Frederic quietschte vor Freude und fiel seinem Bruder um den Hals und küsste Fritzs Familie auf die Wange. "Ich freue mich wahnsinnig für euch und wünsche euch alles Gute! Da würde ich am liebsten auch sofort meinen Ferdi heiraten wollen!" Er schien sich ziemlich beherrschen zu müssen und setzte sich grinsend wieder auf das Sofa.
Felicia drückte die Familie ebenso und sprach gerührt ihre Freude aus. Cedric tat dies ebenso und hatte ein sehr stolzes Lächeln auf den Lippen. Er schien sich an früher zu erinnern und erzählte glücklich: "Da erinnere ich mich an unsere Hochzeit zurück, meine Felicia." schmunzelte Cedric und küsste Felicias Hand. "Irgendwie habe ich gespürt, dass sie meine Frau für das unsterbliche Leben ist. Schließlich haben wir uns vor der Gilde das Ja-Wort gegeben und ließen uns beim Tod noch einmal von einem Engel segnen." Das Ehepaar blickte sich verliebt an und küsste sich.
"Habt ihr euch denn schon ein Datum überlegt?" hakte Frederic vor freudig nach, aber das zukünftige Ehepaar schaute sich fragend an. "Darüber haben wir noch nicht nachgedacht."
Das Paar gestand sich ein, dass es noch keine Ideen hatte, wie sie ihre Hochzeit verbringen wollten. "Ihr müsstet der Gilde Bescheid sagen." informierte Cedric das Ehepaar, aber Gina schien nicht davon begeistert zu sein. "Müssen wir vor der Gilde heiraten? Ich bin, beziehungsweise denke nicht, dass Fritz begeistert davon sein wird, in der Totenwelt zu heiraten." Dabei schaute sie ihren Verlobten besorgt an und als Fritz sich die Worte durch den Kopf gehen ließ, nickte er. Darüber schien Gina sehr erleichtert zu sein und Fritz freute es, dass Gina sich Gedanken um ihn gemacht hat. "Vielleicht könnten wir etwas in der Menschenwelt organisieren." schlug Fritz vor und küsste Gina. "Wir finden schon eine Möglichkeit."
Frederic bot sofort seine Hilfe an. "Ihr könnt mich gerne fragen! Ich stehe euch zur Seite! Ach, ich kann nicht glauben, dass sich mein großer Bruder das Ja-Wort gibt, wo du früher so in dich gekehrt warst!" Ausgelassen grinste Frederic und war stolz auf seinen Bruder. Dass Fritz es nicht leicht hatte und nicht gerade der Selbstbewussteste war, wusste seine Familie, aber anscheinend gab es noch ein paar andere Dinge, wovon Gina und Gamia nichts wussten. Beschämt schaute Fritz zur Seite und schien sich zu erinnern. Genauso wussten auch seine Eltern Bescheid. "Unser Fritz hat sich wirklich prima gemacht!" lobte Felicia mit funkelnden Augen und linste dabei zu Gamia und Gina. "Ihr müsst wissen, dass Fritz immer etwas schwächlich und unser Sorgenkind war." fing Felicia behutsam an und seufzte traurig bei diesen Erinnerungen. Gina legte den Arm um Fritz und lehnte den Kopf an seine Schulter.
"Er war körperlich schwach und hat lange gebraucht, um laufen zu lernen. Schließlich ermutigte Frederic Fritz zum laufen und ich werde nie vergessen, wie ich ins Wohnzimmer kam und Fritz seine ersten kleinen Schritte machte, während Frederic ihn festhielt." Felicia schien bei der Erzählung emotional zu werden und versuchte sich zu beherrschen. "Er hatte auch totale Angst ins Zwischenreich zu gehen und hat sich immer davor gewehrt. Immer hat er sich an mein Bein oder unter Cedrics Mantel versteckt." Ein wenig schien sie darüber zu schmunzeln, aber war auch betrüb. "Außerdem war er sehr ängstlich gegenüber anderen Todeswesen und wollte seine Lehre anfangs nicht machen." Freudig fiel Frederic seiner Mutter ins Wort und erzählte stolz: "Bis ich ihn dazu überredet habe, mit mir vom Dach zu springen!" Frederic strahlte richtig und Fritz schien sich sehr gut daran zurück zu erinnern. "Das waren Zeiten." seufzte Fritz leise und schien nicht gerne daran zurück zu denken. Felicia lockerte die Situation berührend, in dem sie sanft sagte: "Das war einmal, jetzt bist du eine stärkere Person."
