Nach dem Felicia gemeinsam mit Cedric aufgestanden war, ging sie ihrer Tätigkeit nach und befand sich in einem Seelengeleit.
Wutentbrannt stach die Frau mit dem Messer auf dem Hals des Mannes ein.
"Du sollst nie wieder mit einer anderen glücklich werden!! Ich sollte die erste, beste Frau deines Lebens sein!!" schrie sie mit einem Hauch Eifersucht in ihrer Stimme. Sie saß auf dem Oberkörper des Mannes, welcher blutüberströmt auf dem Boden lag. Anscheinend hatte die Frau die Trennung nicht verkraftet. Felicias Sense fuhr zum Hals des Mannes und sie sprach seinen Namen aus. Schließlich folgten Geburts-/ und Todesdatum. Der Mann war gerade ml 23 Jahre alt gewesen. Er hatte kaum etwas in seinem Leben getan und zu Felicias Gunsten ließ sich seine Seele leicht in den Himmel geleiten, obwohl er so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Felicia beachtete die Dämonen der Frau kaum und begab sich stillschweigend zurück zur Totenwelt.
Felicia suchte einen der Räume auf, in denen sich die Todeswesen oft zusammen trafen, miteinander redeten, bevor sie die gebrachten Akten nahmen und zum Seelengeleit übergingen. Öfters brachte Felicia die Akten dorthin und lernte dort einst Cedric kennen. Sie wusste, dass Cedric dort oft verblieb und fand ihn direkt auch auf einen der Stühle sitzen, mit anderen Todeswesen herum und ein paar Akten auf den Tisch. Cedrics Augen funkelten, als er seine Frau erblickte und erfreut setzte sie sich neben ihn.
"Na, meine Liebste?" grüßte er und strich über das Haar seiner Gemahlin. "Ich komme gerade von einem Seelengeleit, Mord." erzählte sie und legte die Akte auf ihren Oberschenkel ab.
Durch die Tür trat ein blauhaariger Mann. Es war Kilian, der mehrere Akten zu den Seelengeleitern überbrachte. Er war weiterhin als Theoretiker tätig, da seine Sense weiterhin verwahrt wurde, seitdem wegen eines Zwischenfalls eine unschuldige Seele von Dämonen verschlungen wurde.
Felicia nahm sich zwei Akten und musterte diese. "Wie wäre es, wenn wir zusammen Seelen geleiten? Das erinnert mich an früher, als wir uns hier kennenlernten und diese Mordserie auf der Erde umherging." Dabei lächelte sie und auch Cedric erinnerte sich genau daran zurück. Sie nahmen die Akten und musterten diese, bevor sie aufstanden und zum ersten gemeinsamen Seelengeleit gingen. Beide hatten sich Akten von Menschen, die versterben sollten herausgesucht, die man vorsichtshalber zu zweit oder nur mit viel Erfahrung machen sollte.
Das Ehepaar fand sich in den Slums der Menschenwelt wieder. Ihre erste Seele war die eines Drogenbosses, der umgelegt wurde. Der Schuss hatte ihn nicht direkt getötet und die letzten, um sein Leben kämpfende Minuten, setzte Felicia ihre Sense an der Schussverletzung an und fing mit dem Geleit an, aufmerksam beobachtet von ihrem Mann. Felicia sprach en bürgerlichen Namen des Bosses aus, als schon seine harsche Stimme ertönte: "Du hast mich nicht bei diesen Namen zu nennen, Fotze." Seine Stimme hatte etwas, was einem zum schweigen brachte, doch Felicia listete weiter auf, was ihm zu Schulden kam. "Diebstahl, Misshandlung mehrerer Frauen, Beauftragung eines Auftragskillers um einen anderen Menschen das Leben zu nehmen..." Die Liste war lang und es gab kaum etwas Gutes, was der burschikose Mann getan hatte. "Sie hatten alle selber Schuld sich mit mir anzulegen!! Ich gab ihnen die gerechte Strafe für ihr Verhalten, sich mir gegenüber aufzulehnen!!" grölte die Seele weiter und Felicia merkte einen starken Widerstand.
