als wisse er alles über Cedric. "Ihr Vater Richard war ebenfalls ein paar Mal Lehrmeister, genauso ihre Mutter." Zwei Heiler kamen an ihnen vorbei und Paul bat Cedric, mit in sein Büro zu kommen.
Genauestens musterte Cedric dieses, die Regale mit den Büchern und Akten, die sterilen weißen Wände. Obwohl es in der Totenwelt sehr düster war, gab es in manchen Räumen hellere Farben.
"Richard war mir immer ein guter Freund gewesen und er war ein sehr fähiger Mann." Cedric hörte Paul nickend zu und musterte das umgedrehte Bild. Paul bemerkte seine Blicke. "Möchten Sie sich das Foto ansehen?" hakte er nach und Cedric stockte. Paul überreichte ihn den Bilderrahmen und Cedric musterte dieses. Auf dem Foto hielt Paul seine sechs Jahre alte Felicia stolz auf dem Arm und lächelte. Stumm übergab Cedric dem Arzt wieder die Fotografie. "Ich bin Felicias Vater Vermutlich war es Ihnen bereits bekannt, Cedric." Man merkte Cedric an, dass er nicht wusste, was er tun sollte. "Ich bin wirklich erfreut darüber, dass Sie Felicias Ehemann sind. Ist das nicht... ironisch?" sprach Paul mit einem gefassten Gesichtsausdruck und Cedric brachte nicht mehr hervor, als ein erzürntes: "Was haben Sie ihr nur angetan? Und wie konnten Sie heimlich nur all diese Notizen machen?"
Der Heiler hob eine Augenbraue und sah kein Problem in seinen Taten. "Es war für die Heilkunde. Oder denken Sie etwa, ohne dieses Opfer wäre heute soviel über Todesengel bekannt? Dies habt ihr alle mir zu verdanken." Eine leichte überlegene Arroganz legte sich auf Pauls Betonung und Cedric wollte nicht wahrhaben, dass der Arzt ein guter Freund seines Vaters gewesen war. "Oder möchten Sie mich nun bestrafen, so wie Ihr Vater einst für Ordnung im Totenreich sorgte?" Cedric war tatsächlich am überlegen, als Fila das Gespräch unterbrach. Fila stellte sich zu Paul und musterte Cedric kurz, welcher Felicias Eltern zusammen sah und einige Ähnlichkeiten erkannte. Sie bat den Arzt mitzukommen und Paul entschuldigte sich verbeugend. Einer der Lehrlinge rief nach Fila. "Dr. Deler!" Er sprach ihren Nachnamen falsch aus und Fila korrigierte ihn scharf. Schmunzelnd erinnerte Cedric sich an seine Kennlernzeit mit Felicia zurück, die ihm damals bereits erzählt hatte, dass einige ihren Nachnamen falsch aussprachen und sie diesen hasste. Damals wusste er noch nicht, dass es daran lag, dass es der Mädchenname ihrer verhassten Mutter war.
Für Cedric war es ein ruhiger Tag und er war sehr erleichtert, als dieser endete und er zurück zu Felicia konnte.
Gina war heimgekehrt und klopfte bei Frank an der Haustür, da sie Gamia dort spürte. Frank ging in den Flur und rief nach Niklas, ob er Gamia bitte Bescheid sagen könne, da ihre Mutter vor der Tür stehe. Gamia und Niklas lagen gerade nackt aneinander gekuschelt im Bett und Gamia stand auf. "Scheint wohl wichtig zu sein." murmelte sie, zog sich an und gab Niklas einen Abschiedskuss. "Verstehe ich. Ich sollte dann auch mal aufstehen." Er folgte Gamia und das Paar küsste sich noch einmal, bevor Gamia ihrer Mutter folgte.
"Was möchtest du denn von mir?" hinterfragte Gamia entspannt und Gina umfasste ihre Schulter. "Der Tod möchte sich dir für die nächsten Tage annehmen." erklärte Gina und Gamia nickte. Sie hatte damit gerechnet, dass dies passieren würde. Gina erzählte ebenso, dass ihre Tochter bereits heute mit sollte. "Dann möchte ich mich noch von Niklas verabschieden, wenn ich ihn die nächsten Tage nicht sehen werde." bat Gamia und Gina zeigte volles Verständnis.
