Die Bewohner waren sauer und besorgt. Sie klagten über die schlechte Ernte des Bauers, welcher dementsprechend mehr für seine Ware verlangte. Die Ratten auf den Straßen häuften sich und es gab bereits eine Frau, die behauptete, ihr Sohn sei deshalb krank geworden. Der Kot, die Flöhe, das ganze Ungeziefer. Die Menschen fragten sich, woher sie kamen, während sie dabei ihre Abfälle in die Gasse schmissen.
Es dauerte nicht lange und die Menschen fragten den Pastor nach seinen Rat.
"Bestraft uns der Himmelsfürst?" "Was haben wir schreckliches getan?" "Was können wir dagegen tun?" "Woher kommen diese Plagen?"
Der Pastor den sie fragten, war ein jüngerer. Er war egozentrisch und genoss die besseren Privilegien als die der Bürger.
"Der Himmelsfürst würde uns nie was Böses tun. Es ist das Böse selbst, dass unseren Willen herausfordert. Wie der Himmelsfürst hat auch der Höllenfürst seine Gehilfen. Denkt nach! Es gibt sie!" Die Bewohner dachten darüber nach, was er ihnen damit sagen wollte. "Es sind Hexen! Sie schaden uns! Sie sind es, die der Höllenfürst uns schickt? Überlegt! Statt zum Mediziner geht ihr zu diesen Frauen, um euer Leiden zu lindern. Es wirkt, dabei haben sie von dem menschlichen Körper keine Ahnung! Sie nutzten etwas anderes, Höllenmagie! Und weil sie vom Bösen abstammen, wollen sie uns leiden sehen!"
Die Menschen waren zutiefst erschüttert und erschrocken. "Was sollen wir tun?" fragte die Menge aufgebracht. Der Pastor wartete einen Augenblick, bis Ruhe eingekehrt war.
"Der Tod. Der Tod ist unsere einzige Lösung. Wir müssen sie beseitigen, bevor sie uns beseitigen!" Lautes zugestimme der Menge folgte.
Die Worte des Pastors verbreiteten sich und auch in der nahegelegenen Stadt fanden diese Anklang. Auf dem Marktplatz war zu beobachten, dass sie Pfähle und Galgen errichteten. Bei ihrem Besuch in der Stadt erschauderte Tiffany vor dem Strick und wollte nicht glauben, dass wirklich Menschen getötet werden sollten. Ihr Sohn verbrachte seine Zeit bei Paul.
"Die Frauen verhalten sich so unauffällig wie möglich, um nicht angeprangert zu werden. Spätestens wenn die erste Frau, oder Hexe, brennt, wird es richtig schlimm. Menschen werden Gründe finden, ein Bauernopfer zu finden." erzählte Paul und schüttelte mit den Kopf. Er saß an seinem Schreibtisch im Haus, Richard neben ihn. "Mich langweilt dieses Thema. Wie wäre es mit einem Kartenspiel?" lenkte der Arzt ab und zückte einen Kartenstapel. "Nur, wenn du nicht wieder schummelst." entgegnete Richard, doch Paul lächelte nur.
Hexenverfolgung 771
Es kam, wie Paul vorhersagte, das erste Bauernopfer, die erste Hexe wurde gefunden. Es war eine schwangere Frau Mitte 20. "Ich wollte ihr nur helfen! Sie hatte ebenfalls Beschwerden und weil ich ebenfalls schwanger bin und es mir geholfen hat.... Bitte, glaub mir! Diese Pflanzen sind nicht gefährlich!" flehte sie, als sie abgeführt wurde.
"Halt den Mund! Das Schlimmste ist, dass du ein weiteres Kind der Hölle in dir trägst." Ein gezielter Tritt gegen ihren Magen ließ sie auf keuchen und die Tränen stiegen in ihr hoch. Der Ehemann stand in der Nähe und wurde befragt. "Wussten Sie, dass Sie eine Hexe ist und uns mit Plagen verflucht?" wurde er gefragt und er wusste, was ihm blüht, würde er mit ja antworten.