Cedric griff daraufhin ein und umfasste die Sense seiner Frau, damit sie einen größeren Halt hatte. Die Seele brüllte weiter, beschimpfte das Paar und drohte damit, beide umzulegen.
"Für Ihre Verbrechen kommen Sie in die Hölle!" rief Felicia laut, während sie die Seele mehr in die Hölle trieb. Schließlich griffen Dämonenklauen nach der Seele und halfen den Beiden damit, das Seelengeleit abzuschließen. Der Körper des Bosses erlag vollständig dem Schuss. Das Ehepaar hatte ein bisschen Zeit, bis das nächste Seelengeleit war, sie begaben sich aber rechtzeitig zur Seele. Diesmal war es eine alte Dame, die alleine in einer Wohnung lebte. Sie war klein, hatte graues Haar und ein griesgrämiges Gesicht. Die Dame lief gebückt und die Seelengeleiter beobachteten sie bei ihren letzten Bewegungsabläufen. Im Bad lief die Dame gerade aus der Dusche, doch sie knickte um und fiel mit dem Kopf auf die Kloschüssel. Regungslos lag sie auf dem Boden und aus der offenen Kopfwunde trat Blut heraus, welches sich auf dem Fliesenboden verteilte. Cedric hatte seine Sense bereits in der Hand und schaute auf die Akte. Die Sensenklinge wurde auf ihren Kopf niedergelassen und Cedric nannte den Namen der 86 Jahre alten Dame.
"Helga Wietseil.", fing er mit einer ausdrucksstarken Stimme an und nannte dann ihr Geburtsdatum, bevor er die Vergehen aufzählte. "Totschlag des eigenen Kindes nach einer ungewollten Schwangerschaft durch zu Tode schütteln. Respektloses Verhalten gegenüber kleinen Kindern durch absichtliches Bein stellen oder Schläge. Absichtliches totfahren der Nachbarskatze, da diese abends zu laut war." Die Liste der gehässigen Gräueltaten ihrer Mitmenschen gegenüber wurden länger und die Seele der Dame ging mit einer lauten Stimme gegen an. "Das Balg hatte selber Schuld, geboren zu werden!! Meine Nachbarin hätte ihr Plagentier besser in der Wohnung lassen sollen!!Und ich soll deswegen in die Hölle?! Sie spinnen doch! Einen Teufel werde ich tun!!" Ihre Unbarmherzigkeit war groß und mit einem wütenden Tonfall ging sie gegen Cedric an. Sie fühlte sich ungerecht behandelt und gestand sich ihre Fehler nicht ein. Cedric verlor die Brücke zu ihr und Felicia schritt mit ihrer Sense ein, um diese aufrecht zu erhalten. Dabei hatte sie Mühen, dies zu tun, bis Cedric mithalf und ein Tor zur Hölle öffnete. "Nein!! Ihr könnt mich mal!!" brüllte die Frau noch garstiger, während sie ihre Seele in die Hölle geleiteten. Die Dämonen waren schon ganz gierig auf die Seele und die Geräusche schreiender Kinder und miauenden Katzen ertönte. "Nein!!!!" fluchte die Seele bei diesen ohrenbetäubenden Geräuschen, denen sie immer näherkam, als das Ehepaar ihre Seele weiter in die Hölle drängten. Trotz der Wut waren die Seelengeleiter und Dämonen stärker gewesen und nahmen die Seele in die Hölle auf. Cedric und Felicia hielten inne und blickten auf die Akten in ihren Händen. "Obwohl es böse Seelen waren, haben wir sie in die Hölle gebracht." lobte Felicia und gab ihren Mann stolz einen Kuss auf die Wange, bevor beide den Todesort der Frau verließen und zurückkehrten.
