Schnur des Meeres
Ihre Länge raubt den Atem
Wundersam
Die Lange Nemertine (Lineus longissimus) gehört zu den Schnurrwürmern (Nemertea). Das in ihrem Art- und Trivialnamen das Wort "Lang" eingebunden ist, kommt nicht von ungefähr. Zwar liegt der Körperdurchmesser der Art gerade einmal bei 5 bis 10 Millimetern, die Länge des Tieres beträgt aber normalerweise 5 bis 10 Meter. Damit ist das Tier schon im Normalfall tausend Mal länger als breit. Doch die normale Länge ist nicht das beeindruckendste. Die Lange Nemertine wurde auch häufig schon mit einer Gesamtlänge von 30 Metern gefunden. Zum Vergleich der Blauwal (Balaenoptera musculus), welcher als das rezente (heute noch lebend) größte und schwerste Tier gilt, ist in seinem längsten Größenrekord, mit insgesamt 33,6 Metern nur 3,6 Meter größer, als einige gefundene Lange Nemertinen.
Allerdings gibt es da noch diesen einen Fund aus dem Jahr 1864 nach einem Sturm an der Küste von St Andrews, Schottland. Dort wurde eine Lange Nemertine mit einer Gesamtlänge von 55 Metern gefunden.
Allerdings wurde der 33,6-Meter-Blauwal wissenschaftlich vermessen, die 55-Meter-Lange-Nemertine nicht, wir können daher nicht sagen, ob die Lange Nemertine nicht vielleicht wirklich das längste, bekannte Tier ist (denn auch in den Millionen und Milliarden Jahren zuvor ist kein Lebewesen dem Menschen bekannt, was eine Länge von 55 Metern erreicht haben soll).
Oder ob man sich bei dem Fund vermessen hat (oder anderweitig nachhalf, in dem man Körper in die Länge zog, um ihn besser zu vermessen, was ihn aber auch unweigerlich in die Länge zog). Was in beiden Fällen nichts daran ändert, dass es sich um eine äußerst faszinierende Spezies handelt, welche einen schmalen Giganten der Meere verkörpert.
Das lange Tier ist dunkelbraun mit hellbraunen Längsstreifen gefärbt und ernährt sich räuberisch von anderen Tieren. Die Lange Nemertine besiedelt Brackwasserzonen der Meere Nordwesteuropas, also im Nordostatlantik um die Britischen Inseln und entlang der norwegischen Küste bis in die Nord- und Ostsee.
Fühlt sich die Lange Nemertine bedroht, produziert sie große Mengen dicken Schleims mit einem schwachen stechenden Geruch, der an Eisen oder Abwasser erinnert. Dieser Schleim ist sehr giftig (Neurotoxisch um genau zu sein) und kann problemlos Krabben und ähnliches töten, aber auch für den Menschen lebensbedrohlich werden.
Bilder
- https://species.wikimedia.org/wiki/File:Nemertean_Lineus_longissimus.tif
- https://www.darwintreeoflife.org/wp-content/uploads/2021/10/IMG_1030-1-1024x619.jpeg
- https://www.sealifebase.ca/photos/thumbnailssummary.php?ID=57093
Quellen
- S. G. Brown: Balaenoptera musculus (Linnaeus 1758) – Blauwal, in Jochen Niethammer, Franz Krapp (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Teil I Wale und Delphine – Cetacea, Teil IB: Ziphidae, Kogiidae, Physeteridae, Balaenidae, Balaenopteridae. Aula-Verlag, Wiesbaden 1995, ISBN 3-89104-560-3.
- Lineus longissimus Lange Nemertine https://www.meerwasser-lexikon.de/tiere/6513_Lineus_longissimus.htm ABgerufen am 15.03.2023
- "Potential insecticide discovered in Earth's longest animal". UQ News. https://www.uq.edu.au/news/article/2018/03/potential-insecticide-discovered-earth%E2%80%99s-longest-animal ABgerufen am 15.03.2023
- Adriaan Gittenberger, Cor Schipper: Long live Linnaeus, Lineus longissimus (Gunnerus, 1770) (Vermes: Nemertea: Anopla: Heteronemertea: Lineidae), the longest animal worldwide and its relatives occurring in The Netherlands. In: Zoologische Mededelingen, Band 82, Januar 2008, S. 59–63 http://dpc.uba.uva.nl/cgi/t/text/get-pdf?idno=m8201a07;c=zoomed ABgerufen am 15.03.2023
- M. Carwardine: The Guinness Book of Animal Records. Guinness Publishing. 1995
- Gerald L. Wood Animal Facts and Feats: A Guinness Record of the Animal Kingdom, S. 334.
- Richard S. K. Barnes: The Brackish-water Fauna of Northwestern Europe. Cambridge, 1994, ISBN 978-0-521-45556-5, S. 74