"Nein! Nicht mal das Kind ist meines! Wir haben Monate nicht mehr miteinander verkehrt und dann ist sie schwanger! Ich sage Ihnen, sie hat für den Höllenfürst ihre Beine breit gemacht!" Er fiel ihr eiskalt in den rücken und die Menschen wurden immer mehr, versammelten sich auf dem Dorfplatz und sahen zu, wie die Frau angebunden wurde und der Scheiterhaufen in Flammen gesetzt wurde. Schockierend waren die freudigen Reaktionen der Dorfbewohner. "Tötet sie! Verbrennt sie! Lass die Hexe verrecken! Befreie uns von den Plagen!"
Mehr Frauen wurden als Hexen bezeichnet und entweder gehängt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Selten wurden auch Männer beschuldigt, die waren meistens jedoch Dorfbewohner der untersten Schicht, Alkoholiker, Schmierfinke, Leute, die die Gesellschaft los werden wollte. Besorgt beobachteten Richard und Tiffany dies. Besonderes Interesse hegten sie daran, warum die Hexe gerichtet wurde. Denn Tiffany hatte das flaue Magengefühl, dass auch sie mit ihrer Geschichte ein gefundenes Fressen abgab. Ihr Sohn hoffte insgeheim wegen seiner Arbeitsstelle und dass seine Mutter Thompsons Tochter ist, nicht gerichtet zu werden.
Richard war für seine Mutter einkaufen. Er verhielt sich so unauffällig wie möglich und zu seiner Freude traf er Flavia, doch diese schwand, als er ihren aufgebrachten Gesichtsausdruck sah. Ihr Vater stand bei ihr. Lächelnd und mit feuchter Hose. Angewidert sahen die Menschen um sie herum zu ihm. "Der arme Mann." tuschelten sie und Flavia wollte der unangenehmen Situation entkommen. Instinktiv half Richard ihr. Beide brachten ihren Vater heim und wurden dabei von den Bewohnern beobachtet. Bei ihr daheim angekommen dankte Flavia ihm. "Danke. Sie sind doch der verträumte vom Bürgerbüro." fiel ihr ein und ihr Blick war ihm gegenüber nicht erfreut gestimmt. Beschämt nickte er. Flavia nickte nur schnell und ließ ihn dann vor der Tür stehen. Sie hatte nicht vor, das Gespräch zu vertiefen. Richard behielt den kurzen Kontakt trotzdem positiv in Erinnerung, auch wenn er wusste, dass sie wohl nie seine Frau werden würde.
Nach seinem Einkauf für seine Mutter fuhr er mit einer Kutsche rüber zur Stadt und tauschte sich mit seinem besten Freund Paul aus.
"Gestern haben sie hier ein kleines Mädchen gehängt, das etwas korpulent war. Es hieß, sie würde den Menschen alles wegessen. Die Leute reden viel und man kann ungefähr erahnen, wer als nächstes brennen wird. Aktuell haben sie es auf die Bordellszene abgesehen, aber das nur, um den gesellschaftlichen Abschaum gerechtfertigt zu vernichten. Wenn nicht jetzt, wann dann?" erzählte Paul gelassen und schrieb nebenbei, wie so oft, etwas nieder. Richard schmunzelte. "Dir muss es ja auffallen." murmelte er und erntete einen verachtenden Blick von Paul.
Ein kurzer Moment der Stille, bevor Richard diese mit einem Seufzer unterbrach. "Ich mache mir Sorgen, dass ich der nächste bin. Du weiß warum. Oder meine Mutter... Wenn ich irgendwann nicht mehr vorbeikomme..." "Es wird in der Zeitung stehen." meinte Paul empathielos und Richard biss sich auf die Unterlippe. "Sehr einfühlsam von dir." meinte er sauer und Paul unterbrach seine Arbeit, um auf Richard zu blicken. "Verzeih, mir würden unsere Gespräche auch fehlen." sagte er dann und diese Aussage machte es nicht besser, aber Richard wusste, dass man bei Paul falsch war, wenn man emotionalen Rat brauchte.
Nach Richards Verabschiedung und Einbruch der Dunkelheit verließ Paul das Gebäude und suchte das Frauenhaus auf. Sie kannten ihn dort bereits und konnten nicht klagen. Abgesehen von der Tatsache, dass sie seine Freudenmädchen waren, waren sie seine Patientinnen. Dies hatte den Vorteil, dass er schon einige Male nicht bezahlen musste. Außerdem konnte er dann weiter seine Gelüste mit ihnen befriedigen und es sorgte in der Stadt für Ansehen. Jeder lobte ihn als guten Arzt, der sich auch um die niederrangigsten Menschen sorgte.
