Beim Parken staunten sie nicht schlecht.
"Nein, nicht ihr ernst." Beide waren sprachlos, als sie vor dem Standesamt einen Bestatterwagen vom Fukkatsu Bestattungsinstitut sahen der mit Hochzeitsschmuck dekoriert war. Sie bemerkten Shadia und Mikel in inneren sitzen. Beide bemerkten sie ebenfalls und Shadia öffnete das Fenster. "Legt euch hinten rein. Ich habe noch einen Sarg dort liegen." "Sie verarscht uns." sagte Musuko kühl, während Heather noch den Anblick realisierte. "Ich hätte ihr geglaubt." Beide bewegten sich auf den Wagen zu. "Glaub mir, ich habe neun Monate im Körper dieser Frau gelebt. Ich merke, wenn sie mich versucht zu verarschen." Heather konnte nur noch seufzen und wusste keine Worte mehr. Mikel war kaum zu bändigen, als er Musuko sah und stieg aus dem Wagen aus. Er rannte Musuko beinahe um.
"Woah, wir wollen doch das Outfit nicht ruinieren. Hübsch siehst du aus." meinte Musuko lächelnd und zwang sich seine Tränen zurückzuhalten. "Danke. Du riechst so toll." Neben Musuko schmunzelte Heather. "Das Parfüm war es wert." flüsterte sie und jetzt stieg auch Shadia aus ihren Wagen. Sie trug das schwarze Kleid, welches sie morgens noch in der Hand hatte und ein dezentes Gothic Make-Up. Mikel hatte sich ähnlich wie Heather totenblass geschminkt mit auffällig schwarzen Elementen. Im Gegensatz zu Musuko trug Mikel eine schwarze Jeans mit Schnallen und Nieten. Seine Sneaker waren schlicht schwarz. "Lass uns reingehen."
Shadia kamen als erste die Tränen bei dem Ja-Wort und sie lag in Heathers Armen. Mikel und Musuko bekamen eine Hochzeitsbrezel, an der sie ziehen sollten. Heather war anfangs auf die Brezel fokussierte, die das Amt von der Bäckerei Krachten bekam, dass sie verpasste, als die Brezel durchbrochen wurde. Musuko hatte das größere Stück in der Hand, musterte die Brezel und biss hinein. Shadia vergaß ihre Tränen und schmunzelte. "Ich glaube so war das nicht gedacht." wisperte Shadia Heather zu. Schließlich wurde die Namensfrage geklärt und Mikel entschied sich, seinen alten Namen abzulegen. Fortan war er Mikel Fukkatsu.
Zu viert verließen sie das Standesamt. Mikel und Musuko Hand in Hand, vor Freude strahlend. Heather und Shadia weinten vor Glückseligkeit und lagen sich in den Armen. Andere Besucher des Amtes schauten ihnen fasziniert hinterher und einige erkannten Shadia wieder. Vor dem Gebäude kamen auch Mikel die Tränen und Musuko war kurz davor, ebenfalls zu weinen. Zwei Frauenstimmen rissen sie aus den Gedanken und Mikel erkannte diese Stimmen. "Oh nein." Zwei Frauen mit schwarzen Haaren stolzierten auf Mikel zu.
"Brüderchen! Herzlichen Glückwunsch zur Eheschließung!" trällerten sie und drückten ihn an sich. Kurzerhand stand Mikel zwischen zwei Frauen.
"Caitlyn, Patricia, welch Überraschung. Woher?" Er versuchte sich aus ihren Klammergriff zu befreien. Patricia, die eine rote Kette trug, erklärte stolz: "Du weiß doch, deine eine Kollegin ist mit Mutter befreundet. Die hat alles erzählt." Sie lösten ihren Griff von ihn. "Gestern haben wir noch mit unseren kleinen Brüderchen zusammen gespielt und heute ist er verheiratet." schwelgte Caitlyn und Mikel wich einen Schritt zurück.
"Ach, Mutter richtet auch ihre Glückwünsche aus." erwähnte Patricia augenrollend und Mikel hob eine Augenbraue.
"Dass ihr noch Kontakt zu dieser Frau habt." Musuko zog Mikel an sich.