Gamia kehrte zu Niklas zurück und erklärte ihm die Situation. Den restlichen Tag verbrachten sie zusammen auf dem Hof und Gina sagte Gamia rechtzeitig Bescheid. Gamia umfasste Niklas Hände und sah ihm in die Augen. "Es ist schon in Ordnung, du bist ja nicht komplett weg und kommst wieder. Ich werde dich aber vermissen." Niklas drückte seine Freundin ganz fest und sie küssten sich. "Du wirst mir auch fehlen, aber ich bin in wenigen Tagen wieder da." Er strich über ihre Haare und sie küssten sich ein letztes Mal, bevor Gamia zu ihren Eltern verschwand und noch eine letzte Runde Karten mit ihrem Vater spielte. Die Familie umarmte sich, bevor sie mit ihrer Mutter zum Sensenmann verschwand. Traurig sah Fritz beiden hinterher und wollte nicht alleine sein.
Deshalb teleportierte sich Fritz kurzerhand zu Frederic und klingelte an der Tür. Frederic öffnete ihm diese und hatte seinen Zopf gerade gelöst, weshalb er mit offenen Haaren vor Fritz stand. Er freute sich, seinen großen Bruder zu sehen. "Frissie!" grüßte er, umarmte Fritz und gab ihn einen Wangenkuss. "Komm rein!" bat Frederic mit seiner typisch aufgeschlossenen Art und Fritz grüßte Ferdinand im Wohnzimmer. Kurzerhand erzählte Fritz auch von dem Ereignis mit Gamia, Gina oder der verstorbenen Vogelspinne. Frederic fühlte mit ihm mit und redete mit Fritz darüber, bevor sie sich mit einem Kartenspiel ablenkten.
Gamia hatte beim Sensenmann eine kleine Einführung zu dem Raum des Todes erhalten. Ihr wurde das Zimmer ihrer Mutter zum schlafen gegeben. Gina bearbeitete nebenbei Akten und linste manchmal zum Tod, welcher Gamia mehrere dinge über das Totenreich und Sensenmanndasein erklärte. Der Tod musterte Gamias zum Teil weißen Haare. Einige Fähigkeiten, die Gamia besaß, waren dem Sensenmann bereits bekannt. Kurzerhand bat er Justin zu sich und besprach etwas mit seinem Gehilfen. Justin nickte und kam lächelnd zu Gamia. Gamia musterte den Weißhaarigen, bevor er sagte: "Ich möchte mit dir auf einen Friedhof gehen."
Er öffnete ein Flügelportal und bat Gamia, ihn zu folgen. Gina sah den beiden nachdenklich hinterher und widmete sich dann ihren Akten zu. Justin und Gamia teleportierten sich zu einem Friedhof und Gamia erkannte, dass sie in dem Dorf waren, in welchem sie einst mit Wilma trinken war. Sie warf einen kurzen Blick zur Dorfkirche und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf Justin. Auf dem Friedhof waren viele Geister und Justin fragte Gamia: "Kannst du sehen, wann diese verstorben sind?" Gamia sah zu einem weiblichen Geist mit aufwendigen Kleid. "Charlotte Fresker, geboren am 16.11.1319, gestorben am 7.3.1343 bei einem Unfall." erzählte Gamia und fasziniert hörte Justin zu. Er legte einen Finger ans Kinn. "Das ist interessant. Nur ein Sensenmann kann bei Geistern ihre Angaben zum Leben und Tod sehen." Er nahm seine Sense und versuchte die Geisterfrau zu geleiten, was ihm nach kurzer Zeit gelang. "Hast du schonmal einen Geist geleitet?" hinterfragte er und Gamia nickte. Dabei erinnerte sie sich an ihre Erfahrungen im Krankenhaus zurück.
Plötzlich vernahmen sie eine garstige krächzende alte Männerstimme und drehten sich zum Friedhofstor. "Wer seid ihr?!" brüllte er streng und lief gebückt zu ihnen. Er war faltig, hager und trug alte modrige Gärtnerkleidung. "Runter von diesem Friedhof, wenn ihr nur Flausen im Kopf habt!!" zischte er und schaute sie bedrohlich an. Gamia war erst perplex, lächelte dann allerdings vornehm. "Entschuldigen Sie vielmals, Herr Patersen." Genauso wie Justin sah Gamia, dass der alte Herr bereits mehrere hundert Jahre tot war und seine Berufung als Friedhofsgärtner wohl sein Leben gewesen war, welche er selbst im Tod hartnäckig fortführte.
Zusammen verließen sie den Friedhof und mit Justin geleitete sie mehrere Seelen, bevor sie mehrere Stunden später zum Tod zurückkehrten. Seit längerem hatte Gamia nicht mehr so intensiv Seelen geleitet.
Beim Tod erstattete Justin sofort Bericht und Gamia bemerkte, dass ihre Mutter bereits wieder heimgekehrt war. Sie merkte auch, dass sie müde wurde und legte sich in das Zimmer ihrer Mom. Vor dem Einschlafen dachte sie an ihre Familie und Niklas. Sie fragte sich, warum sie nicht auch einfach heim durfte.
