Die Alte Zeit
mein Herz ein Ginkgoblatt
Liebe für immer
Der Ginkgo (Ginkgo biloba), auch Ginko, ist eine aus China stammende Baumart, welche heute weltweit angepflanzt wurde. Er ist der einzige lebende Vertreter der Ginkgoales, einer ansonsten ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen. Seine fächerartigen Blätter sind in der Pflanzenwelt einzigartig und erlauben die leichte Bestimmung des sommergrünen Baumes. Weniger bekannt als die Form der Blätter ist die Geschichte hinter dem Namen "Ginkgo". Der Name leitet sich vom chinesischen Yínxìng (銀杏 / 银杏) her, dessen sinojapanische Aussprache Ginkyō (jap. phonographisch ギンキョウ) ist. Ginkyō bedeutet so viel wie Silberaprikose, was auf die silbrig, schimmernden Samenanlagen des Baumes verweist. Erstmallig in Europa bekannt wurde der Ginkyō durch den deutschen Arzt und Japanforscher Engelbert Kaempfer, welcher in den Jahren 1690 und 1691 umfangreiche Untersuchungen an der japanischen Pflanzenwelt durchführte (der Ginkyō wurde nach Japan eingeführt und wurde hauptsächlich als Tempelbaum kultiviert). Die Ergebnisse seiner Forschung publizierte er unter dem Titel "Flora Japonica" in seinem Werk Amoenitatum Exoticarum (Lemgo, 1712). Dafür hatte er sogar nahezu alle Pflanzen, die er beschrieb, auch zeichnerisch festgehalten. Kaempfer legte aber nicht nur auf die Illustrationen wert, er wollte die einheimischen Namen wiedergeben. Dafür ließ er sich von Japanern im bebilderten, enzyklopädischen Wörterbuch Kinmō-zui (訓蒙図彙 von Tekisai Nakamura, 1666) zeigen, damit er sogar die Schriftzeichzen korrekt wiedergab, kopierte er sie aus dem Wörterbuch. Bei der Wiedergabe der Lesung Ginkyō in lateinischer Schrift unterlief Kaempfer aber ein Schreibfehler. Für gewöhnlich transliterierte er die "kyo" Silbe in Form eines kjo, doch hier schrieb er aus ungeklärten Gründen ein "kgo", noch unerklärlicher wird es, da Briefe von Kaempfer bekannt sind, wo er davor und danach von Ginkyō spricht. Der Schreibfehler wurde dann von 1771 von Carl von Linné bei der Erstveröffentlichung der Gattung übernommen und ist damit, laut den Regeln der botanischen Nomenklatur, unveränderbar, auch wenn es richtig Ginkyō heißen müsste.
Bilder
- https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ginkgo_biloba?uselang=de
- https://www.awl.ch/heilpflanzen/ginkgo_biloba/ginkgo.htm
Quellen
- Wolfgang Michel: On Engelbert Kaempfer’s „Ginkgo“. Abgerufen am 12. März 2010 https://catalog.lib.kyushu-u.ac.jp/opac_detail_md/?lang=1&amode=MD100000&bibid=2898 Abgerufen am 24.03.2023
- Siegfried Unseld: Goethe und der Ginkgo. Ein Baum und ein Gedicht. Insel, Frankfurt am Main 2003 (Insel-Bücherei 1188), ISBN 3-458-34175-7, S. 12.
- Mantissa Plantarum Altera. Stockholm 1771, S. 313, https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k966180.image.f321.pagination Abgerufen am 24.03.2023
- Peter Del Tredici: Ginkgo biloba. In: Peter Schütt u. a. (Hrsg.): Lexikon der Nadelbäume. Nikol-Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-933203-80-9, S. 187–196.
- https://www.iucnredlist.org/species/32353/9700472 Abgerufen am 24.03.2023