Paul suchte sich eine der Frauen aus und nahm eine rothaarige. Er wusste, dass sie als nächstes hingerichtet werden würde. Er wusste es, als er mit der Hand durch ihre Haare fuhr. Sie würde des Verkehrs mit dem Bösen bezichtigt werden, da war er sich sicher.
Seit der Hexenverfolgung besuchte er das Bordell immer öfters. Das lag an dem Grund, dass Paul sich keine Gedanken machen musste, dass irgendeine ihn ein Balg anhängen konnte, wenn sie in den nächsten Tagen sowieso versterben wurde. Es war ihm wichtig, sein ansehen nicht durch ein Hurenkind zu beschmutzen. Deshalb nahm er hauptsächlich die, die entweder schon am Anfang einer Schwangerschaft standen oder erst eines durch verschiedene Gründe beseitigt hatten, wodurch mitunter die weiblichen Geschlechtsteile so in Mitleidenschaft zogen, dass sie nicht mehr schwanger werden konnten, wenn sie denn überhaupt überlebten. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, sich davor zu schützen, genauso wie vor ihren Unreinheiten.
Mit den Gedanken im Hinterkopf, dass die Nutte sowieso verreckt, ging Paul nicht zärtlich mit ihr um. Sie wollte es hart besorgt bekommen. Er knetete ihre Brüste nicht zärtlich, sondern packte sie, drückte ihre Nippel zusammen, um ein moandes Geräusch zu bekommen, bevor er zu ihrer Scheide kam, erst mit zwei Fingern und dann mit drei Fingern eindrang. Sie war gut gedehnt und Paul wusste, dass sie schon größere, dickere Schwänze in sich gehabt hatte.
Er nahm seine Finger aus ihr und führte seinen Penis ein. Diesmal stieß er direkt bis zum Anschlag in ihr und wiederholte diese Bewegung immer wieder. Es gefiel ihr. Paul erkannte mittlerweile den Unterschied, wenn eine nur vortäuschte. Mit diesen Prostituierten schlief er nicht mehr. Er war immer bemüht, seine Frauen zum Höhepunkt zu bringen, aber nicht, wenn sie ihn dreckig ins Gesicht logen. Bei dieser hier heute wusste er, dass es ihr gefiel. Sollte sie vor ihrem Ableben doch noch etwas Spaß gehabt haben.
Mit einem monotonen Gesichtsausdruck sah Paul dabei zu, wie die Flammen ihren Körper verschlungen. Es war genauso, wie er gesagt hatte. Drei Tage später richtete man sie hin, weil sie das Kind des Teufels sei, getrieben von Wollust. Paul bedauerte lediglich, nun eine Frau weniger zu haben, in der er seine Lenden vertiefen konnte.
Richard und seine Mutter verbrachten die letzten Tage oft zusammen. Tiffany wachte auf und öffnete das Küchenfenster. Es war kein schöner Anblick, der sich bot. Man konnte durch die Küche einen Blick in die Gasse erhaschen. Tiffany sah hinaus, obwohl es keine schöne Blumenwiese zu begutachten gab, als sie zum dreckigen Boden sah und fast das Spucken bekam. Sie schloss das Fenster wieder und lief aus dem Haus. Eine Nachbarin beobachtete sie. Tiffany lief um das Haus. Eine Nachbarin beobachtete sie. Tiffany lief um das Haus herum zur besagten Stelle und sah zu mehreren Ratten, die kreisförmig auf dem Boden lagen. Ihre Schwänze waren miteinander verknotet. Es musste ein qualvoller Tod gewesen sein, dachte Tiffany und war gleichzeitig angewidert wie auch fasziniert.
"Oh Himmelsfürst was ist das denn?" rief die Nachbarin und erschrak Tiffany. Die Nachbarin sah sich ebenfalls den Rattenkönig an. "Die armen Tiere, igitt!" Verachtend sah sie in Tiffanys glasigen Augen. "I-ich weiß nicht..." stotterte sie und ihr wurde unwohl zumute. Die Frau trat zurück.
"Sie haben diese Ratten verflucht! Sie sind eine Hexe!" schrie die Nachbarin und zeigte mit den Finger auf Tiffany.