Wenige Stunden später erwachte Gamia und grüßte den Tod, als die den Raum betrat. Vorsichtig setzte sie sich zu ihm und sah ihm für einige Zeit beim schreiben der Akten zu. Der Sensenmann blickte zu Gamia. "Kannst du sehen, wenn ein unvorhergesehener Tod geschieht, lange bevor dieser eintritt?" erkundigte er sich und Gamia überlegte. "Ich bin mir nicht sicher, aber eigentlich nichts." antwortete sie ruhig und senkte den Kopf. "Ein Sensenmann ist dazu in der Lage, rechtzeitig vorherzusehen, wenn ein Mord oder Suizid geschieht. Todeswesen verfügen ebenfalls über diese Fähigkeit, doch ist diese abgeschwächt und sie sehen die Tode nur kurz bevor es geschieht." erklärte der Tod ruhig und Gamia hörte aufmerksam zu. Sie verstand und versuchte zurückzudenken, doch sie wusste nicht, ob ihre Ereignisse, an die sie dachte, normal wie bei einem Todeswesen war oder bereits wie beim Sensenmann. Gevatter Tod beließ es dabei und schrieb mit Gamia mehrere Akten.
Der Bleistift strich über das Papier und ein Taschentuch verblendete die graue Farbe. Von hinten kam Gina auf Fritz zu, welcher auf dem Sofa saß und zeichnete. Sie musterte das Bild und grinste stolz. Es war eine Zeichnung von ihrer Oberweite und lächelnd meinte sie: "Ich bewundere deine Zeichnungen. Weiß du noch, wie ich früher deine Bilder an Hauswände gesprüht habe? Das waren immer die besten Graffitis." Lachend setzte sie sich zu ihm und Fritz schien sich über das Lob sehr zu freuen. Er schaute glücklich zu ihr. "Danke. Ich erinnere mich noch genau daran. Früher habe ich sehr gerne meine Emotionen mit Bildern ausgedrückt." Seine Frau lehnte sich an seine Schulter, als sie keck ihr Oberteil auszog und meinte: "Du hast sie wirklich gut getroffen, aber möchtest du dich noch einmal ans Original orientieren?" Fritz blickte zu ihr und grinste schelmisch. "Oh Gina..." Innig küsste er sie und umfasste ihre Brüste, bevor er sich Gina gegenüber hinsetzte und sie still hielt, damit er ein Bild von ihren Brüsten zeichnen konnte.
"Das erinnert mich an früher, als du dort auch bereits Bilder von mir gezeichnet hast." schmunzelte sie und auch Fritz schien sich gut an damals zu erinnern. "Nach deiner Berufung bist du mich immer besuchen gekommen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie du einst deine Sachen mitgenommen hast und zur Hälfte eingezogen bist. Und unser erstes Mal vergesse ich auch nicht!" Schelmisch packte er ihre Brust und küsste sie mit Zunge. Er löste diesen und zeichnete weiter. Beim zeichnen seufzte er. "Wie es unserer Gamia wohl geht? Sie fehlt mir und es ist immer ganz schlimm, wenn ihr beide beim Tod seid." gestand er besorgt und senkte den Kopf. "Gamia geht es gut. In wenigen Tagen wird sie auch wieder zurück sein, doch ich verstehe, dass es dich traurig stimmt. Was machst du in der Zeit denn? Bist du bei Frank oder Frederic?" erkundigte sie sich und umfasste mitfühlend seine Hand. Ihr Gatte nickte. "Doch ihr fehlt mir trotzdem." seufzte er und Gina drückte ihn. "Zumindest bist du nicht komplett alleine. Ich bin später wieder da und kann Gamia ganz lieb von dir drücken." Bei diesen Worten lächelte Fritz wieder. "Das wäre wirklich ganz lieb von dir." Er nahm ihre Hände, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Gina stand ihm in den nächsten Stunden noch bei, bevor auch sie zurück zum Tod kehren musste.
Beim Tod erblickte Gina ihre Tochter am Akten schreiben und beide drückten sich erfreut. Lächelnd erzählte Gina: "Ich soll dich noch einmal ganz doll von deinem Papa drücken." Darüber freute sich Gamia sehr. "Drück ihn lieb zurück." erwiderte sie kichernd und offenbarte ihren spitzen Zahn, den sie von Fritz geerbt hatte. Der Tod entließ sie, damit sich Gamia in dem Zimmer von Gina ausruhen konnte und berichtete daraufhin Gina von alldem, was er bei Gamia festgestellt hat.