Cedric lächelte im Gedanken und bestätigte Felicias Aussage. Dabei schaute er stolz zu seiner Familie, während er allerdings auch vertieft vor sich hin träumte, als Felicia ihn aus dem Gedanken riss. "Unsere Söhne möchten sich verabschieden, kommst du?"
Kurz musste Cedric diese Worte realisieren, nickte dann und stand auf, um sich zu verabschieden.
Nachdem das Ehepaar sich von ihren Söhnen verabschiedet hatte, sprach Felicia ihren Ehemann behutsam an. "Du wirktest im Gedanken versunken, worüber hast du nachgedacht?" Vorsichtig stellte sie sich hinter Cedric und schlang die Arme um ihn. Cedric seufzte in sich gekehrt. "Unsere Söhne haben mich schon immer an meinen Bruder und mich erinnert, als beide kleiner waren. Ich war auch immer der Schwächere und Henrik der Stärkere. Während er kein Problem damit hatte mit Fremden zu reden, musste ich immer etwas an die Hand genommen werden." Er senkte den Kopf, während er den Kopf an seinen Arm lehnte und am Türrahmen stand. "Das war früher. Einige müssen erst wachsen und stärker werden. Dadurch lernt man ganz viel und macht eine Menge Erfahrungen." Sanft redete sie auf ihn ein und Cedric musste bei ihren Worten lächeln. "Und schau, wo du jetzt stehst. Du bist ein starker erfahrener Seelengeleiter." Felicia lächelte überglücklich, Cedric hatte jedoch noch etwas anderes im Kopf.
"Mich erzürnt es, was einige Todeswesen sich erlaubt haben rauszunehmen. Beleidigungen gehen an mir vorbei, aber zu meinen Söhnen zu sagen, sie wären Schwächlinge oder zu meinen, dafür dass ich so stark sei hätte ich missratene Kinder, die schwach oder schwul sind, lasse ich dann nicht auf mir sitzen!" Er blickte leicht wütend drein und seine Frau senkte den Blick. Sie erinnerte sich sehr gut daran. Auch ihr hatte man oft gesagt, sie sei schwächlich, aufgrund ihrer dünnen Körperfigur und es ein Wunder sei, dass sie überhaupt zwei Kinder bekommen konnte. Cedric hatte ihr oft berichtet, dass er eine Auseinandersetzung mit einigen Todeswesen gehabt hatte, die zu ihm meinten, dass sein Sohn Fritz eine schwächliche Missgeburt sei und man von Cedric mehr erwartet hätte. "Ich habe die Seelengeleiter nie verstanden, die das gesagt haben. Was haben sie erwartet? Dass ich nur irgendwelche starken Krieger als Kinder haben würde. Ich bin es nicht wert, dass man auf mich aufblickt und verstehe nicht, wie um mein Ansehen so ein Wirbel gemacht wird. Genau wie alle anderen bin ich nur ein ganz normaler Seelengeleiter."
Ruhig drehte er sich um und nahm Felicia in den Arm. Zärtlich küsste er sie. "Ich bin stolz auf unsere Familie." Dabei küsste er ihre Hand und trat lächelnd ins Wohnzimmer zurück. "Ich auch." erwiderte Felicia freudenstrahlend und folgte ihm.
