Der Scultone, auch Ascultone genannt, ist ein Wesen der sardischen Folklore, es handelt sich der Überlieferung nach um ein drachenähnliches Reptil, das Menschen und Tiere tötete, bis es letztlich, trotz Unsterblichkeit, getötet wurde.
Merkmale
Francesco Cetti (* 9. August 1726 in Mannheim; † 20. November 1778 in Sassari), ein italienischer Jesuit, Mathematiker und Zoologe, welcher sich in seinen Werken auf die Fauna Sardiniens spezialisiert hatte, beschreibt den Scultone als tatzelwurmähnlich. Also mit einem schlangenartigen Körper, zwei klauentragenden Vorderfüßen und einem eher flachen Kopf. Da das Wesen als drachenähnliches Reptil beschrieben wird, ist anzunehmen, dass es keine Katzen- und oder Büffelmerkmale besaß, wie es manche Tatzelwürmer tun. Weiter wird in den lokalen Legenden der Stadt Baunei erwähnt, dass der Scultone Flügel besaß, welche so kraftvoll waren, dass sie eine Erdspalte im Hochplateau Golgo erschaffen konnte. In einer anderen Überlieferung wurde diese Spalte im Kampf mit dem heiligen Petrus geschaffen.
Es besaß einen tödlichen Blick, der durch Spiegel und ähnliches zu reflektieren war. Eine Eigenschaft, welche an Basilisken und Gorgonen erinnert.
Vorkommen
Der Scultone ist nur von einem kleinen Gebiet Sardiniens nahe der Stadt Baunei bekannt. Damit war die Art endemisch für Sardinien.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt, man kann davon ausgehen, dass dieses Drachenwesen ein Raubtier gewesen ist.
Die Unsterblichkeit des Lebewesens könnte auf eine immense Langlebigkeit hinweisen, welche eine sehr geringe oder nicht vorliegende Fortpflanzungsrate bedeuten dürfte. Womöglich ist dies der Grund, warum diese Drachenart nur von einem einzigen Exemplar bekannt ist und sehr wahrscheinlich ausgestorben ist.
Kulturelle Bedeutung
Über den Scultone wurde nur im Umland von Baunei berichtet, er soll eine Heimsuchung für die Stadt gewesen sein, welche Menschen und Vieh tötete. Er wurde später durch den Apostel Paulus mit seinem eigenen Blick, durch einen Spiegel, getötet. Allerdings nicht durch seinen eigenen Blick, sondern in dem der Heiligen Petrus das in Schock befindliche Wesen am Schwanz packte und solange auf den Boden schleuderte, bis es verstarb. Dabei soll eine Erdspalte namens "Su Sterru" im Hochplateau Golgo erschaffen worden sein.
Taxonomische Stellung
Aufgrund seiner Anatomie und auch der Einschätzung von Francesco Cetti kann man davon ausgehen, dass es sich bei dem Scultone um einen nahen Verwandten von Tatzelwurm, Haselwurm und letztlich Lindwurm handelt. Aufgrund seines tödlichen Blickes erscheint die Möglichkeit einer Verwandtschaft zu Basiliken und Gorgonen, vermutlich hat sich diese Fähigkeit aber konvergent in mehreren Drachenlinien entwickelt.
Nachweise
- Agugliastra.it: Su Scultone del Golgo e San Pietro http://www.agugliastra.it/cultura-tradizione-in-ogliastra/leggende-in-ogliastra/item/3677-su-scultone-del-golgo-e-san-pietro.html (Italenisch) Abgerufen am 30.07.2022
- Shuker Nature: The Basilisk and Cockatrice (englisch) http://karlshuker.blogspot.com/2016/12/the-basilisk-and-cockatrice-monstrous.html Abgerufen am 30.07.2022
- Totem e Tabu: Tatzelwurm (italienisch) http://totemundtabu.blogspot.com/2014/12/il-tatzelwurm-e-una-creatura.html Abgerufen am 30.07.2022