"Nein!" schrie Tiffany und sah ihre schlimmste Befürchtung wahr werden.
Richard vernahm Tiffanys Schreie und eilte zu seiner Mutter. Er sah die Nachbarin mit ihr draußen stehen und wollte wissen, was los sei. "Ihre Mutter!", keifte die Frau und zeigt auf den Rattenkönig. "Ist eine Hexe! Sie hat dieses Monstrum erschaffen!" schrie sie und Richard sah angewidert zu den miteinander verknoteten Ratten. "Nein, ist sie nicht! Warum sollte sie? Wäre es nicht sogar gut, wenn alle Ratten so verenden und die Plage beseitigt wäre?!" entgegnete er laut und die Frau rümpfte die Nase. "Sohn einer Hexe! Hexer! Schauen sie sich an, sie großes Monster!" beleidigte sie ihn und wurde lauter, um die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. "Hexe! Hexe! Hexe!"
Das Dorf wurde auf sie aufmerksam und kamen zu ihr. Mit den Finger wurde auf die Beiden gezeigt. "Sie hat ein Rattenmonster erschaffen! Sie und ihr Sohn sind schuld an den Ratten! Nicht nur, dass sie ein uneheliches Kind hat, jetzt verseucht sie noch unser Dorf! Richtet sie!" schrie die Nachbarin und die Dorfbewohner waren fassungslos. "Wir hätten es wissen müssen. Schon damals als sie zwischen den Beinen von diesem abartigen lag."
"Was ist, wenn Richard unser Dorf zerstören wollte?" "Er ist ein Hexer, ein Monster. Schaut, wie erschreckend groß er ist!" Alle zerrissen sich das Maul.
Vor Tiffanys Augen zog ihr Leben vorbei. Ihre Angst war zur Realität geworden, sie hatte es geahnt. Dass sie Richard ebenfalls verurteilten setzte ihr mehr zu. Sie hätte ihn die wahre Liebe gewünscht und jetzt sollte er sterben, ohne sich seinen Lebenstraum erfüllt zu haben. Tränen stiegen in ihr hoch, als sie beide abgeführt und zum Marktplatz gebracht worden.
Er war schockiert, als er Flavias Schreie hörte. "Wir haben dich mit den Hexer Richard reden hören! Ihr habt den alten Mann verflucht!" wurde ihr vorgeworfen und Flavia entgegnete: "Vater ist krank! Außerdem habe ich mit diesem Hexer nichts zu tun! Ich kenne ihn nicht!" Geglaubt wurde ihr nicht.
Tiffany wurde als erste zum Scheiterhaufen geführt. Ihre Hände wurden an dem Pfahl gebunden. "Tiffany Dronner, sie sind beschuldigt eine Hexe zu sein. Sie haben unser Dorf mit einer Rattenplage verflucht und Unzucht mit dem Teufel getrieben, um diesen Hexer zu gebären." Er zeigte auf Richard. "Dafür werden sie vom Tod ausgetrieben werden!" Damit entfachte er das Feuer und die Flammen kamen immer näher. Tiffany wurde heiß, sie spürte ihre Haut sich dem Feuer hingeben und ihr Kleid entzündete sich. Mit letzter Kraft und unter Tränen schrie sie: "Renn Richard!" Und das tat er. Ein Adrenalinschub durchstieß seinen Körper und er befreite sich. Gemeinsam mit Flavia flüchtete er, während Tiffany von den Flammen verschlungen wurde.
Der Sensenmann wurde hellhörig, als Richards Seele wegen Suizid ins Zwischenreich kam. Richard und Flavia näherten sich während der Lehre näher kennen. Anfangs war sie nur froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen, mit der Zeit lernte sie Richard aber richtig kennen und ihre Verachtung verschwand. Es dauerte nicht lange, bis Richard zum Sensenmann geholt wurde und die Wahrheit erfuhr.
"Richard wusste, dass der Suicide Hangman sein Vater ist, gegen den er kämpfte. Er war bereit, mir dabei zu helfen, ihm das Handwerk zu legen. Darum habe ich zu euch immer eine gute Beziehung gepflegt. Ich hatte Hoffnung, dass ich durch euch näher an dem Suicide Hangman bin, um ihn aufzuhalten. Verzeiht, dass ich euch benutzt habe."
Stille.
Schweigen.
Keiner sagte ein Wort.