Gina und Fritz redeten daheim über die Hochzeit und besprachen schonmal das, was feststand. Es sollte eine kleine ruhige Feier werden im Kreise der Familie und auch Niklas wurde eingeladen. "Ich kann doch die Gilde fragen, ob wir auch woanders heiraten dürfen. Mir sagt es auch nicht zu, aber wir können uns leider nicht nur in der Menschenwelt das Ja-Wort geben." erklärte Fritz und machte einen Vorschlag, während er Ginas Hände hielt. Diese Worte bedeuteten ihr viel, denn sie wusste, dass Fritz ungerne ins Zwischenreich und dann auch noch zur Gilde ging. Dankbar lächelte Gina ihren zukünftigen Ehemann an, bevor sie dann aufstand und sich verabschiedete. "Na dann, die Seelen geleiten sich nicht von alleine!" rief sie frech grinsend und zückte ihre Sense. Daraufhin verschwanden sie auch schon zur Todesstelle.
Es war die Seele eines Mannes mittleren Alters, die Gina friedlich in den Himmel geleitete. Die Akte galt als abgeschlossen und sie wollte gehen, als sie mehrere böse Auren spürte. Diese kamen vom Nachbarshaus und vorsichtig näherte sie sich diesem und konnte dann sehen, was geschah.
Es war eine fünfköpfige Familie, die sich laut stritt und an jedem einzelnen konnte sie einen Dämonen erblicken. Diese Dämonen ergötzten sich an den negativen Emotionen in der Familie und stachelten sie dazu an, dass der Streit immer mehr eskalierte.
Anscheinend ging es um den Pflegesohn, der nur Ärger zu machen und psychisch instabil schien. Die Dämonen und Gina spürten sich gegenseitig, gingen aber nicht aufeinander los.
Plötzlich spurtete Gina los, als der Pflegesohn mit einem Küchenmesser auf den Vater der Familie los ging! "Bestrafe ihn für das, was er dir angetan hat!!" befahl ein Dämon und der junge Mann konnte sich dem Bösen nicht widersetzen. Somit hatte das Böse diesen Menschen in der Hand und gewann. Gina geleitete die Seele des Mannes, nachdem er sich nicht mehr wehren konnte und niedergestreckt wurde.
Während Gina sich umsah, erkannte sie auch bei den restlichen Familienmitgliedern ein verändertes Todesdatum und Ursache. Gina konnte der Familie nicht helfen und musste vorsichtig sein, denn sie war alleine unter den ganzen Dämonen und Sterbenden.
Die Mutter sperrte sich aus Panik mit ihren Kindern im Wohnzimmer ein und rief die Polizei. Unter Tränen bettete sie um Hilfe und das war der Moment, wo Gina es wagte den Dämonen an der Seite des Jungens zu besiegen, um doch noch die Menschen zu retten, die eigentlich noch nicht sterben sollten. "Hast du die Polizei gerufen?! Mach die scheiß Tür auf du Schlampe!!" brüllte der junge Mann und rüttelte an der Tür, als Gina mit der Sense nach dem Dämonen schlug, welcher daraufhin auswich und sich kurz auf Gina fokussierte. Dieser attackierte Gina jedoch nicht, sondern entblößte das grausame Grinsen eines Dämonen voller sadistischer Freude. Nebelschwaden bildeten sich um ihn und dem Jungen, bevor er im Körper des Jungen verschwand. Daraufhin stockte dieser und grinste genauso wie der Dämon zuvor. Das Böse hatte Besitz von ihm ergriffen und der Junge war besessen.
Auf die Tür wurde noch mehr eingetreten wie zuvor und das Schloss brach auf. "Hör auf damit, bitte!!! Ich flehe dich an, das bist nicht du!!" kreischte die Mutter aufgelöst und griff nach etwas, um sich zu verteidigen. Die Worte waren ihm völlig egal und er war nicht mehr Herr seiner selbst. Seine Aura wies Spuren eines Dämonen auf.
Gina sah ein gleißendes Licht und einen Engel, der sich schützend vor die Familie stellte. Dann geschah etwas, das man einen Kampf zwischen Gut und Böse nennen konnte.