"Lass uns."
Shadia und Heather beobachteten das Szenario und folgten dem Ehepaar.
"Schüß Brüderchen!" lachte Caitlyn und warf ihm eine Kusshand zu, bevor sie ihrer Schwester, die größer war, hinterherlief.
Zu viert standen sie am Bestattungswagen.
"Alles okay, mein Gatte?" fragte Musuko und nahm Mikels beide Hände. Es war noch ungewohnt dies zu sagen. "Ja, aber auf die hätte ich verzichten können.", Er umarmte Musuko. "Aber das mit Gatte hast du schön gesagt." Shadia wischte ihre Tränen weg, was ihr nicht viel brachte. Bei der nächsten Umarmung überkam es sie erneut. Musuko und Mikel fuhren den Bestattungswagen. Hinter ihnen fuhr Heather mit Shadia.
"Das wusste ich auch nicht, dass Mikel zwei große Schwestern hat, aber er hat selten, eigentlich nie was erzählt. Ich kannte nicht mal seinen Nachnamen, aber jetzt wo ich seine Schwestern gesehen habe weiß ich, zu wem er gehört." erwähnte Shadia und schniefte in ihr Taschentuch. "Ich kann verstehen, dass er nicht über seine Familie reden wollte. Sie hat keinen guten Ruf. Seine Mutter ist mit mir in eine Klasse gegangen. Sie war schon immer das was ihr als Assis bezeichnet. Hat ihre Ausbildungen nach der Schule immer abgebrochen und als sie mit 20 einen Typen hatte, war sie schneller schwanger als ich gucken konnte. Ihre älteste Tochter sollte jetzt 39 sein. Die Kleinere von beiden ist die Ältere, ja. Ihre beiden Töchter kommen ganz nach ihr. Die haben ständig Ärger gemacht und hingen zusammen rum. Ich traf die Mutter mal nachdem sie die zweite Tochter bekommen hat. Eigentlich ein Wunder, dass es nur bei drei geblieben ist. Ihr Mann ist auch nicht ohne. Bei dem würde ich aufpassen."
Aufmerksam hörte Heather zu. "Oh man, ich möchte nicht wissen wie schwer es Mikel gehabt haben musst." murmelte Heather und konzentrierte sich wieder auf die Straße vor ihr.
"Er hatte es nicht leicht. Vorallem nicht mit seiner Hochsensibilität. Musuko hat mal erzählt, dass er mit 22 zuhause rausgeworfen wurde, als rauskam, dass er schwul ist. Kurze Zeit lebte er sogar vom Amt. Er hat schon viel durchgemacht. Aber jetzt wo ich weiß, wer seine Mutter ist, wundert es mich wenig. Die hat auch ihre Töchter rausgeworfen, als sie rausfand, dass sie Frauen attraktiv finden. Ich sag ja, ganz komisch die Frau."
Der Fahrtweg war nicht weit und Heather hielt vor dem Haus an. Beim aussteigen sah Heather den Bestattungswagen auf der Auffahrt stehen.
"Siehst du? Es ist möglich. Also passt deiner da das nächste Mal auch rauf." flüsterte Shadia ihr zu und kicherte. Sie sahen das Ehepaar auf sie warten. Sie betraten das Haus und Musuko dankte seiner Mutter, als er das eingerichtete Wohnzimmer sah.
"Vielen Dank." Er umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Derweil holte Heather die Torte und Musuko sah sie ungläubig an.
"Nein, ach Heath. Du solltest doch nicht soviel Geld für eine Torte ausgeben. Was bekommst du?" Gerührt sah er zur Torte die in schwarzen Fondant gehüllt war. Verziert mit Dekor in Knochenform und einem kleinen rosa Einhorn, welches Musuko zum lachen brachte. "Genial. Ich weiß nicht was ich sagen soll."
"Um auf deine Frage zurückzukommen, sieh es als Hochzeitsgeschenk meinerseits an." Eine Umarmung folgte und er wuschelte durch ihr Haar. Mikel sah die Torte. "Sie ist toll." Eine kleine Träne rollte über Mikels Wange und er umarmte zuerst Shadia. Zögerlich sah er Heather an und nach einer kurzen Überwindung umarmte Mikel zum ersten Mal Heather. Ein großer Vertrauensbeweis.