Auf direkten Weg begaben sie sich zur Gilde und trafen dort auf Johannes. Er nahm beide Akten entgegen. Johannes war höflich und vollrichtete seine Arbeit gewissenhaft. Cedric und er kamen ins Gespräch. "Wie ergeht es dir alleine in der Gilde?" erkundigte Cedric sich.
"Gut, wenn ich doch noch Rat benötige, dann ist der Tod oder seine Gehilfen da. Ehrlich gesagt bin ich aber froh, wenn ich nachher Dienstschluss habe. Aktuell sehne ich mich wieder mehr nach der Menschenwelt. Manchmal brauche ich diese Auszeit." erzählte Johannes und fuhr doch seine Haare. Cedric und die gesamte Gilde hatten dafür absolutes Verständnis. Das Ehepaar wünschte ihm eine angenehme Schicht und verließ darauf die Gilde.
Die drei Tage, in denen Alma ihre linke Hand nicht großartig verwenden sollte, waren vorbei. Zu Anfang tat Alma das Alleinsein nicht gut, doch mit der Zeit merkte sie, wie gut ihr die Ruhe tat und wie erholsam es war. Heute sollte sie erneut zu Jayna, zur Kontrolle. Alma begab sich zum Heilertrak und klopfte an der Tür. Daraufhin vernahm sie Jaynas Stimme, kurz zu warten und Alma setzte sich auf einen der Stühle im Flur. Um sich die Zeit zu vertreiben beobachtete Alma das Geschehen um sich herum.
Ihre Gedanken wurden von Jaynas Stimme unterbrochen, die bat, in den Raum zu kommen. Im Behandungszimmer setzten sich die Frauen gegenüber und die Heilerin löste den Verband, dabei musterte sie die Wunde. "Sie ist gut verheilt, lediglich eine Narbe bleibt." erklärte Jayna und sah Alma dabei lächelnd an. Kurzerhand stand Jayna auf und holte eine Engelsfeder hervor. Ihre Hand umfasste Almas und mit der Feder strich Jayna sanft über die Wunde. Das zarte Gefühl brachte Alma zum kribbeln und sie verspürte ein freudiges Empfinden. "Damit verheilt es besser." erzählte Jayna und klang dabei sehr zärtlich. Alma wusste nicht, wohin mit ihren Gedanken und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. "Sie dürfen Ihre Hand wieder benutzen, aber übertreiben Sie zu Anfang bitte nicht." bat Jayna und schloss die Behandlung ab. Alma nickte nur und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie dankte der Ärztin und verließ dann den Raum.
Ihr Weg führte sie weiter zur Gilde. Ihren Vater hatte sie die letzten Tage bewusst gemieden, sie wollte nicht, dass er sich Gedanken machte und auch beim betreten der Gilde versteckte sie die Narbe. Henrik war erfreut, Alma wiederzusehen und Alma setzte sich ruhig neben ihn. Sofort merkte Henrik seiner Tochter an, dass sie stiller war. "Wie ging es dir die letzten Tage? War viel zu tun?" erkundigte Henrik sich und schrieb nebenbei eine Akte nieder. Alma nickte. "Gut." Dabei sah sie zur Seite und hielt sich ihr linkes Handgelenk. Henrik beendete das Schreiben der Akte und legte die Feder zur Seite. Er sah Alma direkt an. "Irgendwas beschäftigt dich doch." sagte er direkt, aber Alma ging nicht darauf ein und versuchte die Konservation auf ein anderes Thema zu lenken.
"Wein?" fragte sie und griff nach der Flasche, dabei fiel Henrik allerdings ihre Narbe auf. "Moment! Woher hast du diese Narbe?" Daraufhin wusste Alma, dass sie sich nicht mehr rausreden konnte und erzählte ihm die Wahrheit. "Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dir noch mehr Gedanken machst.... Ich habe mich bei der Arbeit verletzt, nur ein Schnitt, nichts weiter. Deshalb war ich die letzten Tage nicht da." beichtete sie und senkte dabei den Kopf. Ihr Vater war ihr deshalb auf keinen Fall böse.