Weiterhin ging der Pflegesohn auf seine Familie los, doch schaffte es nicht, diese zu verletzen. Währenddessen kämpfte der Schutzengel gegen den Dämonen im Inneren des Menschen und Gina hielt die restlichen Dämonen unter Kontrolle. Der Schutzengel schaffte es, den Dämonen aus den Körper des Mannes zu treiben, doch dieser war immer noch an seiner Seite und wollte nicht aufgeben.
Einsatzhorne ertönten und ließen alle aufhorchen. "Scheiße, du Hure!!" fluchte der Pflegesohn und schien panisch zu werden. Er rannte vom Wohnzimmer aus nach oben an Gina vorbei und sie weitete die Augen. Kurzerhand rannte sie hinterher und fand ihn in seinem Zimmer. Hinter ihm stand eine dürre Gestalt, die die Hand mit dem Messer umfasste. "Du bist ein Mörder, der für seine Taten auf ewig im Gefängnis leben musst. Ist der Tod nicht die viel einfachere und bessere Lösung?" Ohne Zögerung rammte sich der Junge mehrmals das Messer selber in die Brust, bis er blutüberströmt umfiel. Ginas Gesichtsausdruck erzürnte sich, als die Gestalt mit dem Henkersstrick zu ihr starrte und den Kopf ungewöhnlich schief legte und grinste. Gina umfasste ihre Sense fester und zischte mit zusammen geknirschten Zähnen: "Suicide Hangman."
Die Gestalt verschwand und Gina geleitete die Seele des Selbstmörders. Die Akte erschien in ihren Händen und sie erwähnte seine Formalitäten, bis sie zu dem Punkt kam, an dem sie ihn ins jeweilige Reich geleiten musste. Kalt sagte sie: "Mörder oder Amokläufer, die sich danach umbringen haben keine Chance auf Erlösung und kommen direkt in die Hölle!" Der Seele tat sich ein schwarzer Schlund auf und das Böse zog ihn mit sich in die Hölle. Sie warf einen letzten Blick auf die vom Schutzengel behütete Familie und sah, dass ihre Todesdaten wieder die ursprünglichen waren. Nicht immer gelingt ein Mord, denn dann war ein Schutzengel da, um den Menschen zu helfen.
Gina verschwand ins Totenreich und gab die Akten einem Praktiker, der gerade auf dem Weg zur Gilde war, so wie sie es immer machte. Sie nahm den Trubel sehr gefasst auf und berichtete ihrer Familie davon. Anscheinend schien Gamia sich bei ihrer Erzählung über etwas Gedanken zu machen. "Es ist nicht möglich, dass Dämonen oder Teufel von Todeswesen Besitz ergreifen können, sondern nur bei Menschen." fing Gamia murmelnd an zu erzählen und bestätigend nickte ihre Mutter, bevor Gamia mit einer besorgniserregenden Frage rausrückte. "Kann ein Dämon von Niklas besitz ergreifen?"
Mit dieser Frage stellte sie ihre Eltern vor ein kleines Rätsel. Sie glaubte zwar nicht, dass es vorkommt, aber musste bei dem Ereignis, von dem Gina erzählt hatte, daran denken, dass er zum Teil immer noch ein Mensch war. Gina konnte ihr diese Frage nicht richtig beantworten, sondern mur mutmaßen. "Ganz ausgeschlossen ist es nicht, er ist auch ein Mensch. Ich denke aber, er ist nicht so anfällig dafür und du bist bei ihm." Ein bisschen versuchte sie ihre Tochter auch zu beruhigen und es gab zwar keine auffälligen Vorfälle, trotzdem wollte sie Niklas beschützen. Gina strich Gamia übers Gesicht und lächelte sanft. "Bis jetzt hast du ihn immer gut beschützt. Steh weiterhin an seiner Seite, dann wird hoffentlich nichts passieren. Schließlich bist du ein starker Todesengel." Gamia lächelte bei diesen Worten genauso wie ihre Mutter und verabschiedete sich dann, um zu Niklas zu gehen.