"Es ist übrigens eine Schokosahnetorte und die Kollegin aus der Kondi hat einmal bei mir angerufen. Sie dachte ich hätte mich am Datum vertan und war irritiert, als sie erfuhr, dass es eine Hochzeitstorte ist. Sie weiß bis heute nicht was das Einhorn für eine Bedeutung hat, haha."
Bevor sie sich an den Tisch setzten bestand Shadia auf ein Foto. Das erste zeigte nur Mikel und Musuko. Auf den zweiten waren alle vier zu sehen, wie sie vor der Kamera rumalberten.
Sie setzten sich an den Tisch und Shadia schnitt für jeden ein Stück Torte ab. "Jetzt seid ihr miteinander verbunden, wie schön." schwärmte Shadia. "Erst verheiratet und als nächstes nähen wir uns aneinander." scherzte Musuko und biss in den Fondantschädel. "Und wie fühlt es sich an?" erkundigte sich Heather und sah zu Musuko.
"Richtig. Es fühlt sich richtig an." Er strich über Mikels linke Hand und Heather rührte dieser Anblick. "Bevor ihr euch zusammennäht kommt als nächstes das gemeinsame Tattoo oder?" erkundigte sich Shadia und Musuko nickte.
"Termin bei meinem Lehrmeister steht bereits." Weiterhin hielt er Mikels Hand. "Und wenn ihr euch zusammennäht denkt daran, dass ihr später einen größeren Sarg benötigt und möglichst zeitnah sterben solltet." Shadia sagte dies, als würde sie die Idee gut finden und für realistisch halten. Heather wusste dieses Mal, dass Shadia nur scherzte, obwohl sie zweimal überlegen musste. Musuko verstand es sofort und Heather erkannte die innige Verbundenheit zwischen beiden.
Heather fuhr das frisch vermählte Paar mit Goth Rock Musik heim. Sie stieg aus, um beide zu verabschieden. Es war bereits spät und dunkel geworden. "Gute Nacht ihr beiden. Genießt es."
Musuko umarmte sie ein letzte Mal.
"Werden wir. Komm gut heim. Ach und sowas kannst du gerne öfters tragen." Er grinste und stupste ihr Make-Up an.
"Ja, ich hätte zwar das Gefühl, jeder guckt mich an und es ist eindeutig zu viel Make-Up, aber nein danke. Da färbe ich lieber meine Haare pink." Musuko hob eine Augenbraue.
"Oh, tu was du nicht lassen kannst. Gute Nacht." Sie winkte Mikel zum Abschluss.
Musuko und Mikel lagen bettfertig im Schlafgemach. Auf dem Schreibtisch lag ein großes Präsent von Mikel an Musuko. Eine große Statue von zwei verwachsenen Menschen aus ihrer Lieblingshorrorserie Body Horror. Diese Statue konnte individuell beschriftet werden und zeigte die Namen beider.
"Ich kann meine Freude nicht in Worte fassen. Es war perfekt, auch mit der Anwesenheit meiner Schwestern." Mikel kuschelte sich so dicht an Musuko wie möglich.
"Das ist schön. Wir hätten uns das von niemanden kaputt machen lassen." ermutigte Musuko ihn und legte den Arm um ihn. "Sie sagten ja, sie hätten mit mir zusammen gespielt. Folterung haben die betrieben. Patricia hat immer ihre Musik lautstark bis in die Nacht gehört und Caitlyn zockte immer diese brutalen Spiele. Einmal zwangen sie mich eine Tieroperation anzusehen, die im Internet hochgeladen wurde. Und wenn sie Streit hatten durfte ich ihn schlichten. Die Beiden sind die Hölle."
"Gruselig, dass das jetzt meine Schwägerinnen sind." Beide lachten über diese Aussage. "Ich bin froh, dass ich eine Schwiegermutter wie Shadia habe." Musuko lächelte gerissen.
"Willkommen in der Bestatterfamilie, Mikel Fukkatsu."