"Es wäre irgendwann sowieso aufgefallen, warum nicht gleich klar Schiff machen? Ich kann dich verstehen, aber Hauptsache wäre für mich, dass du lebst." Es tat Alma leid, dass sie ihren Vater erst anlügen wollte, aber er verzieh ihr. "Und ja, Wein nehme ich gerne." bejahte er dann und lockerte damit die Situation auf. Schmunzelnd nahm Alma zwei Gläser und beide schenkten sich Wein ein. Nachdenklich musterte Alma das Weinglas und war geistig noch bei Jayna im Arztzimmer. Sie dachte daran, wie Jayna mit der Feder über ihre Wunde strich und Henrik merkte, dass seine Tochter nicht ganz anwesend war. "Was geht dir durch den Kopf?" fragte er und Alma zuckte zusammen, als sie diese Frage aus den Gedanken riss. Alma wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, noch konnte sie es sich selber erklären. "Ich.... Ach ich weiß nicht... Die Ärztin bei der ich war geht mir gerade nicht aus dem Kopf." Henrik stützte seinen Kopf mit der Hand ab und wurde hellhörig. "Welche Heilerin?" fragte er und schwenkte sein Glas, während Alma sich unsicher war, den Namen zu nennen. Sie hatte Bedenken, was ihr Vater dazu sagen würde, aber sie wusste auch, dass sie nicht auf Intoleranz stoßen würde.
"Makricia... Dr. Jayna Makricia." gab sie leise zu und blickte weg. Aus dem Augenwinkel vernahm sie nur ein Nicken von Henrik. Bei dem Namen wusste er sofort Bescheid. Auch er assoziierte mit dem Namen die Mordserie der Redemptor Noster. Er und Alma dachten dasselbe und Alma sprach es zuerst aus. "Ich weiß, sie ist die Tochter von Jerome Makricia, aber sie hat nichts damit zu tun." In ihrer Sprache wurde Alma schneller und Henrik merkte, dass sie nervös war und ergriff darum ihre Hand und Alma hielt inne. "Es ist okay... Nur weil ihr Vater ein Mörder war, ist sie nicht auch einer. Damals wusste sie sogar selbst nichts von den Morden. Wir dürfen sie nicht damit in Verbindung bringen, sondern müssen sie als einzige Person mit eigener Geschichte sehen. Und wenn du sie magst, dann ist das nichts verwerfliches. Ich hätte nichts gegen sie und wenn du glücklich bist, bin ich es auch." erklärte Henrik lächelnd und schaute Alma dabei an, während er seine Hand immer noch auf ihre gelegt hatte. Es gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und sie wusste, dass sie bei ihrem Vater auf Verständnis stieß. Daraufhin wurde Alma offener und erzählte ihm mehr, unteranderem auch von ihrer spontanen Begegnung bei Cedric. Henrik legte die Hand an sein Kinn und lächelte sanft. "Weiß du, es ist leichter gesagt als getan, aber wenn du sie magst, rede mit ihr, versuche Kontakt aufzubauen und guck, was sich ergibt. Wenn ich von der Situation mit deiner Mutter eines gelernt habe, dann dass man sich lieber einen Ruck geben und reden sollte, anstatt es vor sich aufzuschieben, bis es zu spät ist." riet Henrik ihr und Alma spielte mit den Fingern rum. "Du hast Recht, sonst werde ich am Ende nie wissen, wie es ausgegangen wäre und es einmal zu versuchen ist immer mehr wert, als es sein zu lassen und zu bereuen." ermutigte Alma sich selbst und überlegte, wie sie am besten den Kontakt zu Jayna gewinnen konnte. Wichtig war ihr auch, dass Henrik hinter ihr stand und Jayna nicht verurteilte.